Leserfrage: Weiße Punkte auf Explorer durch falsche Politur?

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Ich habe bei meiner Gibson Explorer mit ihrer unmöglichen, offenporigen Faded-Brown-Lackierung folgendes Problem: Bei der Reinigung des Korpus mit Clover Polish haben sich weiße Partikel in die Poren des Korpus eingenistet. Egal, was ich bisher anstelle, ich kriege die weißen Punkte nicht mehr raus, sodass die Gitarre irgendwie braun-grau wirkt. Dass es auch anders geht, beweist die Halsrückseite der gleichen Gitarre: Die anfänglich offenporige Lackierung wirkt nun glänzend rötlich-braun und die Poren sind dunkler als das Braun des Korpus. Habt ihr einen Tipp für mich? Vielleicht ein Mittel, das man einbürsten oder auftragen kann, damit es einigermaßen besser aussieht?

Francisco Pavone

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Hallo Francisco! Bei der Politur deiner Gibson Explorer ist ein gravierender Fehler in der Auswahl der Mittel passiert. Niemals, also niemals gar nie nicht, darf eine abrasive Politur, die für Hochglanzlacke gedacht ist, auf Mattlack aufgetragen werden! Das Polierergebnis wird speckig, die Oberfläche sieht nie wieder so homogen-matt aus wie zuvor.

Dann noch die Riesenprobleme mit den abrasiven Polierbestandteilen solcher Polituren. Die polierenden Inhaltsstoffe sind nichts anderes als fein gemahlener Kalk. Dieses weiße Zeug hat die Angewohnheit, während der Arbeit unsichtbar zu sein und sich überall da abzulagern, wo man später nicht mehr hinkommt. Also in den Holz-(Lack)- Poren, unter Pickup-Rähmchen, Schlagbrettern, in Ritzen. Trocknet das aus, sieht man die weiße Bescherung, die nicht selten richtig „festgebacken“ ist.

Um das zu entfernen, würde ich versuchen, es „auszuwaschen“. Ich selbst würde ein mit Wasser und gegebenenfalls etwas Seife leicht angefeuchtetes Mikrofasertuch für die ersten vorsichtigen Versuche verwenden. Aber auch hier ist das Problem, dass der Lack bei etwas intensiverer Behandlung durch das Mikrofasertuch sehr schnell speckig poliert wird. Würde ich jetzt den Tipp geben, eine ganz weiche Zahnbürste zu benutzen, würde ich wahrscheinlich gesteinigt werden. Denn wenn nur etwas Wasser durch die Lackierung in das Holz eindringt, ist die Chance, dass es zu Lackschäden kommt, enorm groß. Also kein Wasser verwenden!

Stattdessen bitte Waschbenzin! Das ist zwar unangenehm geruchsintensiv, geht aber keine Reaktion mit dem Lack und auch nicht mit dem Holz ein. Zumindest nicht, wenn man das Mittel sparsam benutzt. Damit also die Oberfläche auf einem kleinen Teilbereich (ca, 5cm Durchmesser) ganz leicht anfeuchten und mit einer ganz weichen Zahnbürste vorsichtig in Richtung der Holzmaserung putzen. Keine Kreisbewegungen ausführen, denn das könnte feine, später sichtbare Kratzer erzeugen. Nach etwa 30 Sekunden aufhören und mit Küchenkrepp trockenwischen. Die erste Stelle bitte dort beginnen, wo man nicht gleich hinschaut.

Führt diese Behandlung zu einem sichtbaren Erfolg, dann kannst du beim Rest des Korpus in kleinen Schritten weitermachen. Im Anschluss bitte das Instrument mit einem ganz normalen, durchsichtigen Polish behandeln, um den strapazierten Lack zu pflegen. Idealerweise das Gibson Polish, denn dieses wurde speziell für Nitrolacke entwickelt und bewirkt auch am gerne mal klebrigen Hals ein glattes Gefühl.

André Waldenmaier

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wollte gerade schreiben, am besten die Gitarre den André bringen, wenn es einer richten kann dann er.
    Am Ende der Antwort des Redakteurs lese ich dann das André selbst geantwortet hatte.
    Na dann wird’s wohl auch klappen !

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  2. Kalk lässt sich mit leicht säurehaltigen Reinigungsmitteln vorsichtig entfernen.
    Kurze Einwirkzeiten, mehrere Wiederholungen.
    Nach der kurzen Einwirkzeit das Reinigungsmittel (z.B. Zitronensäure stark verdünnt) mit neutralem oder leicht basischen Reiniger entfernen,.
    Mit destilliertem Wasser den Neutalreiniger entfernen und sofort trocknen.

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