Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.
Tech 21 SansAmp Bass Driver DI
(Bild: Jogi Sweers)
Andrew Barta hatte keine Lust mehr. Röhren-Amps waren zwar Maß der Dinge, aber zu schwer, teuer im Unterhalt und klanglich oft nicht berechenbar. Also baute er sich einen kleinen Kasten, der mit einer analogen Schaltung einen abgenommenen Röhren-Amp simulieren und direkt ins Pult den gewünschten Sound liefern sollte. Zwei Jahre ging er damit bei diversen Firmen hausieren, aber keine war interessiert …
Im Jahre1989 wagte er daher den Schritt, seine eigene Firma aufzumachen, die er Tech21 nannte. Das kuriose Pedal bekam den Namen SansAmp – eine Französisch-Englische Melange für „ohne Verstärker“. Kurios deshalb, weil sich neben vier Potis und einem Fußschalter noch acht DIP-Schalter auf der Oberseite fanden. Die hatte Barta eigentlich nur offen platziert, um Feinabstimmungen vorzunehmen, und die dann feste Einstellung nach innen zu legen, aber Foreigner-Gitarrist Mick Jones, der den Prototypen im Studio mit Begeisterung genutzt hatte, brachte ihn davon ab – die wären doch das beste am Pedal!
So blieben sie und ermöglichten es, Sounds auf Basis von Marshall, Mesa und Fender mit verschiedenen EQ-, Röhren-, und Mikrofon-Settings zu variieren. Da der Fender-Sound auf dem Bassman basierte, waren dem Pedal durchaus auch basstaugliche Töne zu entlocken. Barta ruhte sich auf diesem bald schon sehr erfolgreichen Treter keineswegs aus, aber jeder Versuch, das Ur-Pedal aus dem Programm zu nehmen, führte unweigerlich zu Rufen nach einem Reissue. Die hörte fortan auf den Namen SansAmp Classic, zuletzt wurde Anfang diesen Jahres nach fünf Jahren Pause eine neue Wiederauflage ins Portfolio befördert.
Zurück zu den Anfängen: Bald nach dem SansAmp entwickelte Tech21 eine Lösung speziell für Bass. Nicht nur verzichtete die von 1992 bis 1994 erhältliche SansAmp Bass DI auf zugängliche DIP-Schalter, es waren gleich sämtliche Einstellmöglichkeiten ins Innere verbannt. Einstellen und vergessen war das Motto, ein Amp-mäßig gefärbtes statt einem schlicht clean weitergegebenen Bass-Signal das Ziel.
(Bild: Jogi Sweers)
BABY, YOU CAN DRIVE MY BASS
Zum Glück blieb es nicht dabei … Beim SansAmp Bass Driver DI – liebevoll meist kurz BDDI abgekürzt – gibt es reguläre Potis für Treble und Bass, dazu Presence, was nur auf den SansAmp-Ton wirkt. Mit Drive wird geregelt, wie weit der SansAmp-Schaltkreis in die Zerre gefahren wird, Blend mischt zwischen cleanem und bearbeitetem Signal, und Level gibt den Ausgangspegel vor. Anders als bei der reinen DI gibt es neben Input und XLR Out nicht nur einen parallelen Ausgang, der das reine Bass-Signal weitergibt, auch der bearbeitete Sound kann per Klinke abgegriffen werden. Das, und die Möglichkeit, das ganze Pedal per Fußschalter ein- und auszuschalten, machten es dann außer als DI auch als Verzerrer-Stompbox vor einem weiteren Amp nutzbar.
Vor allem, aber bei weitem nicht nur, im Rock- und Metal-Bereich machte sich der BDDI schnell Freunde, die Einstellbeispiele umfassen Funk, Reggae, SVT- und Bassman-Sounds ebenso wie krassere Töne im Stil von King Crimson, oder – wofür ich Tech21 damals schon besonders gefeiert habe – King’s X. Schon bald wurde das Pedal überarbeitet, an zwei Schaltern war der Ausgangspegel an Klinken- und XLR-Output zwischen dem normalen, abgesenkten Modus des Originalpedals und einem angehobenen Signal umzuschalten, womit dann auch eine Endstufe direkt und komfortabel ansteuerbar ist.
Der Mittenbereich ist bei den ersten beiden Varianten nur indirekt einstellbar: Höhen und Bässe zu boosten senkt die Mitten im Verhältnis ab, Absenkungen der beiden Regler lassen die Mitten hervortreten. Dabei dürfen Treble und Bass getrost auch komplett runtergedreht werden, der Lautstärkeunterschied kann per Level ausgeglichen werden.
Der später dazugekommene Para Driver – vor allem für akustische Instrumente vermarktet, aber auch absolut tauglich für E-Bässe – bietet statt Presence eine vollwertige Mittenregelung mit Frequenzregler und Boost/Cut. In dem seit fünf Jahren ausgelieferten BDDI V2 ist ein Mittenregler mit zwischen 500 und 1000 Hz umschaltbarer Centerfrequenz dazugekommen, der Bassregler ist zwischen 40 und 80 Hz schaltbar. Technisch immer noch auf dem Stand des V1, dafür aber mit drei abrufbaren Sounds ist der Sansamp Progammable Bass Driver DI, den es als BDDI Deluxe auch mit fußschaltbaren Inputs und Effektweg gab.
PREISE
Für welche Ausführung man sich auch entscheidet, preislich sollte man ca. 150 Euro einplanen. Ultrarobust gebaut, haben die Pedale so gut wie keine Schwachstellen, selbst dieses gut fünfundzwanzig Jahre alte Gerät braucht nur ab und an ein paar freundliche Dreher an allen Potis, um wieder fit zu sein für die nächste Recording-Session oder als Emergency Preamp bei Live-Auftritten.
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2021)