(Bild: Dieter Stork)
Mit den gleichnamigen Amps hat es Joe Naylor schon Mitte der 90er auf die Wunschzettel vieler Gitarrist:innen geschafft und sich einen Platz im Gitarren(amp)olymp gesichert. Schon 1997 wechselte er aber als studierter Industriedesigner und Absolvent einer Instrumentenbauschule ins Fach der Gitarren- und Bassbauer. Seitdem ist er mit der Marke Reverend präsent, mittlerweile mit koreanischer Fertigung und Setup und Check in Toledo/Ohio.
Gitarren mit drei Pickups gibt es ja nun reichlich, Bässe dagegen nur sporadisch. Dabei ist mehr doch mehr! Wie viel mehr der Reverend Triad zu bieten hat, finden wir im Folgenden raus!
VIELSEITIG
Die Korpusform ist in der Reverend-Familie schon ein Klassiker: Wie beim Jazz-Bass am Ende des Korpus versetzt, auf der anderen Seite ein langes, flaches oberes Horn und dagegen ein kurz abgehacktes unteres Horn. Was sich in der Beschreibung leicht unharmonisch liest, geht real – zumindest für mich – sehr schön und ästhetisch zwingend zusammen. Die Farbe nennt sich Periwinkle, ein schicker, violetter Burst-Ton. Reverend nutzt für das perfekte Finish einen dünnen, unter UV-Licht aushärtenden Lack, der den Bass nicht unnötig dämpft, aber dennoch schützt. Wie bei allen Instrumenten der Firma wurde er auf Korina aufgetragen. Dieses eher leichte Holz nutzte Gibson Ende der Fünfziger für die legendären ersten Explorers und Flying Vs – keine schlechte Wahl!
(Bild: Dieter Stork)
Der Hals ist dagegen ganz modern aus Roasted Maple: Ahorn, der unter Ausschluss von Sauerstoff hoch erhitzt wird und dabei seine Struktur so ändert, dass der Hals weniger wetterfühlig wird. Nebenbei bekommt er ohne Beize noch eine nach alten Instrumenten aussehende Farbe und benötigt nur den Hauch einer Versiegelung. Die beiden dunkleren, zusätzlich stabilisierenden Sperrstreifen sind aus Walnuss. Das Griffbrett aus Palisander zieren sauber eingelegte große Block-Inlays und ebenso sauber eingesetzte und abgerichtete Bünde, 21 an der Zahl. Der Sattel ist aus Boneite, einem knochenähnlichen Kunststoff, über dem sich freiliegend der Zugang zum Zweiwege-Stahlstab findet.
(Bild: Dieter Stork)
Neben den gewohnt gut funktionierenden ultraleichten Hipshot-Mechaniken mit großer Wickelachse gibt es auf der charakteristisch geformten Kopfplatte einen Niederhalter für die drei hohen Saiten, bei dem die D-Saite durchgefädelt werden muss, während die beiden anderen einfach eingehängt werden. Auch die Brücke bietet den Saiten diese Optionen: entweder durch den Korpus gezogen, oder oben in der soliden, in Saitenlage und Oktave einstellbaren Brücke eingehängt.
(Bild: Dieter Stork)
Die namensgebenden, dreiklingenden Pickups sitzen mit gleichbleibendem Abstand untereinander im Mittelfeld zwischen Bridge und Hals. Die Reverend-Eigenkreationen hören auf den etwas martialischen Namen „Jazz Bomb” und sind Humbucker im typischen Jott-Format. Die Spulen liegen nebeneinander und haben je eine durchgehende Klinge als Polstück, eine Kappe gibt es nicht. Der Daumen stützt sich also direkt auf der oberen Platte des Spulenkörpers ab. Hatte ich mal bei einem alten ESP-Bass, wo sich die Vulkanfiber ziemlich schnell auflöste, hier beim Reverend fühlt sich das dauerhaft solide an. Verschaltet werden die Abnehmer in klassischer Strat-Manier: jeder Pickup einzeln plus zwei Zwischenpositionen. Geregelt wird mit Master-Volume- und Tone-Potis, alles montiert auf einer Metallplatte im Tele-Style. Erwähnenswert ist auch noch die Ausgangsbuchse. Die „Reverend Pure Tone Jack” hat eine zusätzliche Feder für den Massekontakt und gleich zwei Kontakte für die Spitze des Steckers, was eine stabilere und zuverlässigere Verbindung bringt. Das Kabel rastet spürbar satt ein, lässt sich aber trotzdem normal ziehen, anders als bei verriegelnden Typen.
Sound, Handling und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
TON-ALCHEMIE
Perfekt eingestellt kommt der Triad aus dem Karton, trotzdem drehe ich natürlich einmal an allen Stellschrauben, um konstatieren zu können: alles unauffällig. Auch mit jetzt noch flacherer Saitenlage schnarrt und scheppert nichts, dafür ist die ohnehin gute Bespielbarkeit noch müheloser. Gut geröstete Hälse, die wie poliert, aber sonst naturbelassen in der Hand liegen, gehören eh zu meinen Lieblingen. Wenn sie dann noch so angenehm geformt sind wie bei Reverend, umso mehr! Das mit 42 mm am Sattel gar nicht so schmale Maß fühlt sich durchaus sportlich an. Dabei hilft, dass die linke Hand außer dem Greifen keine weitere Aufgabe hat – Kopflastigkeit zeigt der Triad keine. Das macht bei einem entspannten Gewicht von knapp über vier Kilo ebenfalls gute Laune. Das sehr hübsch auch entlang der Unterarmauflage geführte Binding verschärft die Korpuskante zwar zwangsläufig etwas, aber nicht so, dass es unangenehm wäre. In der Summe also ein überaus bequemer Bass. Und am Amp? Da fragt man sich, warum es nicht mehr Bässe mit drei Pickups gibt … Alle abgerufenen Sounds sind nutzbar und alle sind brummfrei. Der vordere Pickup liegt gegenüber der regulären Jazz-Bass-Position einen Zentimeter näher am Hals. In Kombination mit der veränderten Pickup-Konstruktion klingt das wuchtiger und fetter, aber immer noch klar im JB-Universum angesiedelt.
Gleiches gilt für den Stegtonabnehmer, der ziemlich genau zwischen der 60er und 70er Position sitzt und je nach Spielweise und Einstellung am Amp knackt oder knödelt. Der mittlere Pickup findet seinen Platz klanglich wie räumlich mittig zwischen den beiden anderen und glänzt nicht nur alleine, sondern vor allem auch als Doppelpartner für die Kollegen. In paralleler Schaltung kommt Twang ins Spiel, die Mitten ziehen sich etwas zurück und funky Höhen machen sich breit. Der Bassanteil ist naturgemäß in der vorderen Zwischenposition stärker als in der hinteren. Überhaupt nimmt vom Hals zum Steg durchgeschaltet der Tiefbass ab, die Mitten wandern schön durchs Spektrum. Dank passender Höheneinstellung der Pickups bleibt der Lautstärkeeindruck dabei ziemlich konstant, jede Einstellung ist nutzbar, ohne nachregeln zu müssen. Die Tonblende macht einen guten Job, rundet gleichmäßig ab und fördert die durchsetzungsfähigen Mitten. Das Einzige, was ich an der Schaltung vermisse, ist die Möglichkeit, Hals- und Stegpickup zusammen zu betreiben, oder alle drei zusammen, wie beim alten Fender Rascal Bass. Vor allem ersteres würde sicherlich einen noch Jazz-bassigeren Ton bieten. Andererseits: Jazz Bässe und dessen Derivate gibt es so viele, da ist ein so gut funktionierender Entwurf wie der Reverend Triad eine willkommene Abwechslung – und ein Push/Pull-Poti ist schnell eingebaut … Bedenken, dass mir die Bedienelemente beim Spielen im Weg sein könnten, zerstreuten sich schnell – wer nicht allzu ausladend mit dem Plektrum schrubbt, dürfte hier keine Probleme haben.
RESÜMEE
Nicht nur den namensgebenden Dreiklang hat der Reverend Triad zu bieten, sondern gleich fünf Sounds warten darauf, von Spielerinnen und Spielern mit Spaß am Finden der eigenen Stimme im Bandkontext eingebaut zu werden. Mit leichter Bespielbarkeit, angenehmem Gewicht und Tragekomfort sowie bester Verarbeitungsqualität legt Reverend dafür den Grundstein, die spannende Tonabnehmerbestückung und Schaltung öffnet dann die Türen. Wieder ein charaktervolles Instrument, das sich Joe Naylor und sein Team da ausgedacht haben – zum Testen unbedingt empfohlen, wenn du nicht Malen nach Zahlen willst, sondern beherzt musikalische Linien übermalst, mit einem Bass, der dich unterstützt und es dir leicht macht.
PLUS
- Sounds
- Optik
- Bespielbarkeit
- Balance
- Mechaniken
- Pickups

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2025)