Neu im Metallhandel

Ibanez Iron Label im Test

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Wie in jedem Jahr spendiert Ibanez, Weltmeister in Sachen Produktpflege, vielen seiner Gitarren und Bässe Faceliftings, wie den hier vorstelligen Iron-Label-Modellen. So werden aus der RGIR27 die -37, aus der RGIR28 Baritone die -38, und die FR-Reihe hat man um die FRIX6FEAH erweitert. Wer in der Lage ist, die gewohnt kryptischen Modellbezeichnungen zu entschlüsseln, ist in puncto Ausstattungsmerkmale schon mal eine ganze Ecke weiter …

(Bild: Dieter Stork)

Während die FRIX6FEAH ein wirklich neues Modell aus der (noch) überschaubaren FR-Reihe darstellt, weisen die RGIR37BE und RGIR38FBE nur geringe Unterschiede zu ihren Vorgängerinnen aus dem 2016er Ibanez-Katalog auf, welche wir auch bereits in Ausgabe 05/2013 unter die Lupe genommen hatten.

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Updates

Bei unseren beiden aktuellen Iron Label RG 7- und 8-Saitern ersetzen Mahagoni-Bodies die aus Linde, schwarze Hardware das Cosmo Black, matt-schwarze die glänzenden Finishes und schicke 6-streifige Decken-Bindings die konventionellen weißen Randeinfassungen. Ansonsten bleibt alles wie 2016. Für etwaige klangliche Veränderungen wäre somit primär das Korpusholz verantwortlich. Keineswegs unterschlagen möchte ich jedoch, dass es im vergangenen Jahr von der 7-saitigen RGIR lediglich eine mit festem Steg gab, die im 2017er Lineup unter der Bezeichnung RGIR37BFE rangiert (F =Fixed Bridge). Zusammenfassend lässt sich attestieren, dass beide RGIR-Modelle, vom suboptimalen Batterieclip abgesehen, tadellos verarbeitet wurden, vorbildlich polierte Bünde besitzen und werksseitig perfekt eingestellt wurden.

RGIR37 und RGIR38: Schicke Deckeneinfassungen (Bild: Dieter Stork)

Neu

Für Ibanez-Verhältnisse förmlich umgekrempelt haben die Designer hingegen die FRIX6FEAH im angedeuteten Tele- Singlecut-Look. Zunächst erhielt der Mahagonikorpus eine weiß eingefasste Eschedecke. Das seidenmatte Charcoal Stained Flat Finish bringt die unterschiedlichen Maserungen von Decke und Rückseite wunderbar zur Geltung. Porenfüller wurde hier also offensichtlich nicht verwendet.

Für komfortablen Körperkontakt sorgen Rippenspoiler hinten und Armschräge vorne. Wie die Deckel der Kammern von Klinkenbuchse und Elektrik, so schließt auch die in die Zarge eingelassene Rohrklinkenbuchse präzise Oberkante bündig ab. Lediglich der Schnellverschluss des Batteriefachs steht etwa 2 mm vor. Leider ließ das Budget offenbar nur einen billigen Clip-Anschluss für den 9-Volt-Block zu.

Ein weit geschnittenes unteres Cutaway und ein ergonomisch geformter Halsübergang gestatten ungehinderten Zugang zu den höchsten Lagen. Dank Vierfachverschraubung und strammgefräster Halstasche sitzt der Hals wie in einem Schraubstock. Ein 20 mm breiter Bubingastreifen verleiht dem flachen Nitro- Wizard-Hals und seinem Übergang zur Kopfplatte enorme Stabilität. 24 perfekt eingelassene und abgerichtete Jumbo- Bünde nehmen das weiß eingefasste feinporige Ebenholzgriffbrett ein, dessen Lagenmarkierungen sich auf schwarze Sidedots beschränken. Allerdings vermisse ich bei den Bundkronen eine abschließende Politur, denn die Plain-Saiten kratzen bei Fingerbendings hör- und spürbar über die rauen Oberflächen. Ein trefflich aus- und abgerichteter Kunststoffsattel führt die Saiten geradewegs zu den präzise und geschmeidig agierenden Gotoh Magnum Lock Tunern. Inzwischen zählt der kleine Schwenkdeckel, der den Zugang zum Halsstab verschließt, zum Spezifikum von Ibanez-Gitarren.

Als Steg findet ein Gibraltar Standard II Hardtail Verwendung, bei dem die Saitenringe auf der Body-Rückseite von eingelassenen Hülsen gehalten werden (Strings-thru-body). Die spartanischen Schaltungen unserer drei Probandinnen sind identisch: Aktive EMG-Humbucker, Dreiweg-Pickup-Schalter, Master-Volume und der inzwischen bei Gitarren dieser Art obligatorische Kill Switch, der das Ausgangssignal unterbricht und damit Staccato- bzw. harte Tremoloeffekte ermöglicht.

Im Einsatz

Während unsere beiden Extended- Range-Gitarren überraschend ausgewogen Am Gurt hängen und ebenso auf dem Bein ruhen, lässt die FRIX ihren Kopf leicht nach unten driften. Als überaus positiv empfinde ich, dass sich Ibanez zumindest bei den 6-Saitern von den superflachen Halsprofilen entfernt und dem griffigen Nitro Wizard Neck etwas mehr Fleisch spendiert hat. Auf diese Weise lässt es sich wesentlich entspannter greifen. Noch flacher geworden sind indes die Hälse der RGIR37 und -38. Wer es gewohnt ist, den Daumen beim Greifen einzubeziehen, muss sich bei der 7-String ein wenig umgewöhnen, und sich das bei der 8-saitigen Baritone gänzlich verkneifen. Bei allen drei Ibanez-Gitarren gestattet die kontinuierliche Regelcharakteristik der Potis präzise, vor allem aber höhenverlustfreie Kontrolle von Lautstärke und Verzerrung.

On/Off: Der Kill Switch (Bild: Dieter Stork)

FRIX6FEAH

Dieses Iron-Label-Modell zeigt enorme Schwingfreude, Korpus und Hals resonieren spürbar, woran das Gibraltar-II-Hardtail mit seinen durchgezogenen Saiten nicht unerheblichen Anteil hat und gleichzeitig für stabiles, gleichförmig abklingendes Sustain sorgt. Zudem zeugen die direkte Ansprache und schnelle Tonentfaltung von bester Dynamik. Das kraftvolle, ausgewogene, tendenziell warme Klangbild hält ein reiches Obertonangebot bereit.

Am zerrfreien Amp punktet der EMG-60- Hals-Pickup mit ausgewogenem luftigem Ton, druckvollen, konkreten Bässen, klaren, glockigen Mitten und Höhen, sowie breitem Obertonspektrum. Die leicht vorgezogene 24-Bund-Position des Humbuckers verleiht den unteren Frequenzen Transparenz und Definition. Allein mit Variablem Anschlag lässt sich dank der exzellenten Dynamik eine Klangpalette von weich singend über perkussiv schmatzend bis zu kontrolliertem Biss erzielen. Dagegen dringt der EMG-81-Steg-Pickup mittiger und fokussierter ans Gehör, ohne jedoch Bässe, Brillanz und Offenheit vermissen zu lassen. Die Kombi beider Aktiv-Humbucker klingt luftig und lebendig und ermöglich damit glockenrein perlende Arpeggien und gestochen klare Rhythmussounds.

Keine Mühe haben die leistungsstarken EMGs damit, den Verstärker bereits vorstufenseitig aus der Reserve zu locken. Jetzt legt der Hals-Pickup ein paar Mitten nach und glänzt mit fett punchenden Powerchords und druckvollen tieffrequenten Riffs. Da aber auch Höhen und Obertöne verstärkt werden, tönt das Klangbild stets transparent und vital, und selbst komplexere High-Gain-Akkorde bleiben definierbar. Auf diesem Gebiet zeigt der Steg-Humbucker sein eigentliches Potenzial, denn er hält druckvolle Powerchords, fette, saftige Riffs und singende Lead-Sounds mit beachtlichem Sustain, durchsetzungsfreudigen Mitten und aggressiven Höhen bereit, die kontrollierbar in ihre Obertöne wechseln.

RGIR37BE

In Puncto Schwingungsintensität und Sustain steht die 7-String der FRIX6 in nichts nach. Ihr Klangbild ist ebenso transparent, ausgewogen und obertonreich, insgesamt jedoch etwas wärmer. Hinsichtlich der Dynamik gibt sie sich allerdings nicht ganz so ausdrucksstark. Hier kann jedoch mit akzentuierterer Spielweise nachgeholfen werden. Der clean eingestellte Amp lässt erkennen, dass die EMG 707 den 60ern bzw. 81ern klanglich sehr ähneln, jedoch mehr Output liefern und daher etwas voluminöser und kraftvoller daherkommen. Beide 707er übertragen die tiefe H7-Saite mitsamt ihrer Obertöne ebenso klar und definiert wie die benachbarte E6, und das sowohl bei cleanen bis highgain- verzerrten tieffrequenten Riffs als auch bei Powerchords und mehrstimmigen Akkorden. Alles in allem reagieren die 7-String-Humbucker sehr dynamisch auf die Spielweise und unterstützen im Lo-Gain- Bereich sogar die Tonbildung. Das bewährte, perfekt abgestimmte Ibanez-Edge-Zero-II-7 Vibrato-System meistert selbst härtere Bending-Orgien absolut verstimmungsfrei.

RGIR38BFE

Klar, der Hals ist ungewöhnlich breit, das String-Spacing jedoch sowohl sattel- als auch stegseitig mit dem der FRIX6 identisch. So wird man sich eher an die längere Bariton-Mensur als an die Halsbreite gewöhnen müssen. Auch die 8-saitige Iron Label gibt sich schwingfreudig, zeigt kontinuierlich und gemächlich abklingendes Sustain, lässt aber konstruktionsbedingt leichte Einbußen hinsichtlich Ansprache und Tonentfaltung erkennen. Im Vergleich zur FRIX6 bleibt halt schlichtweg einiges an Spritzigkeit und Vitalität auf der Strecke. Die Masse macht‘s. Das Klangbild der RGIR38BFE ist ausgewogen und hält klare Höhen mit reichem Obertongehalt, geschmackvoll abgestimmte straffe Mitten und konkrete Bässe bereit.

Gotoh Magnum Lock Tuner (Bild: Dieter Stork)

Einige Probleme bereiten jedoch die beiden etwas schlaff erscheinenden Bass-Saiten, erst Recht bei dem vorliegenden Eb- Drop-Tuning. Selbige schnarren schon bei gezügeltem Anschlag auf den Bünden. Soll die Saitenlage nicht unbedingt erhöht werden, empfiehlt sich ein Standard E-Tuning oder/und dickere Bass-Saiten. Die EMG-808-Pickups liefern etwas weniger Ausgangspegel als die 707er, sind jedoch klanglich mit diesen in allen Belangen identisch, und zwar bei Clean-, Crunch- und auch (High-Gain)-Lead- Sounds. Allerdings dringen die beiden Bass-Saiten bei Distortion-Sounds und Power-Chords doch etwas schwammig ans Ohr. Während nämlich der Steg-808- Pickup den Plektrum-Anschlag der Bb7- und Gb8-Saiten noch einigermaßen präzise abbildet und dabei auch eine gewisse Dynamik überträgt, ist beides beim Hals-Tonabnehmer dann nur noch eingeschränkt vernehmbar.

Viel Platz für hohe Lagen: Halsübergang RGIR38BFE (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Die erwähnenswerteste Neuerung bei den Iron-Label-Modellen RGIR37BE und – 38BFE ist ihr Mahagoni-Body, der den aus Linde ablöst. Daher klingen die aktuellen Gitarren insgesamt einen Hauch wärmer und fetter. Alles Weitere wie Finish, Hardware- Farbe und Decken-Binding ist rein kosmetischer Natur. Auch die neue FRIX6FEAH kann uneingeschränkt überzeugen, vor allem Klang, Dynamik und Spielkomfort betreffend. Aber auch optisch ist sie wirklich gelungen, vor allem dank ihrer porig und matt lackierten Esche- und Mahagoni-Oberflächen. Eine finale Politur hätte den Bundkronen und damit dem Spielspaß nochmals unter die Flügel gegriffen. Bleibt die Frage, warum Ibanez bei Aktiv-Pickups nicht hochwertigere Batterieanschlüsse oder gar Fächer mit integrierten Kontaktfedern verwendet …

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Plus

  • Sounds
  • Dynamik & Sustain
  • Hardware & Pickups
  • Verarbeitung
  • Spielbarkeit
  • geringes Gewicht
  • Preis/Leistung

Minus

  • Batterieanschlüsse

Aus Gitarre & Bass 04/2017

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