Heiße Farbe, heißer Ton!
Neptuns Tulpen: Danelectro 58 Longhorn Bass Red Hot im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
HEISSER TON
Bevor es ans Spielen geht, muss der passende Gurt ausgesucht werden: Der vordere Gurtpin sitzt mittig am Halsfuß, sodass manche Gurte mit dicken Enden gar nicht genug Platz haben. Theoretisch würde auch ein Schnürsenkel reichen, so leicht ist der Bass. Und trotzdem nicht kopflastig, da machen sich die Mechaniken positiv bemerkbar. Auch ihr Stimmverhalten und die Stimmstabilität lassen nichts zu wünschen übrig. Mit den bereits beschriebenen Eigenheiten des Stegs muss man leben, geht aber auch gut. Auch ohne die Möglichkeit, jede Saite individuell zu justieren, lassen sich die Saitenhöhe und Oktave korrekt einstellen.
Für die Spielfreude sorgt neben der flachen Saitenlage auch die Nähe zu den tiefen Lagen und die gute Erreichbarkeit aller Bünde; den praktisch barrierefreien Zugang bis zum letzten Bund habe ich ja schon erwähnt. Ungewöhnlich, aber vor allem optisch eine elegante Lösung ist die Höhenverstellung der Pickups, die vom Boden aus mit je zwei Schrauben zu erledigen ist. Mit ihrem geringen magnetischen Zug können sie den Saiten nahe gebracht werden, ohne dass die Lagerung zu weich wird. Die abgerundeten Enden geben gute Daumenstützen ab.
Der Halspickup gibt alleine einen soliden, erstaunlich tragfähigen Ton von sich, mit leicht hohler Note und reichlich Twang. Mit reduziertem Höhenanteil über die gleichmäßig arbeitende Tonblende wird der Ton im positiven Sinn unauffällig. Bei gleicher Einstellung liefert der Stegabnehmer knödelig-präzise Töne, mit Punch, aber auch ohne viel Bass. Kein Wunder, bei der Einbauposition, Unterstützung vom Amp nimmt er aber gerne an.
In der Mittelposition wird es dann richtig fett! Und vor allem im Vergleich zum Stegpickup solo deutlich lauter, ein einfaches Hin- und Herschalten ist nur möglich, wenn man den Boost mit einplant. Der nicht gerade hohe Output der Einzelpickups addiert sich zu einem druckvollen, treibenden Ton mit so viel MITTEN, dass ich das in Großbuchstaben schreiben MUSS. Dabei geht der Twang nicht unter, und die honkig-hohle Note in den Hochmitten ist ebenfalls dauerpräsent. Es macht einfach wahnsinnig Spaß, sich damit durch die Band zu drücken – egal, ob Fingerstyle gezupft oder mit dem Plektrum beackert. Sogar der Slap-Ton ist so originell wie nutzbar, wenn man sich mit den engen Saitenabständen arrangieren kann.
Was der Longhorn naturgemäß nicht so drauf hat, sind ewig lang stehende Töne. Der eher schnelle Abfall direkt nach dem Attack gehört zum Sound einfach dazu, was nicht heißen soll, dass der Bass gar kein Sustain hat, das kommt nur auf einem etwas niedrigeren Energieniveau noch mittellang hinterher. Bei entsprechender Lautstärke kommt die Konstruktion aber so ins Resonanz-Schwingen, dass der Longhorn doch anfängt zu singen.
RESÜMEE
Das macht Spaß! In der neuen „Red Hot“-Ausführung bietet der Danelectro 58 Longhorn Bass für einen vertretbaren Aufpreis ein schneller zu bedienendes Schalt- und Regelwerk, vor allem aber eine scharfe Optik. Sämtliche Vorteile des Instruments bleiben: Das Gewicht ist überaus erträglich, die Balance dank kleiner Kopfplatte und leichten Tunern perfekt, der Bass ist so kompakt, dass er in einer E-Gitarrentasche Platz findet. Mit der einfachen, aber gegenüber den Originalen sinnvoll verbesserten Brücke ist eine gute Bespielbarkeit einstellbar, und vor allem glänzt der Bass neben der ganz eigenen Form auch mit einem ganz eigenen Sound. Dieser ist vor allem in der Mittelstellung drückend und durchsetzungsstark, mit etwas Schub und Liebe vom Amp halten aber auch die Einzelpickups mit ganz eigenen Farben mit. Die Vibes des Originals fängt der Red Hot sehr schön ein, wie mein alter 64er Longhorn bezeugen kann, die Verarbeitung ist bei gleich gebliebener Bauweise aber mittlerweile viel besser. Toller Bass! ●
PLUS
- Optik
- Sound
- Bespielbarkeit
- Balance
- Gewicht
- Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)
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ich bin ohnehin ein Longhorn Fan, und das ist mein Dritter! Endlich ein solider Dreiwegeschalter und vernünftige, sahnig laufende Potis. Der gewohnt schlanke Hals und eine perfekte Saitenlage…Über den roten Markbass AMP und die Markbass 15er Box kann er so berückend knallen, daß mein Drummerfreund gar ins schwärmen gerät und nicht anderes mehr hören will.
i love ist!
Ich bin ein Longhorn-Fan, ich halte jedoch einen Tausch des Stegs für unbedingt vorteilhaft – ich habe vier ABM Single Bass Stege montiert, da ging der Sound ab!
Und den Korpus künstlerisch wertvoll gestaltet – ist und bleibt mein Lieblingsbass!