Hit the road, bass!

Kleinanzeigen Heroes: Ibanez Roadbass RB808LE

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Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.

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(Bild: Jogi Sweers)

Ibanez Roadbass RB808LE

Soundgear-Bässe von Ibanez kommen in unserem Magazin immer wieder vor. Ein klares Zeugnis der Langlebigkeit des genialen Designs, das nicht nur den Zeitgeist der Mitt/End-80er traf, sondern eine ganze Familie von nach wie vor innovativen und gefragten Instrumenten begründete.

Auch die originalen, ersten Soundgears sind mittlerweile kleine Sammlerstücke geworden. Wenn man den Blick in den üblichen Kleinanzeigen etwas schweifen lässt, lassen sich allerdings noch andere schmucke Ibanez-Bässe finden – aus der gleichen Ära und ebenfalls mit der begehrten japanischen Qualität.

HIT THE ROAD, BASS!

1987, wie die Soundgear-Reihe, wurde auch der Roadbass vorgestellt. Der RB707 hatte einen der RG ähnlichen Korpus mit etwas härteren Konturen. 1988 wurde daraus die noch schärfer geschnittene RD-Serie, deren moderne Nachkommen die RGBs sind. Der RB808 kam dagegen mit weichen Formen, die den Soundgears sehr ähnlich waren. Allerdings haben sie 22 Bünde statt 24, und zackige 4-links Kopfplatten passend zu den RG-Gitarren.

Anders als der Soundgear kam der Roadbass mit einer schnittigen 4-Links-Kopfplatte. (Bild: Jogi Sweers)

Der RB808 hatte passive Pickups und Regler für Volume, Balance und Ton. Der hier vorgestellte Bass ist der RB808LE, ein gar nicht mal so feiner Unterschied. Viel musste an diesem Exemplar nicht gemacht werden, um ihn spielbar zu machen. Bei den Mechaniken sind ein paar Distanzringe zerbröselt und sollten ersetzt werden, sie drehen aber auch so noch sauber. Witzigerweise sind sie statt schwarz (wie im Flyer angegeben) verchromt, wie beim regulären 808. Gar nicht mal so wenige ältere japanische Bässe mischten die Hardware bunt durch, möglicherweise ist der Bass so original.

Die Bundierung ist noch immer fit, und trotz des relativ dünnen Halses (relativ, der damalige Soundgear hatte am ersten Bund noch zwei Millimeter weniger) hat er sich nicht verzogen und bietet mit leichtem Nachziehen des korpusseitig zugänglichen Stahlstabs beste Bespielbarkeit ohne jegliches Schnarren. Die Saitenlage über die bei Ibanez „Omni-Adjust“ genannte Gotoh-Brücke zu justieren, ist etwas aufwendiger, müssen die Saitenreiter doch erst gelöst und nachher wieder fixiert werden, dafür sitzt dann alles unverrückbar.

Das niederohmige PJ-Set und die etwas fummelige Gotoh-Brücke (Bild: Jogi Sweers)

Die Potis können eine Reinigung vertragen, dann noch eine frische Batterie, und ab geht die Post! Ohne Batterie geht aber auch nichts, denn der LE ist mit Regulated-Lo-Z-Pickups ausgestattet, also niederohmigen aktiven Typen, die Ibanez’ Antwort auf die beliebten EMGs waren. Geregelt werden können Volume und Balance, einen Tonregler sucht man hier vergebens. Hatte Ibanez schon in den 70ern gute aktive 2- und 3-Band EQs entwickelt, die z. B. in den Musician-Bässen glänzten, stand den Entwicklern in den 80ern wohl der Sinn zunächst nach etwas anderem, bevor man zu konventionelleren Lösungen zurückkehrte.

Der Soundgear SR1000E hatte das Powercurve System mit einem dreifachen Boost-Minischalter nebst Regler zur Frequenzanwahl, der RB808LE bot statt Höhenblende oder EQ einen Attack Switch. Der macht seinem Namen alle Ehre … Zu wenig Höhen hat man damit definitiv nicht, auch Boxen ohne Hochtöner lässt sich damit ordentlich Klarheit einhauchen. Absenken ist nicht vorgesehen, da muss ein externer EQ herangezogen werden. Aber schon ohne weitere Klangformung ist der SR808LE einsetzbar, auch, aber nicht nur in der 80er Glam-Metal-Tribute-Band.

(Bild: Jogi Sweers)

GUT & GÜNSTIG

Den hier gezeigten RB808LE gab es für knapp 220 Euro. Definitiv ein Schnäppchen, brauchte er doch nur wenig Pflegeaufwand. Nicht mal eine neue (Rohr-)Buchse war nötig, die sonst bei älteren Instrumenten fast zum Pflichtprogramm gehört. Ein schönes Beispiel dafür, dass japanische Qualität sich ihren guten Ruf seit den 70ern nicht umsonst erarbeitet hat, und man recht bedenkenlos zugreifen kann. Die Suche abseits der bekannten Soundgears lohnt sich!


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

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