Neues Silber: Fender Troy Sanders Precision Bass im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
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Für maximalen Headroom läuft der Equalizer mit 18 Volt, die Batterien sitzen in zwei ohne Werkzeug komfortabel zu öffnenden Fächern auf der Rückseite des Basses. Einen schönen optischen Akzent setzt die Metallplatte, auf der Regler und Ausgangsbuchse sitzen, während das Schlagbrett klassisch dreischichtig in Plastik ausgeführt ist.
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Schon beim ersten Anfassen ist klar: Fender hat nicht einfach den Hals vom Troy Sanders Jaguar auf einen Preci-Body geschraubt. Statt dessen jazzigen 38 mm am Sattel, hat der neue mit 41,3 mm modernere Preci-Maße. Mit seinem 70er-Shaping (meinem 73er sehr ähnlich mit etwas mehr Fleisch als das moderne C) liegt er gut in der Hand, auch wenn er die auf der Fender-Homepage versprochenen abgerundeten Griffbrettkanten vermissen lässt. Dafür sind die Bünde bestens bearbeitet. Alle wichtigen Punkte wie Sattelkerbung, Halskrümmung oder Saitenlage sind schon direkt aus dem Gigbag sauber eingerichtet, wobei die beiden letzteren leicht mit dem mitgelieferten Werkzeug zu justieren sind.
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Die Balance im Sitzen ist gewohnt gut, am Gurt möchte der Bass wie erwartet leicht in die Waagerechte. So, wie er ausgeliefert wird, mit 45-auf-105er-Saiten in Standardstimmung, hat er um das Cis auf der G-Saite etwas weniger Sustain, ansonsten ist die Ansprache gleichmäßig und akkurat. Am Verstärker lässt der Troy Sanders Preci ein warmes Fundament hören, aber auch passiv schon ein klares Top-End.
Je nach Umgebung kommen allerdings auch Einstreuungen dazu: am meisten nur mit dem einspuligen Stegabnehmer, weniger in der von Troy bevorzugten Mittelstellung, und gar keine mit dem P-Abnehmer solo. Dafür gibt der Jott-Pickup aber auch den typischen knackigen, klaren Ton, für den sich Troy offensichtlich ganz bewusst entschieden hat. Auch der Preci-Pickup alleine kommt eher klar rüber und nicht mit so rüpeligen Mitten wie einige seiner Kollegen. Bietet der Balance-Regler einen breiten Fächer an gleichmäßig abrufbaren Mischungen, muss auf eine passive Höhenblende verzichtet werden.
Dafür gibt es ja aber eine aktive Klangregelung. Wo andere Elektroniken eine Umschaltung von passiv auf aktiv ohne nennenswerte Klangveränderung bieten, legt der Troy Sanders im Aktivmodus gleich deutlich an Output zu. Wenn man das so nutzt, wie es Troy zu Protokoll gibt, nämlich passiv im Studio, aktiv live auf der Bühne, ist das kein Thema. Wer gerne hin- und herschaltet wird nachregeln oder beides als Boost/Cut nutzen müssen. Der Grundton bleibt aber, präsent in den Höhen und mit sauberem Bass mit noch mehr zurückgenommenen Mitten. Der Bassregler setzt ordentlich tief an und ist aufgedreht deutlich spürbar in seiner Wirkung, aber so mild, dass der Ton nicht verbogen und mit entsprechender Anlage auch nicht schwammig wird. Das funktioniert auch, aber nicht nur, wirklich exzellent, wenn der Bass tiefgestimmt eingesetzt wird.
Der Höhenregler ist eigentlich falsch benannt, aber „Hochmitten-Regler“ klingt irgendwie zu sperrig. Das haben wir aber hier: Recht schmalbandig und ebenfalls eher mild angelegt, bringt er aufgedreht noch mehr Klarheit und hilft, sich auch durch dickste Gitarrenwände zu schneiden. Zugedreht nimmt er etwas Aggressivität raus, lässt aber die eigentlichen Höhen stehen. Das eignet sich sehr gut, um den Klangcharakter von allerlei Zerrpedalen quasi fernzusteuern, allerdings gar nicht, um dem Steg-Pickup etwas Jaco-eskes zu entlocken. Aber dafür hat Fender ja reichlich andere Bässe im Programm.
RESÜMEE
Was mich abgesehen von der Tatsache, dass der Troy Sanders Signature Preci ein wirklich gut gemachter und sehr gut bespielbarer Bass ist, für das Instrument einnimmt, ist, dass hier nicht nur ein Logo (in diesem Fall das, was Troy sein Stonehenge/Neanderthal-Logo nennt) auf Kopf- oder Halsplatte gepappt wird, sondern ein wirklich eigenständiges Instrument mit einer sehr bewussten Kombination an Features entstanden ist. Die eigens entwickelten Tonabnehmer und die ebenfalls proprietäre Elektronik machen den Troy Sanders Preci zu einem Bass, den es so im Fender-Portfolio noch nicht gibt/gab, und auch bei den zahllosen Kopien ist mir nichts Vergleichbares untergekommen. Nicht nur für Mastodon- bzw. Troy-Sanders-Fans ein klarer Anspieltipp!