Aussen klein, innen groß

Ibanez Mini FX Series Super Metal, Chorus & Analog Delay im Test

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Nachdem die Industrie erkannt hatte, dass sich immer kompaktere Mobiltelefone kaum noch bedienen ließen, erreichen Smartphones heute beinahe iPad-Format. Dagegen verläuft seit geraumer Zeit die Entwicklung auf dem Effektpedalsektor genau umgekehrt, teure Boutique-Treter ausgenommen.

Ibanez Mini FX_03
(Bild: Dieter Stork)

vSo war nach dem Erfolg des Tube-Screamer-Embryos abzusehen, dass auch Ibanez weitere Kleinstversionen der beliebten 9er-Reihe der 80er-Jahre auf den Markt bringen würde. Hier also die miniaturisierten Nachfolger von SM9, CS9 und AD9 ..

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Konstruktion

Das recht hohe Gewicht der kleinen Racker ist primär auf die massiven Zinkgussgehäuse zurückzuführen, jedoch sind diese im Inneren mit Bauteilen und SMD-Platinen vollgepackt. Zwei aufgeklebte rutschhemmende Gummipads verdecken die vier Schrauben der Bodenwanne. Der robuste Fußschalter (True Bypass) sitzt auf einer erhöhten schrägen Fläche, was den großen Hauptregler vor etwaigen Tritten schützt. Die verschraubten Ein- und Ausgänge befinden sich rechts und links versetzt am Gehäuse, die Netzteilbuchse an der Stirnseite. Chorus und Analog Delay besitzen jeweils drei Regler, das Super Metal sogar fünf! Um die Parameter dessen Vorgängers SM9 beizubehalten, verwendet Ibanez Tandempotis, was die Handhabung jedoch nur wenig einschränkt. Rote LEDs signalisieren den Betriebsstatus. Da Ibanez keine Angaben zum Stromverbrauch macht, kann ich lediglich attestieren, dass ein gutes geregeltes DC9V/200mA-Netzteil alle drei Pedale gleichzeitig problemlos versorgt. Während beim Super Metal sämtliche Reglerknöpfe weiße Positionsmarkierungen besitzen, sind die Einstellungen der anderen Mini-Potis kaum zu erkennen.

 

Praxis

Super Metal Mini

Wie gesagt hat Ibanez die Parameter des alten SM9 vollständig übernommen, deren vieldeutige Bezeichnungen allerdings auch. So regeln Drive (Hauptpoti) und Level den Verzerrungsgrad bzw. das Output Level, Attack kontrolliert die Presenzen, Edge die Höhen und Punch die Bässe, und zwar allesamt höchst effizient. Bei Edge und Punch handelt es sich um aktive Klangregler, während Attack den Biss des verzerrten Signals beeinflusst. Obgleich Super Metal draufsteht, deckt das metallic-blau lackierte Pedal ein breites Spektrum von Clean (ja, clean!) bis zu Ultra-High-Gain-Zerre ab, und zwar über den gesamten Regelweg kontinuierlich und fein dosierbar. So sind selbst auf den letzten Drive-Millimetern noch Unterschiede auszumachen. Neben Metal beherrscht der kleine Ibanez-Verzerrer auch die Sparten Blues, Crunch, Classic Rock, Heavy Rock, glänzt mit sustainreichen Leadsounds, überzeugt in puncto Dynamik, und bei nicht allzu extremen Settings auch hinsichtlich seiner Nebengeräusche. Sowohl zerr- als auch klangregeltechnisch dürfte die Flexibilität des Ibanez SM-Mini kaum zu übertreffen sein.

Ibanez Mini FX_02
(Bild: Dieter Stork)

Chorus Mini

Der verkleinerte Nachfolger des CS9 Stereo Chorus liefert analoge monophone Chorus-Effekte. Hatte Ibanez das Original noch mit den Reglern Speed und Width ausgestattet, bietet das Chorus Mini neben dem Hauptregler Speed (Chorus-Geschwindigkeit) die Potis Depth (Chorus-Intensität) und Level (Chorus-Signalpegel). Fälschlicherweise beschreibt das Mini-Manual den Parameter Depth mit „Stereobreite“. Der sauber, warm und räumlich klingende Chorus-Effekt lässt sich von langsam wabernd bis Leslie-like rotierend variieren, wobei mit Hilfe von Depth und Level auch Vibrato-Effekte möglich sind.

 

Analog Delay Mini

Dieses Mini-Pedal hat Ibanez mit den gleichen Parametern wie das große AD9 ausgestattet, nämlich Delay Time (Hauptregler, 20-600 ms), Repeat (Zahl der Echos) und Blend (Delay Level). Dreht man Letzteres voll auf, sind Direkt- und Effektsignal gleich laut. Repeat gestattet Echos von 1 bis unendlich. Bei hohen Repeat- und Blend-Einstellungen werden kontinuierliche Oszillationen erzeugt, die sich abhängig von der Delay Time überschlagen können, wenn auch eher bei kurzen und mittleren als bei langen Verzögerungszeiten. Die Echos klingen sauber und warm (sprich höhenarm), ganz so wie man es von einem Analog Delay erwartet.

Ibanez Mini FX_01
(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Die Ibanez-Minipedale stehen qualitativ und klanglich ihren großen Brüdern in nichts nach. Während Chorus und Analog Delay mit hoher Klangqualität ihre Aufgabe meistern, überrascht Super Metal neben klasse Zerr-Sounds mit extremer Vielseitigkeit. Die Zwerge wurden robust gebaut und top verarbeitet. Lobenswert sind auch die erhöhten und angewinkelten Fußschalterflächen, die die Hauptregler vor Ungemach schützen. Zu beanstanden sind lediglich die kleinen Potiknöpfe, deren Positionsmarker man weiß einfärben sollte.

 

Plus

  • Sounds & Klangqualität
  • Vielseitigkeit (Super Metal)
  • kompakte Gehäuse
  • Verarbeitung

Minus

  • Positionszeiger der Mini-Potis schlecht ablesbar

 

Ibanez Mini F_profil

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