Peavey Cirrus 4 Tiger Eye & Cirrus 5 Walnut im Test
von Stefan Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
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Peaveys Cirrus Bass war schon in der ersten Auflage 1997 ein Profi-Gerät, wie es im Buche steht: Edle Holz- und Hardware-Komponenten, eine studiotaugliche Elektronik sowie die extralange Mensur überzeugten damals nicht nur Totos Groove-Veteranen Mike Porcaro und David Hungate. Knapp 20 Jahre nach der Erstvorstellung bringt Peavey seinen zwischenzeitlich ausgestorbenen Edel- Klassiker zurück – und zwar ohne Abstriche!
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Und das zu einem niedrigeren Preis als damals! Nun werden sich einige an die günstigen, abgespeckten BXP-Modelle erinnern, mit denen die neue Linie jedoch wenig zu tun hat. Sie steht in allen Details voll und ganz in der Tradition der aufwendigen USA-Versionen und so ist der günstige Preis natürlich nur durch eine Verlagerung der Produktion nach Fernost möglich. Die neuen Cirrus-Bässe werden nämlich – wie viele andere Instrumente heutzutage – in Indonesien gefertigt.
Eine Menge Holz
Wie damals geht das neue Cirrus-Lineup mit einer großen Auswahl an den Start: Es gibt vier verschiedene Modelle mit den Deckenhölzern Bubinga, Walnuss (im Test), Roteiche und Wölkchenahorn (im Test) – jeweils als 4- und 5-Saiter. Bei allen kommen Korpusflügel aus leichter Erle zum Einsatz, die bei den im Öl-Finish gehaltenen Bubinga- und Walnuss-Varianten auf einen durchgehenden, mit Ahornstreifen gesperrten Mahagonihals treffen. Die klarlackierten Roteiche- und Wölkchenahorn-Modelle setzen beim Hals auf die gleichen Zutaten, allerdings sind hier die Material-Anteile genau umgekehrt. Decke und Kopfplatte unseres Wölkchenahorn-Viersaiters sind in einem hellen Braun/Orange gehalten, zu dem die dunklere, leicht rötliche Rückseite einen starken Kontrast bildet – Peavey nennt dieses Finish Tiger Eye.
Ungewöhnlich ist, dass der Hals trotz des klarlackierten Bodys im Spielbereich mit einem hauchdünnen Matt-Finish überzogen ist; ein entsprechend fühlbarer Übergang findet sich – wie bei den alten USA-Modellen – auf Höhe des 21 Bundes. Auf den dunklen Palisandergriffbrettern sitzen 24 sauber verrundete und polierte Jumbo- Bünde, Markierungen für die Lagen findet man – mit Ausnahme des Cirrus-Logos im zwölften Bund – nur auf der Griffbrettkante. Das Tiger-Eye-Modell ist das einzige mit Matching-Headstock-Optik, alle anderen Kopfplatten werden durch einen stylischen Karbon-Aufleimer versteift – so auch bei unserem Walnuss- Fivestring. Die extralange 35“-Mensur erhöht den Saitenzug und soll auch bei den neuen Cirrus-Bässen für einen extra klaren und straffen Ton sorgen. Dank der cleveren Bauform und der relativ nah zur Korpuskante positionierten Brücke sind beide Bässe trotzdem nicht länger als ein durchschnittlicher Preci.
Der aus massivem Messing gefräste Flachsteg lässt sich in drei Dimensionen justieren und nimmt die Saiten von oben auf. Seine Matt-Gold- Optik passt einwandfrei zu der der sahnig laufenden Gotoh-Mechaniken, die von hinten auf einer in die Kopfplatte eingelassenen Metallplatte montiert sind. Die sogenannte PowerPlate ist ein gänzlich neues Feature der indonesischen Cirrus-Bässe: Sie soll der Kopfplatte mehr Masse geben und so das Sustain beflügeln sowie unerwünschte Deadspots eliminieren. Für den elektrischen Ton steht ein aktives Pärchen hauseigener VFL-Humbucker bereit, die sich schon in den USA-Modellen beweisen konnten und sich zusammen mit dem aktiven 3-Band- EQ zwei neben dem E-fach untergebrachte 9V-Blöcke teilen. Die Verarbeitung der neuen Cirrus-Linie ist grundsätzlich solide, lediglich bei den Farb- und Hölzübergängen sind hier und da kleinere Unsauberkeiten zu erkennen.
(Un)gleiche-Brüder
Unser Cirrus-Pärchen kommt in soliden Holzkoffern, die nach dem Öffnen noch etwas Chemiegeruch ausdünsten wollen. Mit ihren XXL-Gurtpins hängen beide Tieftöner bombensicher am Gurt, das lange Korpushorn sorgt für eine optimale Balance. Mit 3,8 kg (4-Saiter) bzw. 4,0 kg (5-Saiter) Gewicht sind beide Kandidaten durchaus noch schulterfreundlich; das schlanke D-Profil der Hälse lässt sich außerdem bis in die höchsten Lagen absolut mühelos spielen. Unverstärkt haben unsere Testbässe viele klangliche Gemeinsamkeiten, es gibt aber auch ein paar Unterschiede: Zunächst sorgt die 35“- Mensur bei beiden Modellen für ein souveränes, ausgesprochen klares Bassfundament. Die Töne stehen wirklich unverschämt lange – in Sachen Sustain und gleichmäßiger Ansprache müssen sich diese Cirrus-Bässe auch vor Nobel-Teilen, die ein vielfaches kosten, nicht verstecken.
Tatsächlich scheint hier die Powerplate an der Kopfplatte maßgeblichen Einfluss zu haben, allein mit dem durchgehenden Hals lässt sich die ausdauernde Stimme dieses Duos nämlich nicht erklären. Der Grundsound zeichnet sich entsprechend eher durch detailreiche Obertöne und einen durchsichtigen Klang-Körper aus. Wo die Mahagonihals- Variante diesen Charakter mit ihrem extra feinen Breitband-Ton auf die Spitze treibt, steuert der etwas schroffere Ahorn unseres Viersaiters mehr rockigen Tiefmittengrowl und bissige Hochmitten bei.
Am Amp machen die VFL-Tonabnehmer mit ihrem durchaus eigenen, warmen und kompakten Sound auf sich aufmerksam. Hier ist wirklich alles da: Eine gute Portion Kompression, kellertiefe Bässe, körperstarke, aber nicht übertrieben ausgeprägte Mitten und lispelnde, feine Höhen – stark! Durch die einheitliche Pickup-Bestückung rücken die Cirrus klanglich nun etwas näher zusammen: Der Steg-Pickup liefert bei beiden Modellen ein volles Mittenspektrum sowie ein straffes, impulstreues Low-End, das unser 5-Saiter mit einer Prise Stingray-artiger Höhen würzt, während die Tiger-Eye-Variante konkreter, nörgeliger und etwas „fenderiger“ rüberkommt.
In der Mittelposition wird das Ganze nochmal deutlich trockener und druckvoller und auch hier beißt sich unser 4-Saiter mehr nach vorn, während der Walnut-5er wärmer und banddienlicher tönt. Am Hals ist der Unterschied schließlich am Größten, wobei die Tendenzen die gleichen bleiben. Natürlich lassen sich beide Testkandidaten mit dem hochwertigen EQ auch in die jeweils andere Richtung biegen und tatsächlich darf man an den Klangregler auch mal Vollgas geben, ohne dass es hässlich klingt (sofern die Amp-Vorstufe es mitmacht).
Alternativen
Die Preisklasse um die 1000-Euro-Marke ist bekanntlich heiß umkämpft und so gibt es natürlich auch in der Welt der extralangen Hälse reichlich Alternativen. Ibanez hat mit dem SRFF805 (€ 965) beispielsweise einen starken Fanned-Fret-Fünfsaiter (34“-35,5“) im Programm, der mit einem besonders warmen Bassfundament und einer absolut hervorragenden H-Saite gesegnet ist. Wer es etwas direkter und knalliger will, wird beim teureren und noch kompromissloseren LTD B- 1005SE (€ 1699) fündig – ebenfalls ein Multiscale-Bass (34“-37“), der durch seine Konstruktion und Pickupbestückung jedoch etwas Präsenzbetonter und angriffslustiger daherkommt. Soll es zuletzt etwas günstiger sein, lohnt es sich, einen Blick auf den 35“-Fivestring Sire Markus Miller M7 (€ 659) zu werfen. Hier bekommt man eine Menge Ausstattung inklusive einer extrem flexiblen Pickup- Schaltung fürs Geld.
Resümee
Ohne Frage – starke Teile diese neuen Cirrus-Bässe! Es ist schon erstaunlich, wie nah die neuen Indonesier den alten USA-Vorbildern kommen. Natürlich gibt es feine Unterschiede in der Haptik und in den Verarbeitungsdetails, der Gesamteindruck, und viel wichtiger der Ton, wissen jedoch absolut zu überzeugen. Die neuen Cirrus-Bässe liefern einen mächtigen, sehr „fertigen“ Ton, mit dem man sich Freunde bei Live- und Studio-Mischern macht. Besonders das unerschütterliche Sustain und die ausgesprochen gleichmäßige Ansprache sind nicht nur für die Preisklasse bemerkenswert.
Ich spiele den Peavey Cirrus Walnut 5-String Bass nun 4 Monate und kann den Test nur zustimmen:
Super Klangverhalten und beste Bespielbarkeit für wenig Geld.
Für alle, die einen günstigen, aber edlen Bass mit eigenständigen Design fernab des Mainstreams suchen.
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