GOLD FOIL PICKUPS – GESCHICHTE UND BAUWEISE
Wer hat’s erfunden? Darüber gibt es beim Thema Gold-Foil-Pickup keine absolute Einigkeit. Fakt ist: In den 1950er-Jahren tauchten Pickups, die man als Gold Foils bezeichnen kann, sowohl auf den allerersten japanischen Teisco-Gitarren auf, als auch auf den damals noch billigen Kaufhaus-Gitarren der Marke Harmony, die mit Tonabnehmern von DeArmond bestückt wurden.
„Gold Foil“ ist auch keine offizielle Typenbezeichnung (wie bei so vielen Dingen in der bunten Welt der Gitarren, man denke an das „Horseshoe-Bigsby“ oder die „Hertiecaster“). Diese Tonabnehmer heißen so, weil eine oft goldfarbene Folie den Metallrahmen nach oben abschließt. Und die ist natürlich nicht aus echtem Gold – auch wenn man das bei den im Gebrauchtmarkt aufgerufenen Preisen für alte Gold Foils vermuten könnte – sondern aus gestanztem Aluminium.
Was macht den Gold Foil so besonders? Er basiert, anders als Fender-Singlecoils oder P90s, nicht auf Alnico-, sondern auf Ferrit-Magneten. Der Kupferdraht wird dabei um den Magnetbalken gewickelt, Bobbins gibt es oft nicht. Das Resultat ist ein recht schwacher Output, der aber – je nach Ohr – mit feinster Höhendynamik und großer „Touch Sensitivity“ aufwartet. Die Folie selbst hat keinerlei Auswirkungen auf den Sound.
In seiner Ursprungszeit war der Gold Foil verpönt, auch weil er auf damals recht billigen Kaufhausgitarren (Silvertone, Harmony usw.) verbaut wurde, die qualitativ abfielen im Vergleich zu Gibson und Fender. Je rockiger der Musikgeschmack wurde, desto weniger war der Gold Foil als Pickup geeignet, die Bedürfnisse der Zeit zu befriedigen. Man muss ja nur mal eine 1961er Silvertone Jupiter durch einen aufgerissenen Marshall spielen … das kann Spaß machen, ist aber abenteuerlich im Resultat. Deshalb fristete das Pickup-Design ein Schattendasein, lediglich Spezialisten des guten Tons wie Ry Cooder wussten ihn zu schätzen.
Er ließ alte Guyatone-Gold-Foils sogar in seine Strat einbauen, wusste er doch, wie gut sich der vokale, durchaus mikrofonische Sound für crunchy Slide-Spiel eignet – zu hören ist u.a. das auf dem Rolling-Stones-Song ‚Sister Morphine‘. Nach dem Ende der US-Kaufhausgitarren und der japanischen Surfgitarren-Welle in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre findet man Gold-Foil-Designs nur noch vereinzelt auf taiwanesischen und koreanischen Sperrholz-Gitarren in den 1970er-Jahren.
Danach war erstmal Schluss. Erst das Vintage-Cheapo-Revival, maßgeblich befeuert von Jack White und Dan Auerbach (The Black Keys) leutete die Wiederentdeckung des Gold Foils ein. Heute gibt es zahlreiche Neuinterpretationen, im teuren Boutique-Sektor zum Beispiel von Lollar oder Mojo Pickups, aber auch günstige Versionen von Roswell und GFS. Die Probleme der alten Gold Foils wurden dabei ausgemerzt, und mittlerweile gibt es auch Formate, die sich in normale Pickuprahmen und Schlagbretter einsetzen lassen. Die alten Gold Foils waren oft nicht mal im Abstand zu den Saiten anpassbar.
Man sollte bei einem Kauf nur darauf achten, ob man Singlecoils oder Humbucker möchte, denn mittlerweile gibt es das Gold-Foil-Design auch doppelspulig. Das entspricht zwar nicht der Vintage-Orthodoxie, löst aber natürlich noch ein weiteres Problem alter Gold Foils – das Nebengeräusch-Level und die Empfindlichkeit gegen Einstreuungen. Wer sich auf die Gold-Foil-Reise begibt, wird mit einem glockigen, leicht metallischen und immer sehr twangy Sound belohnt.
Beide Pickups zusammen perlen mit mehr Höhen und Schimmer aus dem Lautsprecher als man das sonst so gewohnt ist – fast eher wie die Mix-Position von Bridge und Middle-Pickup einer Stratocaster. Da verwundert es kaum, dass der Hals-Tonabnehmer ebenfalls deutlich heller klingt, als man erwartet – in etwa so, wie die Kombi aus beiden Pickups bei einer normalen Telecaster! Wer hier einen jazzigen, total gerundeten Ton sucht, muss das Ton-Poti bemühen. Insgesamt hat der Klang immer etwas „glasiges“, egal in welcher Position – und das ist eben ganz typisch für Gold Foils.
Ein ungewöhnliches Konzept, das Fender hier mit der Gold Foil Telecaster anbietet: Obgleich „Gold Foil“ fast wie ein Synonym für „Vintage“ steht, weicht die Gitarre doch in vielen Aspekten deutlich von der Ursuppe ab. Mir persönlich kommen die Modernisierungen sehr entgegen. Die Pickups sind natürlich der Star dieser limitierten (was wohl heißt: nur dieses Jahr in begrenzter Zahl produzierten) Auflage. Sie schlagen eine schöne Brücke zwischen sinnvoller Modernisierung und „oldschool“-Sounds und heben sich erfrischend von den bekannten Standardklängen ab, ohne die Probleme alter Gold Foils zu reproduzieren. Dem Mythos werden sie durchaus gerecht und liefern amtlichen Twang mit sehr viel „Glas & Metall“ im Ton. Den Preis halte ich ansgesichts der gebotenen Qualität (und der vielleicht zu erwartenden Wertsteigerung oder zumindest Wertstabilität) für einen „No Brainer“.