Neuinterpretation einer wahren Hopf-Legende

Masterpiece: Hopf Saturn 23

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(Bild: Dieter Stork)

Immer hat der Zeitgeist auch die Namensgebung von Produkten und – in unserem Fall hier – Instrumenten beeinflusst. Anfang der 1960er beschäftigte die Menschheit nicht nur der Kalte Krieg, sondern auch das Wettrennen zwischen den USA und der damaligen UdSSR um die Vorherrschaft im Weltraum. Neben sich aufdrängenden Namen mit Einbeziehung des Wortes Star wie Starfire, Starmaster, Grand Star, Star-Bass, Stratocaster gab es da aus Deutschland auch die Saturn der Firma Hopf …

Bei Hopf dominierten generell Begriffe aus der Astronomie und Raumfahrt wie Cosmos, Galaxie, Satellite oder Telstar. Auch Planeten wurden gelegentlich herangezogen, hier gab es Jupiter und eben die Saturn .

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DAMALS WIE HEUTE

Hopf ist eine Instrumentenbau-Firma mit einer langen Tradition, die bereits seit dem Ende des 17. Jahrhunderts im Geschäft war – und bis heute aktiv geblieben ist. Die aus dem sächsischen Vogtland stammende Firma siedelte nach dem Zweiten Weltkrieg wie viele andere auch nach Westdeutschland um und wurde im hessischen Taunusstein sesshaft. Willy Hopf leitete damals die Firma, die sich gleichermaßen als Hersteller wie auch als Vertrieb sah und neben den eigenen auch viele externe Gitarrenbauer beauftragte, Gitarren für das Hopf-Label zu bauen. Dies betraf vor allem die Spitzengitarren des Hopf-Programms. Die Saturn 63 ging auf das Konto des hervorragenden Gitarrenbauers Gustav Glassl aus Tennenlohe bei Erlangen zurück, der damals verhältnismäßig viele Gitarren für Hopf baute.

In der Nachkriegszeit waren zwei Söhne des Willy Hopf ins Geschäft eingestiegen: Wolfgang und der gelernte Gitarrenbauer Dieter Hopf, später gefolgt vom ersten Enkel Bernd. Ab den 1970er-Jahren stellte Hopf immer weniger eigene Gitarren her, sondern legte den Schwerpunkt auf das Vertriebsgeschäft – mit der Ausnahme von Dieter Hopf, der sich auf den Bau hochwertiger Konzertgitarren konzentrierte. Als Ende der 1980er Hopf in die Insolvenz ging, gründete Dieter Hopf seine eigene Firma ‚Dieter Hopf Gitarrenatelier‘, die auch heute noch aktiv ist.

Wer die Geschichte von Hopf verfolgt, wird feststellen, dass die Firma von Anfang an fast immer vom Vater auf den Sohn weitergegeben worden ist. Familienbusiness war bei Hopf keine leere Floskel, denn auffällig oft waren Brüder gemeinsam nebeneinander erst für die väterliche und später in der übernommenen, eigenen Firma tätig – vom 17. Jahrhundert bis in die Jetztzeit. Denn im Jahr 2022 gründete sich eine zweite Firma Hopf namens ‚Hopf Electric Guitars‘, nun ansässig in Hannover. Hopf Electric Guitars, das sind die Brüder Daniel, Patrick und Christopher Hopf, allesamt Söhne des bereits oben erwähnten Bernd Hopf, wobei Daniel das Unternehmen federführend leitet. Keiner der drei ist Gitarrenbauer, sodass mit der Firmengründung und der Idee, Hopf E-Gitarren wieder zu beleben, von vornherein klar war, dass in guter, alter Hopf-Tradition externe Gitarrenbauer hinzugezogen werden sollten. Und hier kommt nun Boris Dommenget ins Spiel …

BORIS DOMMENGET

Das erste Modell, das Hopf Electric Guitars neu herausbringt, ist die Neuinterpretation einer wahren Hopf-Legende und die vielleicht ikonischste Gitarre der deutschen E-Gitarrenhistorie überhaupt: Die Hopf Saturn 63! Ziel war jedoch nicht, diese wohl bekannteste Hopf-Gitarre einfach nur nachzustellen, sondern die markanten Merkmale dieses Modells herauszuarbeiten und sinnvoll mit den Eigenschaften zu kombinieren, die erstklassige E-Gitarren heute auszeichnen. Solche anspruchsvollen Ideen erfordern spezielle Maßnahmen – und eine dieser Maßnahmen war das Engagement des renommierten Gitarrenbauers Boris Dommenget für dieses außergewöhnliche Projekt. Dommenget steht seit vielen Jahren für den Bau ganz besonderer Gitarren, unter anderem baute er viele E- und Akustikgitarren für die Scorpions, fertigt die aufwändigen und oh-so-special Sky-Gitarren für Uli Jon Roth und viele andere aufsehenerregende Gitarren mehr. Nun also die neue Hopf Saturn, die in Anlehnung an das Jahr ihrer Veröffentlichung Saturn 23 getauft wurde. Womit natürlich auch ein rundes Jubiläum gefeiert werden kann – 60 Jahre Hopf Saturn!

Doch nicht nur dieses Jubiläum ist rund, sondern auch für Dommenget persönlich schließt sich mit diesem Projekt ein Kreis, hat er doch seine Ausbildung zum Gitarrenbauer ausgerechnet bei Hopf absolviert!

Aus Alt mach Neu: Konzept auf Seite 2

Die markante Kopfplattenform der Saturn 63 wurde 1:1 übernommen. (Bild: Dieter Stork)

SATURN 63 > SATURN 23

Um dem Thema Saturn näher zu kommen, lautete der Auftrag von Hopf an Dommenget, zuerst einmal, eine Saturn 63 auf die alte Art und Weise komplett nachzubauen. Eine Aufgabe, die Dommenget Einiges abverlangte, verfügt das alte Saturn-Modell doch über solche Spezialitäten wie die Metall-Einfassungen von Decke und F-Löcher, einen Hals aus unzähligen Schichten Ahorn und einen hohlen Korpus mit laminierter Fichtendecke. Nachdem diese Kopie gebaut war, so gut es mit den heute noch erhältlichen Parts möglich gewesen war, war allen Beteiligten klar geworden, welche Eigenschaften der alten Saturn in die aktuelle Version der neuen Saturn überführt werden sollten – und welche nicht.

Natürlich durfte, sollte und musste die außergewöhnliche Silhouette der Saturn 63 die Grundlage der Saturn 23 sein. Angefangen von der markanten, absolut eigenen Kopfplatte bis hin zum eleganten Offset-Body-Design und den beiden Schalllöchern, die auf der Bass-Seite des Bodys angeordnet sind, ist die moderne Saturn 23 optisch durch und durch eine Hopf Saturn! Doch der Blick auf die einzelnen Features der Konstruktion und Ausstattung öffnet den Vorhang auf eine Saturn, die voll und ganz in der Neuzeit angekommen ist. So besteht der in traditioneller Zargenbauweise gebaute Korpus ausnahmslos aus massiven, von Hand gestochenen Hölzern: die gewölbte Decke aus ausgesuchter Fichte paart sich mit Ahorn-Zargen und -Boden. Ein Centerblock aus Mahagoni verbindet Decke mit Boden und verhindert somit nicht nur dröhnendes Mitschwingen, sondern bietet ein solides Montagefutter für die beiden Humbucker und das Duesenberg-Radiator-Vibratosystem.

Der Hals ist nun aus einteiligem Mahagoni und nicht aus Schichtholz gefertigt und trägt ein Griffbrett aus tiefschwarzem Ebenholz, das auffällige Perlmutt-Einlagen in Rauten-Formen trägt. Diese Einlagen sah man weniger bei der seligen Saturn 63, dafür waren sie aber Standard bei dem Schwestermodell Carina, einer seltenen, großvolumigen Jazzgitarre im Saturn-Design. Das Griffbrett ist in einem so genannten Compound-Radius gewölbt, der von ca. 9,5“ am Sattel bis zu rund 16“ in den obersten Lagen kontinuierlich flacher wird.

Schaller-M6-Locking-Mechaniken sorgen für gute Stimmung, die von einem Sattel aus Delrin unterstützt wird. Es ist schon verwunderlich, dass man dieses Material relativ selten im Gitarrenbau wiederfindet, denn es ist nicht nur hart, sondern gleichzeitig auch selbstschmierend und damit wie geschaffen als Sattelmaterial für Gitarren mit oder ohne Vibratosystem. Der Kopfplattenwinkel von 9° entspricht nicht nur dem der Vintage-Saturn, sondern stellt laut Dommenget auch den perfekten Kompromiss zwischen ausreichend Saitendruck am Sattel und der wichtigen Reibungsfähigkeit dar.

Die wunderbar griffigen Mechanikknöpfe aus Kunststoff passen optisch perfekt zum dem Perloid-Binding, das die komplette Gitarre umläuft – von der Kopfplatte über das Griffbrett bis hin zu Decke und Boden. Auffällig, dass die beidseitigen Bundenden durch ein Hochziehen der Einfassung verdeckt werden – das, was im Gibson-Jargon „nibs“ genannt wird, tun sich heute nicht mehr viele Hersteller an, denn das ist ein nicht zu unterschätzender zusätzlicher Arbeitsaufwand. Auch die beiden Schalllöcher sind mit Perloid eingefasst, ebenfalls eine recht kniffelige Angelegenheit, die von Dommenget in Perfektion erledigt wurde. Überhaupt ist die Verarbeitung der gesamten Gitarre über jeden Zweifel erhaben – vom Handwerklichen her ist die Saturn 23 zu Recht ein Meisterstück!

Meisterlich ist auch die Lackierung – hier scheint im wahrsten Sinne des Wortes der im Boutique-Format eher selten vorkommende freche Charme der 1960er-Jahre dann doch durch. Denn Hopf hat sich für eine mit Nitrozellulose-Lack versiegelte sogenannte Flip-Flop-Lackierung entschieden, bei dem je nach Lichteinfall die Hauptfarbe, ein sattes Emerald Green, an den Rändern in ein breites Goldburst hinein changiert. Ein sehr schönes Feature, weil einzigartig und gleichermaßen dezent und auffällig!

Je nach Lichteinfall erzeugt die Flip-Flop-Lackierung am Rand um den Korpus herum ein schönes Gold-Burst. (Bild: Dieter Stork)

RAKETENWISSENSCHAFT

Wo wir schon bei Weltraumkörpern wie Saturn sind, darf ein bisschen Raketenwissenschaft nicht fehlen. Denn Dommenget hat nicht nur sein Können als Gitarrenbauer in dieses neue Hopf-Projekt eingebracht, sondern auch eigene Ideen, Entwicklungen und Patente rund um die elektrische Ausstattung der Saturn 23.

So besteht die Pickup-Bestückung aus einem Paar Dommenget Doublebucker. Diese seit 2006 patentierte Eigenentwicklung stellt durch eine clevere Verschaltung unterschiedlicher Spulentypen konstruktionstechnisch einen Humbucker, aber auch einen echten Singlecoil dar. Die Spulen sind in einem üblichen Humbucker-Gehäuse untergebracht und ermöglichen authentische Humbuckerund echte Singlecoil-Sounds. Dommenget hat der Saturn 23 einen Hals-Pickup verordnet, der seinen PAF84- mit einem Strat-62-Typen kombiniert. Am Steg kooperiert ein Custom HB mit einem Strat 62 SC. (Wer sich intensiver mit dem Prinzip des Doublebucker beschäftigen will, sollte die Patentschrift beim Deutschen Patent- und Markenamt im Internet einsehen.)

Beide Pickups werden von einer Schaltung verwaltet, deren Vielfalt man ihr auf den ersten Blick nicht ansieht. Beinhaltet diese Schaltung doch eine weitere, exklusive Dommenget-Entwicklung: The Brain, ein passiver Soundexpander, der im E-Fach sitzt. Ausführende Organe von The Brain sind vor allem die beiden Tonregler der Saturn 23. Hier fungiert das untere Tone-Poti als Master-Tone-Kontrolle und kann per Pull den Steg-Pickup in Singlecoil-Modus versetzen. Das obere Tone-Poti schaltet per Pull den Hals-Pickup in Singlecoil-Zustand und regelt den Anteil der so genannten „Twang Control“. Hier wird über einen weiten Bereich auf die Resonanzfrequenz der Gitarre Einfluss genommen; so werden crispe (und brummfreie!) Singlecoil-Sounds, die Gitarren solcher Bauart und einer Humbucker-Bestückung nicht zugetraut werden, ebenso versprochen wie markante, fette Humbucker-Sounds in cleanen wie verzerrten Zusammenhängen.

Die Saturn 23 ist übrigens die erste Gitarre, in der Dommenget Doublebucker und The Brain zusammen arbeiten.

Spielbarkeit, Sound und Resümee auf Seite 3

Mit dem Duesenberg Radiator hat sich Hopf für eins der besten Vibrato-Systeme des Markes entschieden. (Bild: Dieter Stork)

WILLKOMMEN ZUHAUSE!

Widmen wir uns erst einmal der Spielbarkeit der Saturn 23. Die Gitarre liegt und hängt perfekt ausbalanciert am Körper, alles sitzt am richtigen Fleck, und trotz der Größe der Gitarre erscheint sie im besten Sinne handlich und irgendwie selbstverständlich. Man fühlt sich gleich wie zuhause – die beste Aussage dafür, dass der Gitarrenbauer von der Konstruktion her alles richtig gemacht hat.

Der Hals – das wichtigste Bindeglied zwischen Mensch und Gitarre – ist ein Meisterwerk für sich. Das D-Profil mit weich formulierten Schultern liegt einfach perfekt in der Hand, und dank des Compound Radius ist das Griffbrett in allen Lagen gleich bequem zu spielen. Binding und „nibs“ lassen äußerst geschmeidig anfühlende Bewegungen der Greifhand zu, und wie oben gilt auch hier: Trotzdem diese Gitarre noch nagelneu ist, fühlt sie sich ganz selbstverständlich wie zuhause an.

Eine ähnliche Souveränität strahlt das Duesenberg Radiator Tremolo aus. Nicht umsonst gelten die Duesenberg-Systeme als die besten „top-mount“-Vibratosysteme des Marktes. Denn sie sind nicht nur mit guten Materialien wie z. B. zuverlässigen HiTech-Achslagern und dem relativ leichten Alu-Gehäuse gesegnet, sondern lassen auch ein individuelles Einstellen des Tremolo-Arms in Höhe, Neigung und Länge zu, bei gleichzeitiger Rotationsmöglichkeit um 360°. Geradezu legendär ist das musikalische, smoothe Tremolieren des Duesenberg-Systems, das bei der kleinsten Bewegung ohne ärgerliche Verzögerung direkt anspringt und gleichmäßig und sanft bis zu einer Terz tiefer oder höher (gemessen für die G-Saite) tremolieren kann. Und somit auch reichlich viel Hub für stimmungsvolles Schimmern in allen Lebens- und Stimmungslagen liefert. Und ja: Die Stimmstabilität ist bei geschmackvollem Einsatz des Systems perfekt, sind doch alle dafür verantwortlichen Komponenten top notch: Locking-Mechaniken, perfekt gekerbter Sattel aus einem selbstschmierenden Material, eine ‚floating‘ Brücke, die sich im Einklang mit den Tremolo-Bewegungen leicht vor und zurück bewegt und eben dieses Vibrato-System, das die perfekte Funktion liefert und dazu auch noch bestechend schick aussieht. Außerdem ist das Saitenwechsel im Vergleich zu anderen Top-Mount-Systemen ein Kinderspiel, denn die Saiten werden einfach durch einen verschraubten Lochbalken unterhalb der Achse geführt – kein Rausrutschen, kein Festhalten und keine Tricks mehr …

THE BRAIN, TWANG CONTROL & CO.

Wer jetzt noch immer nicht in der Saturn-Neuzeit angekommen ist, wird spätestens beim Anspielen dieser Gitarre eines Besseren belehrt. Denn die Sounds, die die moderne Saturn 23 zu erzeugen in der Lage ist, haben aber auch gar nichts mit den eher dünnen, twangigen Klängen des Vintage-Originals zu tun. Wobei – dank The Brain und der Twang-Control ist vieles möglich!

Schon bereits im akustischen Sound ist die große Ausgewogenheit, mit der Attack, Sustain und Bandbreite der erzeugten Sounds über die einzelnen Lagen hinweg funktionieren, richtiggehend auffällig. Und dieser Eindruck wird nahtlos auch verstärkt abgegeben. Meine immer mal zwischendurch zum Vergleich herangezogene 1990er Gibson ES-335 kann in der Disziplin Klanggüte der Saturn 23 da auf jeden Fall nicht das Wasser reichen. Besonders in den tiefen Lagen, in denen der Ton genauso direkt „anspringt“ wie in den mittleren und hohen Lagen, und in den hohen Lagen, in denen das gleiche, fette Sustain und die Komplexität im Ton wie in den mittleren Lagen herrscht, kann die Saturn 23 gegenüber der ES-335 glänzen.

Die Dommenget Doublebucker liefern tatsächlich typisch-klassische PAF-Sounds. Am Hals tönt es satt, rund, aber immer differenziert und ausgewogen mit einem schönoffenen Höhenanteil, der auch snappy Sounds unterstützt und geradezu nach komplexen Akkorden verlangt – denn diese werden absolut transparent und dreidimensional abgebildet. Schaltet man den Hals-Pickup in den Singlecoil-Modus, fällt als erstes auf: Absolut kein Lautstärke-Unterschied zum Humbucker! Hier erscheinen nun die unteren Mitten ausgedünnt, Bässe und Höhen bleiben gleich stark vertreten – und ja, das klingt in der Tat nach einem guten, fett schmatzenden Singlecoil.

Der Steg-Pickup liefert als Humbucker einen sehr kompakten, dichten und druckvollen Sound, der sowohl clean als auch verzerrt mit viel Charakter überzeugt. Es geht ihm nicht nur darum, die Muskeln spielen zu lassen und tumb mehr Verzerrung einzufordern, sondern er funktioniert auch clean mehr als souverän und passt damit perfekt zum Charakter des Hals-Pickups, was sich auch im überragenden Kombinations-Sound beider Doppelspuler zeigt. Als Singlecoil kommt er kräftig, aber gleichzeitig brillant und spritzig um die Ecke, wie man das aufgrund seiner Position so kurz vor dem Steg auch erwarten darf.

Womit wir schon bei The Brain und dessen Twang Control gelandet wären. Zusammen mit dem Master-Tone- und den beiden Volume-Reglern lässt sich eine Vielzahl von Sounds erschaffen, die man diesem Regler-Layout auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Das Master-Tone-Poti regelt die Höhen gleichmäßig und musikalisch zurück, schlecht klingende Einstellungen gibt es auf dem gesamten Regelweg nicht. Bezieht man die Twang Control mit ins Geschehen ein, verschiebt sich die Resonanzfrequenz im Laufe des Regelweges immer weiter, was sich im Klangbild vor allem durch ein kontinuierliches Ausdünnen des Mittenbereichs bemerkbar macht. Die Wirkungsweise der Twang-Control ist abhängig von dem Input, den sie bekommt. D.h., sie wirkt sich unterschiedlich auf das Signal aus, je nachdem, wie die Stellungen der Regler und Schalter gerade sind. Sehr gut hat mir außerdem gefallen, dass die Höhen beim Runterregeln der Volume-Regler in vollem Umfang erhalten bleiben.

Wölfe im Schafspelz: Die vier Potis regeln die vielseitige Schaltung der Saturn 23 – mit Singlecoil-Schaltung, The Brain und Twang-Control. (Bild: Dieter Stork)

Es ist nahezu unmöglich, innerhalb dieses Artikels die Sound-Vielfalt der Saturn 23 annähernd detailliert zu beschreiben. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Möglichkeiten, die zwei individuelle Volume-Regler für die Pickups, die Master-Tone- und die Twang-Control sowie die Möglichkeit, beide Pickups einzeln in den Singlecoil-Modus zu schalten, klar anzeigen, dass diese Schaltung ein El Dorado für alle Poti-Ritter darstellt. Also die, die gerne ihren Sound anhand der Poti-Einstellungen konfigurieren und der jeweiligen Spielsituation anpassen wollen.

Ein bisschen Sorge macht mir, dass viele Spieler:innen den wahren Umfang an möglichen Sounds gar nicht so richtig erfahren werden, denn wie Boris Dommenget bin auch ich der Meinung, dass gerade bei einem verzerrt tönenden Röhren-Amp die feinfühlige Art dieser Schaltung zur vollen Entfaltung gelangen kann. Hier lassen sich von volle Kante bis sehr clean nahezu alle Sounds allein per Poti-Bewegungen realisieren. Aber wer spielt heute noch dieses old-style-Setup von Gitarre – Kabel – Amp? Es sei gesagt, dass solch ein System durchaus eine Erfahrung wert ist … auch wenn man gerade keine Saturn 23 zur Hand hat.

RESÜMEE

Die Hopf Saturn 23 ist eine großartige Gitarre, meisterhaft von Boris Dommenget auf der Design-Grundlage der Hopf 63 gebaut und mit all dem ausgestattet, was eine Boutique-Gitarre aus dem obersten Regal bieten muss – und mehr! Ausgesuchte Materialien wie die massiven Hölzer, die per fachkundiger Handarbeit in Form gebracht werden, wie die patentierten Pickups, die authentische Humbucker- und Singlecoil-Sounds ermöglichen, und wie die von Dommenget entwickelte Schaltung mit The Brain als Kern, die vielfältigste Klangmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Dass die Hopf Saturn 23 sich dann auch noch superb spielen lässt, hervorragend aussieht und extrem souveräne Sounds abliefert, ist die Kirsche auf dieser Torte.

Am Ende des Tages bleibt das Resümee, dass die Wiederbelebung des alten Hopf-Saturn-Designs nicht nur eine sehr gute Idee ist, sondern dass eine faszinierende neue Gitarre dabei entstanden ist – fest verwurzelt in der eigenen Tradition, aber gleichzeitig mit beiden Beinen in der Neuzeit und den damit verbunden Ansprüchen an Verarbeitung, Spielbarkeit und Klang stehend. Der hohe Preis gestaltet eine Anschaffung für zahlreiche Musiker:innen allerdings sehr schwer bis unmöglich.

PLUS

  • Design
  • Verarbeitung
  • Sound-Qualität
  • Sound-Vielfalt
  • Pickups
  • Vibrato-System
  • Schaltung


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Eine wunderschöne Gitarre, wirklich.
    Aber der Preis – krass. Nix für mich.

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    1. Boutique-Wahn halt. Kann mir keinen spezielleren Markt vorstellen als extrem reiche Hopf Fans. Made in Germany muss halt immer Boutique sein. So als sträubt man sich davor, mit seiner Marke Erfolg zu haben.

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  2. 9900 euro ist schon etwas größenwahnsinnig. Nachfrage wird für so eine Gitarre auch gegen 0 sein. Simple, bezahlbare Instrumente wären mal etwas interessantes Made in Germany. Der ganze Boutique Kram ist toll, aber der Markt sind nur alte Herren mit zu viel Geld.

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    1. Ist mal was anderes. Das Design gefällt mir. Da der Preis so hoch ist, hilft eigentlich nur warten, bis vielleicht in 10 oder 20 Jahren eine Gebrauchte auftaucht. Aber das wird sicher ein rare bird bleiben. Ich kaufe eigentlich nie neue Gitarren. Das ist reine Geldverschwendung. Mal schauen, wo sich z. B. diese völlig übertrieben gehypten Murphy Lab-Les Pauls preislich einpendeln. Mehr als 6000 sollten es nicht sein, zumal die Stückzahlen recht hoch sind. Mein letzter Schnapper war eine Framus aus dem Customshop, ungebraucht, 16 Jahre alt, für 1000,- €. Vielleicht hab ich ja doch mal Glück und ergattere irgendwann eine Saturn…

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    2. “aus Mangel an Nicht-Brauchen” – klasse. Hauptsache, “definitiv” einen starken Standpunkt vertreten. 😉

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  3. die Saturn Starclubgitarre der 60iger ist überbewertet.
    Guter Look, nur sehr schwer spielbar.
    Ob die Neuauflage besser ist? Testen!

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  4. Mag alles sein .. meine Hopf SATURN63 hat 1965 480 DM gekostet – das konnte sich nur leisten, wer in den Ferien 6 Wochen auf dem Bau malocht hat.
    Welcher Jazzer oder Beatnik in einer Coverband will fast 10.000 Euro ausgeben?

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    1. Ich hatte eine originale Saturn 63. Habe sie gebraucht für 240 DM inclusive Koffer gekauft Koppelte extrem nur der Hals war brauchbar, hatte ja auch den zusatz Everstraight. Der Korpus ist an mehreren Stellen gerissen, dann habe ich Hals und Pick ups abmontiert und mir eine eigene Gitarre gebaut. Habe ich heute noch.
      Aber fast 10.000 Euro für eine quasi Einzelfertigung ausgeben?

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  5. Hopf Saturn Neuauflage? Ich bin geneigt zu fragen.”Was soll das?” Ein Markterfolg wird das schon aufgrund des Verkaufspreises sicherlich nicht werden. Außerdem handelt es sich bei dem Plagiat um eine völlig andere
    Gitarre mit lediglich der Silhuette des Originals aus den 60ziger Jahren, die damals aus dem biederen Gitarrendesighn herausragte, aber auch in Verarbeitung und Klang einschließlich der elektrischen Ausstattung, der verwendeten Hardware sicherlich einen Spitzenplatz einnehmen konnte,. wenngleich die oben auf der Decke angebrachte Diodenbuchse unpraktisch war. Die Verwendung der äußeren Form als Logo des Hamburger Star Clubs bestätigte den Erfolg des seinerzeit hypermodernen Produktes.(Hals verstellar aus einem Sperrholzblock gesägt, verschaubt, Tonabnehner mit
    kräftigen ,einstellbaren Magneten, wirksame Tremolos,justierbare Stegreiter usw.) Abgerundete Zargen mit Metallverzierungen , wie sie auch beim Radiobau Verwendung fanden. Tropfenförmige Schall-Löcher mit Metallverblendung statt Bindings.Also eine völlig neue Halbresonanz Gitarre , die später auch von der Fa. Eastwood als Solidbody kopiert wurde.
    Lassen wir uns mal überraschen, ob das im Bericht hochgelobte und vor
    allem teuere Baukonzept aus dem Jahr 2023 einen derartigen Erfolg haben wird wie das Vorgängermodell aus dem Jahre 1963.

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  6. ich hatte bereits das Glück diese Gitarre anzuspielen und sie ist SUPER!
    Angenehmer Body, cooles Feature mir dem Twang knob und einfach eine gute Gitte.

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  7. Super Gitarre!
    Sieht gut aus, eigenständiges Design, cooles Feature mit dem Twang knob und sehr gutes pickup Split!
    Das weiß ich da ich sie bereits testen durfte.

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  8. Im Vergleich, beispielsweise zu der Düsenberg Caribou, die optisch ähnlich angelegt ist und mit um die 2500€ zu Buche schlägt, ist der Preis der Saturn 23 natürlich der Hammer. Ob der Preis hierfür gerechtfertigt ist lass ich mal dahingestellt, was ich an Sounds auf YT gehört habe lässt mein Herz nicht schneller schlagen. Für mich wäre nicht nur der Preis ein K.O. Kriterium.
    Welche Klientel soll denn hier angesprochen werden?

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  9. Nun, da die Auftraggeber mit dem Markennamen selbst keine Gitarrenbauer sind, hat der Boris das frech ausgenutzt um sich hier mal gutbezahlt auszutoben. Hättich auch gemacht. Zu zeigen, was so alles geht …wenn Mann es kann… hat sicherlich gutgetan. Die Käufer, sprich: Alte-Herren-Riege aus Zahnwälten und Schwerstvermögen stellen die Reinkarnation ihrer Jugendträume in die Vitrine, um jeden Besucher dann mal mit 3-Griff “My Baby,Baby, BallaBalla” zu verwöhnen …wenn die Gichtgriffel das noch erlauben.
    Made My Day. Cheers.

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