Schön, leicht und sauber gebaut

Neu ohne Neo: Aguilar SL 110 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Auf der schmalen Box, die auf dicken Gummifüßen steht, finden die Tone-Hammer-Topteile bequem Platz, auch das AG-Top passt. Mit dem Master-Regler sollte man vor allem bei den stärkeren Amps etwas vorsichtig umgehen, auch wenn der Speaker glaubwürdig belastbar aussieht. Der erste Test mit einem aktiven Viersaiter zeigt schön das Klangbild des einsamen Lautsprechers, der mit einem Frequenzgang von 41 Hertz, was ziemlich genau der leeren E-Saite entspricht, bis 5 Kilohertz angegeben ist. So richtig frei in den Höhen ist die Box mit neutraler Amp-Einstellung nicht.

Eher höre ich eine leichte Nase in den Hochmitten, was im Bandkontext gar nicht unangenehm ist. Auf den Einsatz der Klangregelung am Amp reagiert die Box sensibel und das Höhenbild wird ausgeglichener. Wenn ich den Amp mit einem Fretless-Fünfer füttere, überzeugt die SL 110 auf Anhieb und ganz ohne Korrektur am Amp. Schön natürlich abgerundet ist die Wiedergabe sofort perfekt, auch bis in den Basskeller runter. Die tiefe H-Saite kommt erstaunlich satt und fundiert daher, da wird es weder dünn noch schmierig. Ziemlich beeindruckend!

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Für optimale Bassausbeute sollte man noch etwas Zeit investieren, um die bestmögliche Aufstellung zu finden, damit die rückseitige Bassreflexöffnung sauber zum Tragen kommt. So oder so merkt man vor allem hier die Qualität der neuen kleinen Aguilar-Box. Die gute Dämmung, die Resonanzen vermeidet und den Ton schön trocken macht, sorgt auch dafür, dass der Schalldruck nicht der allergrößte ist und die Box gerne mit etwas mehr Leistung gefüttert werden möchte, die sie dann aber auch in guten Sound umsetzt.

Wer gerne eine Optik abseits des üblichen Schwarz möchte (so schick und nobel das hier auch ausfällt), bekommt übrigens zum gleichen Preis auch „Chocolate Brown“ und „Fawn“.

RESÜMEE

Schön, leicht und sauber gebaut, präsentiert sich die neue SL 110. Für kleine Auftritte, Proben, und Sessions preist Aguilar sie an, und diesen angepeilten Bereich meistert die kompakte Box souverän. Die Physik hebelt sie nicht aus und für lautere Bands sollte man sich mindestens mit zwei dieser Cabs wappnen, aber bis dahin gibt es guten Ton und definiertes Spielvergnügen über das hinaus, was die Größe vermuten lässt.

Das Klangbild ist, wie von Aguilar versprochen, geprägt von fokussiertem Low-End und ausgewogenen Mitten, das „smooth top-end“ macht sich wie beschrieben bemerkbar, was mir beim Fretless sehr gut gefiel und für andere Anwendungen mit EQ-Einsatz am Amp gut anzupassen war. Nur den Sizzle eines Hochtöners darf man eben nicht erwarten. Was ich mir sehr wünschen würde, für den aufgerufenen Preis gerne sogar inklusive, wäre eine Hülle für die Box, zumal gegenüber des Griffes keine Füße montiert sind.

PLUS

  • Sound
  • Bauweise
  • Verarbeitung
  • Gewicht
  • Tragbarkeit


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)

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