Empfehlung in ihrer Preisklasse!

No-nonsense Tone Machine: Gretsch Streamliner Jet Club Single-Cut im Test

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(Bild: Dieter Stork)

… DOCH WEITER KOMMT MAN OHNE IHR

Das Single-Cutaway-Format ist heute gesetzter Klassiker und Gretsch war da auch früh mit eigenen Entwürfen am Start. Im Unterschied zu Gibsons massiver Les Paul kam die 1953 vorgestellte Duo Jet mit einem Korpus heraus, der großzügige Kammerfräsungen aufwies. Und auch heute schreibt Gretsch zu seinen Solidbody Guitars: „Die meisten Gretsch-Gitarren mit massivem Korpus haben Kammern, um die Resonanz, Fülle und Schlagkraft zu erhöhen, aber zugleich die Gretsch-typische Definition und Artikulation zu erhalten.“ Beim vorliegenden Jet Club-Modell soll das trotz des geringen Gewichts von gut 3,1 kg nicht der Fall sein.

Mit 43 mm Sattelbreite wird der wohlproportioniert gestaltete Hals der Jet Club fast jeder Hand gefallen können. Auch was die sauber ausgeführte Bundierung und das Setup mit tief eingerichteter Saitenlage angeht, gibt es keine Klagen.

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Trocken angespielt vermittelt sich mit drahtigem Tonverhalten ein luftiges Schräng, das die lebhaft vorspringenden Akkorde durchaus markant charakterisiert. Die Saitentrennung ist gut, Mehrklänge lösen sich dem gemäß mit Durchsicht und Kontur auf.

(Bild: Dieter Stork)

Bestätigt sich am Amp die Vermutung, dass Gretsch den klangfarblichen Akzent mit seinen neuen Twin-Six-Humbuckern deutlich mehr in Richtung Mainstream ausgelegt hat? In der Tat! Der Hals-Pickup kommt uns zunächst mit recht süffiger Tonentfaltung ans Ohr. Nicht zu fett, eher schlank unten rum, aber mit stimmigem Tonaufbau, was Mitten und die eher milden Höhen angeht. Die Auflösung im Akkord ist recht weich abgerundet, eigentlich untypisch für Gretsch. Im Anschlagsverhalten ist zudem eine leichte Nachgiebigkeit zu vermerken, aber das fühlt sich durchaus gut an und lässt den Ton bestens abfedern. Was den allgemeinen Ausdruck angeht ist das alles etwas zurückhaltender als bei einem gesetzten Gibson-Humbucker eingerichtet, vor allem aber längst nicht so nagelig höhenverliebt wie beim Gretsch-Filtertron-Pickup.

Diesem etwas versetzten in-between-Sound fehlt es wohl an letzter Offenheit, aber im Grunde liegt hier ein seriöses Tonverhalten an, das sich richtig ordentlich im Klarklang schlägt und unter Zerrbedingungen ansprechend griffige Powerchords und fest intonierende Sololinien liefert.

Gehen wir in die Schaltstellung Mitte, so geben wir dem Klang etwas Helligkeit und der Perlfaktor erhöht sich leicht. Das kommt gut bei begleitenden Akkorden und Arpeggien, hat aber auch im anzerrenden Crunch-Modus und darüber hinaus etwas zu bieten.

Als absoluter Gewinnertyp stellt sich dann der Steg-Humbucker vor: knackig, stramm im Bass und mit viel Draht im Ton macht der vor allem im Overdrive so richtig Spaß. Er trifft eine gute Mitte aus kompakter Umsetzung und druckvoller Stringenz, was vor allem den knochigen Bässen und Tiefmitten zu danken ist. Und ja, der hat auch ein forsches Händchen für alles, was nach angriffslustigem Twang ruft. Ein angriffslustiger Sound der wirklich rockt – not bad at all!

Als einzelne Schwachstelle ist bei der Jet Club lediglich die schwache Funktionalität der Regeltechnik auszumachen, sprich: Die Potis haben keinen gleichmäßigen Regelweg.

RESÜMEE

Mit dem Jet-Club-Modell aus der Streamliner Collection stellt Gretsch ein eher auf den modernen Mainstream ausgerichtetes Instrument vor, das von den typischen Gretsch-Charakteristika recht wenig transportiert. Dafür ist man dank der universeller klingenden Twin-Six-Humbucker stilistisch weniger einschränkt. Das ist kein Schaden, da es einerseits in der Modellvielfalt bei Gretsch genug konsequent traditionell ausgerichtete Jets gibt, andererseits das Rücken in die klangliche Mitte der Jet Club mehr Raum für den flexiblen Einsatz verschafft. Fraglos erzeugt die Kombi aus Schraubhalsverbindung, Wraparound Bridge und den neuen Pickups aber auch noch genügend aufblitzendes Twang-Flair, um vor allem über den schlagend tönenden Steg-Humbucker das Haus zu rocken. Dass die Streamliner Jet Club mit ihrem gut geschnittenen Hals und entsprechend lockerem Griffbrettzugang dabei auch noch ermutigend in die Hand fällt, macht sie ohne Frage zu einer Empfehlung in ihrer Preisklasse!

PLUS

  • aktualisiertes Design
  • klanglich flexibel ausgerichtet
  • Twin Six Humbucker
  • griffige in between-Sounds
  • Halspofil, Setup
  • Spieleigenschaften
  • Verarbeitung

MINUS

  • schwache Funktion der Regeltechnik


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Für unter 380,-€ bietet diese Gretsch immerhin eine durchaus gute Qualität.
    Nato Holz wurde ja bereits in den frühen 1980er-Jahren bei relativ „günstigen“ Einsteigergitarren gerne und oft verwendet. Bei der Gretsch richtet sich der Preis daher u.a. auch nach dem doch recht einfachen Holz.

    Allerdings spricht mich diese doch sehr blasse Farbe überhaupt nicht an.
    Das Potiknöpfchen wirkt zudem auch recht „billig“.

    In dieser Preisklasse scheint sie vorrangig für Anfänger,bzw. Einsteiger gedacht zu sein.

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  2. Ich fürchte mal, dass die günstigen Pickups nicht ,,gretschig” klingen werden und von jedem zweiten Gitarristen ausgetauscht werden. Wenn schon Minimalismus pur, warum dann eine Tonblende, die ja nur Höhen reduziert. Wer braucht das eigentlich, denn klassische Jazzer werden diese Gitarre nicht kaufen. Da alle klaren, twangigen Sounds quasi ausgeschlossen sind, fällt nochmal eine Käuferschicht weg.

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  3. Wieder mal ein echter “Holzheimer”, “Holzmann”,
    was bitte ist eine “recht süffiger Tonentfaltung”
    oder
    “seriöses Tonverhalten”
    Wenn dir nichts besseres einfällt – lass es einfach lieber Franz.

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