Nicht nur volles Brett

Mehr als nur Metal: Darkglass Alpha Omega 900 im Test

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Der Intelligent Footswitch wird direkt mitgeliefert. (Bild: Dieter Stork)

PRAXIS

Übertragen auf das verzerrte Signal ergibt das, je nach Einstellung des Drive-Reglers, eine wunderbar brachiale Wand aus Klang, die aber dennoch kontrollierbar bleibt. Kein Wunder, ist der Alpha-Omega-Preamp doch in Zusammenarbeit mit Karnivool-Bassist John Stockman entstanden. Dessen Sound dürfte für viele, und da schließe ich mich selbst mit ein, wegweisend und ein Meilenstein moderner Zerr-Sounds gewesen sein. Kern des Preamps sind zwei verschiedene Zerren, Alpha und Omega, die sich über den Mod-Regler vermischen lassen. Während die Alpha-Seite eher komprimiert und drahtig ist, liefert Omega einen offenen, rohen Sound.

Aber der Amp kann natürlich auch mehr als nur volles Brett. In niedrigen Drive-Settings sind auch dezent angeknusperte oder drahtig dengelige Klänge abrufbar. Es ist also keineswegs ein Verstärker nur für Metal und dessen Subgenres. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass der Alpha-Omega-Preamp allgemeintauglicher ist als das Microtubes-Equivalent. Mit ein bisschen stärkerem Eingriff durch den EQ und ggfs. mit einer passenden IR, sind sogar Vintage-Sounds realisierbar.

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Während über die Fußleiste zwischen drei Sounds gewechselt werden kann, die zwar individuell den An/Aus-Zustand des Kompressors schalten können, ermöglicht die Fernsteuerung per Midi noch mehr Möglichkeiten. So kann per Midi-CC sogar die IR gewechselt und der Sound dadurch dramatisch verändert werden.

Tipp: EQ-Settings lassen sich ebenfalls mit einer IR einfangen und mit einer Cab-IR kombinieren. Eine eigene IR am Computer zu erstellen ist nicht schwierig und bietet noch mehr Flexibilität im Live-Einsatz.

Ebenfalls praktisch: Sowohl per Fußleiste als auch per Midi kann die Position des Mod-Reglers überschrieben und entweder der Alpha- oder Omega-Kanal direkt angewählt werden. So lassen sich (in Grenzen) auch mehrere Zerr-Sounds abrufen.

Die vollgepackte Verstärker-Platine (Bild: Dieter Stork)

Dank der potenten ICE-Power-Endstufe hat der Amp mehr als ausreichend Reserven für so gut wie alle Lebenslagen. Darkglass bewirbt den AO900 mit 900W, obwohl das verbaute Modul vom Hersteller mit 700W angegeben ist. Grund hierfür sind einfach zwei verschiedene Arbeitsbereiche. Während die 700W bei 1% THD (Verzerrung der Endstufe) zur Verfügung stehen, sind es bei 900W bereits 20% THD und das Signal deutlich hörbar verzerrt. Aber auch 700Wrms an 4Ω sind eine Ansage und absolut praxistauglich. Per Schalter auf der Rückseite lässt sich die Endstufe sogar in den 2Ω-Modus versetzen, wodurch sich theoretisch zwei Fullstacks betreiben ließen, sollte das Bedürfnis nach noch mehr Membranfläche verspürt werden. Die Cab-Simulation oder das AUX-Signal liegen dabei natürlich nicht auf dem Lautsprechersignal.

Wie auch beim e500 stört mich das Surren des Lüfters ein wenig, denn selbst bei geringer Auslastung schaltet dieser nie vollständig ab. Beim leisen Üben daheim fällt das besonders auf. Meine bevorzugte Methode ist daher, den Kopfhörerausgang zu nutzen, der auch ordentlich Saft für weniger effiziente Hörer liefert und das AUX-Signal in Stereo durchschleift.

RESÜMEE

Obwohl Darkglass nach wie vor ein wenig den Ruf einer Firma für Metal-Sounds haben, präsentiert sich der AO900 als wunderbar vielseitiger Verstärker mit praxistauglichen Funktionen. Von neutralem Lautmacher über brachialen Abriss bis hin zu runden, vintage-artigen Sounds ist die klangliche Palette sehr groß und dank der Möglichkeit zur Fernsteuerung auch in der Praxis größtenteils spontan abrufbar. Einziger Wermutstropfen: der 4-Fach-Schalter muss für € 100 extra erworben werden, zum regulären Lieferumfang gehört nur ein einfacher Schalter.

PLUS

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Funktionalität
  • Leistungsstark

MINUS

  • Lüfter schaltet auch im leisen Betrieb nicht aus
(Bild: Gitarre & Bass)

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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