Erwachsene Wiedergabeleistungen

Kleinfamilie: Warwick Gnome Bass Cabs im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Nachdem sich die kleinen Gnome-Tops in kürzester Zeit zu Verkaufsschlagern entwickelt haben, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann Warwick passende Boxen dazu entwickeln würde. Gleich eine ganze Familie ist es geworden, die den Weg zum Test gefunden hat.

Fünf unterschiedlich bestückte Cabinets stellt Warwick (nicht nur) den Gnome-Tops zur Seite, die alle mit Blick auf Kompaktheit, Handlichkeit, und Tragbarkeit entwickelt wurden.

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DIE BAUWEISE

Der schwarze Strukturlack der aus MDF gefertigten Boxen erweckt den Eindruck einer nahtlosen Konstruktion, ist sauber aufgetragen und macht einen robusten Eindruck. Auf weitere Kanten- oder Eckenschoner wurde verzichtet, was aber in dieser Größenordnung völlig okay ist. Alle Boxen stehen auf vier ausreichend großen Gummifüßen und lassen auf den ersten Blick einen Griff vermissen. Der findet sich im hinteren oberen Bereich des Gehäuses. Da ist eine Absenkung eingearbeitet, in der eine Metallplatte mit Anschlussfeld und Regler für den Hochtöner eingesetzt ist.

Das Anschlussfeld des Gnome 2/8/4 (Bild: Dieter Stork)

Die Absenkung ist nach vorne offen, was gleichzeitig die Bassreflexöffnung und den Griff darstellt. Ein Quersteg sorgt dafür, dass die Boxen recht komfortabel zu tragen sind, bei dem Gewicht und der Größe geht das in Ordnung. Die Front wird abgedeckt mit einem stabilen Metallgitter mit Schaumstoffunterlage, was einen edlen Look ergibt. Befestigt ist es je nach Größe mit vier oder sechs Holzschrauben, Abstandhalter aus Gummi sorgen für festen, klapperfreien Sitz.

Warwick Gnome 2/8/4 mit demontiertem Speaker-Grill (Bild: Dieter Stork)

Den Anfang darf die kleinste Box machen. Die gibt es einmal mit 4 und einmal mit 8 Ohm, ansonsten unterscheiden sich die Cabs nicht, weshalb wir auch nur die 4er zum Test haben. Mit einer Höhe von knapp 40 cm und einer Breite von gut 30 cm bei einer Tiefe von 35 cm ist das CAB 10/8 sehr kompakt, und mit einem Gewicht von knapp zehn Kilo sehr tragbar. In der Schallwand sitzt ein Zehnzöller mit Pressblechkorb und einem keramischen Magneten in ordentlicher Größe, die Belastbarkeit ist mit 150 Watt angegeben bei einem Widerstand von 8 Ohm. Die Gewindeschrauben greifen in Einschlagmuttern, eine saubere und langlebige Lösung. Weiterhin findet sich hier ein einfaches Piezohorn, das über eine an der Rückwand befestigte Frequenzweiche angeschlossen ist. Geregelt wird der Hochtonanteil mit dem L-Regler, neben dem zwei Speaker-Twist-Kombibuchsen sitzen, die neben Speakon-Steckern und deren Kopien auch Lautsprecherkabel mit Klinken aufnehmen. Das ist gerade für die Gnome-Amps wichtig, die nur einen Lautsprecherausgang haben. Um deren Leistung an 4 Ohm voll auszunutzen, bedarf es zwei dieser Boxen, mit den beiden Buchsen kann eine zum Weiterschleifen genutzt und ein Ministack gebaut werden.

Soll es ganz kompakt sein, gibt es die Box auch als CAB 10/4. In Größe und Gewicht identisch mit seinem achtohmigen Geschwisterchen, nutzt der 4-Ohm Speaker die Leistung der Gnomes und der meisten anderen Topteile voll aus. Die Belastbarkeit liegt hier bei 200 Watt. Das ist ausreichend für den Gnome und den Gnome i, beim Gnome i Pro sollte man Vorsicht walten lassen.

Warwick Gnome und Gnome i Pro (Bild: Dieter Stork)

Wie in der 8-Ohm-Variante und auch allen folgenden Boxen, ist der Innenraum der Box „blank“. Sprich: Es gibt keine weiteren Verstärkungen oder Verstrebungen, und es wurde auf jegliche Dämpfung verzichtet. Ersteres ist bei Boxen dieser Größenordnung auch nicht wirklich vonnöten, letzteres ergibt eine höhere Leistungsausbeute, kann aber auch zu mittigen Resonanzen führen. Hören wir nachher mal drauf. Da ein Weiterschleifen nicht vorgesehen ist, hat die 10/4 nur eine Kombibuchse verbaut.

Etwas größer und schwerer ist das CAB 12/4. Wie dem Namen unschwer zu entnehmen ist, wurde hier ein Zwölfzöller mit 4 Ohm verbaut. Die Grundfläche der Box ist quadratisch mit 35 x 35 cm, in der Höhe wächst sie auf gut 47 cm. Mit rund 13 Kilo bleibt sie am versteckten Griff locker zu bewegen. Auch hier kommen wieder Pressblechkorb und Keramikmagnet zum Einsatz, und die Hochtönerausstattung ist identisch mit den beiden vorigen Boxen. Mit 300 Watt Belastbarkeit kann sie auch stärkere Amps wie den Gnome i Pro verkraften.

Ein gänzlich anderes Format hat das CAB 2/8/4. Der Name ist wieder schnell enträtselt, zwei Achtzöller arbeiten hier, die zusammen eine Impedanz von vier Ohm haben. Der Hochtöner sitzt in der Mitte zwischen den beiden Speakern, ähnlich dem Aufbau einer D’Appolito-Anordnung. Im Bestreben, auch diese Box wieder so kompakt wie möglich zu gestalten, ist diese bei einer Tiefe von 31 cm und einer Höhe von 55 cm nur 26 cm breit und hat damit die kleinste Stellfläche von allen. Mit nur knapp elf Kilo gehört auch sie zur Klasse der Leichtgewichte. Diese Box hat eine Belastbarkeit von 200 Watt. Witzigerweise habe ich hier wohl ein Vorserienmodell erwischt. Die Anschlussplatte hat zwei Kombibuchsen, was nur in Kombination mit einem Verstärker Sinn machen würde, der noch unter 4 Ohm Mindestimpedanz arbeiten kann. Dazu sind oben im Gehäuse Vertiefungen eingelassen, in die die Gummifüße einer weiteren Box (entweder noch eine 2x10er oder eine der 1x10er) passen würde. In der Serienfertigung hat man sich offensichtlich dagegen entschieden. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Anschluss dann nur noch knapp mit einem Winkel-Speakon-Stecker möglich wäre, eine logische Entscheidung.

Auf der gleichen Grundfläche wie die 1x10er Cabinets baut die größte Box im Reigen auf. 65 cm hoch ist das Warwick CAB 2/10/4, bei dem wiederum D’Appolito-ähnlich zwei Zehnzoll-Speaker um den mittigen Piezohochtöner gruppiert sind. Eine Belastbarkeit vom 300 Watt kommt so zusammen, die Impedanz liegt bei 4 Ohm.

DER SOUND

Freundlicherweise lagen den Boxen zum Test auch nochmal die von uns schon gewürdigten Gnome-Tops bei. Die finden ihren Platz auf den Boxen vor der Absenkung für die Bassreflexöffnung/ Griff-Kombi. Ein bisschen schade finde ich, dass es keinerlei Halt für die Tops gibt, andererseits müsste Warwick sich dann für ein Format von zweien entscheiden, da die Gnomes in unterschiedlichen Größen kommen. So hat man sich quasi für die Universallösung entschieden.

Über einen neutralen Amp lasse ich einen aktiven Fünfsaiter mit breitem Frequenzspektrum mit ordentlich Schub auf die Cabs los. Der erste klangliche Eindruck der Zehnzöller-Box ist sehr überzeugend. Auch wenn das Piezohorn nur eine recht einfache Konstruktion ist, darf es ganz aufgedreht werden, ohne aufdringlich zu sein. Brillanzen kommen strahlend rüber, die Mitten sind sehr schön präsent und geben dem Ton Substanz, der im Bassbereich gut unterfüttert daherkommt. Auf dem Papier scheint das unmöglich, da der Frequenzgang erst bei 90 Hz losgeht, was ziemlich genau der Oktave der tiefen E-Saite entspricht. Aber schon der gute, alte Ampeg-Kühlschrank hat gezeigt, dass die gefühlte Wiedergabe auch dann rund und fett sein kann, wenn die tiefsten Frequenzen scheinbar ignoriert werden. Tatsächlich bildet das kleine Cabinet sogar Töne auf der tiefen H-Saite erstaunlich sauber ab.

Die Zwölfzöller-Box klingt erstaunlich ähnlich, zumindest, wenn der Hochtöner voll aufgedreht ist. Nimmt man den aus dem Klang heraus, bietet die 12/4 fettere untere Mitten und auch einen insgesamt entspannteren Bass. Kein Wunder, geht diese Box doch laut Datenblatt bis 45 Hz runter. Als Hauptunterschied bleibt allerdings hängen, dass die größere Box mehr Leistung locker in Lautstärke verwandeln kann.

Die kompakte 2x8er kommt bei geringerer Belastbarkeit fast in die Lautstärkenbereiche der 1x12er. Bei ihr macht sich die schon erwähnte mögliche Mitten-Resonanz mit einer gewissen Kistigkeit bemerkbar, die bei den anderen Bauformen außen vor bleibt. Das ist weit weg von der Nervigkeit, die ich bei anderen ungedämmten Boxen schon erlebt habe, aber eben hörbar. Dafür hat die 2/8/4 ihr ganz eigenes Klangbild, wenn der Hochtöner zurückgedreht wird, die Achtzoll-Speaker haben für sich genommen die eindeutig stärkste Höhenwiedergabe. Hier ist die Grenzfrequenz im Bass bei 70 Hz angegeben, und auch für diese Box gilt wieder, was ich schon zur Zehner geschrieben habe: Man merkt es nicht wirklich. Keineswegs hat man das Gefühl, sie würde unterhalb der leeren D-Saite abfallen.

Als größte Box in der Runde kann die 2/10/4 mit der 12/4 in der erreichbaren Lautstärke nicht nur mithalten, sondern legt noch ein bisschen drauf. Harte Slap-Attacken mit der leeren E-Saite kann sie problemlos wechseln. Hier geht es wieder ohne Resonanzen, mit aufgedrehtem Horn ist sie sehr schön klar, mit der richtigen Kombination aus durchsetzungsfähigen Mitten und neutralen Spitzlichtern. Ohne das Horn legt die Box den Schwerpunkt in den Mitten höher als die Zwölfer, aber deutlich tiefer als die 2x8er.

Wenn ich jetzt die ganze Zeit von Horn ganz auf oder ganz zu geschrieben habe, dann nur, um die größtmöglichen Unterschiede – oder eben Ähnlichkeiten – zu beschreiben. Die stufenlose Regelung macht es möglich, die Ausleuchtung der Höhen ganz nach Gusto vorzunehmen, das funktioniert ganz famos und feinfühlig.

RESÜMEE

Hut ab, ich würde mich schon sehr wundern, wenn nicht auch die Gnome Cabs sich gut verkaufen würden. Mit kleinen Preisschildern zwischen knapp € 170 und € 280 bieten sie erwachsene Wiedergabeleistungen und gute Sounds zwischen annähernd neutral und charakterstark. Dabei gilt wie immer bei sehr kompakten Boxen: Ausreizen lässt sich die Physik, überlisten nicht. Mit einer 1×10″-Box ist keine laute Rockband anzutreiben, selbst mit zwei Zehnern ist man auf der Festivalbühne höchstwahrscheinlich verloren. In intimeren Settings, die weniger Dampf erfordern, macht die ganze Familie dagegen eine sehr gute Figur. Und da, wo auf beengten Bühnen jeder Quadratzentimeter zählt, punktet die neue Reihe mit den Boxenanschlüssen oben. Nicht nur in Kombination mit den hauseigenen Tops eine klare Antestempfehlung!

PLUS

  • Wiedergabe
  • kompakte Bauweise
  • durchdachte Auswahl
  • Preis/Leistung


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2022)

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