Kettensäge from hell: Electro-Harmonix Hell Melter im Test
von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
HÖLLENMASCHINE
Natürlich lässt sich mit dem Hell Melter eine Vielzahl von extremen Distortion-Sounds abbilden – das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf dem typischen „Chainsaw-Sound“, wie ihn beispielsweise Dismember oder Entombed in den 90er-Jahren berühmt gemacht haben. Beim Boss-Heavy-Metal war die Sache immer einfach: alle Regler auf Vollgas, Pedal an, Zack: Weltuntergang!
Für ein ähnliches Resultat drehe ich also die High- und Low-Regler des Hell Melters auf Rechtsanschlag und lasse die Mitten zunächst einmal in der Mittelstellung. Auch bei den Potis für Level und Distortion lasse ich zunächst etwas Vorsicht walten. Pedal an und siehe da: Es weht tatsächlich ein schneidender, skandinavischer Winterwind durch den Proberaum! Der Kettensägen-Sound, um den es bei diesem Pedal ja geht, ist durchaus hörbar, wenngleich ich sagen würde, dass die typisch „big muffigen“ EHX-Gene, vor allem in den weichen Bässen, hörbar sind. Die Gain-Reserven des Hell Melters flößen einem durchaus Ehrfurcht ein, was natürlich einen gewissen Nebengeräuschpegel zur Folge hat.
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Hier kommt das eingebaute Noise Gate ins Spiel: Vom Linksanschlag ausgehend dreht man einfach so lange auf, bis Ruhe herrscht. Von diesem Punkt ausgehend dann noch ein winziges Stückchen zurück, und man hat ein effizient arbeitendes Gate, das zumindest bei schnellen und pointiert-abgestoppten Riffs absolut wirksam arbeitet. Lediglich bei lang ausklingenden Tönen schneidet das Gate das Sustain irgendwann einfach ab, anstatt langsam zu schließen.
Das ist natürlich ein bisschen schade, zumal dieses Feature nicht mit einem eigenen Schalter deaktiviert werden kann. Darüber hinaus sei gesagt, dass dank der beiden Clipping-Optionen und des schaltbaren Boosters (Himmel hilf, ist das viel Verzerrung!!!) schier unendliche Variationen extremer Metal-Sounds möglich sind, die weit über den typischen HM-2-Klang hinaus gehen, aber nie ihren fuzz-ähnlichen Charakter verlieren.
Sehr schön finde ich, dass sich das Pedal durch die Mittenparametrik nicht nur an die jeweilige Gitarre, sondern vor allem an den Sound und den Zerrgrad des verwendeten Verstärkers anpassen lässt. Tendenziell hat mir der Hell Melter am besten vor einem satt verzerrenden Verstärker im Overdrive-Kanal gefallen, wobei sich mithilfe des Blend-Reglers die Verzerrung des Verstärkers stufenlos mit dem Sound des Pedals mischen lässt, was abermals eine feinere Abstimmung ermöglicht. Um die für den urgewaltigen Death-Metal-Sound etwas zu weichen Bässe etwas zu straffen, hat mir im Test ein beliebiger Tube-Screamer-Clone als dezenter Booster gut gefallen, der den Sound noch einmal etwas drahtiger werden lässt.
RESÜMEE
Die Frage ist letztendlich, was genau man will. Geht es darum, als Purist eine exakte Nachbildung des schwedischen 90er-Jahre-Death-Metal-Sounds zu bekommen, dann würde ich das EHX Hell Melter nur eingeschränkt empfehlen. Geht es aber darum, diesen ikonischen Sound als eine Art Plattform zu verstehen, die sich in die eine oder andere Richtung ausbauen lässt, ist dieses Pedal eine hervorragende Wahl. Der sehr dreckige, fast schon „fuzzige“ Charakter des Hell Melters, bietet sich für tiefgestimmte Doom- und Death-Metal-Sounds an, die besonders gut in Kombination mit einem (moderat) verzerrten Verstärker zur Geltung kommen. Features wie die parametrischen Mitten, die beiden Clipping-Optionen oder das Noise Gate sorgen für reichlich Feinabstimmungsoptionen, sodass am Ende ein Verzerrer steht, der nicht nur die extremen Gefilde seines Spielfeldes erkundet, sondern auch noch mit einem ausgesprochen attraktiven Preis aufwarten kann.
EHX kann offensichtlich Fun-Pedale raustun …
Sehr schön …