Dynamische Sounds von clean bis crunch

Kleiner Röhrenbrüller: Ashdown SX-5C im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Mit der SX-Serie stellt die britische Firma Ashdown eine neue Reihe von Gitarren-Amps in Röhrenbauweise vor. Zum einen gibt es den hier zum Test vorliegenden SX-5 als Combo sowie als Topteil mit 5 Watt Leistung und EL84 Bestückung, zum anderen markiert ein 50-Watt-Topteil das obere Ende der Produktpalette. Dazu gesellen sich Boxen mit 1×12-, 2×12- und 4×12-Bestückung, die mit Celestion Seventy 80 Speakern ausgestattet sind. Der SX-5C zielt auf den Einsatz zu Hause, bei Sessions oder Aufnahmen. Dafür ist er vollgepackt mit Features und als Einkanalgerät puristisch ausgelegt.

Ashdown ist seit 1997 auf dem Markt und man kennt die Briten vor allem für ihre Bass-Amps. Seit einiger Zeit gibt es auch Produkte für Gitarristen. Mit Dave Green hat Ashdown einen angesehenen Designer an Bord und im hauseigenen Custom Shop. Man darf also gespannt sein, wie sich die neue SX-Serie aus fernöstlicher Produktion im kostenbewussten Preissegment schlagen wird. Den Anfang macht der 1×12 Combo SX-5C.

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FEATURES UND AUFBAU

Der SC-5C leistet 5 Watt und ist mit einer JJ EL84 in der Endstufe und einer JJ 12AX7/ECC83 in der Vorstufe bestückt. Das stabile Sperrholzgehäuse ist mit schwarzem Tolex bezogen und mit Kunststoffkantenschutz versehen. Der Griff liegt gut in der Hand und macht die ca. 14 kg leicht transportierbar.

Der Amp verfügt über einen Kanal mit Gain, Bass, Middle, Treble, Master sowie Reverb. Der Hall speist sich dabei aus einer digitalen Emulation einer Hallspirale und kann stufenlos zugemischt werden. Frontseitig kommt noch ein Mix-Regler hinzu. Hier kann eine externe Audioquelle wie MP-3 Player oder ähnliches zugeführt werden. Zum Anschluss steht ein Klinkeneingang zur Verfügung. Mit dem Stealth-Push-Button wird die Leistung der Endstufe reduziert und eine integrierte „Speaker-Ton-Kompensation“ aktiviert.

Ziel ist es, zum Beispiel für Aufnahmen, den Amp maximal in der Endstufe kitzeln zu können, gleichzeitig aber eine Lautstärkereduktion zu aktivieren. Sofern man die Nachbarn gar nicht involvieren will, kann der Speaker auch durch Aktivieren des „Speaker Mute“ stumm geschaltet werden. Dies aktiviert gleichzeitig den ebenfalls frontseitig befindlichen Kopfhörerausgang. Ganz rechts schaltet man den Combo ein, die Netzleuchte erstrahlt dann in schickem Lila.

Hinten befinden sich neben dem Netzkabelanschluss zwei Speaker-Ausgänge (16 und 8 Ohm), von denen einer mit dem Celestion Seventy 80 Speaker belegt ist. Ein Effektloop mit Send und Return sowie ein in den Frequenzen gefilterter und einem Celestion Alnico Speaker nachempfundener Record Out (zur Verbindung an ein Mischpult, Interface oder zum FOH) runden die Bedienelemente hinten ab. Das Gehäuse hinten ist halboffen konzipiert und die Röhren erhalten durch eine Gitteröffnung im oberen Panel Lüftung. Insgesamt zeigt sich der SX-5C hier als puristisch designt, gleichzeitig mit einer Fülle von praxisorientierten Features. Diese Mischung gefällt.

Über die Gehäuserückseite hat man Zugang zu den Röhren, die im Servicefall leicht zu tauschen wären. Gut, dass die Vorstufenröhre noch gegen Einstreuung abgeschirmt ist.

(Bild: Dieter Stork)

INNEN

Das Amp-Chassis ist an mehreren Stellen mit dem Gehäuse verschraubt. Ein Blick ins Innenleben ist mit etwas Fummelei verbunden, aber möglich. Innen zeigt sich eine ordentliche und sehr saubere Verdrahtung auf zwei Platinen. Die Hauptplatine sitzt rückseitig im Chassis und beherbergt sehr gut zugänglich die Elektronik. Auch der digitale Hallchip von Accutronics wird sichtbar.

(Bild: Dieter Stork)

An der Front sitzt eine weitere, kleine Platine, auf der die Potis montiert sind. Für einen industriell gefertigten Amp in der Preisklasse macht der SX-5C einen makellosen Eindruck in der Verarbeitung.

Sound und Praxistest auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

SOUND UND PRAXIS

Die einkanalige Auslegung lässt das puristische Sound-Konzept des kleinen 5 Watters schon erkennen. Der Combo bietet eine Plattform von Clean bis Break-up und bei relativ kräftigen Pickups dann auch Crunch. Die Tonsignatur ist dabei – wie zu vermuten – britisch geprägt und lässt sich mit der Dreibandklangregelung effektiv von beispielsweise funkig-schlank bis jazzig-bauchig oder klassisch britisch-kratzig justieren. Die jeweiligen Ton-Regler haben einen durchaus kräftigen Wirkungsgrad und lassen sich folglich sehr gut abstimmen. Je nach verwendeter Gitarre und vorliegendem Output beginnt der Amp ab Gain-Stellung 11 Uhr in die leichte Vorstufensättigung zu gehen. Das klingt harmonisch und dynamisch. Bei Vollanschlag erhält man dezenten Crunch, der sich mit dem Volume-Poti der Gitarre auch wieder schön aufklaren lässt. Wenn man jetzt den Master voll aufdreht, kommt die Endstufensättigung dazu und man erhält einen schönen britischen „old school“-Sound. Auch hier gefällt die artikulierte Wiedergabe dynamischer Spielpassagen. In Sachen Lautstärke bewegen wir uns auf einem Niveau, das für eine moderate Session reichen dürfte. Gegen einen lauten Drummer wird es mit den 5 Watt jedoch nicht reichen. Da würde sich der Anschluss einer größeren, externen Box empfehlen.

Wer den Amp ohnehin überwiegend zu Hause oder für Aufnahmen einsetzen will, kann nun mit „Stealth“ die Lautstärke reduzieren. Gleichzeitig bleibt die Endstufenverzerrung aber erhalten, sodass der gesättigte Sound auch bei geringerem Pegel anliegen kann. Das ist gut gelöst und klingt auch mit der bordeigenen „Speaker-Ton-Kompensation“ authentisch.

So ein puristischer Einkanaler schreit ja gerade dazu, als Pedal-Plattform ausprobiert zu werden. Gesagt, getan: Ich schließe mein umfangreiches Pedalboard in Vier-Kabel-Methode an und checke zum einen den Effektloop und zum anderen die Reaktion auf diverse Overdrive-Pedale. Und ja: Das funktioniert hervorragend. Der SX-5C ist wie gemacht für Pedale. Etwas mehr Overdrive oder sogar krachenden Distortion nimmt der Amp begierig auf. Aufgrund seiner eigenen Dynamik können die gefütterten Pedale den Sound entsprechend erweitern und die Dynamik des Amps exzellent nutzen. Prima!

Auch der Effektloop funktioniert tadellos. Ohne zusätzliche Nebengeräusche oder Pegelprobleme weiß die Performance meiner Hall- und Delay-Pedale zu gefallen. Apropos Hall. Der Reverb des SX-5C kann sich ebenfalls hören lassen. Die Emulation einer Hallspirale klingt richtig gut. Dabei lassen sich eher subtile und realistische Einstellungen bis zu extremen Varianten realisieren, die bei Vollanschlag dann schon nicht mehr als praxisnah einzuordnen sind. Nun gut. Aber tollen Halleffekt gibt es ja im ersten Teil des Regelwegs. Noch ein Wort zum Speaker. Der Celestion Seventy 80 liefert im SC-5X einen ausgewogenen Sound mit kräftigen Bässen und prägnanten Höhen und einer leichten Betonung der oberen Mitten. Viele Hersteller setzen ihn mittlerweile ein, als Allrounder macht er auch in diesem Combo hier eine gute Figur.

Einen Kritikpunkt gibt es aber dennoch. Der Sound des „Record Out“ ist dann doch nicht vergleichbar mit einem abgenommenen AlNiCo-Speaker oder einer entsprechenden Impulse Response. Als Kompromiss ist das noch in Ordnung. Will man den Amp aber für direkte Aufnahmen mit Anspruch einsetzen, was sich insbesondere in Kombination mit Pedalen anbietet, so würde ich eher auf zusätzliche Geräte wie IR-Loader etc. setzen.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem neuen SX-5C präsentieren die Briten von Ashdown einen 5-Watt-Röhrencombo im Einsteigerbereich, der klassischen Röhrensound mit moderner Ausstattung verbindet. Seine tonale Heimat sind cleane bis crunchige, britisch geprägte Sounds, die er überzeugend abliefert. Dank des verwendeten Celestion-Seventy80-12-Zoll-Lautsprechers, liefert er in mannigfaltigen Einstellungen einen vollen, dynamischen und artikulierten Ton. Hervorzuheben ist die „Stealth“-Schaltung, in der man die Endstufe auch bei moderaten Lautstärken in die Sättigung fahren kann. Auch Overdrive- oder Distortion-Pedale nimmt der Amp sehr gut an, sodass der SX-5C eine prima Pedal-Plattform sein kann. Sein digitaler Accutronics Hall klingt authentisch. Lediglich der „Record-Out“ stellt einen klanglichen Kompromiss dar. Die Verarbeitung ist einwandfrei. Für zu Hause, eine nicht zu laute Session oder für Aufnahmen – dann gerne mit Mikrofon oder externen IRs – macht der Combo eine insgesamt gute Figur. In diesem Segment gibt es reichlich Konkurrenz, gleichwohl hat der 5X-SC das Potential, sich in diesem engen Markt behaupten zu können.

PLUS

  • Dynamische Sounds von clean bis crunch
  • Gute Plattform für Pedale
  • Praxisorientierte Features

MINUS

  • Sound des „Record Out“


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

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