Der Charme der frühen 60er-Jahre

Italo-Western(gitarre): Eko Ranger VI VR EQ im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Erst mal den Kopf freikriegen – Eko-Gitarren waren früher für mich die Hertie-Casters der Akustik-Szene. Miese Bespielbarkeit, fragwürdige Konstruktion, Flohmarkt-Schnäppchen … hat sich da vielleicht was getan?

Ein Tester sollte schon unvoreingenommen zu Werke gehen, und die Instrumente des italienischen Herstellers (gegründet 1959 in Castelfidardo) waren vielleicht nie so schlecht wie gedacht, oder sind zumindest heute auf einem modernen Produktionsstandard mit guter Qualität angekommen. „Anders“ als andere Dreadnought-Gitarren ist diese Ranger, die es erstmalig 1962 gab, allerdings immer noch.

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KONSTRUKTION

Dann mal der Reihe nach: Der Korpus ist aus laminierten Hölzern gefertigt – Fichte für die Decke, Sapelli-Mahagoni für Zargen und Boden. Der wuchtige Gesamteindruck der Ranger wird auf der Decke durch das ausladende Pickguard im 60s-Style und die massive Bridge aus südamerikanischem Roupanà betont. Besondere Eigenart hier: Die Stegeinlage ist per Inbusschlüssel höhenverstellbar. Gute Sache eigentlich, solchen Systemen werden aber gerne mal klangliche Nachteile nachgesagt.

Die nächste Besonderheit finden wir beim Hals: Er ist angeschraubt! Vier Schrauben auf einer Metallplatte am Rücken des Korpus halten den Mahagoni-Neck in Position. Das eingefasste Griffbrett ist wiederum aus Roupanà, mit gespaltenen Block-Inlays verziert und mit 20 recht ordentlich polierten Bünden bestückt. Genau gesagt, mit 20 plus 1 Bünden … die Eko bietet, wie seit jeher üblich, einen Nullbund. Der Alu-Sattel gleich dahinter dient dann nur noch der Saitenführung.

Bei der Kopfplatte fallen dann noch das stabile Trussrod-Cover und das erhabene Eko-Logo in feinster 60s-Manier auf. Die geschlossenen Mechaniken mit den schwarzen Stimmwirbeln fügen sich gut ins Bild. Für die elektrische Verstärkung hat Eko auf Bewährtes zurückgegriffen und ein Fishman Sonitone GT-1 System mit Piezo-Pickup und Reglern für Volume und Tone im Schalllochrand verbaut.

(Bild: Dieter Stork)

PRAXIS

Nimmt man die Ranger zur Hand, registriert man zunächst das relativ hohe Gewicht von rund zweieinhalb Kilo. Der kräftige Hals füllt auch größere Hände gut aus. Die Saitenlage ist ab Werk zwar nicht ganz optimal, das ist aber dank des höhenverstellbaren Steges überhaupt kein Problem. Zusammen mit dem Halsstellstab ermöglicht er die perfekte, ganz einfache Justierung der persönlich bevorzugten Saitenlage. Der Klang der Eko bewegt sich im Rahmen dessen, was eine Gitarre aus laminierten Hölzern zu leisten vermag. Klar, ausgewogen, mit einer leicht metallischen Note, meldet ich die Ranger mit knackigen Bässen und Höhen zu Wort. Was Dynamik, Ansprache und Detailtiefe angeht, sind ihr natürliche Grenzen gesetzt. Am Verstärker wird der Klang vom Fishman-System gut transformiert, wenngleich die Saiten nicht ganz gleich laut übertragen werden.

RESÜMEE

Das perfekte Instrument für Fans eines Italo-Retro-Styles, des Charmes der frühen 60erJahre und der etwas anderen Gitarre. Ungewöhnliche Looks und Detaillösungen zum günstigen Kurs. Molto bene!

PLUS

  • eigenständiges cooles Design
  • eigenständige Konstruktion
  • sattes Halsprofil
  • Saitenlage leicht justierbar
  • gutes Pickup-System

MINUS

  • leichte Unausgewogenheit der Saiten-Lautstärken über PU


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2022)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Meine erste Gitarre überhaupt war die EKO Ranger VI, gekauft 1974 in Flensburg beim Musikhaus Becker. Die steht heute noch bei meinem Sohn und wird gespielt. Der hat sich vom Kopf her gesehen gegen den Uhrzeigersinn verzogen, woraus sich eine komfortablere Position für die Greifhand ergab.? Ich habe für die Ranger VI erst 1998 eine Nachfolgerin bekommen, eine Martin DM.

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  2. Die Ranger 12 war meine erste Akustikgitarre auf der ich viele Jahre gespielt habe. Die Saitenlage ließ sich wegen dem geschraubten Hals und dem höherverstellbaren Steg sehr flach und sauber einstellen und war dadurch ohne viel Fingerkraft leicht zu spielen. Der Sound war ok. Einen der üblichen Lackrisse hatte sie auch bekommen. Die Italiener haben da mit Lack nicht gespart 😉 Hab sie dann nach über 30 Jahren Besitz an meine damalige Sängerin verkauft. Würde ich heute nicht mehr machen….denn sie war einfach, aber gut.

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  3. Ich war dieser italienischen Marke Eko stets immer recht skeptisch gegenüber.
    Auch die elektrischen Eko Gitarren konnten mich wirklich nicht vom Stuhl hauen.
    Scheint wohl hauptsächlich daran zu liegen,daß die Saiteninstrumente dieses besagten Labels schon damals nicht sonderlich gut verarbeitet waren,und die Klangeigenschaften deshalb eher nicht den Vorstellungen der Musiker entsprachen.
    Ich bin mit einem Label,das seit Anbeginn seiner mäßigen „Karriere“ in Erscheinung trat,doch sehr vorsichtig,und meide es dann besser.
    Kann sein,daß einige wenige Gitarristen mit der Marke Eko ganz zufrieden waren,aber mich überzeugen da bedeutend bekanntere Markenhersteller,wie z.B.: Alhambra,Ibanez,Fender,Eastman,Guild,Faith,Gibson,Martin und Gary Levinson (Blade Guitars).
    Da stimmt oft die erwartete Qualität und der top Sound,den man von diesen Herstellern einfach seit ewigen Zeiten gewohnt ist.
    Aber,100% Hartweizen-Nudeln (Pasta) und Tomaten aus Italien stehen bei mir an erster Stelle,weil sie ganz einfach sehr gut sind!
    Und die Firma Eko scheint bis heute noch ihre Käufer zu haben.
    Jedem wie es ihm gefällt.So ist es.

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