Simpel und effektiv

In die Röhre schauen: Gurus Optivalve mkII Kompressor im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Die Firma Gurus hat sich den kultigsten Geräten der Musikgeschichte verschrieben. Inspiriert vom legendären LA-2A-Kompressor, soll ihr Optivalve dessen beliebten Studio-Sound auf die Pedalboards der Welt bringen. In der zweiten Iteration des Pedals will man mit kompakten Maßen sowie hoher Klangqualität punkten. Geht die Rechnung auf?

Man könnte jetzt natürlich argumentieren, die Frage nach der Qualität stelle sich gar nicht, wenn es einem David Gilmour genügt. Dieser hat(te) nämlich die erste Version des Pedals bereits im Einsatz. So einfach will ich es mir aber nicht machen. Zumal ich mir die Qualitäten des Pedals, vor allem auch am Bass, zu Gemüte führen möchte.

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LICHTSHOW

Als erstes sticht das Design oder vielmehr die Konstruktion als Teil des Designs ins Auge. Anders als bei den meisten Effektgeräten mit Alugussgehäuse stellt der angeschraubte Deckel nicht den Boden, sondern die Frontseite dar. Und anders als bei den meisten Alugehäusen besteht dieser Deckel gar nicht aus Alu, sondern aus einer folierten Kunststoffscheibe, die gleichzeitig als Sichtfenster für die im Betrieb grün beleuchtete Röhre dient.

(Bild: Dieter Stork)

Eine klassische Status-LED gibt es nicht, stattdessen wird nach Aktivieren des Gerätes per Fußschalter einfach der gesamte Gehäusedeckel von innen heraus weiß beleuchtet. Coole Idee, wobei der „Plastik-Look“ den eigentlich hochwertigen Eindruck zumindest in meinen Augen etwas schmälert. Vielleicht Geschmackssache.

Über die Fertigung selbst kann ich nichts Negatives berichten, die stirnseitigen Anschlüsse für Klinkenkabel und 12V-Spannungsversorgung sitzen stabil im Gehäuse und verrichten ihren Dienst. Auch die Potis sitzen fest montiert auf der Frontplatte und haben einen guten, nicht zu leichtgängigen Drehwiderstand.

CHARMEUR

Hier ist also alles im grünen Bereich. Aber wie verhält es sich mit den Klangqualitäten des Pedals? Ganz ausgezeichnet, wie ich vorwegnehmen darf. Zur Gestaltung des Klangs sind vier Regler vorgesehen, wobei eigentlich nur zwei davon die Hauptfunktion, also die Kompression betreffen. Die anderen beiden dienen der Anpassung der Ausgangslautstärke sowie der Klangregelung. Es handelt sich beim Optivalve, wie der Name bereits suggeriert, um einen optischen Kompressor mit Röhre in der Gainstage. Hier wird die Kompression nicht durch die Röhre selbst verursacht, sondern durch einen Optokoppler, der die Röhre ansteuert und so ihre Verstärkung in Abhängigkeit des Eingangssignals reguliert. Ein bewährtes und beliebtes Konzept mit gefälligem Charakter.

Optische Kompressoren sind keine wahnsinnig schnellen und präzisen Werkzeuge, sie bieten eher eine etwas träge Ansprache und eignen sich so hervorragend zum „rund machen“. Über den mit Ratio beschrifteten Regler lässt sich die Stärke der Kompression einstellen. Dieser reicht von null bis quasi unendlich, bietet also eine enorme Bandbreite. In der Stellung „0“ funktioniert das Pedal mehr oder weniger als Röhren-Preamp, dessen Grad der Sättigung über den Input-Regler bestimmt wird. Bei entsprechender Stellung ist hier sogar ein leichter Overdrive möglich, wodurch natürlich auch eine Art Kompression zustande kommt.

Bei Erhöhung der Ratio setzt die optische Kompression ein, was durch das Aufleuchten eines grünen UV-Meters signalisiert wird. Voll ausschlagen tut dieses allerdings erst bei mehr als deutlicher Kompression, vorher ist kaum mehr als ein Glimmen zu vernehmen und die Anzeige so wenig mehr als ein Schätzeisen. Über die Eingangsverstärkung wird auch der Schwellwert der Kompression eingestellt, einen Regler dazu gibt es nicht. Für nur leichte Kompression braucht es also eine geringe Eingangsverstärkung und eine recht hohe Ausgangsverstärkung, um auf die gewünschte Lautstärke zu kommen. Die Kompression selbst ist typisch für einen Opto-Comp.

Durch die relativ träge Ansprache bleibt dem Signal der Transient und damit auch der Druck weitestgehend erhalten, während das träge, nichtlineare Release für ein entspanntes Abrunden des restlichen Tons sorgt. Bässe klingen damit sofort angenehm dick und druckvoll. Bei entsprechend starken Einstellungen fängt der Ton natürlich auch an zu Pumpen aber selbst das auf eine Art und Weise, die in bestimmten Szenarien sehr musikalisch eingesetzt werden kann. Palm Mutes mit herabgedrehter Höhenblende beispielsweise bekommen so einen wunderbar zähen Charakter. Einfach mal ausprobieren.

(Bild: Dieter Stork)

SIMPEL UND EFFEKTIV

Für „normales“ Spiel oder schnellere Passagen bieten sich eher moderate Einstellungen an, da sie die Lebendigkeit des Tons bewahren. Einen Blend-Regler gibt es nämlich nicht. Zwar wäre dieser für die Rückgewinnung des normalen Spielgefühls bei starker Kompression ein willkommenes Extra, ist aber zumindest aus klanglicher Sicht kein Muss. Erst bei extremen Einstellungen verliert das Signal merkbar an Bassdruck, was aber der Natur der Kompression geschuldet ist und keine Einschränkung des Optivalve darstellt. Um diesen nachträglich noch beeinflussen zu können, wurde dem Pedal ein Tilt-EQ als Klangregelung spendiert. Dieser senkt beim Drehen im Uhrzeigersinn die Bässe ab und hebt die Höhen hervor, in entgegengesetzter Richtung verhält es sich entsprechend andersherum.

Diese Art der Klangregelung ist zwar enorm simpel, dennoch äußerst effektiv und ermöglicht eine weite Palette an Sounds. Sowohl am Bass wie auch der Gitarre kommt eine leichte Absenkung der Höhen bei gleichzeitig klar wahrnehmbarer Kompression richtig gut, wenn „cremige“ Sounds z. B. für Soli gesucht sind. Etwas weniger stark komprimiert sitzen Bässe in diesem Setting sofort rund im Mix. Zumindest solange es nicht um perkussive Elemente geht. Hier macht sich die Neutralstellung des EQ bzw. sogar eine dezente Absenkung der Bässe deutlich besser und sorgt für ein angenehmes Plus an Durchsetzungsvermögen.

Aber Vorsicht, ein radikales Herausdrehen sorgt natürlich für einen enorm dünnen und drahtigen, fast klirrenden Sound. Sicherlich wird auch hier jemand Anwendung dafür finden, meine Empfehlung wäre jedoch, den Regler nicht jenseits von der 2-Uhr-Stellung zu positionieren.

RESÜMEE

Insgesamt macht das Optivalve am Bass eine wirklich gute Figur. Sei es, um dem Instrument mehr Fundament und Sustain zu verleihen, Kontrolle im Bassbereich zu erlangen oder um den Sound drahtiger und präsenter zu gestalten. Solange In- und Output-Regler mit Bedacht eingesetzt werden, sind dabei auch Nebengeräusche kein Problem. Sicher, einen vollwertigen LA-2A bekommt man hier nicht, aber einen angenehm klingenden optischen Kompressor, der mit charmantem Charakter zu überzeugen weiß.

PLUS

  • dezente, aber angenehme Färbung
  • Kompressionsverhalten
  • intuitiv zu bedienen

MINUS

  • VU-Meter nicht sonderlich aussagekräftig


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

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