Ruhe im Karton

Mojotone Classic Stratocaster Pickups im Test

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Mojotone Classic Stratocaster Pickups
(Bild: Dieter Stork)

Mojotone erlangten ihren weltweit guten Ruf als Hersteller und Lieferant klassischer Verstärker-Parts. Kein Wunder, dass sich eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Tube Amp Doctor aus Worms entwickelte. Neuerdings konstruieren die Amerikaner auch Pickups in klassischem Design. Die Stratocaster-Sets glänzen dabei vor allem durch ihre gelungene Abschirmung gegen Einstreuungen, weshalb sie „Quiet Coil“ getauft wurden.

Was dem Liebhaber meist völlig egal ist, erweist sich für den Profi auf großer oder kleiner Bühne und im Studio oft als nervenaufreibender Kampf mit den Elementen. Singlecoil-Pickups fangen nur zu gern alle möglichen Störgeräusche ein und schicken diese dann – meist laut verstärkt – in Richtung der Zuhörer. Entweder man lebt nun damit, oder entscheidet sich für den Austausch gegen alle möglichen Noiseless-Alternativen, die der Markt nun schon seit gut drei Jahrzehnten parat hält.

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Doch ob Fender, Kinman oder Seymour Duncan – die meisten dieser zweifellos gut gegen Störgeräusche geschützten Produkte zollen ihrer vorbildlichen Funktion ein Tribut auf klanglicher Ebene. Man tauscht die geliebten Vintage-Pickups auch gegen einen moderneren Sound, der nicht selten nur wenig vom typischen Charakter dieser Pickups übrig lässt. Noiseless-Pickups tönen zwar sauber, aber in den Ohren der meisten Strat-Liebhaber auch eindimensionaler und etwas steriler oder sogar langweiliger als die zahlreichen, ungeschützten Vorbilder.

Bei Mojotone scheint man sich dieser Unwägbarkeiten bewusst zu sein, denn sonst hätte es kaum Sinn gemacht, noch ein Stratocaster-Vintage-Set auf den Markt zu bringen. Dieser bietet jetzt schon eine unüberschaubare Vielfalt an Pickup-Repliken, die sogar schon nach Baujahren geordnet einen perfekten Vintage-Stratocaster-Sound bieten sollen. Manche tun das, andere weniger. Hier entscheidet der persönliche Geschmack, denn diese Pickups werden auch für ganz unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnitten. Und das ist sicher auch gut so. Nur haben alle gemein, dass sie nur selten eine Lösung für die Störanfälligkeit von Singlecoils bieten, denn das kostet vermeintlich Klangqualität. Im Zeitalter der Dimmer-Lampen, WLAN-Netze und den gesamten Äther durchflutenden Funkwellen ist das Problem jedoch größer denn je.

Mojotone Classic Stratocaster Pickups
(Bild: Dieter Stork)

retro specs

Die Basis der Mojotone-Pickups besteht für den Kunden erfreulich nachvollziehbar aus wenigen Pickup-Sets, die sich auf eine große Ära der Fender-Pickups berufen sollen. Das Mojotone Quiet Coil 58 Set folgt den klanglichen Vorgaben der frühen Stratocaster-Sounds. Alle Pickups werden mit korrektem Draht von Hand gewickelt, authentische Bobbins, Cloth Wire und Alnico-Magnete inklusive. Obwohl die Sets natürlich auch einzeln erhältlich sind, waren unsere Test-Probanden komplett auf sehr schönen „gealterten“ Schlagbrettern samt Verkabelung, CTS-Potentiometern und TAD Paper-In-Oil-Kondensator vorinstalliert. Das spart Mühe und Arbeit, denn so vorbildlich wie diese Sets verkabelt und verlötet wurden, bekommt das ein Laie einfach nicht hin. Da ist Maßarbeit ab Werk.

Es ist für den Techniker ein Genuss, diese Pickups von „unten“ zu betrachten. Sofort fällt auf, dass alle Pickups mit einer Art Baseplate ausgestattet sind, die vermutlich für die Abschirmung gedacht sind. Der Hersteller verzichtet ganz bewusst auf Dummycoils, staggered Konstruktionen oder ähnliche Maßnahmen zur Unterdrückung von ungewollten Einstreuungen. Uns stand das gleiche Set nochmals mit Hot-Bridge-Pickup zur Verfügung, einfach, um eine für rockigere Gefilde präparierte Version im Programm zu haben. Die Singlecoils des 58-Sets haben im Schnitt 5,8 Kilo-Ohm, der Hot-Bridge-Pickup fällt mit 11 Kilo-Ohm deutlich kräftiger aus.

Beim zweiten Set handelt es sich um 67er-Quiet-Coils, die mit Alnico-V-Magneten und einem abweichenden Charakter daherkommen sollen. Während die 58er den warmen, aber stets offenen Charakter früher Vintage-PUs besitzen sollen, setzt man hier auf eine Abstimmung die schlanker und in den hohen Mitten betonter ausfällt. Letztlich zielt man hier in Richtung Jimi Hendrix, der in seinen Lieblings-Strats (Baujahr 1968) Pickups mit diesen Eigenschaften bevorzugte. Natürlich ist auch dieses Set in einer Hot-Bridge-Version erhältlich.

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Im Praxis-Test habe ich für beide Sets meine 61er Reissue-Stratocaster verwendet. Da ich einfach das komplette Schlagbrett tauschen konnte, war das auch ohne größere Zeitverzögerung möglich. Zum Vergleich hatte ich ein 60s-Kloppmann-Set, ein Fender Custom-Shop-60s-Set sowie ein Set original alter 56er-Pickups zur Verfügung.

Das Quiet-Coil-58er-Set trifft klanglich genau in die versprochene Richtung. Der Ton ist offen und hell, aber stets weich und singend, genauso wie man es entsprechend dieser Baujahre kennt. Diese Low-Output-Modelle entsprechen meinem persönlichen Geschmack, denn ich höre lieber den natürlichen Sound der Gitarre als zu viel elektromagnetische Aufbereitung. Diese Pickups lassen Luft zwischen den Tönen, übertragen für mich überraschend neutral und zurückhaltend. Genau so muss es sein. Hat die Gitarre eine natürliche Wärme, wird sie auch übertragen. Man lauscht den Holzeigenschaften, den kleinsten Schwingungsnuancen und den persönlichen Anschlagsmustern. Sehr schön!

Mojotone Classic Stratocaster Pickups
(Bild: Dieter Stork)

Im Vergleich zum 56er-Fender-Vintage-Set klingen diese Pickups einen Hauch heller und frischer, was sicher an den spezifischen Materialeigenschaften liegt. Dafür besitzen die 58er-Mojotone-Pickups die gleiche Balance und Ausgewogenheit. Nun zur Geräuschunterdrückung: Auch hier halten die Pickups genau das, was sie versprechen. Mein leistungsstarkes Smartphone oder die Halogen-Lampe über meiner Werkbank mögen die alten Pickups nämlich gar nicht. Hier entfaltet sich gewöhnlich bei jedem Gitarrentest ein wahres Feuerwerk an Zisch-, Brumm oder Kratzlauten, was auch mir gehörig auf die Nerven geht. Das Mojotone-Set ist zwar nicht in ganzem Ausmaß dagegen immun, minimiert den Geräusch-Kanon allerdings deutlich. Natürlich hört man auch hier ein kleines Brummen, wenn man das Schlagbrett direkt über den offenen Netztrafo eines Fender-Amps hält, es ist aber von kaum noch spürbarer Amplitude. Wirklich klasse!

Das Kloppmann- und das Fender 60s-Set klangen im Vergleich etwas mittiger und einen Hauch kräftiger. Dafür waren diese Pickups nicht ganz so akustisch prägnant wie die Mojotone, die einfach noch eine Spur offener übertragen. Sie erinnern in dieser Disziplin schon manchmal an einen noch schwächeren Gretsch Filtertron-Pickup, der dieses Saiten-Glitzern beinahe so natürlich wie aus einer Dreadnought-Akustik überträgt.

Das 67er-Set klingt knackiger, etwas nasaler und mittiger. Diese Pickups eigenen sich hervorragend, um einer zu dumpfen oder in den Bässen zu vorlauten Stratocaster auf die Sprünge zu helfen. Hier überzeugte mich vor allem der Frontpickup, der so straff und knackig klingt, dass man auch mal mit einem fetten Booster oder Overdrive nachfeuern kann, ohne dass es zu matschig wird. Die Saitentrennung bleibt stets prägnant und konturiert. Dieses Set klingt nicht so hohl und offen wie die 58er-Pickups, sondern eher knackig und im positiven Sinnen metallisch. Es ist prädestiniert für Leads à la Deep Purple oder Hendrix. Auch ein Fuzz Face schafft es nicht, diese Kontur vollends aufzulösen oder zu zerbröseln. Hier klingt es immer noch scharf und sagenhaft „elektrisch“. Eine perfekte Alternative zum weitaus gutmütigeren 58er-Set.

resümee

Die neuen Mojotone Singlecoil-Sets überzeugen durch eine sehr gelungene Mischung aus Vintage-Sounds und Geräuschunterdrückung. Wer die Störgeräusche in seiner Stratocaster satt hat, findet hier eine perfekte Alternative in klanglich überzeugender Vintage-Textur. Wer es eher offen, weich und bluesig mag, wird sich in das 58er-Set verlieben, wer elektronische Klanggewitter mit maximaler Kontur bevorzugt, sollte das 67er-Set testen. Eine authentische Optik und erstklassige Verarbeitung in Handarbeit gibt es obendrein. Dabei sind diese Pickups gar nicht mal teuer…

Mojotone Classic Stratocaster Pickups

Mojotone Classic Stratocaster Pickups

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Die Quietcoils sind tatsächlich Side-by-side Humbucker, technisch also analog zu Dimarzio Chopper usw. Siehe auch:
    Die Quietcoils sind tatsächlich Side-by-side Humbucker analog beispielsweise zum Dimarzio Chopper, tut dem Klang aber offenbar keinen Abbruch. Siehe:
    http://darthphineas.com/2016/03/mojotone-58-quiet-coil-strat-pickup/

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