Schon rein optisch tanzt das Gojira Drive ein wenig aus der Reihe: Das hier zum Test vorliegende Gerät ist eine auf 333 Exemplare limitierte Sondervariante, kommt mit einem blau pulverbeschichteten Gehäuse (die reguläre Version war schwarz) und einer von Hand gedruckten Grafik, die vom Künstler Dan Kurz entworfen wurde und auf einem Entwurf basiert, den er bereits für das für Jean-Michel Labadie designte Abyss-Overdrive im Sinn hatte. Das Artwork orientiert sich an Elementen indigener Malereien, die bei Gojira über die Jahre immer wieder eine Rolle spielen. Schraubt man den mit „Made in Prague“ beschrifteten Boden des Gojira Drive ab, sieht man im Grunde nichts weiter als die Unterseite einer geschwärzten Platine. Immerhin ist Platz, um eine 9V-Batterie unterzubringen.
(Bild: Dieter Stork)
Neben dem Bypass-Schalter und zwei blauen LEDs ist das Pedal mit vier Reglern für Volume, Gain, Bass und Treble ausgestattet – eigentlich also eine recht simple Angelegenheit. Stirnseitig montiert befinden sich die beiden kräftig zupackenden Klinkenbuchsen sowie der Anschluss zur Stromversorgung. Obwohl ursprünglich als Booster konzipiert, wird schon bei allen Reglern in der Mittelstellung klar, dass wir es hier mit einem waschechten Verzerrer zu tun haben.
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Der satte Overdrive-Sound hat genug Gain, um für ein schön langes Sustain zu sorgen; gleichzeitig aber treten wunderschön explosive Obertöne zu Tage, die mit einem knackigen Attack unterfüttert werden. Je nach Stellung des Gain-Reglers reicht das Gojira Drive vom reinen Cleanboost bis hin zu einem satten Distortion-Sound, der allerdings immer noch „sophisticated“ genug bleibt, um nicht in matschige Gefilde zu geraten. Die aktive Klangregelung greift effizient aber sehr geschmackvoll und musikalisch ins Geschehen ein.
Dreht man Bass und Treble auf etwa zehn bis elf Uhr, entsteht ein breit angelegter, schön trocken klingender Mitten-Boost, der, je nach verwendetem Instrument und Stimmung, besonders auf den tiefen Saiten etwas mehr Klarheit schafft. Gerade tiefer gestimmte Gitarren mit kürzerer Mensur profitieren hier besonders. Dreht man beide Regler nach rechts, entsteht eine schöne Mitten-Badewanne, die eher modern-gescoopte Metal-Sounds ermöglicht und vor allem in den Höhen für richtig viel „Buzz“ sorgt. Beachtlich ist, wie feinfühlig sich das Gojira Drive in das bestehende Setup einfügt, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängeln. Gleichzeitig aber konnte ich aus meinem völlig clean eingestellten Testverstärker mühelos einen vollwertigen, in den Mitten präsenten Metal-Sound herauskitzeln. Es wundert also nicht, das Joe Duplantier das Gojira Drive nicht mehr ausschaltet.
RESÜMEE
Ganz klar: 300 Euro für ein relativ simpel aufgebautes Overdrive-Pedal sind schon ein gewaltiger Schluck aus der Pulle! Ob das Gojira Drive einem diese Summe wert ist, bleibt letztendlich eine individuelle Entscheidung. Für eingefleischte Gojira-Fans ist dieses Pedal sicher verlockend, schließlich bekommt man hier ein Custom-Shop-Pedal, das in enger Zusammenarbeit mit Joe Duplantier für dessen Sound-Wünsche entworfen wurde. Das Ergebnis ist in der Tat beeindruckend: Das Gojira Drive deckt nicht nur ein breites Spektrum von Zerrsounds ab – es entpuppt sich zudem als ausgesprochen effizientes Werkzeug, um den Grundsound im Zusammenspiel mit dem Verstärker zu formen, ohne aber den Klangcharakter des Instrumentes zu sehr zu verbiegen.
Wer also auf der Suche nach einem wirklichen Schweizer Taschenmesser für sein Pedalboard ist, könnte mit dem Gojira Drive tatsächlich gut beraten sein. Bleibt nur zu hoffen, dass KHDK in absehbarer Zeit eine Neuauflage dieses Pedals ins Auge fasst – es wäre einfach schade, wenn es bei den ersten 333 Exemplaren bliebe. Mehr davon bitte!