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PAF-Vergleichstest: Gibson 57 Classic

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Als vor circa 25 Jahren der Gibson-Vintage-Hype begann, reagierte das amerikanische Unternehmen sofort mit einer so genannten Heritage-Serie, die zumindest optisch an die glorreichen Fünfziger anknüpfen sollte. Angeblich bat man damals den Gitarrenbauer Tom Holmes, einen PAF-Replika-Pickup für diese Serie zu entwickeln. Das Ergebnis war der 57 Classic, der bis heute im Prinzip unverändert hergestellt wird. Die Impedanzen liegen jedoch deutlich höher als bei dem Referenz-Set (Neck: 8,05 kOhm, Bridge: 9,03 kOhm).

Gibson 57 Classic
(Bild: Udo Pipper)

Außerdem kommen diese Pickups mit „weicher“ klingenden AlnicoII-Magneten. Sie klingen sehr warm, kräftiger in den Bässen und vor allem rauer und ungeschliffener als die echten PAFs. Das Frequenzspektrum scheint etwas nach unten verschoben. Der Frontpickup klingt im Vergleich geradezu mulmig. Zwar ist ihr Charakter „noch“ als PAF-artig zu identifizieren, man vermisst allerdings die hohe Dynamik, Klarheit und Spritzigkeit. Die Anschläge kommen wesentlich softer und brüchiger.

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Der Bridge-Pickup klingt fett und warm. Korrekturen am Tone-Poti sind im Gegensatz zu dem 62er Set überflüssig. Diese Leichtgängigkeit verstehe ich als Zugeständnis an den Verbraucher, denn man muss kein Saitenakrobat zu sein, um aus diesen Pickups gute Klänge herauszuholen. Eher eine Allround-PAF-Interpretation, die vor allem für Blues und Slide unheimlich gut klingt. Sie sind mein Tipp für ES-Thinline-Modelle, wo sie auch von Gibson werksseitig zu finden sind. Hier klingen die 57er beinahe unschlagbar gut. Dickey Betts verwendet diese Pickups übrigens in seinem Signature-Goldtop-Modell, mit dem er sich neuerdings ausschließlich live präsentiert. Ein Klassiker mit sehr guter Balance sowie einem warmen, runden Ton, mit dem ich absolut leben könnte – wenn es nur diesen einen Pickup gäbe.

  • Ausführung: einadrig

>>> Zum großen PAF-Vergleichstest geht’s hier entlang! 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo lieber Udo Pipper,
    zunächst einmal vielen herzlichen Dank für Ihre unendliche Mühe mit diesem Test und auch für die anderen Testreihen in Gitarre&Bass. Ich habe viele Tipps und Ratschläge aus diesen Tests für mich umsetzen können. Zu dem PAF-Vergleichstest kann ich folgendes sagen: Ich wollte immer eine Les Paul haben aber die Preise für eine gute Gibson sind mit rund € 2000,- für mich einfach zu hoch angesetzt. Billige Fernost Kopien aber auch nicht das Wahre. 2014 kam von Epiphone eine Semi-Hollowbody Les Paul Florentine heraus. Die Gitarre fand ich auf Anhieb sehr gut und zwar klanglich, trocken gespielt, mit einem sehr guten Resonanzverhalten.Ich habe sie damals für € 500,- gekauft. Die dort eingebauten Humbucker mit
    Coilsplitting gefielen mir aber nicht so besonders , Singlcoil ist eben Singlcoil. Außerdem gaben die Split Potis nach ca. einem halben Jahr ihren Geist auf. Ich habe dann, nach eingehendem Lesen dieses PAF-Testberichtes mir die Original Gibson ´57 er Classic und `57er Classik Plus gekauft und eingebaut. Allerdings gleichzeitig auch mit einem neuen Poti-Set von VIP Vintage Inspired Pickups, mit Paper in Oil Tonkondensatoren, in einem 50s-Wiring. Zusätzlich habe ich die billige Zink-Druckguss Bridge und das Tailpiece durch bessere ABM Teile aus Messing ersetzt und dazu noch die billigen Mechaniken durch Grover Bottlenecks. Dadurch hat sich der Klang, das Sustain und die Saitentrennung schlagartig verbessert. Die Gitarre singt jetzt bereits beim trocken Antesten bestens. Aber damit bekommt man immer noch keinen Bestsound hin. Es muss auch der Verstärker und der Lautsprecher den Klang nachbilden können. Ich habe einen H&K Tubemeister 18 Combo 10″- Verstärker. Eigentlich ein gutes Teil mit sehr vielen Features!
    Der war aber klanglich nicht so berauschend, zu harsch, nicht offen, irgendwie zu matt. Ich habe mir dann Ihre ganzen Workshopberichte über Amps, Röhren und Lautsprechertests eingehen durchgelesen und darauf den Amp mit besseren TAD Röhren, einem Tone Tubby Alnico Red-Lautsprecher ausgestattet. Und dazu hebe ich dann ein wesentlich größeres Open-Back-Gehäuse aus Birkensperrholz gebaut. Erst im Zusammenschluss mit all diesen Verbesserungen habe ich jetzt einen absolut tollen Klang und singenden Vintage-Sound. Ein PAF-Humbucker alleine reicht also nicht aus um einen alten Les-Paul-Sound hinzubekommen. Es muss das Ganze System passen: Gitarrist-Gitarre-PU-Verstärker und, ganz wichtig, ein guter Lautsprecher der den Klang zu zu den Ohren bringt! Nochmals Vielen Dank für all die vielen Testberichte.

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