Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.
(Bild: Jogi Sweers)
Aria Pro II RSB Performer
Wie wär’s mit einer Trivia-Frage für die nächste gepflegte Cocktailparty? Was war der erste Bass, der auf MTV zu sehen war? Antwort: am 1. August 1981 lief als allererstes Video überhaupt auf MTV ‚Video Killed the Radio Star‘, in dem Trevor Horn mit einem „Batwing“ Aria SB-1000 zu sehen ist.
Die SB-Reihe ist zu recht legendär, neben Trevor Horn wurden sie von Cliff Burton, John Taylor (Duran Duran), Jack Bruce und vielen anderen gespielt. Entsprechend haben sich die Preise entwickelt. Aber auch unterhalb dieser Topmodelle gibt es viel zu entdecken, zu deutlich freundlicheren Kursen. Hatten wir gerade neue Aria-RSB-Bässe im Test, wollte es der Zufall, dass sich ein gut erhaltenes Exemplar aus den 80ern in den Kleinanzeigen wiederfand.
Der Rock Solid Bass tauchte Mitte der 80er in den Katalogen auf. Hergestellt wurde er von Matsumoku, der ebenso legendären Fabrik, die neben Aria auch für viele andere japanische Firmen wie Westone, FujiGen Gakki, Hoshino Gakki, Nippon Gakki, Greco, Epiphone und andere produzierte. Matsumoku wurde ursprünglich in Matsumoto (Firma und Ort, in dem es noch mehr Gitarrenhersteller gab und gibt, nicht verwechseln!) als Schreinerei gegründet, die 1951 teilweise von der Singer Manufacturing Company übernommen wurde, um Gehäuse für ihre Nähmaschinen zu bauen. Als Singer Teile der Fertigung auf die Philippinen verlegte, suchte man nach anderen Betätigungsfeldern, und baute bald neben Phonomöbeln auch Instrumente.
Anfangs wie die gesamte japanische Konkurrenz belächelt, war die Qualität ab ca. Mitte der 70er so gut, dass sie den amerikanischen Firmen das Fürchten lehrte, wozu der günstige Yen-Wechselkurs seinen Teil beitrug.
JAPAN-QUALITÄT
Der Aria Pro II RSB Performer wurde 1986 vorgestellt und ist damit ein Modell aus der Endphase von Matsumoku, die Anfang 1987 schließen mussten, weil nicht genug Geld da war, um sich von der in Schwierigkeiten geratenen Firma Singer loszukaufen. Typisch für die Zeit und die RSB-Reihe sind die spitze Kopfplatte und die geschwungene Korpusform.
(Bild: Jogi Sweers)
Die Halsverbindung nennt sich Original Smooth Joint und macht den Korpusübergang des geschraubten Halses tatsächlich sehr bequem.
(Bild: Jogi Sweers)
In einem zeitgenössischen Test britischer Kollegen wurde moniert, der Hals wäre dick, was er aber nur aus der Sicht des seinerzeitigen Wettkampfs um den dünnsten Hals ist, tatsächlich liegt er zeitlos gut in der Hand. Die Holzzutaten sind mit Ahorn und Palisander und vermutlich Erle für den Korpus klassisch. Vermutlich Erle, weil Aria beim Korpus „Hardwood“ angab – wohl um so bei Knappheit die Möglichkeit zu haben, unaufällig zu wechseln, und weil man unter der perfekten metallischen Lackierung in Candy Apple Red nicht ausmachen kann, was sich darunter verbirgt.
(Bild: Jogi Sweers)
Das gilt auch für die Pickups mit ihren geschlossenen Kappen. So modern das auch aussieht, darunter stecken ein Splitcoil und ein Singlecoil mit Alnico-Magneten, der RSB gehört also zu den Reverse-P/J-Bässen. Tatsachlich modern ist die Bestückung mit einem aktiven EQ, den in der RSB-Reihe neben dem Deluxe-Fünfsaiter nur der Performer hatte. Per Minischalter kann zwischen rein passivem Betrieb und aktiver Regelung von Bässen und Höhen umgeschaltet werden. Mitte der 80er waren Bässe mit aktivem EQ schon keine Seltenheit mehr, dennoch ist es bemerkenswert, was für eine gute Figur der RSB Performer hier macht.
Bei vielen eingebauten Klangregelungen aus der Zeit ist der Höhenregler recht harsch ausgelegt, was bei „oldschool“ Anlagen ohne Horn vielleicht Sinn machte, über moderne Boxen mit klarer Wiedergabe aber schnell nervt. Das ist hier anders, Frequenz und Regelbereich sind sehr modern und angenehm abgestimmt. Abstriche muss man beim Steg-Pickup machen, der mit dem Output des Halsabnehmers nicht richtig mitkommt, selbst wenn die Pickup-Höhe soweit möglich angepasst wird. In Kombination funktioniert aber alles bestens, und solo kann ihm ja der aktive Bassregler unter die Arme greifen.
Nach wie vor von bester Qualität sind die Gotoh-Mechaniken und die Brücke, die geschickt Elemente der damals angesagten BadAss-Brücke aufnahm, aber kombinierte mit einfach einzuhängenden Ballends. Beides kann auch heute noch bestehen.
PREISE
Über diese Teile muss man sich beim Kauf ergo wenig Gedanken machen. Achten muss man auf die üblichen Verdächtigen: Zustand der Bünde, Bespielbarkeit, kratzende Potis, Buchse, funktionierende Elektronik. Oft muss bei älteren Aktiv-Bässen, gerade wenn sie lange nicht gespielt wurden, der Batterieclip getauscht werden.
(Bild: Jogi Sweers)
Beim diesem Exemplar waren nur frische Saiten und eine neue Batterie fällig und etwas Deoxit für die Regler, dann stand dem Spielspaß nichts mehr im Weg. Preislich geht es schon um die 200 Euro los, je nach Herkunft, Alter, und Zustand, denn die Firma Aria hat nach dem Ende von Matsumoku an anderen Standorten fleißig weiter produziert. Bis um die 400 Euro gibt es aber diverse charmante, alte Japaner, wenn sie denn eben nicht aus der SB-Serie sind, sondern auf Namen wie RSB, TSB, CSB oder Ähnliches hören.
(erschienen in Gitarre & Bass 05/2022)
Mein erster guter, hochwertiger Bass, ein Aria RSB deLuxe Pro II. Gekauft 1986 und immer noch ein Traum. War lange ungenutzt, da ich an einen alten Fender Precision kam, hab ihn aber jetzt komplett neu aufgebaut, Elektronik neu und auf fretless umgestellt. Der war damals schon wirklich megageil rein vom Instrument her, Pickups nicht sooo toll, aber jetzt ist es ein insgesamt hammermässiges Teil.
Umbaukosten standen natürlich in keinem Verhältnis aber ich konnte ihn nicht hergeben und weiter stehen lassen, so hab ich mein ideales Instrument, bei dem jetzt alles passt und meiner Sentimentalität wurde auch genug getan