(Bild: Dieter Stork)
Schon Mitte der 50er Jahre wünschte sich das Fender-Verkaufsteam eine preiswertere Gitarrenalternative, die 1956 mit der Music-Master und der Duo-Sonic in Produktion ging. Erst nachdem Leo mit dem Jazz Bass sein zweiter großer Wurf gelungen war und den „kleinen“ Gitarren mit der Mustang eine erwachsene Schwester zur Seite gestellt wurde, gab es 1966 auch einen Mustang Bass.
Dieser teilte sich die Korpusform mit der Gitarre, kombiniert mit einer 30″ Shortscale-Mensur, die ihn optimal für Anfänger:innen machen sollte oder ihn als klangliche Alternative zu P- und Jott-Bass empfahl.
FRISCH GEROLLT
Der Erlenkorpus des Player II Mustang Basses weist wie sein Vorgänger außer einer leichten Abrundung der Korpuskanten kein Shaping auf, ist also ein reines Brett. Der Hals hingegen hat bei der Überarbeitung der Player-Serie eine Abrundung der Griffbrettkanten erhalten. Diese „rolled edges“ sollen das Gefühl eines über Jahre und Jahrzehnte ein- und rundgespielten Halses vermitteln. Der Hals ist aus Ahorn, vierfach mit dem Korpus verschraubt, mit aufgeleimtem Ahorngriffbrett und einer eigentlich überflüssigen Nussbaumeinlage auf der Rückseite. Überflüssig, da der Skunkstripe eigentlich die hintere Fräsung verschließt, die bei einteiligen Hälsen notwendig ist, um den Stahlstab von hinten einlegen zu können. Hier hat er eher optischen Wert.
(Bild: Dieter Stork)
Wer das wieder eingeführte Palisandergriffbrett bevorzugt, muss sich für eine der neuen, sehr schicken Farben entscheiden, Sunburst wird immer mit Ahorn „gepaart“. In der Player-Version hat der Mustang Bass nicht den klassischen Mini-Split-Coil mit nur einem Magneten pro Saite, sondern eine PJ-Bestückung mit normal großen und normal gebauten Abnehmern. Das ist auch beim Player II wieder so, mit Alnico-V-Polepieces. Abzüge in der B-Note gibt es beim Preci-Pickup, bei dem eine Hälfte statt parallel zu den Saiten herzlich schief in der Fräsung sitzt. Das Problem ist dem Jazz-Bass-Stegabnehmer mit seinen vier Schrauben naturgemäß fremd, er könnte aber mehr Unterfütterung brauchen, dazu später mehr. Auf der kleinen metallenen Control-Plate sitzen ein Volume- und ein Tone-Regler mit großen, griffigen Potiknöpfen nebst der Ausgangsbuchse, der Dreiweg-Toggle zum Umschalten der Pickups findet sich am kurzen Horn im Pickguard.
(Bild: Dieter Stork)
Auf der Hardware-Seite gibt es statt der aus-ladenden Original-Mustang-Brücke den üblichen Standard-Blechwinkel der Player-Bässe. Die Mechaniken ähneln den Gotoh GB-10 und gefallen mir insofern sehr gut, als dass die Wickelachse gerade ist und somit ein Aufziehen der Saiten sehr nahe an der Kopfplatte möglich ist, was den Anpressdruck im Sattel erhöht. Das hilft vor allem der oftmals zum Schnarren neigenden A-Saite. D- und G-Saite bekommen ihren Anpressdruck zusätzlich durch einen tellerfömigen Niederhalter. Ansonsten arbeiten die Tuner angenehm leichtgängig und präzise.
SCHLANK & SCHNELL
Die Einstellarbeiten, die für mich zu jedem Test gehören, beginnen aber erst einmal mit dem Lockern der Saiten, um die P-Pickup-Hälften für E- und A-Saite zu demontieren. Der Schaumstoff ist ganz auf die Stegseite geklebt, in die Mitte versetzt sieht alles wie-der gut aus. Um die Pegel anzugleichen, muss der Stegpickup näher an die Saiten, wo er sich auch willig platzieren lässt, aber etwas weich unter dem Daumen ist. Als nächstes sind Saitenlage und Oktave dran. Die Saitenreiter sind so eingestellt, dass die Madenschrauben nicht rausgucken. Das ist löblich, die bestmögliche Bespielbarkeit stellt sich aber erst mit deutlich runtergeschraubten Reitern ein. Kollektiv müssen sie auch noch nach hinten versetzt werden. Auch wenn der Versatz der Reiter zueinander korrekt aussieht, ist die Intonation ganz schön daneben. Alles Arbeiten, die man selber ausführen kann – aber eigentlich wäre das schon Fenders Job … Da kann man nur hoffen, dass der Bass vor dem Verkauf im Laden nochmal gecheckt und justiert wird. So, nun aber an den Gurt und Amp mit dem Pferdchen!
Praxistest und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
Die guten Mechaniken bringen ein Gewicht mit sich, dem der insgesamt angenehm leichte Mustang wenig entgegensetzt. Ergebnis ist eine leichte Kopflastigkeit, die sich mit einem innen angerauten Gurt und/oder aufgelegtem rechten Unterarm recht entspannt zähmen lässt. Die fehlende Abschrägung stört mich dabei auch bei längerem Spiel nicht sonderlich. Die linke Hand freut sich über extrem entspanntes Arbeiten: Die jetzt sehr flache Saitenlage lädt in Kombination mit dem griffigen Halsprofil mit Jazz-Bass-Breite am Sattel, den abgerundeten Griffbrettkanten und den dank kurzer Mensur geringeren Bundabständen zum Galopp ein, der sich lange durchhalten lässt. Locker und schnarrfrei geht es hier zu. Ein weiterer Pluspunkt ist die Abwesenheit von Dead-Spots. Wie Fender das macht, weiß ich nicht, aber keiner der Player-II-Bässe, die ich bislang in der Hand hatte, hatte auch nur ansatzweise welche, und auch der neue Mustang reiht sich da ein. Ganz erstaunlich!
Wenig erstaunlich ist dagegen, dass der Preci-Pickup solo nach Preci klingt. Etwas weicher im Bassbereich und weniger knackig als manche seiner großen Brüder, aber mit erkennbarer Familienähnlichkeit. Der Stegpickup kann dagegen nur bedingt mit einem ausgewachsenen Jazz Bass mithalten. Die stegnahe Position macht es eh schwierig, dicke Bässe zu erzeugen, da darf am Amp oder Pedal gerne nachgeholfen werden. Dann beißt sich der Ton ordentlich durch. Als Single-Coil ist der Abnehmer empfindlich gegen Einstreuungen, aber nicht übermäßig. Während sie beim P-Pickup gar nicht in Erscheinung treten, sind sie in der Mittelposition noch leicht präsent, je nach elektrischer Umgebung. Ebenfalls präsent ist ein richtig guter Sound. Die Mitten reduzieren sich etwas, und das beste beider Welten mischt sich aufs Angenehmste: Preci-Punch plus Jazz-Knack ergeben einen klaren Ton ohne echten Tiefbass, aber mit guter Tragfähigkeit. (Wo das Fender-Marketing da „erdbebenverdächtige Tiefen“ hört? Ich weiß es nicht.)
Ein sauberer Allrounder, dem man die kurze Mensur kaum anhört. Die Tonblende reduziert die Höhen sehr schön gleichmäßig, für mich persönlich ist sie nur etwas tief angesetzt, da würde ich mir sicher einen kleineren Kondensator einlöten. Ein weiteres Experimentierfeld wären die Saiten: Für ordentliche Old-School-Vibes kann ich mir Flatwounds auf dem Mustang sehr gut vorstellen. Was nicht heißen soll, dass an den Werkssaiten (45 auf 105 NPS) was auszusetzen wäre, die liefern ausgewogen und mit gutem Spielgefühl ab.
RESÜMEE
Im Westen nichts Neues? Naja, nicht wirklich „nichts“. Was da aus Ensenada kommt, revolutioniert zwar nicht gerade die alte Player-Serie, aber der Player II Mustang Bass PJ punktet mit einem Hals, der sich durch die „eingespielten“ Rolled-Edges wie ein Vintage-Bass anfühlt und durch den schönen Farbton des Ahorns auch nach Vintage aussieht. Unbedingt erwähnenswert sind die Abwesenheit von Deadspots und die Anwesenheit guter Sounds, für meinen Geschmack vor allem in der Kombination beider Pickups. In Verbindung mit der – nach einiger Einstellarbeit – kommodigen Bespielbarkeit machen auch lange Sessions Laune, in denen sich mit dem Mustang musikalisch viel abdecken lässt. Dass der Listenpreis gegenüber dem Vorgänger gleich geblieben ist, soll auch nicht unterschlagen werden. Zum Antesten definitiv empfohlen!
PLUS
- Sound
- Rolled-Edges
- Spielgefühl
- Optik (Hals)
- Pickups
- Mechaniken
MINUS

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2025)