Angeregt durch die heimischen Erlebnisse mit den in der letzten Ausgabe beschriebenen Vintage-Les-Pauls, wollte ich natürlich die Zeit auch nutzen, um an den Ursachen für die festgestellten Klangergebnisse zu forschen.
Im Jahr 2006 hatte ich zusammen mit Andreas Kloppmann den Studio-Gitarristen Peter Weihe schon einmal in Hamburg besucht. Damals hatte ich eine 1958er Les Paul im Gepäck, die einst Dickey Betts auf den legendären Aufnahmen zum ‚Live At Fillmore East‘- Album der Allman Brothers gespielt hatte. Vermutlich war es auch die Gitarre, mit der er seinen Instrumental-Hit ‚Jessica‘ einspielte. Und die wollte Peter unbedingt mit seiner eigenen 58er Les Paul vergleichen.
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Um die Sache abzukürzen: Obwohl aus dem gleichen Baujahr und Material klangen die Gitarren sehr unterschiedlich. Die Dickey-Betts-Paula klang hell und offen, relativ stringent im Bass, aber in der Summe recht hart und „scooped“ in den Mitten. Man könnte sogar soweit gehen und behaupten, dass sie ein regelrechtes Mittenloch besaß. Die Gitarre von Weihe hingegen sprach besser an, tönte insgesamt weicher und hatte diese ausgeprägte Mittenpalette wie man sie von einer herausragenden Les Paul erwartet. Sie hatte diesen verführerischen „Schmatz“ im Anschlag und klang in jeder Lage ausgewogener.
Die Allman-Brothers-Gitarre hatte jedoch diesen unverkennbar, leicht nasalen Charakter im Clean-Bereich. Doch welche war nun typisch?
Darauf wussten wir damals keine Antwort, staunten über die Unterschiede jedoch nicht schlecht. Im direkten Vergleich mochten Peter und Andreas Kloppmann die 58er von Weihe viel lieber, während ich in ihr eher das Allround-Talent zu erkennen glaubte und in der Betts-Les-Paul den Charakter-Kopf, der auf seine ganz eigene Art eine unverkennbare Stimme besaß. Doch gilt das auch für alle anderen Vintage-Les-Pauls?
Zuhause verhielt es sich ähnlich mit den drei Probanden aus Berlin. Die 58er Goldtop klang wunderbar offen und klar mit sehr prägnantem Anschlag und so einem verführerischen „Glitzern“ im Hochton, die amberfarbene 59er dagegen fett und mittig mit sehr rockigem Antritt und die 59er Sunburst, genannt „Fritze“, süß, zart und singend. Jetzt höre ich die Kritiker schon wieder unken aufgrund meiner recht abgedroschenen Beschreibungen. Sei’s drum. Es ist eben verdammt schwer, solche Unterschiede verbal zu beschreiben. Für Klang gibt es eben keine Worte.
UND NOCH DREI WUNDERBARE BURSTS…
Als Peter davon hörte, dass ich drei alte Les Pauls geliehen hatte, erteilte er mir eine Einladung der besonderen Sorte, denn wir verabredeten uns mit Thomas Weilbier von Nr. 1 in Hamburg, Peters langjährigem Gitarren-Berater und Burst-Experten Harald Schliekelmann aus Walsrode, Pickup-Legende Andreas Kloppmann und Udo-Lindenberg-Gitarristin Carola Kretschmer, die auch eine Burst zur Hörprobe beisteuern wollte. Und darauf hatte ich mich besonders gefreut, da ich Kretschmers Ton seit jeher liebte.
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Carola tauchte nicht auf. Sie sei schwer an einer Grippe erkrankt, hieß es. Nur wenige Tage nach unserem Treffen erreichte uns die schockierende Todesnachricht. Aufgrund dessen habe ich auch beim Schreiben dieser Zeilen einen gewaltigen Kloß im Hals. Dazu später mehr. Ich versuche das Schaffen von Carola Kretschmer an anderer Stelle noch zu würdigen.
Zum Treffen hatte Thomas Weilbier zwei wunderschöne und perfekt erhaltene 59er Bursts mitgebracht, bei Peter standen noch seine von Gitarrenbauer Stefan Zander präparierte Historic-Collection-Les-Paul mit neuem Honduras-Mahagoni-Hals samt zertifizierten Rio-Palisander-Griffbrett mit zwei Double-White-59er-PAF-Pickups, seine Collectors Choice STP mit einem Kloppmann-Peter-Weihe-Set sowie eine wirklich umwerfende 1960er Les Paul ebenfalls mit Double-White-PAFs. Die drei Leihgaben habe ich aus Sicherheitsgründen zuhause gelassen. Ich wollte keinen Transportunfall riskieren, obwohl ein möglicher Vergleich natürlich verlockend erschien.
Peter Weihe hat ein System entwickelt, um Burst-Sounds zu archivieren. Er nimmt so viele alte Les Pauls wie möglich mit den jeweils gleichen Licks „trocken“, das heißt unverstärkt in seinem Studio auf, und schickt diese Licks dann via Re-Amping über verschiedene Amp-Settings zurück in seine Abhöranlage. Die Boxen stehen schalldicht im Keller und sind entsprechend mikrofoniert. Die Licks spielt er dabei jeweils an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten, da er auf kleinste Variationen im Anschlag Rücksicht nehmen möchte („morgens klinge ich anders als abends…“).
So kann man auf Knopfdruck bei gemäßigter Lautstärke ganz entspannt die verschiedenen Gitarren hören. Nun spielte Peter uns verschiedene Aufnahmen vor, ohne zu sagen, welche Gitarre man hört. Wir sollten dann in einer Art Blindtest unsere Vorlieben und Eindrücke schildern.
(Auf der nächsten Seite geht’s weiter!)
DER THEORETISCHE VORGRIFF
Und nun sind wir mittendrin in einer äußerst schwierigen Materie. „Was ist guter Klang?“, und „Wie entsteht er?“.
Nach welchen Kriterien man sich in dieses Thema hineinbegibt, prägt natürlich auch die Art der Betrachtung. Mich begleiten diese Gedanken seit meinem Studium der Musikwissenschaften in den frühen Achtzigern. Und da die sogenannte E-Gitarre nun einmal elektrisch verstärkt wird, ruft es hier vor allem Physiker auf den Plan, die nach messbaren Beweisen rufen und für die alles nicht Messbare einfach nicht existiert. Doch genau so wenig wie unsere Sprache geeignet ist, Klänge zu beschreiben, versagt hier auch die Mathematik. Denn sie ist die Sprache der Physiker.
Natürlich benötigen wir Eckdaten, etwa was den Wert eines Tonkondensators angeht oder seitens der grundlegenden Parameter Frequenz und Amplitude. Aber das ist längst nicht genug. Sie vermischen sich vielmehr mit ästhetischen Ausprägungen, die kaum zu beschreiben sind. Begriffe wie „200 Hertz“ oder „20dB“ beschreiben noch lange keinen Klang, der scheinbar unendlich komplexer ist. Genauso wenig beschreiben Material-Begriffe wie Mahagoni, Palisander, Ahorn oder Bronze Klänge, sondern eben nur bestimmte Materialien, die im Fall von Holz sogar noch recht unbestimmt sind, denn jeder Baum ist schließlich etwas anders.
Ich habe auch noch nie einen Baum gesehen, der sich als „Klangholz“ oder „besonders geeignet für Les Pauls“ zu erkennen gab. Daher wird das mathematische Gitter, wenn man sich ausschließlich als Physiker nähert, recht dünn. Alle Messergebnisse scheinen in der reinen Beliebigkeit zu enden, denn sie zeigen kaum „was ist“, sondern können offenbar alles belegen „was nicht ist“. Aus Sicht des Physikers ist das auch durchaus legitim. Denn das ist schließlich sein Fach. Man benötigt für jede Theorie einen eindeutigen und wiederholbaren Beweis.
Das versucht beispielsweise der Regensburger Professor Dr. Manfred Zollner in seiner sehr ausführlichen Abhandlung „Die Physik der E-Gitarre“, die tatsächlich profunde Messergebnisse in großer Breite zur Verfügung stellt. Am Ende steht dann jeder Berichterstatter von Gitarrenklängen inklusive aller Musikjournalisten als absolut fehlbar da, denn auch das funktioniert eben nicht. Wir quälen uns durch allerlei zugegebenermaßen missverständliche (oder gar falsche) Begrifflichkeiten hindurch und treffen es doch nicht auf den Punkt, ja erzeugen sogar selbst das scheinbar reinste Chaos der Klangbeschreibungen: sahnig, cremig, funkelnd, spritzig, druckvoll, verführerisch, flüssig, mitreißend und so weiter … Was soll das sein? Und wenn einer ein Lied davon singen kann, dann bin ich es selbst.
Wir erzeugen mitunter – wie der Wuppertaler Kunstkritiker Bazon Brock es nennt – eine „normative Kraft des Kontrafaktischen“. Dicke Hälse klingen dick, dünne eben dünn, Mahagoni klingt warm, Ahorn dagegen kühl, geleimte Hälse bringen mehr Sustain als verschraubte, ein Knochensattel „klingt besser“ als einer aus Plastik. Woher wissen wir das alles, denn keine dieser vermeintlichen Fakten und daher längst zur Norm erhobenen Beschreibungen hält einer messbaren Physik stand? Denn natürlich gibt es auch dünne Hälse, die „dick“ klingen, und damit sind solche Dinge eben kontrafaktisch. Punkt.
Die Wissenschaft duldet nicht eine Ausnahme, wenn es um den Beweis geht. Und das ist auch gut so. Zurück nach Hamburg und unserem Burst-Vergleichstest. Wir waren uns alle einig darüber, dass zur Beurteilung der Klangbeispiele mehr gehört als Messergebnisse. Ein sogenannter theoretischer Vorgriff taugt in der musikalischen Semantik einfach nichts. Er wäre sogar tödlich für das eigentliche Wesen der Musik.
Das einzige Rezept dagegen ist, dass man immer offen für das Andere, den Widerspruch und die Ausnahme ist und sich die Bereitschaft zum Zurücksetzen aller vermeintlichen Erkenntnisse auf Null erhält. Normen gibt es vielleicht statistisch gesehen seitens der Qualität einer Stradivari, einer Pre-CBS-Stratocaster oder eben einer Burst. Aber auch hier gibt es genügend Ausnahmen, die aber die Besonderheiten bestimmter Instrumente keineswegs entkräften.
Daher bleiben uns nur Nachweise, Erfahrungen, die uns Experten weitergeben oder die wir persönlich gemacht haben. Und das sind vor allem ästhetische Parameter, die sich nun mal nicht in Zahlen übertragen lassen. Und daher sind wir Klangforscher auch gar nicht so „doof“ wie mancher denken mag. Meinetwegen schwelgen wir anstatt zu beweisen. Aber das ist eben das Wesen aller Künste. Über den historischen Partituren, die ich während meines Studiums zu sehen bekam, standen anweisende Sätze wie „beschwingt, aber nicht zu sehr…“ oder „kräftig, aber dennoch federnd…“ Da haben wir es wieder!
Heute steht da nur noch „Dreiviertel-Takt – Tempo 87“. Ich muss leider so weit ausholen, um dem, was nun folgen soll, ein gewisses Verständnis abzuringen. Klangbeschreibungen sind Näherungen, für die es offenbar weder eine Sprache noch eine Mathematik gibt. Und wenn man sich nun in den Kopf setzt, wissenschaftlich zu belegen, dass Holz für den Klang einer E-Gitarre keine Rolle spielt, dass Instrumente nur aus der Summe ihrer Teile zu verstehen und einfach nur Werkzeuge wie beispielsweise ein Hammer oder eine Dampfmaschine sind, dann wird das dem Wissenschaftler nach Formulierung der entsprechenden Vorgriffe auch gelingen. Aber dieses Raster ist viel zu groß. Und das hat jeder erfahren, der sich damit auseinandersetzt. Und nun tauchen wir in der nächsten Ausgabe endlich in die Welt der Burst-Klänge ein (die es wissenschaftlich beschreibbar ja gar nicht geben dürfte).
Bild: Udo Pipper
Peter Weihe mit seiner Burst-Libary im heimischen Studio
Betagte oder neuwertige Gibson Les Paul Gitarren hin oder her,der „besonders schön harmonische Klang“ entsteht doch faktisch durch ständiges Bespielen der jeweiligen Gitarre.Wer sein Saiteninstrument sehr häufig live on Stage spielt,bemerkt irgendwann ganz deutlich,daß die bespielte Gitarre sehr ausgewogen und irgendwie völlig frei klingt.
Dieser ganze wissenschaftlich belegte „Vodoo-Circus“ bezüglich dem besten Klangverhalten bei den wenigen uralten E.-Gitarren,die heutzutage ihre „Daseinsberechtigung“ leider sehr oft bei gut betuchten Sammlerfetischisten im Tresor ihrer riesigen Luxusvilla verbringen,und damit auch nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten dürfen,ist mittlerweile durchaus bekannt. Eine jede Gitarre wurde zum spielen gebaut,und nicht um zum verstauben unbenutzt im Safe zu „verrotten“. Man kauft ja schließlich auch kein Auto,nur um es lebenslänglich in der Garage zu stellen.
Das Kuriose an dieser Tatsache dabei ist,daß es eben (noch) immer „Prediger“ gibt,die den Leuten ihre Meinung hinsichtlich alter Gitarren unbedingt aufzwingen möchten,indem sie behaupten,daß ausschließlich uralte „Vintage“ Gitarren aus den 1950/60er-Jahren einen besonderen Sound entwickeln können.
Dies finde ich aber höchst bedenklich und anmaßend,wenn man davon ausgeht,daß gerade diese alten Gitarren anfänglich auch mal neu waren,ab Werk aus sehr einfachen Hölzern gefertigt,und mit „günstigen“ Hardwarekomponenten bestückt wurden,die damalig sofort vor Ort verfügbar waren. Alte Gitarren klingen mitunter gut,nicht weil sie eben sehr alt sind,sondern weil sie sehr viel bespielt wurden! Altes,top abgelagertes Holz hat unbestritten hervorragende Klangeigenschaften,das ist ja klar. Und Gitarrenhersteller wollen hauptsächlich ihre Produkte gewinnbringend verkaufen.Verfolgt man z.B. einmal die berühmten Historien der zwei größten Gitarrenfabrikanten aus den U.S.A.,stellt man schnell fest,daß es bereits damals um sehr effektive und kostensparende Produktionsabläufe ging,um damit lukrative Umsätze erzielen zu können. Die globale Gewinnoptimierung der hiesigen Gitarren Giganten ist heute natürlich noch ausgeprägter als zu Pionierzeiten der Gitarrenhersteller vergangener Jahre.
Leo Fender war ohne Zweifel ein purer Geschäftsmann,sein Konkurrent Orville Gibson/Epiphone gleichermaßen,dies ist hinlänglich bekannt,und entspricht dem Naturell unter Geschäftsleuten.Ich erwähne hier nur die Gewinnoptimierungen,weil es Bestandteil für etablierte Markenlabel ist.
Klartext: es ist wirklich immer wieder schön,daß noch alte E.-Gitarren existieren,die besonders gut klingen,und begeistern,aber eine „Honeymoon Gitarre“ wird m.E. momentan zu Unrecht so lobhudelnd angepriesen,womit man alle anderen neueren Gitarren regelrecht kaltstellt. Dies ist absolut unfair,und vernebelt die Sinne der Leute,die dadurch manipuliert werden,und glauben sollen,daß lediglich steinalte Gitarren zu horrenden Sammlerpreisen das einzige non-plus-Ultra darstellt.Ich gehe stet mit den Möglichkeiten,die es mir erlauben,auch zukünftig die ein oder andere gut klingende Gitarre zu ordern,die finanziell in mein Budget paßt.Da bleibe ich Realist.
Mag sein,daß es nun vielleicht harsche Kritik von den extrem fanatisch veranlagten Sammlerfreaks aus „gutem Hause“ hagelt,die nur hochpreise alte Gitarren akzeptieren,-jedoch läßt mich das wirklich eiskalt,weil ich mir stets meine eigene Meinung bilde,und diese sowieso vehement verteidige. Schön,daß es Meinungsfreiheit in diesem Lande gibt.Und die ewig propagierte „Vodoo Lounge“ der besten und edelsten alten Vintage Gitarrenraritäten kann ja auch durchaus zur Belustigung beitragen.
deinem Kommentar kann ich in allen Punkten voll zustimmen. Sehr gut und sehr fundiert. Thumbs up!
Es gibt eine Veröffentlichung von Prof. Dr. Manfred Zollner “Die Physik der Elektrogitarre”, in der er diesen ganzen Wahn ordentlich zerpflückt.
Da bleiben auch einige Redakteure nicht verschont.
Ich habe einige Male mit ihm Email-Kontakt gehabt, besonders bzgl. der “Klanghölzer” bei E-Gitarren. Vieles von dem, was so angepriesen und hochgejubelt wird, hat er ad Absurdum geführt.
Eine E-Gitarre mit Acrylbody dürfte dann gar nicht klingen, auch eine Headless mit Minibody ( J. Winter u.a.) müsste gruselig klingen, Pauls mit Hohlkammern ebenso…
Also: wer diesem Voodoo nachhechelt, soll das gerne tun.
Hi, letztendlich sagst du nichts anderes, als dass alte Gitarren besser klingen als neue, weil sie mehr gespielt wurden, dass Holz alt ist etc etc.
Tja, und nun? Fakt ist, dass ein signifikanter Anteil der Vintage-Schätzchen einfach deutlich besser klingt als das ganze neue Zeug.
Davon konnte ich mich die letzten 30 Jahre eindrucksvoll überzeugen. Seit Mitte der 90erJahre wurde ich von einer US-Top Marke unterstützt, hatte tollen Zugriff auf nagelneue Boutique Ware. Super. Heute bin ich Artist für einen wunderbaren anderen Boutique Hersteller. Das hat nichts daran geändert, dass ich mir in der Zeit einige wundervolle Vintage Gitarren zugelegt habe, die einfach besser klingen, sich besser anfühlen etc. Dieses ganze rein wissenschaftliche Geplänkel über Physik ist leider Blödsinn.
Lohnt sich. Auch für Kritiker. Rebellius spricht ein paar Punkte an, die erstmal widerlegt werden müssen…
Übrigens: Wer sagt denn, dass NUR alte Gitarren geil sind bzw. klingen? Also ich kenne da niemand – aber ich könnte auch niemand ernst nehmen, der sowas behauptet. Fakt ist: Ich habe 2 Custom Shop-Geigen (eine davon ist sogar “heavy relic”) und beide klingen, spielen sich, und riechen(!) richtig geil. Sie fühlen sich auch endgeil an und “gehorchen” meinem Spiel sehr berechenbar. Und jetzt kommt’s: Ich hatte auch schonmal ne richtig geile “Bullet”-Strat in der Hand, bei der das alles genauso war (ok, sie roch nicht so geil nach Nitro, aber sonst!). Für mich haben hier alle Argumentierenden recht, aber keiner sieht das ganze Bild: Nämlich die Gitarre als Projektionsfläche für unsere Gedanken & Gefühle. Wer mir nicht glaubt: Schaut euch die endlosen Forumsdiskussionen im Netz an, und wie leidenschaftlich die teilweise geführt werden. Das sagt genug darüber, warum Dr. Zollner zwar auch recht hat, aber die Physik nicht der Weisheit letzter Schluss ist…
Eigentlich haben alle auf ihre Weise recht. Auch meine über 50- jährige Erfahrung als Gitarrist besagt, dass nicht nur teure Gitarren gut klingen- es zählt das Gesamtergebnis- zuerst kommen wir als Gitarrist/inn/en, die am meisten ausmachen, dann die Gitarre mit all ihren möglichen Variationen, Kabel, Pedale, Amp, Speaker, ggf. Mikro… Und über jede Komponente gibt es Legenden und volle Foren. Im Grunde schaffen wir es, auch mit einer billigen Gitarre und ebensolchen Amps ein schönes Stück zu spielen. Aber natürlich kennen wir die Qualitätsunterschiede und finden schlecht bearbeitete Bünde etc. hinderlich. Solche Mängel hatte ich allerdings auch schon bei Murphy Lab Les Pauls… Für mich zählt nur noch, ob mich eine Gitarre eine enge Verbindung eingehen lässt und mich ausdrücken lässt, was ich empfinde. Dabei spielt subjektiv auch das Schwingungsverhalten des Holzes eine Rolle, egal was Professoren zu beweisen versuchen (den Einfluss der Holzschwingung auf das gesamte Schwingungsverhalten des Systems hat Prof.Dr.Zoller meines Wissens noch nicht dargestellt- man müsste ja mal die Hardware auf nicht schwingendes Material wie Beton montieren und dann dieselbe Hardware auf Tonholz, dann würde man erkennen, dass die Holzschwingung die Saitenschwingung doch beeinflusst).
Überseht bitte nicht, dass Udo in seinen Beiträgen nichts anderes behauptet. Auch er spielt gerne über nicht so teure Gitarren und behauptet nicht, dass nur die alten Klampfen klingen. Die 59er zu testen ist natürlich etwas besonderes, Ich hatte auch mal das Vergnügen und war überrascht, wie unterschiedlich sie klingen. Zwei von dreien haben mich nicht berührt und ich spiele immer noch am liebsten meine ältere RI. Und eine 64er Strat habe ich verkauft, weil eine Custom Shop Strat mit Modifikationen besser (für mich) ist. Also hört auf euer Feeling- Rock’n’Blues!
Ja, der Sound einer Gitarre ist Geschmackssache..
Ich spiele Fender Strat, Fender Tele, Godin, Ibanez Blazer und Ibanaz Musician (1980), auch eine Les Paul Classic. Jede Gitarre hat ihren
eigenen Charakter, der größtenteils natürlich den verbauten PU’s
geschuldet ist. Mit entscheidend sind aber auch die Hölzer vom Hals und Corpus sowie die Übergänge am Sattel (…Fischknochen…!) und Steg.
Alles, was zur Klangbildung beiträgt, ist von hoher Relevanz.
Und: bei akustischen Gitarren ist es offenbar, dass regelmässig bespielte
Instrumenten immer besser klingen, je öfter das Teil zum Spielen benutzt wird – siehe bestes Beispiel: Violinen im Bereich ab 500.000,– € aufwärts….
Um sich der Magie guter Instrumente zu öffnen, müssen einige Dinge über Bord geworfen werden: 1. Der Anspruch, eine physikalisch/mathematische Formel für ein wunderbares Instrument zu finden. Bisher hat noch jede Formel nicht alle möglichen Parameter eingeschlossen und muss damit Fehlerhaft sein.
2. Die Annahme, nur alt könne gut sein.
3. Die Idee, dass alle Menschen ein gleiches Klangempfinden haben (müssen). Dem einen klingt nur ein nasal / vocal komprimierter Ton schöne, der anderen ein offener breiter Klang, der über alle Register Kraft entfaltet.
Danach können wir uns öffnen und anfangen, die Wunderwerke individuell zu würdigen und es wird Ähnlichkeiten und Unterschiede gleichermaßen zu entdecken geben. Am Ende wird festzustellen sein, dass sich bestimmte Wahrscheinlichkeiten häufen, wenn bestimmte Faktoren zusammen kommen.
Auf der Dokumenta 14 gab es ein Kunstwerk, bei dem verschiedene Geigendecken, alle aus dem gleichen Material und in gleicher Geometrie mit feinem Quartzsand bestreut waren und zum Schwingen angeregt wurden. Auf jeder Decke bildeten sich aufgrund der Individualität des Holzes andere Muster und Knoten, die beim fertigen Instrument zu unterschiedlichem Klang führen. Vielleicht ein interessanter Versuch für Les Paul Bodies?
Danach hat sie aber noch Hals, Mechaniken, Tailpiece, Bridge, Sättel, Studs usw. usf..
Wenn das Kapitel der mechanischen Schwingungen abgeschlossen ist, beginnt das Kapitel der elektrischen Schwingungen. Wer will glauben, dass die elektrischen Werte eines Öl-/Papierkondensators über alle Frequenzen identisch mit denen eines Polyesterkondensators sind, auch wenn sie nominell den gleichen elektrischen Wert haben?
Ein Traum wäre es übrigens, wenn das Buch „The Beauty of the Burst“ zu jeder Gitarre auch den Sound aus Peter Weihes Sammlung enthielte.
Warten wir doch einfach ‘mal ab, zu welchem Ergebnis das ausgewiesene Fachpersonal kommt. Und merke : traue keinem, der nicht den Unterschied zwischen “Gitarre spielen” und “Gitarre bespielen” erkennen kann. Tipp : versuchen wir doch, den Text von Udo Pipper nicht nur zu lesen, sondern ihn auch zu verstehen. Der Autor beschreibt sich ja selbst als Suchenden, und wir alle – die Testenden eingeschlossen – werden am Ende der Artikelreihe sehr wahrscheinlich etwas dazugelernt haben.
Lieben wir nicht alle eine nach unseren jeweiligen persönlichen Maßstäben toll klingende Gitarre? Aber bereits hier mischt sich zum Klang das persönliche Spielgefühl. In Teilen durch Vibration, die einem das gespielte Instrument „zurück gibt“; zum Teil einfach durch die Haptik. Der eine bevorzugt abgegriffenes, der andere hat es gerne blitzblank poliert.
So bildet sich für jeden sein individuelles Trauminstrument.
Dann ist – hinlänglich bekannt – eine Gitarre ein System aus einer Vielzahl von Komponenten; eine 1:1 Duplizierung ist unmöglich; selbst das Isolieren einzelner Komponenten auf deren Beitrag äußerst schwierig. Nahezu alle Komponenten beeinflussen sich gegenseitig; nur das Gesamtbild ist entscheidend.
Aus allen obigen Gründen sind wissenschaftliche Abhandlungen der falsche Ansatz. Wer solche Artikel wie diesen hier lesen will und seine Freude daran hat (vielleicht etwas langatmige Einleitung mit „demnächst gehts dann mal richtig los“ Schluss) – dem sei es vollauf gegönnt; die anderen sollen es einfach bleiben lassen.
Ich persönlich habe die verschiedensten Les Pauls, von USA Standard über 50s Tribute, 81er Tokai bis zu einer traumhaft schönen 2016er R8 mit Burstbuckern, Wizz und Amber So59 hinter mich gebracht, in Läden und bei Freunden zig Custom shop Les Pauls und alte Japanerinnen gespielt – um schlussendlich bei einer extrem abgenudelten 89er Greco mit dreiteiligem Body und Polylackierung angekommen zu sein. Ich habe mit Soft Brass und Cryo experimentiert; mit Potis und Kondensatoren.
Mein Fazit: viele Erfahrungen gemacht und gesammelt und mit der Zeit ein Gefühl dafür erworben, was wo wieviel ausmacht bzw ausmachen kann, auch dass Optimierungsversuche kontraproduktiv sein können. Man kann mit Komponenten und v.a. Mit den passenden (!) Pickups viel beeinflussen, aber den Grundcharakter macht das Instrument selbst. Und ich kann auch heute maximal durch Ausschlussprinzip vermuten, was es ausmacht, dass eine relativ günstige Kopie so viel „besser“ ist als zB eine relativ neuwertige Custom Shop oder eine gleich alte oder ältere andere hochwertige Kopie: Das Holz; und wie viel das Instrument gespielt wurde.
An den Admin hier…ich denke, die Tatsache, dass alles was ich hier schreibe, grundsätzlich gelöscht wird, sollte reichen, mal über mein Abo dieses „Blattes“ nachzudenken.
Besten Dank.
Unser „Blatt“ freut sich über regen Diskurs unter den Artikeln 😉
Deshalb löschen wir auch nichts. Es kann schon mal vorkommen, dass unser System automatisch Kommentare als Spam markiert, wenn sie zu schnell hintereinander abgeschickt werden, die Mailadresse des Absenders als verdächtig eingestuft wird, oder sonst etwas schief läuft. Wir geben echte Kommentare aber dann manuell frei.
Grüße aus der Redaktion!
Betagte oder neuwertige Gibson Les Paul Gitarren hin oder her,der „besonders schön harmonische Klang“ entsteht doch faktisch durch ständiges Bespielen der jeweiligen Gitarre.Wer sein Saiteninstrument sehr häufig live on Stage spielt,bemerkt irgendwann ganz deutlich,daß die bespielte Gitarre sehr ausgewogen und irgendwie völlig frei klingt.
Dieser ganze wissenschaftlich belegte „Vodoo-Circus“ bezüglich dem besten Klangverhalten bei den wenigen uralten E.-Gitarren,die heutzutage ihre „Daseinsberechtigung“ leider sehr oft bei gut betuchten Sammlerfetischisten im Tresor ihrer riesigen Luxusvilla verbringen,und damit auch nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten dürfen,ist mittlerweile durchaus bekannt. Eine jede Gitarre wurde zum spielen gebaut,und nicht um zum verstauben unbenutzt im Safe zu „verrotten“. Man kauft ja schließlich auch kein Auto,nur um es lebenslänglich in der Garage zu stellen.
Das Kuriose an dieser Tatsache dabei ist,daß es eben (noch) immer „Prediger“ gibt,die den Leuten ihre Meinung hinsichtlich alter Gitarren unbedingt aufzwingen möchten,indem sie behaupten,daß ausschließlich uralte „Vintage“ Gitarren aus den 1950/60er-Jahren einen besonderen Sound entwickeln können.
Dies finde ich aber höchst bedenklich und anmaßend,wenn man davon ausgeht,daß gerade diese alten Gitarren anfänglich auch mal neu waren,ab Werk aus sehr einfachen Hölzern gefertigt,und mit „günstigen“ Hardwarekomponenten bestückt wurden,die damalig sofort vor Ort verfügbar waren. Alte Gitarren klingen mitunter gut,nicht weil sie eben sehr alt sind,sondern weil sie sehr viel bespielt wurden! Altes,top abgelagertes Holz hat unbestritten hervorragende Klangeigenschaften,das ist ja klar. Und Gitarrenhersteller wollen hauptsächlich ihre Produkte gewinnbringend verkaufen.Verfolgt man z.B. einmal die berühmten Historien der zwei größten Gitarrenfabrikanten aus den U.S.A.,stellt man schnell fest,daß es bereits damals um sehr effektive und kostensparende Produktionsabläufe ging,um damit lukrative Umsätze erzielen zu können. Die globale Gewinnoptimierung der hiesigen Gitarren Giganten ist heute natürlich noch ausgeprägter als zu Pionierzeiten der Gitarrenhersteller vergangener Jahre.
Leo Fender war ohne Zweifel ein purer Geschäftsmann,sein Konkurrent Orville Gibson/Epiphone gleichermaßen,dies ist hinlänglich bekannt,und entspricht dem Naturell unter Geschäftsleuten.Ich erwähne hier nur die Gewinnoptimierungen,weil es Bestandteil für etablierte Markenlabel ist.
Klartext: es ist wirklich immer wieder schön,daß noch alte E.-Gitarren existieren,die besonders gut klingen,und begeistern,aber eine „Honeymoon Gitarre“ wird m.E. momentan zu Unrecht so lobhudelnd angepriesen,womit man alle anderen neueren Gitarren regelrecht kaltstellt. Dies ist absolut unfair,und vernebelt die Sinne der Leute,die dadurch manipuliert werden,und glauben sollen,daß lediglich steinalte Gitarren zu horrenden Sammlerpreisen das einzige non-plus-Ultra darstellt.Ich gehe stet mit den Möglichkeiten,die es mir erlauben,auch zukünftig die ein oder andere gut klingende Gitarre zu ordern,die finanziell in mein Budget paßt.Da bleibe ich Realist.
Mag sein,daß es nun vielleicht harsche Kritik von den extrem fanatisch veranlagten Sammlerfreaks aus „gutem Hause“ hagelt,die nur hochpreise alte Gitarren akzeptieren,-jedoch läßt mich das wirklich eiskalt,weil ich mir stets meine eigene Meinung bilde,und diese sowieso vehement verteidige. Schön,daß es Meinungsfreiheit in diesem Lande gibt.Und die ewig propagierte „Vodoo Lounge“ der besten und edelsten alten Vintage Gitarrenraritäten kann ja auch durchaus zur Belustigung beitragen.
Let´s rock!
Hi Wunderkugel,
deinem Kommentar kann ich in allen Punkten voll zustimmen. Sehr gut und sehr fundiert. Thumbs up!
Es gibt eine Veröffentlichung von Prof. Dr. Manfred Zollner “Die Physik der Elektrogitarre”, in der er diesen ganzen Wahn ordentlich zerpflückt.
Da bleiben auch einige Redakteure nicht verschont.
Ich habe einige Male mit ihm Email-Kontakt gehabt, besonders bzgl. der “Klanghölzer” bei E-Gitarren. Vieles von dem, was so angepriesen und hochgejubelt wird, hat er ad Absurdum geführt.
Eine E-Gitarre mit Acrylbody dürfte dann gar nicht klingen, auch eine Headless mit Minibody ( J. Winter u.a.) müsste gruselig klingen, Pauls mit Hohlkammern ebenso…
Also: wer diesem Voodoo nachhechelt, soll das gerne tun.
Bluesy grooves,
Manni
Hi, letztendlich sagst du nichts anderes, als dass alte Gitarren besser klingen als neue, weil sie mehr gespielt wurden, dass Holz alt ist etc etc.
Tja, und nun? Fakt ist, dass ein signifikanter Anteil der Vintage-Schätzchen einfach deutlich besser klingt als das ganze neue Zeug.
Davon konnte ich mich die letzten 30 Jahre eindrucksvoll überzeugen. Seit Mitte der 90erJahre wurde ich von einer US-Top Marke unterstützt, hatte tollen Zugriff auf nagelneue Boutique Ware. Super. Heute bin ich Artist für einen wunderbaren anderen Boutique Hersteller. Das hat nichts daran geändert, dass ich mir in der Zeit einige wundervolle Vintage Gitarren zugelegt habe, die einfach besser klingen, sich besser anfühlen etc. Dieses ganze rein wissenschaftliche Geplänkel über Physik ist leider Blödsinn.
…darf ich eine Empfehlung aussprechen?
Wenn ja, dann danke dafür:o) & hier ist sie schon:
H. Rebellius: “Gibson Burst Fever/Das Burst Phänomen” G&B 01/13, S.82 ff.
Lohnt sich. Auch für Kritiker. Rebellius spricht ein paar Punkte an, die erstmal widerlegt werden müssen…
Übrigens: Wer sagt denn, dass NUR alte Gitarren geil sind bzw. klingen? Also ich kenne da niemand – aber ich könnte auch niemand ernst nehmen, der sowas behauptet. Fakt ist: Ich habe 2 Custom Shop-Geigen (eine davon ist sogar “heavy relic”) und beide klingen, spielen sich, und riechen(!) richtig geil. Sie fühlen sich auch endgeil an und “gehorchen” meinem Spiel sehr berechenbar. Und jetzt kommt’s: Ich hatte auch schonmal ne richtig geile “Bullet”-Strat in der Hand, bei der das alles genauso war (ok, sie roch nicht so geil nach Nitro, aber sonst!). Für mich haben hier alle Argumentierenden recht, aber keiner sieht das ganze Bild: Nämlich die Gitarre als Projektionsfläche für unsere Gedanken & Gefühle. Wer mir nicht glaubt: Schaut euch die endlosen Forumsdiskussionen im Netz an, und wie leidenschaftlich die teilweise geführt werden. Das sagt genug darüber, warum Dr. Zollner zwar auch recht hat, aber die Physik nicht der Weisheit letzter Schluss ist…
Peace & rock’n roll!
Danke für den Tipp…Werde ich aufmerksam durchlesen. Ich schätze HR sehr!!!
Eigentlich haben alle auf ihre Weise recht. Auch meine über 50- jährige Erfahrung als Gitarrist besagt, dass nicht nur teure Gitarren gut klingen- es zählt das Gesamtergebnis- zuerst kommen wir als Gitarrist/inn/en, die am meisten ausmachen, dann die Gitarre mit all ihren möglichen Variationen, Kabel, Pedale, Amp, Speaker, ggf. Mikro… Und über jede Komponente gibt es Legenden und volle Foren. Im Grunde schaffen wir es, auch mit einer billigen Gitarre und ebensolchen Amps ein schönes Stück zu spielen. Aber natürlich kennen wir die Qualitätsunterschiede und finden schlecht bearbeitete Bünde etc. hinderlich. Solche Mängel hatte ich allerdings auch schon bei Murphy Lab Les Pauls… Für mich zählt nur noch, ob mich eine Gitarre eine enge Verbindung eingehen lässt und mich ausdrücken lässt, was ich empfinde. Dabei spielt subjektiv auch das Schwingungsverhalten des Holzes eine Rolle, egal was Professoren zu beweisen versuchen (den Einfluss der Holzschwingung auf das gesamte Schwingungsverhalten des Systems hat Prof.Dr.Zoller meines Wissens noch nicht dargestellt- man müsste ja mal die Hardware auf nicht schwingendes Material wie Beton montieren und dann dieselbe Hardware auf Tonholz, dann würde man erkennen, dass die Holzschwingung die Saitenschwingung doch beeinflusst).
Überseht bitte nicht, dass Udo in seinen Beiträgen nichts anderes behauptet. Auch er spielt gerne über nicht so teure Gitarren und behauptet nicht, dass nur die alten Klampfen klingen. Die 59er zu testen ist natürlich etwas besonderes, Ich hatte auch mal das Vergnügen und war überrascht, wie unterschiedlich sie klingen. Zwei von dreien haben mich nicht berührt und ich spiele immer noch am liebsten meine ältere RI. Und eine 64er Strat habe ich verkauft, weil eine Custom Shop Strat mit Modifikationen besser (für mich) ist. Also hört auf euer Feeling- Rock’n’Blues!
Ja, der Sound einer Gitarre ist Geschmackssache..
Ich spiele Fender Strat, Fender Tele, Godin, Ibanez Blazer und Ibanaz Musician (1980), auch eine Les Paul Classic. Jede Gitarre hat ihren
eigenen Charakter, der größtenteils natürlich den verbauten PU’s
geschuldet ist. Mit entscheidend sind aber auch die Hölzer vom Hals und Corpus sowie die Übergänge am Sattel (…Fischknochen…!) und Steg.
Alles, was zur Klangbildung beiträgt, ist von hoher Relevanz.
Und: bei akustischen Gitarren ist es offenbar, dass regelmässig bespielte
Instrumenten immer besser klingen, je öfter das Teil zum Spielen benutzt wird – siehe bestes Beispiel: Violinen im Bereich ab 500.000,– € aufwärts….
Um sich der Magie guter Instrumente zu öffnen, müssen einige Dinge über Bord geworfen werden: 1. Der Anspruch, eine physikalisch/mathematische Formel für ein wunderbares Instrument zu finden. Bisher hat noch jede Formel nicht alle möglichen Parameter eingeschlossen und muss damit Fehlerhaft sein.
2. Die Annahme, nur alt könne gut sein.
3. Die Idee, dass alle Menschen ein gleiches Klangempfinden haben (müssen). Dem einen klingt nur ein nasal / vocal komprimierter Ton schöne, der anderen ein offener breiter Klang, der über alle Register Kraft entfaltet.
Danach können wir uns öffnen und anfangen, die Wunderwerke individuell zu würdigen und es wird Ähnlichkeiten und Unterschiede gleichermaßen zu entdecken geben. Am Ende wird festzustellen sein, dass sich bestimmte Wahrscheinlichkeiten häufen, wenn bestimmte Faktoren zusammen kommen.
Auf der Dokumenta 14 gab es ein Kunstwerk, bei dem verschiedene Geigendecken, alle aus dem gleichen Material und in gleicher Geometrie mit feinem Quartzsand bestreut waren und zum Schwingen angeregt wurden. Auf jeder Decke bildeten sich aufgrund der Individualität des Holzes andere Muster und Knoten, die beim fertigen Instrument zu unterschiedlichem Klang führen. Vielleicht ein interessanter Versuch für Les Paul Bodies?
Danach hat sie aber noch Hals, Mechaniken, Tailpiece, Bridge, Sättel, Studs usw. usf..
Wenn das Kapitel der mechanischen Schwingungen abgeschlossen ist, beginnt das Kapitel der elektrischen Schwingungen. Wer will glauben, dass die elektrischen Werte eines Öl-/Papierkondensators über alle Frequenzen identisch mit denen eines Polyesterkondensators sind, auch wenn sie nominell den gleichen elektrischen Wert haben?
Ein Traum wäre es übrigens, wenn das Buch „The Beauty of the Burst“ zu jeder Gitarre auch den Sound aus Peter Weihes Sammlung enthielte.
Warten wir doch einfach ‘mal ab, zu welchem Ergebnis das ausgewiesene Fachpersonal kommt. Und merke : traue keinem, der nicht den Unterschied zwischen “Gitarre spielen” und “Gitarre bespielen” erkennen kann. Tipp : versuchen wir doch, den Text von Udo Pipper nicht nur zu lesen, sondern ihn auch zu verstehen. Der Autor beschreibt sich ja selbst als Suchenden, und wir alle – die Testenden eingeschlossen – werden am Ende der Artikelreihe sehr wahrscheinlich etwas dazugelernt haben.
man kann das nur vestehen, wenn man eine Burst gespielt hat.
Lieben wir nicht alle eine nach unseren jeweiligen persönlichen Maßstäben toll klingende Gitarre? Aber bereits hier mischt sich zum Klang das persönliche Spielgefühl. In Teilen durch Vibration, die einem das gespielte Instrument „zurück gibt“; zum Teil einfach durch die Haptik. Der eine bevorzugt abgegriffenes, der andere hat es gerne blitzblank poliert.
So bildet sich für jeden sein individuelles Trauminstrument.
Dann ist – hinlänglich bekannt – eine Gitarre ein System aus einer Vielzahl von Komponenten; eine 1:1 Duplizierung ist unmöglich; selbst das Isolieren einzelner Komponenten auf deren Beitrag äußerst schwierig. Nahezu alle Komponenten beeinflussen sich gegenseitig; nur das Gesamtbild ist entscheidend.
Aus allen obigen Gründen sind wissenschaftliche Abhandlungen der falsche Ansatz. Wer solche Artikel wie diesen hier lesen will und seine Freude daran hat (vielleicht etwas langatmige Einleitung mit „demnächst gehts dann mal richtig los“ Schluss) – dem sei es vollauf gegönnt; die anderen sollen es einfach bleiben lassen.
Ich persönlich habe die verschiedensten Les Pauls, von USA Standard über 50s Tribute, 81er Tokai bis zu einer traumhaft schönen 2016er R8 mit Burstbuckern, Wizz und Amber So59 hinter mich gebracht, in Läden und bei Freunden zig Custom shop Les Pauls und alte Japanerinnen gespielt – um schlussendlich bei einer extrem abgenudelten 89er Greco mit dreiteiligem Body und Polylackierung angekommen zu sein. Ich habe mit Soft Brass und Cryo experimentiert; mit Potis und Kondensatoren.
Mein Fazit: viele Erfahrungen gemacht und gesammelt und mit der Zeit ein Gefühl dafür erworben, was wo wieviel ausmacht bzw ausmachen kann, auch dass Optimierungsversuche kontraproduktiv sein können. Man kann mit Komponenten und v.a. Mit den passenden (!) Pickups viel beeinflussen, aber den Grundcharakter macht das Instrument selbst. Und ich kann auch heute maximal durch Ausschlussprinzip vermuten, was es ausmacht, dass eine relativ günstige Kopie so viel „besser“ ist als zB eine relativ neuwertige Custom Shop oder eine gleich alte oder ältere andere hochwertige Kopie: Das Holz; und wie viel das Instrument gespielt wurde.
Weiterhin allen viel Spaß!
An den Admin hier…ich denke, die Tatsache, dass alles was ich hier schreibe, grundsätzlich gelöscht wird, sollte reichen, mal über mein Abo dieses „Blattes“ nachzudenken.
Besten Dank.
Unser „Blatt“ freut sich über regen Diskurs unter den Artikeln 😉
Deshalb löschen wir auch nichts. Es kann schon mal vorkommen, dass unser System automatisch Kommentare als Spam markiert, wenn sie zu schnell hintereinander abgeschickt werden, die Mailadresse des Absenders als verdächtig eingestuft wird, oder sonst etwas schief läuft. Wir geben echte Kommentare aber dann manuell frei.
Grüße aus der Redaktion!