Röhrige Großartigkeit

Neo-Klassiker: Tube WorkShop BassBoy und 1×12″-Cab im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Die zugehörige Box hält optisch wie qualitativ mit dem Top mit. Hier wird für Gehäuse und Schallwand 15 mm Multiplex verbaut, der Frontgrill und der Griff oben sorgen für Old-School-Optik. Ganz modern ist der Eminence Kappa-12A Zwölf-Zoll-Speaker, der mit maximal 450 Watt belastet werden kann. Optional gibt es den Jensen Bass Smooth, dank Neodym leichter, dabei smoother im Ton. Auf einen Hochtöner wird bewusst verzichtet, aber auch wenn der Frequenzgang beim Kappa mit 62 Hz bis 4,2 kHz angegeben ist, hört die Wiedergabe ja nach oben wie nach unten nicht abrupt auf.

Das Innere der Box ist mit puristisch und aufgeräumt gut beschrieben. Verstrebungen oder Dämmung gibt es keine, nur ein Bassreflexrohr für gestärkten Tiefbass. Das Cabinet ist auf Mitklingen ausgelegt, stabil ist die Konstruktion aufgrund ihrer kompakten Größe natürlich dennoch.

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(Bild: Dieter Stork)

RÖHRIGE GROSSARTIGKEIT

Um erst mal die klassischen Sounds abzuchecken, kommt zuerst mein passiver Yamaha BB2024 an den BassBoy, clean eingestellt und mit den Klangreglern in (nicht neutraler) Mittelstellung. Alles, was man sich von einem Bass-Röhren-Amp vorstellt, ist da, und zwar reichlich. Organisch, musikalisch und warm wird der Charakter des Basses in den Raum gestellt, nicht verfälscht, sondern harmonisch ergänzt. Mit den Klangreglern ist es ein Leichtes, den Charakter noch mehr herauszustellen oder den Sound an den Raum und den persönlichen Geschmack anzupassen. Auch gröbere Klangveränderungen sind machbar. Da glänzt der Mittenregler, der auf Linksanschlag einen erstaunlichen Slap-Ton unterstützt, am anderen Ende die Mitten breitbandig in den Fokus rückt und dabei die Höhen ziemlich zurücknimmt. Die Komplexität, mit der hier geregelt wird – gleichzeitige Bearbeitung von Frequenz, Filtergüte, Anhebung und Absenkung – hört man in einem ebenso komplexen Klangbild, in der Bedienung könnte die Klangregelung allerdings nicht einfacher und unkomplizierter sein.

Als moderner, aktiver Fünfsaiter darf der gerade ebenfalls zum Test hier weilende Spector NS Ethos HP 5 herhalten, um dem Amp die Sporen zu geben. Und auch hier glänzt der BassBoy. Nicht nur geht die Box weit genug runter, um auch die tiefe H-Saite überzeugend rüberzubringen, auch das ultramoderne Sound-Design des Spectors wird superb getroffen und gestärkt. Mit maximalen Mitten am Amp bekommt der Ethos ein annähernd klassisch-rundes Klangbild mit reichlich Growl übergestülpt. Der Höhenregler am Amp ist da selbst voll aufgedreht nur noch wenig wirksam. Aber es gibt ja noch den Bright-Schalter am Volume-Regler, und der bringt die Brillanz auf einen Schlag wieder zurück.

Ebenso große Wirkung hat er auf Zerr-Sounds. Die kommen fast von selbst, denn bei aller Flexibilität der Vorstufe ist die Leistung der Endstufe begrenzt, was den Spaß mit ausmacht. Mit höherem Gain in der Vorstufe oder höherer Auslastung der Endstufe kommt ein sattes Knurren zustande, das sich mit noch mehr Gain und ausgefahrenem Post-Phase-Inverter-Master bis zu röhriger Distortion treiben lässt, auch abhängig von der Einstellung, mit der die 6L6-Endröhren angefahren werden. Im 30-Watt-Modus ist die Response “süßlicher”, hier wird die Endstufe mit Kathoden-Bias betrieben, wie die B-15-Flip-Tops bis Mitte der ‘60er. Der den 70er-Jahre-B-15 entliehene Modus mit Fixed-Bias bringt die Leistung auf 50 Watt und bleibt stabiler.

RESÜMEE

Für reine Leistung und analytisch-klare Wiedergabe gibt es andere Kandidaten, das dürfte eh allen klar sein, die den guten Röhrenton suchen. Den gibt es hier, reichlich und in einer Qualität und Flexibilität, die ihresgleichen sucht. Schon bei geringer Lautstärke hat der Ton Suchtpotenzial, aufgedreht kommt die gesuchte Sättigung angenehmst ins Spiel. Die einfach zu bedienende Vorstufe bietet ein Füllhorn an Sounds. Alles, was ich der Kombi gefüttert habe, wurde nicht nur mit allen Vorteilen guter Röhren-Sounds wiedergegeben, sondern ließ sich auch noch charakterstark verfeinern.

In Zeiten immer leiserer Bühnen kann ich mir die TWS-Anlage gut als Soundmaschine für die PA vorstellen, mit einem exzellenten Post-Master-DI-Ausgang als Ergänzung zur Mikroabnahme, und unbedingt und sowieso da, wo die alten Ampegs auch zuhause waren und sind: im Studio. Dafür muss nicht eben wenig Geld bezahlt werden, aber die Qualität in jeder Hinsicht rechtfertigt das für mich, zumal wenig Alternativen auszumachen sind. Wer die Gelegenheit dazu hat: Unbedingt anspielen!

PLUS

  • Charakter
  • Sounds
  • Konzept
  • Bauteile und Aufbau
  • Handarbeit


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo liebe Bassboy Freunde…..
    Ich suchte einen kleinen Bassverstärker ….Vollröhre natürlich ..aber eben nicht mit dem Gewicht meines SVT….denn ich auch mal schnell transportieren kann….so wurde ich über Gittare&Bass auf TWS aufmerksam…ich rief Mario daraufhin an, ob er mir nicht einen kleinen Bassamp bauen könnte. Es entstand ein wirklich intensiver Kontakt…und ich merkte schnell…Mario hörte zu….ging in Planung…und das Ergebnis wird hier wunderbar in diesem Test beschrieben….dem habe auch nichts weiter hinzuzufügen….lieben Dank Mario…einen lieben Röhrengruss aus Worpswede

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