Neuinterpretation einer wahren Hopf-Legende

Masterpiece: Hopf Saturn 23

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Mit dem Duesenberg Radiator hat sich Hopf für eins der besten Vibrato-Systeme des Markes entschieden. (Bild: Dieter Stork)

WILLKOMMEN ZUHAUSE!

Widmen wir uns erst einmal der Spielbarkeit der Saturn 23. Die Gitarre liegt und hängt perfekt ausbalanciert am Körper, alles sitzt am richtigen Fleck, und trotz der Größe der Gitarre erscheint sie im besten Sinne handlich und irgendwie selbstverständlich. Man fühlt sich gleich wie zuhause – die beste Aussage dafür, dass der Gitarrenbauer von der Konstruktion her alles richtig gemacht hat.

Der Hals – das wichtigste Bindeglied zwischen Mensch und Gitarre – ist ein Meisterwerk für sich. Das D-Profil mit weich formulierten Schultern liegt einfach perfekt in der Hand, und dank des Compound Radius ist das Griffbrett in allen Lagen gleich bequem zu spielen. Binding und „nibs“ lassen äußerst geschmeidig anfühlende Bewegungen der Greifhand zu, und wie oben gilt auch hier: Trotzdem diese Gitarre noch nagelneu ist, fühlt sie sich ganz selbstverständlich wie zuhause an.

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Eine ähnliche Souveränität strahlt das Duesenberg Radiator Tremolo aus. Nicht umsonst gelten die Duesenberg-Systeme als die besten „top-mount“-Vibratosysteme des Marktes. Denn sie sind nicht nur mit guten Materialien wie z. B. zuverlässigen HiTech-Achslagern und dem relativ leichten Alu-Gehäuse gesegnet, sondern lassen auch ein individuelles Einstellen des Tremolo-Arms in Höhe, Neigung und Länge zu, bei gleichzeitiger Rotationsmöglichkeit um 360°. Geradezu legendär ist das musikalische, smoothe Tremolieren des Duesenberg-Systems, das bei der kleinsten Bewegung ohne ärgerliche Verzögerung direkt anspringt und gleichmäßig und sanft bis zu einer Terz tiefer oder höher (gemessen für die G-Saite) tremolieren kann. Und somit auch reichlich viel Hub für stimmungsvolles Schimmern in allen Lebens- und Stimmungslagen liefert. Und ja: Die Stimmstabilität ist bei geschmackvollem Einsatz des Systems perfekt, sind doch alle dafür verantwortlichen Komponenten top notch: Locking-Mechaniken, perfekt gekerbter Sattel aus einem selbstschmierenden Material, eine ‚floating‘ Brücke, die sich im Einklang mit den Tremolo-Bewegungen leicht vor und zurück bewegt und eben dieses Vibrato-System, das die perfekte Funktion liefert und dazu auch noch bestechend schick aussieht. Außerdem ist das Saitenwechsel im Vergleich zu anderen Top-Mount-Systemen ein Kinderspiel, denn die Saiten werden einfach durch einen verschraubten Lochbalken unterhalb der Achse geführt – kein Rausrutschen, kein Festhalten und keine Tricks mehr …

THE BRAIN, TWANG CONTROL & CO.

Wer jetzt noch immer nicht in der Saturn-Neuzeit angekommen ist, wird spätestens beim Anspielen dieser Gitarre eines Besseren belehrt. Denn die Sounds, die die moderne Saturn 23 zu erzeugen in der Lage ist, haben aber auch gar nichts mit den eher dünnen, twangigen Klängen des Vintage-Originals zu tun. Wobei – dank The Brain und der Twang-Control ist vieles möglich!

Schon bereits im akustischen Sound ist die große Ausgewogenheit, mit der Attack, Sustain und Bandbreite der erzeugten Sounds über die einzelnen Lagen hinweg funktionieren, richtiggehend auffällig. Und dieser Eindruck wird nahtlos auch verstärkt abgegeben. Meine immer mal zwischendurch zum Vergleich herangezogene 1990er Gibson ES-335 kann in der Disziplin Klanggüte der Saturn 23 da auf jeden Fall nicht das Wasser reichen. Besonders in den tiefen Lagen, in denen der Ton genauso direkt „anspringt“ wie in den mittleren und hohen Lagen, und in den hohen Lagen, in denen das gleiche, fette Sustain und die Komplexität im Ton wie in den mittleren Lagen herrscht, kann die Saturn 23 gegenüber der ES-335 glänzen.

Die Dommenget Doublebucker liefern tatsächlich typisch-klassische PAF-Sounds. Am Hals tönt es satt, rund, aber immer differenziert und ausgewogen mit einem schönoffenen Höhenanteil, der auch snappy Sounds unterstützt und geradezu nach komplexen Akkorden verlangt – denn diese werden absolut transparent und dreidimensional abgebildet. Schaltet man den Hals-Pickup in den Singlecoil-Modus, fällt als erstes auf: Absolut kein Lautstärke-Unterschied zum Humbucker! Hier erscheinen nun die unteren Mitten ausgedünnt, Bässe und Höhen bleiben gleich stark vertreten – und ja, das klingt in der Tat nach einem guten, fett schmatzenden Singlecoil.

Der Steg-Pickup liefert als Humbucker einen sehr kompakten, dichten und druckvollen Sound, der sowohl clean als auch verzerrt mit viel Charakter überzeugt. Es geht ihm nicht nur darum, die Muskeln spielen zu lassen und tumb mehr Verzerrung einzufordern, sondern er funktioniert auch clean mehr als souverän und passt damit perfekt zum Charakter des Hals-Pickups, was sich auch im überragenden Kombinations-Sound beider Doppelspuler zeigt. Als Singlecoil kommt er kräftig, aber gleichzeitig brillant und spritzig um die Ecke, wie man das aufgrund seiner Position so kurz vor dem Steg auch erwarten darf.

Womit wir schon bei The Brain und dessen Twang Control gelandet wären. Zusammen mit dem Master-Tone- und den beiden Volume-Reglern lässt sich eine Vielzahl von Sounds erschaffen, die man diesem Regler-Layout auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Das Master-Tone-Poti regelt die Höhen gleichmäßig und musikalisch zurück, schlecht klingende Einstellungen gibt es auf dem gesamten Regelweg nicht. Bezieht man die Twang Control mit ins Geschehen ein, verschiebt sich die Resonanzfrequenz im Laufe des Regelweges immer weiter, was sich im Klangbild vor allem durch ein kontinuierliches Ausdünnen des Mittenbereichs bemerkbar macht. Die Wirkungsweise der Twang-Control ist abhängig von dem Input, den sie bekommt. D.h., sie wirkt sich unterschiedlich auf das Signal aus, je nachdem, wie die Stellungen der Regler und Schalter gerade sind. Sehr gut hat mir außerdem gefallen, dass die Höhen beim Runterregeln der Volume-Regler in vollem Umfang erhalten bleiben.

Wölfe im Schafspelz: Die vier Potis regeln die vielseitige Schaltung der Saturn 23 – mit Singlecoil-Schaltung, The Brain und Twang-Control. (Bild: Dieter Stork)

Es ist nahezu unmöglich, innerhalb dieses Artikels die Sound-Vielfalt der Saturn 23 annähernd detailliert zu beschreiben. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Möglichkeiten, die zwei individuelle Volume-Regler für die Pickups, die Master-Tone- und die Twang-Control sowie die Möglichkeit, beide Pickups einzeln in den Singlecoil-Modus zu schalten, klar anzeigen, dass diese Schaltung ein El Dorado für alle Poti-Ritter darstellt. Also die, die gerne ihren Sound anhand der Poti-Einstellungen konfigurieren und der jeweiligen Spielsituation anpassen wollen.

Ein bisschen Sorge macht mir, dass viele Spieler:innen den wahren Umfang an möglichen Sounds gar nicht so richtig erfahren werden, denn wie Boris Dommenget bin auch ich der Meinung, dass gerade bei einem verzerrt tönenden Röhren-Amp die feinfühlige Art dieser Schaltung zur vollen Entfaltung gelangen kann. Hier lassen sich von volle Kante bis sehr clean nahezu alle Sounds allein per Poti-Bewegungen realisieren. Aber wer spielt heute noch dieses old-style-Setup von Gitarre – Kabel – Amp? Es sei gesagt, dass solch ein System durchaus eine Erfahrung wert ist … auch wenn man gerade keine Saturn 23 zur Hand hat.

RESÜMEE

Die Hopf Saturn 23 ist eine großartige Gitarre, meisterhaft von Boris Dommenget auf der Design-Grundlage der Hopf 63 gebaut und mit all dem ausgestattet, was eine Boutique-Gitarre aus dem obersten Regal bieten muss – und mehr! Ausgesuchte Materialien wie die massiven Hölzer, die per fachkundiger Handarbeit in Form gebracht werden, wie die patentierten Pickups, die authentische Humbucker- und Singlecoil-Sounds ermöglichen, und wie die von Dommenget entwickelte Schaltung mit The Brain als Kern, die vielfältigste Klangmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Dass die Hopf Saturn 23 sich dann auch noch superb spielen lässt, hervorragend aussieht und extrem souveräne Sounds abliefert, ist die Kirsche auf dieser Torte.

Am Ende des Tages bleibt das Resümee, dass die Wiederbelebung des alten Hopf-Saturn-Designs nicht nur eine sehr gute Idee ist, sondern dass eine faszinierende neue Gitarre dabei entstanden ist – fest verwurzelt in der eigenen Tradition, aber gleichzeitig mit beiden Beinen in der Neuzeit und den damit verbunden Ansprüchen an Verarbeitung, Spielbarkeit und Klang stehend. Der hohe Preis gestaltet eine Anschaffung für zahlreiche Musiker:innen allerdings sehr schwer bis unmöglich.

PLUS

  • Design
  • Verarbeitung
  • Sound-Qualität
  • Sound-Vielfalt
  • Pickups
  • Vibrato-System
  • Schaltung


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Eine wunderschöne Gitarre, wirklich.
    Aber der Preis – krass. Nix für mich.

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    1. Boutique-Wahn halt. Kann mir keinen spezielleren Markt vorstellen als extrem reiche Hopf Fans. Made in Germany muss halt immer Boutique sein. So als sträubt man sich davor, mit seiner Marke Erfolg zu haben.

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  2. 9900 euro ist schon etwas größenwahnsinnig. Nachfrage wird für so eine Gitarre auch gegen 0 sein. Simple, bezahlbare Instrumente wären mal etwas interessantes Made in Germany. Der ganze Boutique Kram ist toll, aber der Markt sind nur alte Herren mit zu viel Geld.

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    1. Ist mal was anderes. Das Design gefällt mir. Da der Preis so hoch ist, hilft eigentlich nur warten, bis vielleicht in 10 oder 20 Jahren eine Gebrauchte auftaucht. Aber das wird sicher ein rare bird bleiben. Ich kaufe eigentlich nie neue Gitarren. Das ist reine Geldverschwendung. Mal schauen, wo sich z. B. diese völlig übertrieben gehypten Murphy Lab-Les Pauls preislich einpendeln. Mehr als 6000 sollten es nicht sein, zumal die Stückzahlen recht hoch sind. Mein letzter Schnapper war eine Framus aus dem Customshop, ungebraucht, 16 Jahre alt, für 1000,- €. Vielleicht hab ich ja doch mal Glück und ergattere irgendwann eine Saturn…

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    2. “aus Mangel an Nicht-Brauchen” – klasse. Hauptsache, “definitiv” einen starken Standpunkt vertreten. 😉

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  3. die Saturn Starclubgitarre der 60iger ist überbewertet.
    Guter Look, nur sehr schwer spielbar.
    Ob die Neuauflage besser ist? Testen!

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  4. Mag alles sein .. meine Hopf SATURN63 hat 1965 480 DM gekostet – das konnte sich nur leisten, wer in den Ferien 6 Wochen auf dem Bau malocht hat.
    Welcher Jazzer oder Beatnik in einer Coverband will fast 10.000 Euro ausgeben?

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    1. Ich hatte eine originale Saturn 63. Habe sie gebraucht für 240 DM inclusive Koffer gekauft Koppelte extrem nur der Hals war brauchbar, hatte ja auch den zusatz Everstraight. Der Korpus ist an mehreren Stellen gerissen, dann habe ich Hals und Pick ups abmontiert und mir eine eigene Gitarre gebaut. Habe ich heute noch.
      Aber fast 10.000 Euro für eine quasi Einzelfertigung ausgeben?

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  5. Hopf Saturn Neuauflage? Ich bin geneigt zu fragen.”Was soll das?” Ein Markterfolg wird das schon aufgrund des Verkaufspreises sicherlich nicht werden. Außerdem handelt es sich bei dem Plagiat um eine völlig andere
    Gitarre mit lediglich der Silhuette des Originals aus den 60ziger Jahren, die damals aus dem biederen Gitarrendesighn herausragte, aber auch in Verarbeitung und Klang einschließlich der elektrischen Ausstattung, der verwendeten Hardware sicherlich einen Spitzenplatz einnehmen konnte,. wenngleich die oben auf der Decke angebrachte Diodenbuchse unpraktisch war. Die Verwendung der äußeren Form als Logo des Hamburger Star Clubs bestätigte den Erfolg des seinerzeit hypermodernen Produktes.(Hals verstellar aus einem Sperrholzblock gesägt, verschaubt, Tonabnehner mit
    kräftigen ,einstellbaren Magneten, wirksame Tremolos,justierbare Stegreiter usw.) Abgerundete Zargen mit Metallverzierungen , wie sie auch beim Radiobau Verwendung fanden. Tropfenförmige Schall-Löcher mit Metallverblendung statt Bindings.Also eine völlig neue Halbresonanz Gitarre , die später auch von der Fa. Eastwood als Solidbody kopiert wurde.
    Lassen wir uns mal überraschen, ob das im Bericht hochgelobte und vor
    allem teuere Baukonzept aus dem Jahr 2023 einen derartigen Erfolg haben wird wie das Vorgängermodell aus dem Jahre 1963.

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  6. ich hatte bereits das Glück diese Gitarre anzuspielen und sie ist SUPER!
    Angenehmer Body, cooles Feature mir dem Twang knob und einfach eine gute Gitte.

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  7. Super Gitarre!
    Sieht gut aus, eigenständiges Design, cooles Feature mit dem Twang knob und sehr gutes pickup Split!
    Das weiß ich da ich sie bereits testen durfte.

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  8. Im Vergleich, beispielsweise zu der Düsenberg Caribou, die optisch ähnlich angelegt ist und mit um die 2500€ zu Buche schlägt, ist der Preis der Saturn 23 natürlich der Hammer. Ob der Preis hierfür gerechtfertigt ist lass ich mal dahingestellt, was ich an Sounds auf YT gehört habe lässt mein Herz nicht schneller schlagen. Für mich wäre nicht nur der Preis ein K.O. Kriterium.
    Welche Klientel soll denn hier angesprochen werden?

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  9. Nun, da die Auftraggeber mit dem Markennamen selbst keine Gitarrenbauer sind, hat der Boris das frech ausgenutzt um sich hier mal gutbezahlt auszutoben. Hättich auch gemacht. Zu zeigen, was so alles geht …wenn Mann es kann… hat sicherlich gutgetan. Die Käufer, sprich: Alte-Herren-Riege aus Zahnwälten und Schwerstvermögen stellen die Reinkarnation ihrer Jugendträume in die Vitrine, um jeden Besucher dann mal mit 3-Griff “My Baby,Baby, BallaBalla” zu verwöhnen …wenn die Gichtgriffel das noch erlauben.
    Made My Day. Cheers.

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