Flotter Dreier

LunaStone Big Fella, Wise Guy & Three Stage Rocket im Test

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Dänemark. Urlaubs-Oase des deutschen Mittelstands. Dünen, Hafen, Fisch & Rød Pølse. Heimat großer Rockbands wie Volbeat und natürlich toller Effektgeräte-Hersteller wie TC Electronic und Carl Martin. Die Riege Letzterer muss man ab jetzt allerdings um einen Namen ergänzen: LunaStone. Schauen wir uns die Pedale einmal genauer an.

(Bild: Dieter Stork)

Gründer und Entwickler Steen Grøntved kommt aus Dänemark, genauer gesagt aus dem wunderschönen Kopenhagen. Wie bei vielen anderen Boutique-Herstellern war es auch bei Steen die Unzufriedenheit über den eigenen Sound, die ihn experimentieren ließ. Ziel war es, eine völlig natürlich und möglichst wenig nach Effektgerät klingende Overdrive-Schaltung zu entwickeln. Das Ergebnis kann sich hören lassen – immerhin sind es gleich drei Pedale geworden, die aus Steens Forschung entstanden sind. Mit dem Wise Guy, dem Big Fella und dem großen Three Stage Rocket – welches das Signatur-Pedal der dänischen Produzenten- Legende Søren Andersen ist – bietet LunaStone drei Pedale mit ihrer TrueOverDrive- Technologie an.

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Hör mal was da zerrt

Bevor wir tiefer in das Konzept hinter besagter Technik einsteigen, will ich doch erst mal schauen, was der nette UPS-Mann mir da eigentlich schönes gebracht hat. Schließlich ist das Auspacken neuer Pedale einer der tollsten Momente im Leben eines Gitarre-&-Bass-Autoren. Schon beim ersten Drehen und Wenden wird klar, dass wir es hier mit richtig hochwertigen und durchdachten Pedalen zu tun haben. Ein anständiges Gewicht, eine tolle Sparkle-Lackierung und super sahnig laufende Potis mit hübschen Chickenhead- Knöpfen. Die Geräte machen einen wirklich robusten Eindruck, was mir persönlich immer sehr wichtig ist.

Die beiden kleineren Treter, Wise Guy und Big Fella, sind in ihrem Aufbau identisch. Gain, Volume, Tone, ein Mini-Schalter für die zweite Verzerrungs-Stufe sowie ein Level-Regler für den separat fußschaltbaren Boost. Dazu die üblichen On/Off- Fußschalter sowie zwei extrem helle und große LEDs. Also eigentlich alles ganz einfach. Das Three Stage Rocket ist hingegen deutlich größer, in seinem Layout aber streng genommen gar nicht so unterschiedlich. Auch hier finden wir je ein Level-, Tone, und Gain-Poti sowie einen weiteren Gain-Regler für die bei diesem Pedal fußschaltbare, zweite Gain- Stufe. Der Boost hat natürlich auch bei diesem Treter sein eigenes Level-Poti und einen eigenen Footswitch.

Eine weitere Besonderheit des Three Stage Rocket ist, dass man mittels eines Mini-Schalters entscheiden kann, ob der Booster vor oder hinter dem Overdrive-Schaltkreis sitzt. Ich finde dieses Feature ziemlich clever – schließlich macht das einen erheblichen klanglichen Unterschied wie sich später noch zeigen wird. Jeder der drei Fußschalter hat seine eigene, ebenfalls sehr groß dimensionierte LED – auf schlecht ausgeleuchteten Bühnen eine sehr dankenswerte Sache. Das Flaggschiff von LunaStone trägt außerdem die Unterschrift von Søren Andersen, welche dezent ins Design eingearbeitet wurde. Im Inneren unserer drei Testkandidaten sieht es ziemlich aufgeräumt aus. Ein dicke Platine beherbergt einen ganzen Haufen Mikro-Bauteile, Alpha-Potis, geschlossene Neutrik-Buchsen sowie separat montierte Schalter. Alles in bester Ordnung. Die zusätzliche Abschirmung der Potis mit Alu-Folie wirkt zwar ein wenig rustikal, tut aber was sie soll.

Sehr praktisch: Die Pre/Post-Schaltung beim Three Stage Rocket (Bild: Dieter Stork)

Die Besonderheit der LunaStone-Pedale soll laut Hersteller ihre TrueOverDrive-Technologie sein. Die Idee dahinter ist, die Verzerrung nicht wie bei vielen Pedalen üblich durch die Übersteuerung einer oder mehrerer Dioden bzw. Transistoren zu erzeugen, sondern durch das Kaskadieren mehrerer Gain-Stufen – ähnlich wie in einem richtigen Röhren-Verstärker also. Mit dem Mini-Schalter lässt sich nun eine dieser Verzerrungs-Stufen ab-, beziehungsweise anschalten, was für mehr klangliche Flexibilität sorgt. Alles in allem kann man den drei LunaStones nur bescheinigen, dass wir es hier handwerklich gesehen mit absoluten Top-Pedalen zu tun haben, die nicht nur gut aussehen, sondern auch den harten Alltag auf der Bühne mühelos bewältigen dürften.

Ton satt & reichlich

Für den Test habe ich mir die drei Burschen einfach mal in Reihe geschaltet und wie so oft meine alte HSS-Strat von der Wand genommen. Am Verstärker habe ich mir einen ganz leicht knuspernden Clean-Sound eingestellt, um möglichst viel Ton von den Pedalen zu hören. Als erstes knöpfe ich mir das blaue Big Fella Overdrive vor, welches nach Angaben des Herstellers eher in die amerikanische und in den Mitten etwas gezähmte Richtung gehen soll. Am Test-Amp zeigt sich auch sofort, was damit gemeint ist. Alle Regler in die Mittelstellung, Gain- Stufe eins und los geht‘s. Der Ton ist groß, offen und rund. Gefällt mir sehr, sehr gut. Vorsichtig drehe ich Tone- und Gain-Regler ein wenig auf und siehe da: Ich erkenne meinen Combo – der ja manchmal wie ein Sack Nüsse klingt – kaum wieder. Der Sound ist einfach so richtig schön dick und zwingt einem die Stevie-Ray-Vaughan- Licks nur so in die Finger. Vor allem auf dem Hals-Singlecoil der Strat gefällt mir der Ton richtig gut. Schaltet man nun die zweite Gain-Stufe dazu, bekommt der Sound eine zusätzliche Dichte, die sich beeindruckend natürlich anfühlt. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, hier einen starken Anstieg der Verzerrung zu hören, doch genau das ist nicht der Fall. Die Verzerrung wird etwas dichter und nimmt auch zu – es ist nur eben kein sprunghafter Anstieg, als würde man in einen völlig anderen Kanal wechseln. Mit dem schaltbaren Boost ist es da etwas anders – hier gibt es tatsächlich einen bei Bedarf erheblichen Anstieg der Gesamtlautstärke. Das ist natürlich super, wenn man vielleicht eine bestimmte Passage in einem Song oder gar ein Solo aus dem Gesamt-Mix der Band hervorheben will.

Sauberer Platinenaufbau (Bild: Dieter Stork)

Das knallrote Wise Guy Overdrive verhält sich im Prinzip recht ähnlich, nur dass wir es hier mit einer deutlich englischeren Grundausrichtung zu tun haben.  Wo der Big Fella auf einen dichten, homogenen Ton setzt, brüllt einen das Wise Guy Overdrive in den Mitten ordentlich an. Auch hier ist es allerdings so, dass der Ton richtig gut trägt und einem die Blues-Rock- Licks nur so in die Finger legt – dabei aber ein bisschen mehr Dreck mit ins Spiel bringt. Beide Pedale machen eine unglaublich gute Figur, was mich auf die blöde Idee bringt, die beiden Treter doch mal vor meinem wirklich sehr klein und bescheiden klingenden Fender G-DEC Junior zu testen. Dieser winzige Transistor- Combo ist jetzt vielleicht nicht gerade ein Verstärker, dem man einen runden und angenehmen Ton zuschreiben würde. Also beide Pedale angeschlossen, einen recht brillanten Clean-Sound eingestellt und siehe da: Aus der kleinen Billig-Kiste wird auf einmal ein absolut ernstzunehmender Combo-Amp. Beachtlich, wie viel Leben die beiden Pedale einem doch etwas dröge klingenden Verstärker einhauchen können, ohne dass sie den Klangcharakter der Gitarre verbiegen oder den Verstärker überlagern.

(Bild: Dieter Stork)

Das Three Stage Rocket weiß genau so zu überzeugen wie seine beiden kleinen Geschwister. Klanglich würde ich die große Kiste irgendwo zwischen dem Wise Guy und dem Big Fella einordnen – allerdings mit leichter Tendenz zu Letzterem. Durch die zusätzliche fußschaltbare Zerr-Stufe mit dem separaten Gain-Regler hat man hier in der Bedienung noch eine deutlich größere Flexibilität. Der Ton ist ähnlich rund und warm wie beim Big Fella, ich würde aber sagen, dass die Gain-Struktur noch feiner und sauberer auflöst und das Pedal dadurch etwas trockener und direkt klingt. Sehr gut gefällt mir die Pre/Post-Drive-Option des Boosters. Man hat dadurch die Wahl zwischen einem bei Bedarf enormen Lautstärke-Boost (Post) oder einer deutlichen Veränderung der Mittencharakteristik und Gain-Struktur (Pre). Beides hat durchaus seinen Reiz und macht in der Praxis absolut Sinn.

Alternativen

Beim klassischen Overdrive-Pedal sind die Alternativen ja nahezu endlos. Inwiefern die verwendete TrueOverDrive-Technologie nun ein technisches Alleinstellungsmerkmal darstellt, vermag ich nicht zu beurteilen. Als Alternative zum großen Three Stage Rocket würde mir jetzt erst mal das Carl Martin PlexiTone oder vielleicht auch das Bogner La Grange einfallen. Bei den beiden kleineren Pedalen würde ich mal das Fulltone Fulldrive 3 oder auch das Vahlbruch Sapphire Drive in die engere Auswahl nehmen.

Resümee

Tja, die Dänen können es einfach. Wo sich deutscher Urlauber und einheimischer Fischer die Hand reichen, werden mittlerweile auch richtig gute Pedale hergestellt. LunaStone muss sich mit diesen drei Pedalen auf keinen Fall hinter etablierten Marken wie TC Electronic oder Carl Martin verstecken – ich würde sagen, dass man von Steen Grøntved und seinen Jungs vermutlich noch einiges hören wird. Die drei zum Test vorliegenden Pedale jedenfalls sind für alle, die ein richtig authentisch und homogen klingendes Overdrive-Pedal suchen, auf jeden Fall in Erwägung zu ziehen.

Internet: www.lunastonepedals.com

Preis (UVP/Street): Big Fella & Wise Guy ca. € 296/249; Three Stage Rocket ca. € 355/299

Plus

  • Verarbeitung
  • Sound
  • Schaltungsdesign (Gain-Stage 1&2)
  • Boost-Schaltung
  • Optik

Aus Gitarre & Bass 01/2017

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