Die umtriebigen Südfranzosen haben uns ein Test-Trio geschickt. In verschiedenen Größen, mit Elektronik und ohne – und mit einer Gemeinsamkeit: Khaya
Das ist das Holz, aus dem diese Gitarren hauptsächlich bestehen – eine Mahagoni- Art aus dem tropischen Afrika. Die zünftige Gitarrenschmiede aus der Wein-Provinz Languedoc bietet hier also sehr schmucke Voll-Mahagoni-Steelstrings im heftig umkämpften Preissegment bis etwa € 400 an. Das ist auf jeden Fall einen genaueren Blick wert.
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Sehen
Wir haben hier – der Größe nach sortiert – ein Parlor-, ein Auditorium- und ein Dreadnought-Modell, die beiden erstgenannten Gitarren sind mit einem Pickup- System ausgestattet. Alle drei Bodies bestehen wie gesagt komplett aus Tropical Khaya, wobei die Decken massiv sind, Böden und Zargen sind laminiert. Die Korpuskonturen sind mit schwarzem Binding nachgezogen, Schlagbretter gibt es nicht, ein tadelloses Hochglanz-Finish verleiht den dunklen Hölzern plastische Tiefe. Stilprägend ist natürlich – wie bei allen Lâg-Gitarren – die asymmetrische Schalllochumrandung mit dem Kreuz des Languedoc, dem Wappen der Provinz.
Stilsicher ist bei dieser 90er-Serie alles dunkel gehalten: Der markant geformte Steg aus Palisander zeigt schwarze Pins zur Saitenfixierung, die kompensierte Graphit-Stegeinlage ist, wie auch der Sattel, ebenfalls schwarz. Auch die stylischen Mechaniken an der firmentypisch designten Kopfplatte tanzen da nicht aus der Reihe. Der Hals ist konsequenterweise auch aus Khaya gefertigt, kommt aber mit einem angenehmen „French Satin“ Finish. Auch das Palisandergriffbrett unterstreicht – ganz ohne Inlays – das schlicht-elegante, mysteriös-dunkle Erscheinungsbild der drei Tramontane-Beauties.
Die Pickup-bestückten Modelle kommen mit einem Preamp aus dem Hause Shadow, der sich Direct Lâg Plus System nennt. Er sitzt auf der Zarge und ist ausgestattet mit einem Fader für Volume und Drehreglern für Bass, Mid und Treble, wobei interessanterweise der Bass-Regler in Mittelstellung leicht einrastet, die beiden anderen jedoch nicht. Des Weiteren ist auch ein Tuner an Deck, dessen LEDs sehr klein, aber dennoch recht gut ablesbar sind. Auch ein Phase-Taster ist noch vorhanden. Die Energieversorgung bestreiten zwei CR2032 Zellen, die hier flugs erreichbar sind. Das Signal geht hinten per Klinke-Out am Gurtpin heraus, der im Gegensatz zum Gros der Klinke/Gurtpin Konstrukte sehr gut und sicher den Gurt hält. Klasse Detail.
Hören
Im Handling unterscheiden sich die T90-Schwestern natürlich. Die Parlor lässt sich besonders easy auf dem Schoß unterbringen, auch die Auditorium kommt da noch sehr kompakt rüber. Die sauber bundierten und gut bespielbaren Hälse sind allesamt am 14. Bund angesetzt, die ACE bietet mit ihrem Cutaway noch einen besonderen Vorzug für Solisten.
Allen gemeinsam ist der warme Grundcharakter im Klang, der durch das Khaya-Holz – wie man das von Mahagoni kennt – begünstigt wird. Die Parlor ertönt dabei eher mittig kompakt und ist quasi die Blues-Klampfe in diesem Trio. Die Auditorium liefert mehr Lautstärke, mehr Strahlkraft, glitzernde Höhen bei immer noch gemäßigten Bässen. Ein klasse Allrounder, der auch sehr klar artikuliert Fingerstyle transportieren kann. Für noch mehr Schub sorgt dann die Dreadnought, was aber nie die Härte und den Bass-Boom einer Palisander/ Fichte-Kollegin erreicht.
Alle drei Lâgs präsentieren sich mit eigenem stimmigem Klangcharakter. Die beiden Pickup-Modelle können den nicht gänzlich auf PA übertragen, liefern aber überzeugende Ergebnisse, dank einer tollen Klangregelung mit geschickt gewählten Ziel-Frequenzen (besonders der Mitten-Regler ist perfekt nutzbar) bei absolut ausgewogener Wiedergabe der einzelnen Saiten. Insbesondere die Parlor punktet hier mit einem kräftigen, durchsetzungsfähigen und keineswegs bassschwachen Sound.
Ergo
Lâg bietet hier eine Menge Gitarre für’s Geld. Eigenständige Optik, tolle Verarbeitung, interessante Hölzer, charaktervolle Sounds, tadellose Elektronik … welche T90 darf’s denn sein?