(Bild: Dieter Stork)
Der Lehle P-Split dürfte in der Szene inzwischen wohlbekannt sein. Das praktische Helferlein im orangen Gewand bekommt nun Gesellschaft in Form einer Stereovariante, die mehr als nur Teilen kann.
Als zuverlässiges Werkzeug zum Splitten des Signals, um etwa mit zwei Amps zu spielen, hat sich der P-Split über viele Jahre hinweg bewährt. Wer jedoch mit drei Amps spielt, etwa für ein Wet/Dry/Wet-Setup oder gleichzeitig Signale an diverse Pulte, Aktivboxen oder andere Empfänger schickt, musste bisher mehrere Exemplare der knallig orangefarbenen Kästchen im Gepäck haben. Das ändert sich mit dem Zuwachs der Lehle Produktfamilie nun.
ANTIBRUMM
Im Kern entspricht der P-Split Stereo exakt der einfachen Variante, nur befinden sich im Gehäuse nun eben zwei Trafos anstelle von einem. Neben dem Platzvorteil bringt es auch einen Preisvorteil mit sich. Ein einzelner P-Split kostet derzeit etwa € 150, die Stereovariante schlägt mit etwa € 240 zu Buche. Für all jene, denen das orange Helferlein noch unbekannt ist, folgt ein kleiner Exkurs zum Sinn des Gerätes. Bei der Verwendung mehrerer verbundener Geräte, die an den Schutzleiter, auch Erde genannt, angeschlossen sind, kommt es gerne mal zu Erdschleifen. Diese äußern sich als lautes Brummen im Signal.
Hervorgerufen werden diese Schleifen dadurch, dass der Erdkontakt von mehreren Steckdosen abgegriffen, irgendwo an den Geräten, am besten mit schön langen Kabeln, aber wieder zusammengeführt wird. Prädestiniert dafür sind besonders Setups mit mehreren Verstärkern, aber auch Equipment im Homestudio fängt sich gern mal so eine Brummschleife ein. Wenn es bei der Verbindung von zusätzlichem Gerät an den Computer oder das Audiointerface zu Zirpen und Surren kommt, ist meist ebenfalls eine Form der Masseschleife dafür verantwortlich. Von der Bühne zum Mischpult unterbindet man dies durch symmetrische Signalübertragung, denn hier kann der Schutzleiter auf einer Seite aufgetrennt und die Schleife so aufgebrochen werden.
Bei unsymmetrischen Leitungen, wie es bei normalen Instrumentenkabeln der Fall ist, ist dies nicht ohne weiteres möglich und genau da kommt der P-Split ins Spiel. Der verbaute Signaltrafo symmetriert zum einen das Signal, aber vor allem haben Trafos die praktische Eigenschaft, keinen physischen Kontakt zwischen Ein- und Ausgang zu haben. Eine Brummschleife kann so gar nicht erst entstehen, auch nicht zwischen unsymmetrischen Signalen.
(Bild: Dieter Stork)
QUALITÄT ZAHLT SICH AUS
Beim P-Split kommt am Ausgang genau das raus, was am Eingang eingespeist wird, dank der verbauten TRS-Buchsen bei Bedarf auch mit symmetrischer Signalführung. Mit bis zu 24dBu (ca. 35V) konnte ich den Trafo füttern, bevor das Signal zu zerren begann, ein enormer Wert, der einem außer am Lautsprecheranschluss normalerweise nicht begegnet. Für die Praxis und auf Hochdeutsch bedeutet es, dass der P-Split jegliche Instrumenten- wie auch Line-Signale problemlos verträgt und sich so auch für PA- und Studioanwendungen ganz wunderbar eignet. Brummschleifen sind jedoch nicht das einzige Problem, bei dem ein Signaltrafo Abhilfe schaffen kann. Insbesondere bei der Verwendung mehrerer Amps kommt es auch gern einmal zu Frequenzauslöschungen aufgrund gedrehter Phasenlagen. Auf Knopfdruck am Gehäuse werden die Kontakte der TRS-Ausgangsbuchse miteinander vertauscht, was einer Drehung der Phase gleichkommt.
Solche Auslöschungen sind damit passé. Wenn es mit dem zweiten oder dritten Amp unerwartet dünn klingt, einfach mal den Schalter drücken und Augen machen. Die galvanische Trennung, so nennt es sich, wenn Ein- und Ausgang keinen physischen Kontakt haben, ist oft eine gute Sache, manchmal braucht es den Erdkontakt jedoch sogar, etwa zum Herstellen einer Schirmwirkung oder wenn ein Teil der Signalkette keinen eigenen Erdbezug hat. Zu diesem Zweck gehören auch GND-Lift-Schalter zur Ausstattung, mittels derer sich die Erd- bzw. Massekontakte der Ein- und Ausgänge verbinden lassen. Im Zweifel einfach einmal drücken und hören, welches Setting weniger Nebengeräusche verursacht.
Hauptanwendungsfall ist aber natürlich das namensgebende Splitting eines Signals und das funktioniert über das komplette Audiospektrum ganz wunderbar. Über die „DIR“-Buchsen wird das Eingangssignal durchgereicht, während am ISO-Ausgang das über den Trafo „gespiegelte“ Signal anliegt. Grundsätzlich ist die Eingangsimpedanz des P-Splits hoch genug, um auch passive, ungebufferte Instrumente und Signale sauber zu splitten. Insbesondere bei langen Kabelwegen und doppeltem Splitting kann es jedoch sein, dass das Signal etwas mehr an Brillanz verliert als es ohne Splitting der Fall wäre.
Praxistest, Alternativen und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
Zumindest in meinen Tests konnte ich an Full-Range-Boxen im Vergleich einen wahrnehmbaren Unterschied ausmachen. Das ist jedoch keine Thematik, die den P-Split allein betrifft. Ursächlich sind hierfür zum einen die Parallelschaltungen und die damit verbundene Absenkung der Eingangsimpedanzen aller verwendeten Verstärker sowie die beim Splitting oftmals verlängerten Kabelwege. Tatsächlich steht der Lehle-Trafo im Vergleich durch seine im Vergleich hohe Eingangsimpedanz sogar sehr gut dar. Ob man diese Unterschiede an einer regulären Gitarren- oder Bassbox noch hört, wird am besten einfach den Ohren überlassen, wobei ich mich der im Handbuch geäußerten Empfehlung des Herstellers anschließe und bei längeren Kabelwegen einen Buffer zu Beginn der Signalkette empfehle. Beim Einsatz hinter (aktivierten) Effektpedalen erledigt sich dieser Punkt jedoch für gewöhnlich von selbst. Abseits davon gibt es jedoch wenig beim Einsatz des P-Splits zu beachten, sofern auf das richtige Format der (Patch)Kabel geachtet wird. Aufgrund der recht kompakten Bauweise ist es nicht möglich, alle Buchsen gleichzeitig mit den recht breiten „Pancake“- Steckern zu belegen, wie sie etwa bei Sommer-Patchkabeln Verwendung finden.
Laut Handbuch kann der Splitter, solange kein Stecker im L-ISO steckt, auch „verkehrt herum“ als passiver Summierer zum Kombinieren von Stereoeffekten genutzt werden, wenn mal mit nur einem Amp gespielt wird. In diesem Fall arbeitet der P-Split Stereo im Prinzip wie eine Patchbox und schaltet die angeschlossenen Signalquellen auf einen gemeinsamen Ausgang. Sofern die Signale ähnlich hohe Ausgangsimpedanzen besitzen, wie es etwa bei Effektpedalen mit Stereoausgang der Fall ist, lassen sich Signale so effektiv und simpel summieren. Für Instrumentensignale oder andere stark unterschiedliche Signalquellen ist diese Methode weniger geeignet und es sollte zu einem aktiven Mischer gegriffen werden. Zu diesem Zweck bietet Lehle z.B. den aktiven Parallel SWII an.
ALTERNATIVEN
Hochwertige, rein passive Splitter für Gitarrensignale gibt es nicht so wahnsinnig viele, schon gar nicht mit zwei isolierten Ausgängen in einem kompakten Gehäuse. Die meisten Splitter haben entweder nur einen Kanal oder gleich eine ganze Handvoll und damit auch ein nicht mehr Pedalboard-freundliches Format. In dieser Hinsicht hat der P-Split Stereo durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Als aktive Alternative fürs Isolieren und Splitten kommt mir z.B. der Radial Engineering Shotgun Splitter in den Sinn, der sogar vier Ausgänge zur Verfügung stellt, jedoch eine Stromversorgung für die bereits verbauten Buffer benötigt und sich aufgrund der aktiven Bauweise auch nicht als Patch- oder Reamping-Box nutzen lässt. Wer sein Signal sowieso buffert, kann jedoch auch auf Line-Level-Trafos zurückgreifen, diese sind in der Regel günstiger, allerdings auch auf den Buffer im Signal angewiesen. Eine exzellente zweikanalige Variante bietet z.B. Morley mit dem Hum Eliminator an. Preisgünstige 1-Kanal-Exemplare gibt es z.B. mit dem LTR-102 von IMG Stageline.
RESÜMEE
Da mir die Qualität des originalen P-Splits bereits bekannt war, überrascht mich das Ergebnis meines Tests wenig. Wenn man voller Erwartungen an ein Produkt herangeht und nicht überrascht wird, hat das aber durchaus auch was Gutes. Sowohl in der Disziplin als Allzweck-Problemlöser wie auch in der eigentlichen Hauptaufgabe des Splittings holt der P-Split Stereo volle Punktzahlen. Zwar gibt man ungern so viel Geld für Dinge aus, die nichts direkt mit dem Sound zu tun haben, einen guten Signaltrafo kauft man jedoch nur einmal. Im Gegenzug erfreut man sich dann eines flexibel einsetzbaren Werkzeugs und vieler Jahre des Muszierens ohne Brummen oder Pegelverluste.
PLUS
- Signalqualität
- passiver Betrieb
- Verarbeitung
- keine Adapterstecker notwendig
MINUS
- kein Platz für „Pancake“-Stecker
(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)