Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.
Schack Unique V
(Bild: Schack)
Die Achtziger waren ein gutes Jahrzehnt für den Bassbau: Immer mehr Bassist:innen traten aus dem Bühnendunkel in den Vordergrund. Innovationen bei Spieltechniken, Bassanlagen und eben bei den Instrumenten selbst brachten das Instrument enorm voran.
Daran hatten auch deutsche Hersteller keinen kleinen Anteil. Manche blieben Lokalhelden, manche machten international Furore. Manche gingen bald wieder ein, manche erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.
SCHACK ATTACK
Andi Schack fing 1981 an, Instrumente zu bauen. Zuerst nicht nur Bässe, aber nachdem die sich recht bald als Zugpferde herausstellten, wurde komplett darauf umgesattelt. In den Achtzigern war das beliebteste Modell der B2. Dieser Headless-Bass kombinierte einen geschraubten Graphithals mit Edelholz-Body und aktivem EQ. Eine grundsätzliche Ähnlichkeit zur Marke Status ist insofern vorhanden, als dass auch Schack anders als anfangs Steinberger auf einen normalen Korpus setzte, der hier aber rundlicher und barocker ausfällt als die ursprüngliche kantigschnittige Status-Variante.
Einen weiteren klassischen Wurf konnte Schack mit dem Unique landen. Edelholz-Bodies und aktive Elektroniken gibt es auch hier, der Hals ist aber ganz traditionell aus Holz und mit einer Kopfplatte versehen. Eine Schack-Spezialität ist das Covered-Neck-Fixing-System. Statt der üblichen Schraublösung greifen hier Metallplatten an Hals und Body so ineinander, dass sie vom Saitenzug zusammengehalten werden. Für zusätzliche Fixierung sorgt ein Metallbolzen, der zugänglich ist, wenn man den Hals-Pickup ausbaut.
Gepaart mit akkuratester Verarbeitung ergibt das einen eleganten Hals-/Korpusübergang, der dazu noch klanglich mehr Attack als normale durchgehende Konstruktionen sowie mehr Sustain als die meisten geschraubten bietet. Über die Jahre gab es Uniques in diversen Variationen, auch mit durchgehenden Hälsen mit einer Vielzahl an Streifen und auch sonst üppiger Holzzusammenstellung, die jedem Alembic Konkurrenz machen.
Oder eher schlichte Ausführungen, wie der hier vorgestellte Bass. Der dürfte von 1990 sein, das Korpusholz unter dem transparent-schwarzen Lack sieht nach Erle aus. Die Pickups sind von Schack damals gerne verbaute Basstecs, die bartolini-eske Mitten mit einer klareren Höhenwiedergabe paaren. Der schaltbare aktive EQ ist ein Zweibänder, was mir vorher so noch nie untergekommen ist – der Klassiker ist eigentlich ein aufwändiger 3-Band-EQ mit 18V-Betrieb, dessen Centerfrequenzen jeweils an DIP-Schaltern auf der Platine festgelegt werden können. Wie dem auch sei, bei diesem Bass klang der Höhenregler arg harsch, was einen Austausch gegen den Sadowsky-Preamp samt Passivoption und passiver Höhenblende motivierte.
Damit ist der Bass gerüstet für schon in den 90ern moderne Sounds wie für eher warme und runde Töne. Im Gegensatz zu vielen Bässen aus dieser Zeit, die sich einen Wettkampf um den dünnsten Hals lieferten, der am Ende dann doch gar nicht so leicht zu spielen war, hat der Schack mehr Substanz – allein das Ebenholz-Griffbrett hat satte 6 mm – und eine angenehme D-Form. Die Bespielbarkeit ist immer noch vom Feinsten, die Bundierung hält und lässt eine exzellente Saitenlage zu. Die Korpusform ist elegant, frei von Schnickschnack, und ein zeitloser Entwurf, der für allerbeste Balance im Sitzen wie am Gurt sorgt.
(Bild: Schack)
BÄSSE BEI DIE FISCHE!
Kein Wunder also, dass er bis heute im Programm ist. Nachdem sich Andy Schack in den 2000ern immer mehr den Bässen ab- und der Koi-Zucht zugewandt und nebenbei diverse Patente – zum Beispiel auf Teichpumpen – erworben hat, hat sein Sohn Nico die Firma wieder aufleben lassen und schnell wieder zu alten Erfolgen geführt: Das wohlverdiente Ergebnis von Know-How, großartiger Holzauswahl und akkurater Umsetzung klassischer wie neuer Entwürfe.
Da die Bässe in den 90ern gut verkauft wurden, sind sie nicht eben selten – gut für die Gebrauchtpreise! Die liegen je nach Ausführung bei etwa 1200 bis 1500 Euro. Für die richtig aufwendigen Exemplare wird auch mehr aufgerufen (und auch gezahlt), ein schlichtes Arbeitgerät wie den hier vorgestellten Unique gibt es aber auch mal günstiger zu schnappen.
Echte Schwachpunkte gibt es eigentlich nicht, Pickups und Elektronik sollten außer auf Funktion natürlich auch auf Gefallen getestet werden. Gerade beim angesprochenen 3-Band-EQ sollte man gegebenenfalls nachsehen, auf welche Frequenzen er eingestellt ist, das kann einen himmelweiten Unterschied machen. Und allerschlimmstenfalls bleibt ja noch der Austausch, siehe vorliegendes Exemplar …
(erschienen in Gitarren & Bass 09/2022)