Parker konventionell? Nicht wirklich, aber in den Wald hat es ihn verschlagen. Das Modell MaxxFly mit aufgeschraubtem Hals kommt nämlich ausschließlich in den klassischen Tonhölzern Erle (Korpus) und Ahorn (Hals), ja selbst das Griffbrett ist nicht aus dem erwarteten Verbundmaterial, sondern aus Ebenholz. Das bedeutet aber keineswegs, dass Ken bei seinen Ansprüchen an das Design runtergeht wie ein Limbo-Tänzer vor der Stange.
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Parker-Gitarren gehören zu den aufregenden Gitarren-Designs der Moderne, keine Frage. Als 1993 das Modell Fly vorgestellt wurde, war das mehr als nur ein Statement. Design-Chef Ken Parker fand und findet bei seinen eleganten Entwürfen wie selbstverständlich zu einem eindrucksvollen Ausgleich zwischen Form und Funktion. Der Einsatz von zeitgemäßen Materialien (Verbundstoffe aus Karbon/Fiberglas, Edelstahlbünde u. a.) war da nur logische Konsequenz. 2004 hat Ken zwar seine Firma verkauft, alle wesentlichen Design-Faktoren gehen aber noch auf ihn zurück.
Konstruktion des Parker MaxxFly Bolt On NS
Verglichen mit dem bahnbrechenden Fly-Modell wurde die Formgebung der MaxxFly vor allem im Bereich des oberen Horns abgemildert, was dem Design etwas von seiner Exzentrik, nichts aber von seiner ergonomischen Eleganz nimmt. Die MaxxFly Bolt On kommt mit einem höchst effektiv gestalteten Korpus aus Erle, dessen starke Konturierung das Gefühl vermittelt, er sei auf den Körper des Spielers zugeschnitten. Die zweiteilig gefügte Korpusplatte erhielt die genau richtigen Abgleichungen und Auskehlungen, welche diese erstaunlich luftigen Handhabungseigenschaften hervorbringen. Der geschraubte Hals aus Ahorn mit Radial Neck Joint steht dem nicht nach. Beide Cutaways sind auf der Bodenseite stark unterschnitten. In die im Übergang weich gestaltete, ansonsten aber stärker belassene Korpusmitte ist der rückseitig rund beschaffene Halsstock vollkommen spielfrei eingesetzt und mit vier Inbuschrauben fixiert.
Im unverzierten Griffbrett aus Ebenholz mit flachem 14″-Radius sitzen 22 vollkommen kantenglatt verarbeitete, annähernd verschleißfreie Stainless-Steel-Bünde. Die leicht abgewinkelte, geradezu feingliedrig gestaltete, schlanke Kopfplatte ist mit Sperzel-Trim-Lock-Mechniken ausgestattet, von deren Wickelzylindern die Saiten in annähernd geradem Zug über den Sattel aus Kunststoff geführt werden. Zugriff auf den eingelegten Halsstab gibt es ebenfalls vom Kopf her. Am Korpus werden die Saiten von hinten in die Parker Custom-Cast Aluminum Vibrato Bridge gefädelt. Die ist bewährter Firmenstandard und in der Höhe generell verstellbar, Stainless Steel Saddles lassen Feinabstimmung für einzelne Saiten in der Mensurlänge zu.
Pickups von Seymour Duncan sind Grundlage für die flexibel eingerichtete Elektrik. Zwei SSL6 Singlecoils und der kraftvolle TB14 Humbucker in Stegposition lassen sich über einen Fünfwegschalter allein oder in Kombination anwählen. Zur Verwaltung stehen ein genereller Volume-Regler und ein Tone-Regler mit Push/Pull-Option für ein Coil Splitting des Steg-Pickups bereit. Als Bonus ist der MaxxFly überdies ein nachgebildeter Acoustic-Sound beigegeben, aufzurufen durch den weiter hinten platzierten Dreiweg-Toggle, der die Schaltstufen „magnetische Pickups“, „Mix“ und „Piezo“ anbietet. Integrierte GraphTech/Ghost Piezo Saddles mit Acousti-Phonic Modular Pre-Amp geben der MaxxFly die zusätzliche klangfarbliche Beweglichkeit.
Zum Lieferumfang gehört neben einem Hardshell Case auch noch ein Y-Kabel, das die getrennte Signalführung auf einen konventionellen Amp (magnetisch), als auch einen Acoustic-Amp (Piezo), bzw. das Pult ermöglicht. Weitere wählbare Farben sind Satin Emerald Green und Satin Majik Blue.
Der Parker MaxxFly Bolt On NS in der Praxis
Die MaxxFly Bolt On ist mit 2,5 kg ungemein leicht und sie fühlt sich außerordentlich geschmeidig an. Vor allem die Konturen im Bereich der Hörner sind derart geschickt herausgearbeitet, dass der Korpus sich förmlich um den Spieler herum biegt. Alles erscheint harmonisch abgerundet – ein ergonomisches Meisterstück, das aber den Aspekt Stil nie aus den Augen verliert. In spieltechnischer Hinsicht dürfen sich die Hände auf die absolut freie Verfügbarkeit des gesamten Griffbretts freuen und der flache breite Hals mit seiner perfekten Edelstahl-Bundierung erschließt sich allen Fingertechniken und Artikulationsmanövern mit Eleganz.
Adrian Belew traf seine Entscheidung für Parker, „weil ich darauf einfach sofort besser spielte“. Diese ultraharten Bünde mag allerdings nicht jeder. Ihre straffe Konsistenz ist fühlbar und wirkt sich auch, gerade zusammen mit einem Ebenholzgriffbrett, auf die Tonstruktur der Gitarre aus. Auf der anderen Seite bleiben sie aber langfristig in Form und sind für Bendings einfach ideal. Aber das ist alles ja auch eine Frage des Ausgleichs, der Materialkomposition. In diesem Sinne kommt die MaxxFly Bolt On jedenfalls zu absolut schlüssigen Klangbildern. Die akustische Tonentfaltung ist von klarer Struktur und kompakter Stringenz geprägt, dazu schwingintensiv und offen im hohen Tonbereich.
Zur Elektrik: Die SSL6-Pickups beschreibt Duncan selbst als „Beefed Up True Singlecoils“. Demgemäß bringen sie etwas mehr Output als der Standard, und das erweist sich als gute Lösung für die leichtgewichtige MaxxFly. Drahtig und markant kommen beide Tonabnehmer zum Ohr, zeigen trotz enormer Kehligkeit im Ausdruck nicht zuviel Schärfe in den Höhen, was sich neben guter Beweglichkeit in klaren Amp-Positionen vor allem dann in Gain Settings bewährt.
Der TB14 Trembucker in Stegposition ist kein geschmeidiger PAF-Typ, eher der forsche Muskelmann. Mit ihm lässt sich der Bizeps spannen und entsprechend stramme und drückende Sounds stehen im Overdrive zur Verfügung. Perkussiv und spontan im Anschlagsreflex, stabil im Tontransport, satt und obertonreich in der allgemeinen Farbausstattung: damit sind in modernen Spielweisen, nicht zuletzt auch in heftigeren, absolut Punkte zu machen. Besonders leicht lassen sich Obertöne provozieren, was nicht nur Parker-Endorser Belews klangmalerische Fantasie zu allerlei abgefahrenen animalischen Geräuschen und instrumentalem Vogelgeschrei anregt. In diesem Sinne öffnet die MaxxFly, wie ihre Vorgänger-Designs auch schon, die Tür zu einer besonderen Dimension der kreativen Klangerweiterung.
Über die Push/Pull-Funktion im Tone-Poti lässt sich der Humbucker dann auch noch splitten, was die nun allein aktive innere Spule vom Output her in Reihe mit den anderen Singlecoils bringt. Die greifen schon tendenziell auf die guten alten Strat-Sounds zurück, tönen aber dennoch etwas spezieller und schlanker. Keine Frage aber, damit lässt sich arbeiten!
Rufen wir die zweite Tonebene auf (Dreiwegschalter nach hinten), so bekommen wir auch noch einen Acoustic- Sound, der über den konventionellen Amp gespielt zwar deutlich synthetisch und steril erscheint, aber immer noch ordentlicher Bonus ist und bei entsprechender Bearbeitung (Acoustic-Amp/Pult) auch halbwegs authentische Ergebnisse zuwege bringt. Es sei denn, man schert sich um solch konventionelle Ansätze einen Dreck und dreht auch das Piezo-Signal, wie es etwa der amerikanische Saiten-Wizzard Reeves Gabrels praktiziert, für besonders abgefahrene Sounds einfach mal durch den Gain-Wolf. Da sich beide Klangebenen zusammenschalten und via getrennter Volume-Regler mischen lassen, sind im Farbspiel auf jeden Fall dann auch noch weitere interessante hybride Sounds zu erzielen.
Sahnehäubchen: Das geniale Parker Custom Vibrato bietet dem Spieler nicht nur eine vollkommen glatte Oberfläche, sondern auch perfekte Funktion. Es ist frei schwebend und leichtgängig aufgehängt, kehrt vor allem aber selbst bei exzessivem Gebrauch immer verlässlich verstimmungsfrei in seine Ausgangsposition zurück.
Resümee
Parkers MaxxFly Bolt On ist ein ergonomisch perfekt gestaltetes Instrument, das spieltechnische Finesse mit schlagendem Design in Einklang bringt. Die etwas entschärfte Formgebung könnte sogar Parker-Skeptiker ermutigen, diese MaxxFly einmal in die Hand zu nehmen, was die Gitarre mit ihren wunderbaren, höchst komfortablen Handhabungseigenschaften sofort entlohnen würde. Wichtiger noch ist aber die staubfreie Klangausstattung. Soll der konservative Blues-Mann ruhig weiter nach seinem „früher war alles besser“-Ton suchen – aktuelle Sounds zu finden ist Ehrensache für alle, die nicht im Museum wohnen wollen. Dabei erweist auch die MaxxFly den traditionellen Tonfarben durchaus ihre Referenz, aber nur, um sie frisch nach vorn weiterzudenken. Kraftvolle Humbucker- und stratelnde Singlecoil-Sounds stehen also selbstredend zur Verfügung, greifen aber nach vorn, nicht etwa nach hinten. Der angelegte Klangfundus ist jedenfalls so umfangreich, wie beflügelnd und mit etwas Feingefühl lassen sich sogar der piezokeramischen Klangebene halbwegs authentische Akustik-Sounds abtrotzen. Dem Gewicht und der eher filigranen Bauweise entsprechend, sind die Sounds schon leichter, haben nicht den Arsch einer Les Paul, aber die sind ja auch schon inflationär vertreten. Die MaxxFly Bolt On ist ein inspirierendes Instrument für den modernen Spieler, welcher Klischees überwinden und den Sound der E-Gitarre im Hier und Jetzt definieren will – Punkt!