Beeindruckender Vertreter seiner Serie
Ikone für den Alltag: Sterling by Music Man Stingray Ray34 im Test
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
KLANG
Bekannt für seine charakterstarken, aggressiven Mitten und knalligen Höhen hat der Stingray seinen Weg auf unzählige Alben gefunden. Ob John Deacon von Queen, Flea von den Red Hot Chili Peppers oder Tim Commerford in „Killing in the Name“ von Rage Against the Machine – der Sound dieses Basses ist ebenso vielseitig wie einprägsam.
Oft wird der Stingray als Beispiel für typische Aktivbässe genannt, dabei hat gerade der originale Stingray eine Besonderheit, die zu seinem Charakter beiträgt und die in der Welt der Aktivbässe, zumindest meines Wissens, tatsächlich ziemlich einzigartig ist.
Denn die traditionelle 2-Band-Elektronik ist, rein technisch betrachtet, eher krude (oder genial?) ausgeführt. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Das Treble-Poti der originalen 2-Band hängt direkt mit am Eingang der Aktivelektronik und steht dadurch in Wechselwirkung mit dem Tonabnehmer selbst. So wie es bei passiven Instrumenten mit Volume- und Tone-Poti auch der Fall ist. Das Reindrehen der Höhen bewirkt hier zusätzlich noch eine Anhebung der eigenen Resonanzfrequenz des Tonabnehmers, wodurch der typische, spitze Sound des Stingrays zustande kommt.
(Bild: Dieter Stork)
Bei den Varianten mit 3-Band-EQ ist die Elektronik gänzlich anders aufgebaut und diese Wechselwirkung nicht mehr vorhanden, daher klingen die Modelle mit 3-Band immer etwas anders als der originale Ray, egal wie sehr man die Potis bemüht.
So ist es auch bei diesem Ray34, ich finde das aber ehrlich gesagt gar nicht so schlimm. Insgesamt empfinde ich den Sound der 3-Band-Varianten als etwas homogener und genügsamer als den des Originals. Insbesondere beim Slapping, für das der druckvolle, drahtige Sound des Rays prädestiniert ist, empfinde ich die etwas weniger spitzen Höhen durchaus als Vorteil. Was nicht heißen soll, dass es dem Bass an etwas fehlt, keineswegs. Bereits unverstärkt bekomme ich einen guten Eindruck von der Straffheit und Artikulation des Instruments. Genauso setzt es sich auch in elektrisch verstärkten Klang um. Der grundsätzliche Charakter lässt keine Fragen offen, um was für einen Bass es sich handelt. Das Stingray-typische Knurren und Schmatzen lässt sich der Ray34 nicht austreiben, zum Guten wie zum Schlechten. Für dezente Klänge ist dieses Modell nicht erfunden worden, dafür punktet es umso mehr mit Durchsetzungsvermögen und Charakter.
Der typische Steg-Humbucker liefert den bissigen Mittencharakter, der den Stingray-Sound so unverkennbar macht und bietet dabei trotzdem ein gutes Maß an Höhen und Drahtigkeit.
Den wenigsten Bässen steht das rigorose Herumdrehen am Onboard-EQ wirklich gut, doch beim Stingray gehören die ordentliche Portion Bass- und Höhenboost bei einigen Sounds einfach mit dazu. Insbesondere, wenn es an härtere Nummern oder auch Geslapptes geht. Für singende Melodien oder etwas bedecktere Grooves bietet es sich hingegen auch an, die Höhen abzusenken und die Mitten etwas zu betonen.
Durch den 3-Band-EQ bietet der Ray34 doch eine nicht zu unterschätzende Flexibilität, mit deren Hilfe schnelle und gravierende Änderungen im Soundgefüge umgesetzt werden können.
RESÜMEE
Der Sterling by Music Man Ray34 ist ein beeindruckender Vertreter seiner Serie, der mit edler Optik, flexiblen Klangmöglichkeiten und guter Verarbeitung überzeugt. Das Gewicht mag nicht für jeden ideal sein, aber wer damit leben kann, wird mit einem Instrument belohnt, das sowohl im Studio als auch auf der Bühne begeistern kann. Für all jene, die Stingray-Sounds suchen, aber keine 3000 Euro ausgeben wollen, ist der Ray34 eine ausgezeichnete Wahl.
PLUS
MINUS

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2025)
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