Die Firma Omega aus Michigan fing vor einigen Jahren damit an, Custom-Gitarrenboxen zu bauen. Die geschmackvollen Designs, exzellente Qualität und vor allem der gute Sound sorgten dafür, dass sich die Manufaktur bei Gitarristen in moderneren Metal-Sphären schnell einen Namen machen konnte.
Auf der NAMM 2017 stellten die jungen Männer mit dem Obsidian ihr erstes Vollröhren-Topteil vor – ein 2,5-Kanaler mit Gain-Reserven bis zum abwinken. Ich konnte den Amp vor Ort anspielen und was soll ich sagen? Ich war vollends überzeugt! Mit knapp $ 3000,- bewegte sich das gute Stück allerdings etwas oberhalb meines Budgets, und so fragte ich, ob es bei Omega auch Pläne für einen Einkanaler gäbe. Meine Frage wurde damals mit einem Zwinkern beantwortet. Mitte 2018 war es dann soweit: Der Iridium wurde angekündigt und ich sicherte mir eines der ersten drei Exemplare – passend zu meiner zuvor erstandenen Omega 2×12 Alpha Box.
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HINGUCKER
Omega bietet eine Vielzahl von Custom-Optionen und Finishes an. Ihr wollt eine blau gebeizte Blende aus geflammtem Ahorn? Kein Problem. Auch die Gehäuseoberfläche kann anstelle von Tolex mit gebeiztem Holz geordert werden – oder alternativ mit der gleichen Beschichtung besprüht werden, die man oft in der Ladefläche von Pickup-Trucks findet. Letztere ist natürlich nahezu unverwüstlich und somit sehr Tour-tauglich.
Mein Iridium und die dazugehörige Box sind aber ausschließlich für den Studiobetrieb gedacht, was mir die Freiheit gab, ein paar rein ästhetische Entscheidungen zu treffen, die ich für Tour-Equipment vielleicht so nicht in Erwägung gezogen hätte. Wie schon bei meiner 2x12er-Gitarrenbox, entschied ich mich auch bei der Frontblende des Iridiums für Walnuss. Das Gehäuse ist im Gegensatz zur Box aber nicht aus weiß gebeiztem Holz, sondern mit schwarzem Tolex bezogen. Der Verstärker ist hochwertig verarbeitet und verdrahtet, alles sitzt bombenfest, die Spaltmaße sind gleichmäßig, die Potis laufen alle sahnig – hier lässt Omega nichts anbrennen!
FLEXIBLES GERÄT
Auf den ersten Blick wird klar, dass der Iridium für einen Einkanaler einiges an Tone-Shaping-Optionen bietet. Direkt neben dem Input findet sich der Gain-Regler mit dazugehörigem High- und Low-Gain-Switch, die im Zusammenspiel ein weites Spektrum von bluesigem Crunch bis Tiefton-kompatiblem High-Gain abdecken sollen. Weiter geht es mit einem Drei-Band-EQ und Level Regler. Zwischen diesem und dem Master-Poti befindet sich ein Voice-Switch, bei dem man den Klangfokus des Mittenspektrums von den Hoch- in die Tiefmitten verschieben kann. Zu guter Letzt gibt es mit den Depth- und Detail-Potis nochmal zusätzliche Möglichkeiten, das Low- und High-End zu formen.
Auf der Rückseite findet man neben den üblichen Speaker-Ausgängen, einem Impedanz-Wahlschalter (4/8/16 Ohm) und FX Loop noch Dual-Bias-Regler. Der Iridium kann nämlich z. B. mit zwei EL34 und zwei 6L6 simultan betrieben werden – ein Feature, das für zusätzliche Flexibilität sorgt und Röhrenfans aufhorchen lassen dürfte. In meinem Fall ist die Entscheidung auf vier 6L6 Röhren gefallen, da ich aus dem Amp eher moderne und „amerikanische“ Charakterzüge herauskitzeln wollte. Aber Schluss jetzt mit dem Gelaber: Schalter umlegen, Amp vorglühen lassen und ab dafür!
HEAVY METAL CHAMÄLEON
Es ist verlockend, direkt in die Vollen zu gehen, den Gain-Schalter auf „high“ zu stellen und das Gain-Poti weit aufzureißen. Aber ich übe mich heute mal in Zurückhaltung und arbeite mich von zart nach hart.
Wirklich clean ist der Iridium in keinem der zwei anwählbaren Gain-Level. Wenn man den Kippschalter auf Low stellt und das zugehörige Poti langsam aufdreht, kippt das Signal von völliger Stille ganz schnell in einen leicht knarzigen Ton, der geradezu danach bettelt noch ein bisschen mehr Sättigung zu bekommen. Auf 9 Uhr angekommen klingt das Ganze bluesig-crunchy – und wenn man dann noch mit dem EQ großzügig im Bass und den Mitten aushilft, wird es schön warm und fett. Der Iridium klingt in diesen Gefilden auffällig britisch und mit ein bisschen mehr Gain lassen sich ihm auch direkt authentisch-klassische Hard-Rock-Klänge entlocken.
Hier beginnt der Amp für mich so richtig Spaß zu machen. Laut Tubescreamer o. ä. vorzuschalten, also hänge ich meinen Rodenberg Flux Capacitor vor den Iridium und schaue mal, was sich da so tut. Und tatsächlich – das Mehr an Sättigung vom Boost verträgt sich ausgezeichnet mit der Gain-Struktur dieses Modus‘. Mittlerweile bin ich mit dem Gain-Poti bei 12 Uhr angekommen und schalte den Kippschalter auf High. Zusammen mit dem Boost ist an dieser Stelle mit einem recht neutralen EQ schon ein wirklich beeindruckender Sweet Spot erreicht, von dem aus man mithilfe des EQs noch sehr kreativ sein kann. Mit Bass und Mitten auf 1 Uhr und den Höhen auf 3 Uhr kommen wir schon erstaunlich nah an einen für mich perfekten, dynamischen High-Gain-Sound heran.
Wirklich gravierend wirkt sich auch die Position des Voice-Schalters aus, der in der unteren Stellung den Mitten-Fokus in die Hochmitten verschiebt und somit das gesamte Klangbild des Iridiums spürbar aufklart. In der oberen Stellung klingen die Mitten etwas fetter, wovon vor allem Single-Note-Riffs profitieren. Mit den Depth- und Detail-Reglern lassen sich Tiefen und Höhen aber auch nochmal erheblich finetunen. Dreht man das Gain-Poti noch weiter auf, wird der Boost vor dem Amp mehr oder weniger überflüssig. Ab 3-Uhr-Position ist wirklich Gain im Überfluss abrufbar und meiner Ansicht nach empfiehlt es sich an dieser Stelle, entweder auf einen zusätzlichen Boost vor dem Amp zu verzichten, oder den Gain wieder etwas zurückzudrehen.
Charakterlich gefällt mir der Iridium aber auch mit so viel Zerre wirklich gut. Der Amp klingt von Haus aus eher trocken und ist dadurch sowieso schon wirklich tight. Es ist schwer, den Charakter des Iridiums anhand von anderen, populären High-Gain-Amps zu beschreiben, da er auf der einen Seite die Gain-Sättigung von Amps wie dem Peavey 5150 liefert, gleichzeitig aber immer einen latent britischen Unterton mitschwingen lässt.
FAZIT
Als Metal-Amp ist der Omega Iridium ein Rundumschlag. Klar, die Marschrichtung ist bei einem Einkanaler relativ eindeutig: Sound finden, aufreißen, Gas geben! Aber eben dieser Sound kann dank der super flexiblen Tone-Shaping-Möglichkeiten von Grund auf ganz verschiedene Wege gehen. Von Classic-Rock-Crunch bis hin zum Extrem-Metal-High-Gain lässt sich dieser Verstärker über eine große Bandbreite souverän einpegeln. Wer in dieser Schnittmenge ganz genau weiß wie er sich seinen Sound vorstellt, wird diesen mit dem Omega Iridium finden. Aber am Ende des Tages ist er ein Amp für Puristen.
Mit Mick Thompson von Slipknot hat sich übrigens kürzlich ein wahrlich prominenter Gitarrist dazu hinreißen lassen, künftig live und im Studio nur noch Omega Amps und Cabs zu spielen. Dabei greift er wohl auf ein Duo aus Omega Iridium und Omega Obsidian zurück.
REVIEW
STRIGOI:ABANDON ALL FAITH
Es ist aufgefallen, dass sich bei Greg Mackintosh in den letzten Jahren zunehmend der Härtegrad nach oben geschraubt hat. Die letzten zwei Paradise-Lost-Platten waren deutlich krasser als die Vorgänger, mit Vallenfyre gründete er ein reines Death-Metal-Nebenprojekt und veröffentlichte damit drei wirklich starke Platten und jetzt steht er schon mit der nächsten Band in den Startlöchern: Strigoi. Und wie schon bei Vallenfyre handelt es sich auch bei dieser Band um ein Death-Metal-Bollwerk, nur eben mit einem leicht anderen Flavor.
‚Abandon All Faith‘ scheppert oft punkiger daher und treibt gnadenloser voran. Strigoi sollten mit ihrem Sound tatsächlich auch für Crust-Punks attraktiv sein, da ihr Groove immer in latenter D-Beat-Manier nach vorne marschiert. Gleichzeitig umschwebt das Ganze aber ein noch finsterer Vibe. Das Artwork spricht auch eher eine Black-Metal-Sprache und diese Ästhetik, schleicht sich auch etwas in die Musik ein. Wie man es dreht und wendet: Greg Mackintosh kann es noch… und zwar besser denn je. ‚Abandon All Faith‘ beweist das mal wieder eindrucksvoll.