Schon in den 70er Jahren war die Ibanez „Iceman“, wie sie damals offiziell hieß, eine der Lieblinge des Kiss-Gitarristen Paul Stanley. Rund 20 Jahre später ist die amerikanische Band immer noch im Geschäft, ohne an Popularität eingebüsst zu haben. Inzwischen verzichten die Mitglieder allerdings auf ihre schwarzweißen Schminkgesichter.
Ist ja auf Dauer auch ziemlich nervig, wenn man sich erst mal das Gesicht anmalen muß, bevor man zum Frühstück beim Bäcker um die Ecke die Brötchen holt. Dabei waren die Jungs ohne Schminke sowieso nicht zu erkennen. Ibanez im Vintage-Fieber? Na und wenn schon, jedenfalls hat die renommierte japanische Firma die Iceman in vier Versionen neu aufgelegt: Ein Mittelklasse-Modell, zwei „Low- Budget“-Versionen mit verschraubtem Hals und das Flaggschiff, die aufwendig gearbeitete PS10 Limited Edition.
Das Konstruktionsprinzip der PS10LTD ähnelt dem einer Les Paul: Mahagoni-Body, leicht gewölbte, 12 mm starke Ahorndecke, eingeleimter Hals. Ob und wenn ja, aus wie vielen Teilen die Mahagoni-Basis zusammengesetzt wurde, gibt die makellos aufgetragene und polierte Schwarz-Metallic-Lackierung nicht preis. Auf der Rückseite hat man der Gitarre das bekannte Stratmäßige, rippenschonende Shaping spendiert, ansonsten sind die Kanten leicht abgerundet. Die sehr aufwendig gefertigten Einfassungen der Decke und des Griffbrettendes bestehen aus cremefarbenem Kunststoff mit Elfenbeinstruktur, vier dünnen schwarzen Streifen und wunderschönen, bunt schillernden Abalone-Inlays. Angesichts der bizarren Korpusform darf man hier von erhöhtem Schwierigkeitsgrad in Sachen Einlegearbeit sprechen. Die komplette Elektrik ist direkt auf der Ahorndecke montiert.
Die rückseitigen Ausfräsungen für die Regler und den PU-Schalter, im Innern mit elektrisch leitendem Graphitlack überzogen, sind durch eingelassene Kunststoffplatten abgedeckt, die man mit Alufolie beklebt hat. Trotz der in aller Regel einstreuungsimmunen Humbucking-Pickups hat Ibanez hier für zusätzliche Abschirmung gesorgt. Die in der Nähe des unteren (Tone)-Potis im Zargen eingelassene Klinkenbuchse ist an einer kleinen quadratischen Stahlblechplatte befestigt.
Für die Gurtbefestigung wurden Knöpfe mit Standardmaßen verwendet. Den einen findet man in der kleinen Zargenrundung an der unteren Korpusspitze, den anderen auf der Rückseite am Halsansatz. Zumindest beim zweiten wäre ein Sicherheitsverschluß empfehlenswert. Als Steg und Saitenhalterung verwendet Ibanez seine hauseigene Variante der Tune-o-ma- tic-Brücke mit Stoptailpiece, die „Gibraltar- Bridge“. Das Fundament des Stegs, ein breites massives Metallstück, das die höhenjustierbaren Haltebolzen aufnimmt, hat man in die Korpusdecke eingelassen.
Diese Konstruktion mag vielleicht ein wenig klobig wirken, bietet jedem einzelnen Reiter jedoch den Vorteil eines immerhin 13 mm langen Justierbereichs. Die Einstellschrauben sind durch Kontermuttern gesichert, so daß hier nichts rappelt und auch während des Saitenwechselns nichts her- ausfallen kann. Beim Stoptail werden die Saiten einfach von oben eingehängt. Das blattförmige Gebilde unterhalb der Saitenhalterung ist auf die Decke geschraubt, und besteht, wie auch die Schlagplatte und die Abdeckung der Halsjustierung aus spiegelndem Kunststoff – letztere mit eingraviertem Paul- Stanley-Autogramm.
Der Hals, in Längsrichtung aus drei Ahornteilen zusammengefügt, besitzt ein sattes rundes D-Profil und wurde in den Korpus eingeleimt. Der Übergang ist ergonomisch geshaped, so daß sich die obersten Lagen trotz der ab dem elften Bund deutlich zunehmenden Halsdicke problemlos erreichen lassen. Das eingefaßte Ebenholzgriffbrett bietet 22 Jumbo-Bünden Platz, allesamt perfekt eingelassen, rund abgerichtet, poliert und an den Kanten komfortabel geglättet. Die rechteckigen Inlays aus Perlmutt und bunt schillerndem Abalone erleichtern nicht nur die Orientierung, sondern bieten auch richtig was fürs Auge.
Getreu der Devise „klotzen, nicht kleckern“ hat Ibanez der PS10LTD quasi einen Zweikomponentensattel spendiert, dessen hinterer Teil aus Knochen, der vordere aus Messing besteht. Daß die Sattelkerben optimal aus- und abgerichtet sind, bedarf keiner Frage. Am Übergang vom Hals zur nach hinten geneigten Kopfplatte hat man reichlich Material stehen lassen, so daß diese bruchgefährdete Stelle ausreichend verstärkt ist. Der Kopf ist, wie das Griffbrett, eingefaßt und mit sechs tadellos funktionierenden, gekapselten Ibanez-Mechaniken bestückt, deren Gängigkeit eingestellt werden kann. Große perlmuttähnliche Acrylknöpfe runden die edle Optik der Gitarre ab.
Die beiden Ibanez-Humbucker, ein V-8 in der Steg- und ein V-7 in der Halsposition, sind in ihren Kunststoffrahmen höhenjustierbar gelagert. Um eventuell auftretende Mikrofonie (unkontrollierbares Pfeifen), die hin und wie- der nicht nur durch PU-Kappen, sondern auch durch zu locker gewickelte Spulendrähte ver- ursacht wird, von vorneherein auszuschließen, hat man alle Spulen in einem Wachsbad fixiert. Neben dem Dreiwegschalter zur PU- Anwahl, steht jedem Humbucker ein Volume-, beiden gemeinsam ein Tone-Regler zur Seite. Die hochwertigen Potis laufen nicht gerade leichtgängig, dafür aber sahnig weich. Ibanez hat die Reglerknöpfe jedoch mit gerändelten Gummiringen versehen, so daß sie sich dennoch komfortabel bedienen lassen.
Für mich ein absolutes No-Go! Warum müssen Gitarren 4,3kg auf die Waage bringen – Nonsense sowas 😉
@Peter: bei einer LP motzt niemand über 4.3kg. Neid? Nimm erst mal so eine in die Hände!