Kompakte Sound-Zentrale mit fünf Modulen

Mit allem und scharf: Ibanez Pentatone Preamp im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Wer die beiden Begriffe „Ibanez“ und „Effektpedal“ in den Raum wirft, bekommt als Antwort sicher „Tube Screamer“ zu hören. Der neue Pentatone Preamp beschäftigt sich wie jener ebenfalls mit Verzerrung, allerdings auf einem komplett anderen Level. Wer es gerne deftig mag, sollte unbedingt weiterlesen.

Wie der Name impliziert, handelt es sich beim Pentatone um einen Vorverstärker mit fünf verschiedenen Optionen, vier davon widmen sich der Sound-Formung, das fünfte Tool ist ein Noise Gate, das Nebengeräuschen den Garaus macht. Und das, soviel sei gleich zu Beginn angemerkt, ist eine sehr sinnvolle Ergänzung, denn der Pentatone liefert eine fast schon angsteinflößende Menge an Gain. Das zweite Haupt-Feature ist seine enorme Flexibilität, dank derer sich der Ton auf den Spieler maßschneidern lässt. Der Reihe nach:

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Das Gitarrensignal durchläuft die Stationen Pre Boost, die eigentliche Preamp-/Distortion-Sektion, einen semiparametrischen 5-Band-EQ sowie einen Post Boost, der ebenso wie der Preamp mit einem Fußschalter am Gerät aktiviert werden kann.

Zwischen In und Out befindet sich der Anschluss für einen externen Fußschalter. (Bild: Dieter Stork)

Für die Funktionen Pre Boost und EQ bietet Ibanez mit dem IFS2L einen optionalen Doppelfußschalter an, der via Stereoklinke angekoppelt wird, alternativ lassen sie sich am Gerät mit Minischaltern ins Spiel bringen. Jede Einheit besitzt eine eigene Aktivitätsanzeige – überwiegend rote LEDs, beim EQ leuchten die Schieberegler blau auf –, wodurch immer klar ersichtlich bleibt, welche Funktionen aktuell im Einsatz sind.

FÜNF MODULE

Dass der Fußschalter für den eigentlichen Preamp mit „Bypass“ bezeichnet ist, lässt schon erahnen, dass ohne ihn nichts geht. Leuchtet Bypass nicht, läuft das Signal durch und kann auch nicht von den anderen Funktionen bearbeitet werden. Fangen wir daher mit dieser Haupteinheit an. Neben Gain und Level stehen mit Treble und Bass zwei erste EQ-Segmente zur Verfügung, doch das Hauptaugenmerkt liegt woanders: Dass der Preamp im Manual auch als Distortion bezeichnet wird, hat seinen Grund: Selbst bei Linksanschlag ertönt bereits mit Singlecoils ein deftiger Crunch, mit Humbuckern geht es entsprechend noch einen Tacken heftiger zur Sache. Der Pentatone richtet sich offensichtlich an Gitarristen, die gerne mit Gain unterwegs sind.

(Bild: Dieter Stork)

Ein Bright-Schalter verstärkt bei Bedarf die oberen Frequenzen und verschafft eher muffigen Gitarren die nötige Spritzigkeit. Eine weitere Besonderheit bietet der Pre Boost. Mit ihm lässt sich der Signalpegel vor dem Preamp nicht nur anheben, sondern unterhalb von etwa 10 Uhr auch absenken – falls die Gitarre zu heftige Signalpegel abgibt. Wenn der Regler im aktivierten Zustand ganz links steht, bleibt der Pentatone stumm.

Wer es nicht nur ordentlich verzerrt mag, sondern gerne auch den Frequenzverlauf massiv beeinflusst, findet im sehr elaborierten 5-Band-EQ den passenden Partner. Die Center-Frequenzen (80Hz/ Low, 250Hz/Low Mid, 780Hz/Mid, 2,4kHz/High Mid, 7kHz/High) lassen sich über die mittenrastenden Schieberegler um bis zu 10dB anheben oder absenken. Wer es noch extremer mag, kann diese individuell in einem recht breiten Band verändern. Exemplarisch sei dazu der 7kHz-Regler erwähnt: Bei Linksanschlag wird die Frequenz 1,5kHz bearbeitet, am rechten Rand stehen 14,5kHz zur Wahl – ein sehr weites Spektrum also. Wenn man dann noch bedenkt, dass sich die Regler in ihren Bereichen bei extremen Settings überschneiden, kann man sich ausmalen, was hier also möglich ist.

Im Anschluss geht es dann wieder konventioneller zur Sache, der Post-Boost-Regler schiebt das erarbeitete Signal noch einmal um bis zu 11dB an, bevor das Noise Gate übernimmt. Mit dem Gate-Regler lässt sich anwählen, ab welchem Schwellenwert es aktiv wird. Dieser Einsatz wird über eine zweite, grüne LED angezeigt. Ein kurzes Wort zur Hardware: Mit rund einem Kilo Gewicht ist der Pentatone auch auf der Waage ein kompaktes Schwergewicht, Gehäuse und Bedienelemente machen einen sehr soliden Eindruck, ein Bügel schützt dabei die EQ-Schieber vor unsachgemäßer Behandlung. Betrieben werden kann er mit einer 9-Volt-Batterie oder einem entsprechenden Netzteil.

Sound in der Praxis und Resümee auf Seite 2

Innenleben inklusive Fach für einen 9V-Block (Bild: Dieter Stork)

SOUNDS & ANWENDUNGEN

Aus den obigen Beschreibungen lässt sich schon erahnen, was der Pentatone im Einsatz so alles bietet. Mit einer Tele beschickt, begeben wir uns bei Mittelstellung des Preamp-Potis in erhöhte Gain-Gefilde, ab 14 Uhr wird es dann richtig heftig. Was schön ist und gar nicht oft genug erwähnt werden kann, ist, dass es in Spielpausen still bleibt – dem einfach zu bedienenden Noise Gate sei Dank. Mit dem 5-Band-EQ in klassischer V-Stellung rücken Acts wie Pantera oder die frühen Metallica ins Gesichtsfeld, hier wird also definitiv schweres Metall geschmiedet. Mit der Les Paul gefüttert, ertönt es bereits mit Gain auf 11 Uhr für des Testers Ohren ausreichend verzerrt.

Und da haben wir den Pre Boost noch gar nichts ins Spiel gebracht … Zwischenfazit: Der Pentatone liefert Gain ohne Ende. Damit eignet er sich sehr gut für Hardrocker und Metalheads sowie Spieler anderer zerrintensiver Stile.

Und auf der anderen Seite des Gain-Spektrums? Kann der Pentatone auch moderat? Das kann er, auch wenn das wohl eher nicht sein Haupteinsatzzweck ist. Hier bietet sich bei Bedarf das linke Spektrum des Pre Boost als Unterstützung an, und man kann den Ausgangspegel der Gitarre ja gegebenenfalls auch per Volume-Poti absenken.

Dabei sollte man aber auf das Noise Gate achten und dessen Einsatzschwelle absenken, sonst wird der ausklingende Ton auch schon mal etwas früh abgeschnitten. Apropos Pre Boost: Dass Ibanez sich dazu entschieden hat, den zweiten internen Fußschalter für den Lautstärke-Kick zu verwenden, ist absolut nachvollziehbar. Manch einer hätte ihn vielleicht lieber für den Pre Boost gehabt, also als schaltbaren Andicker, aber dafür bieten die Japaner ja eine externe Option an, die für gut 30 Euro über die Ladentheke geht.

EINSATZ

Mit seiner Ausstattung und seinem Konzept bietet sich der Pentatone entweder zum Betrieb vor einem Amp oder im Return des Effektweges an. Die Ergebnisse unterscheiden sich, wenig überraschend, doch recht deutlich. Vor einem clean eingestellten Fender Pro Reverb mit seinem 12″-Lautsprecher klingt der Ibanez Preamp deutlich schneidiger als im Effektweg eines Marshall JCM 800 Studio Classic Combos mit seinem 10er-Speaker. Beide Varianten funktionieren gut, mir persönlich hat die Marshall-Option etwas besser gefallen. Hierbei ist dann nur noch der Presence-Regler am 800er im Einsatz, der Sound kommt in diesem Fall fast ausschließlich aus dem Preamp.

Damit empfiehlt sich jener als mobile Sound-Zentrale, die vor Ort mit einem vorhandenen Verstärker kombiniert werden kann und dann fast alles in sich birgt, was ein Rock-Gitarrist braucht. Ich zumindest könnte mir vorstellen, mit dem Pentatone und einem zusätzlichen Delay-Pedal komplette Gigs zu spielen.

RESÜMEE

Wer es verzerrt mag und gerne mit einer Vielzahl von Optionen arbeitet, findet im Pentatone Preamp von Ibanez einen idealen Partner. Mit seiner üppigen Ausstattung und den einzeln schaltbaren Modulen bietet er sich als kompakte Sound-Zentrale an, die mit einer Vielzahl von Amps kombiniert werden kann. Die Gain-Reserven sind mehr als üppig, sodass auch die harte Fraktion auf ihre Kosten kommen dürfte. Da auch in Sachen Hardware alles stimmig ist, kann man bei einem Preis von 249 Euro von einem wirklich guten Angebot sprechen.

PLUS

  • All-in-one Soundzentrale mit üppiger Ausstattung
  • Gain-Reserven
  • Preis/Leistung
  • solide Hardware

MINUS

  • Für maximale Flexibilität sollte der externe Fußschalter ins Budget einkalkuliert werden


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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