Pünktlich zur NAMM Show 2012 stellte Ibanez auch preisgünstige Neuheiten wie das Modell FR320 vor. Beste allgemeine Handhabung, flacher Speed-Hals, großer Tonumfang, kraftvolle Pickups, bewegliche Klangauslegung – da kann man nicht meckern.
Anzeige
Das schlichte, aber effektive FR-Prestige-Design wurde von Ibanez 2008 mit der Maßgabe vorgestellt, dem Spieler möglichst flexibel handhabbare Sounds für wechselnde Ausdrucksformen an die Hand zu geben. Das neue, günstige Modell FR320 ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger FR1620 und der etwas teureren FR2620 (beide Eschekorpus) mit einem Mahagoni-Body ausgestattet. Die FR320 gibt es lediglich in den Farben schwarz oder weiß. Aber komm, Schwarzweißsehen ist was anderes, und auch zu negativ bewertet. Gibt es denn etwas Konsequenteres als Schwarz/Weiß? Und Kontraste kommen in SW immer stärker, als in Farbmischungen. Na denn!
Konstruktion der Ibanez FR320-WH/FR320-BK
Vom Erscheinungsbild her macht das Ibanez FR-Modell unübersehbar Anleihen bei der guten alten Tele. Das ist nun aber kein Schaden, haben wir es doch mit einer Fortschreibung zu tun, die das überkommene Konzept auf die Höhe der Zeit transformiert. Das rund 45 mm starke, prinzipiell plane Korpusbrett aus Mahagoni verfügt über Konturschnitte für die Armauflage und im Zargenbereich hinten oben zur Verbesserung der Handhabung. Ein umlaufender kontrastierender Farbstreifen (Fake Binding) – schwarz beim weißen Modell/weiß beim schwarzen Modell – betont optisch die Korpussilhouette.
Der dreistreifig verleimte Hals aus Ahorn mit flachem „Wizard III“-Profil trifft oberhalb des 18. Bundes auf den Korpus, wo er in einer Tasche über vier versenkt angebrachte und in Hülsen geführte Schrauben fixiert ist. Das Palisandergriffbrett mit flachem 430-mm-Radius bietet 24 sauber verarbeiteten Jumbobünden und kleinen Dots zur Lagenkennung Raum. Das tief geschnittene und gut geöffnete Cutaway sorgt in Verbindung mit dem abgeglichenen Übergang vom Korpus zum Hals für optimalen Zugang zum hohen Tonbereich. Der abgewinkelte Kopf von firmentypischem Zuschnitt ist mit gekapselten Mechaniken ausgestattet; von der geschwärzten Kopfplattenfront aus ist auch der eingelegte Halsstab zu erreichen. Die Saiten werden in geradem Zug von den Wickelzylindern aus über den Sattel aus Kunststoff geführt und sind korpusseitig von der „Tight End“-Bridge und den dazugehörigen Fädelhülsen auf der Korpusrückseite gekontert. Diese großflächige Brücke wurde komfortabel flach gestaltet, lässt aber natürlich auch individuelle Einstellung in Höhe und Länge für alle Saiten zu.
Die elektrische Ausstattung umfasst zwei in Chromrähmchen aufgehängte Humbucker-Pickups. Über einen in ein schnittiges schwarz/weiß/schwarzes Schlagbrettchen integrierten 5-Wegeschalter lassen sich wie üblich in den Außenpositionen 1 und 5 die Tonabnehmer einzeln als Humbucker aufrufen; bei Mittelstellung des Schalters ertönt die Kombination beider Humbucker. In den Zwischenpositionen finden wir interessante alternative Sounds angelegt. In der Schaltstufe 2 sind die Spulen des Hals-Humbuckers, in Schalterstellung 4 die inneren Spulen beider Pickups jeweils parallel geschaltet. Kontrolle über das elektrische Signal geben generell ausgelegte und praxisgerecht positionierte Volume- und Tone-Regler.
Das Modell gibt es in den Korpusfarben Weiß und Schwarz, jeweils deckend glanzlackiert; der Hals ist matt versiegelt. Beide Gitarren sind sauber verarbeitet und kamen gut eingestellt zum Test.
Ibanez FR320-WH/FR320-BK in der Praxis
Der Korpus des FR-Designs liegt dank seiner großzügigen Konturen im Bereich der Armauflage und hinten oben im Zargenbogen sehr gut am Körper. Aus ergonomischer Sicht ist die Gitarre auch noch in anderer Hinsicht perfekt auf den Punkt gezogen. Das Cutaway wurde tief und weit geöffnet, der Korpusbereich zur Halsaufnahme hin abgerundet. Rechnet man das flache Wizard-Halsprofil und die tief, aber nebengeräuscharm eingestellte Saitenlage noch mit ein, so findet die linke Hand einfach beste Spielbedingungen mit optimalem Aktionsradius vor. Die Rechte hingegen freut sich über die großflächig und ebenmäßig gestaltete Brücke, welche das Spiel mit abgedämpften Saiten oder angestützter Hand zum Vergnügen werden lässt und selbst bei wildesten Schlagaktionen Verletzungsfreiheit garantiert.
Akustisch angespielt klingt die FR320 drahtig, rund und kernig. Die Schwingungsübertragung durch den großflächigen Steg kommt offenbar gut zum Tragen, das Instrument vibriert spürbar am Körper.
Gehen wir in den Amp, so erweisen sich die Pickups als grundsätzlich kraftvolle, ansonsten aber modern konträr ausgelegte Tonwandler. In der Halsposition finden wir die eher konventionelle Ausrichtung (8,7 kOhm Widerstand); am Steg die leistungsstärkere Wicklung (15,5 kOhm Widerstand). Darüber hinaus ist die Schaltung auf Flexibilität ausgelegt mit einfacher Zusammenschaltung in der Mittelposition und alternativen Parallel-Sounds in den Zwischenpositionen.
Der Hals-Pickup saftet gut, bringt ein volltönendes, breit aufgelöstes Klangbild an den Start, das mit klarer Definition aufwartet und effektive Akkordarbeit erlaubt. Die gute Tonsubstanz zahlt sich aber nicht nur bei klar umgesetzten Sounds aus, sondern sorgt auch beim Solospiel im Overdrive des Amps für gut artikulierte und tragende Linien, die wir sehr schön und leicht ans Singen bringen. Das Attack-Verhalten der Gitarre überzeugt zudem mit nett schnalzender Ansprache.
Der Wechsel zum Steg-Pickup bringt zunächst bei klaren Amp-Einstellungen einen deutlich engeren, mittenorientierten Ton zu Gehör. Die leicht wattigen Höhen sind der nicht geringen Kompression dieses Pickups zu danken, welcher natürlich unter Dampf genommen erst seine wahren Stärken offenbart. Dann muss man ihm in dieser Gitarre eine gewisse stolze Herrlichkeit zugestehen, die mit konturiertem Anschlagsverhalten und strammem Ton zu überzeugen weiß. Durch variablen Einsatz des Plektrums lassen sich nun auch sehr leicht farbreiche Obertöne provozieren.
Loben müssen wir dann auch noch die Zwischenpositionen der 5-Wege-Schaltung, welche durch die parallele Verschaltung der Spulen des Hals-Humbuckers zum einen (Schaltposition 2), wie auch der jeweils inneren Spulen beider Pickups zum anderen (Schaltposition 4) richtig brauchbare Sound-Alternativen anbieten. Die machen sich mit ihren kehligen, leicht scharfen Klangprofilen sehr gut für klare Funky-Sachen, kommen aber auch in mäßigen, wie aber auch in stärkeren Zerrpositionen mit ihrem leicht hohlen, ausgekämmten Tonverhalten höchst ausdrucksvoll zum Zuge. In bester Staffelung zu den volltönenden Humbucker-Sounds eignen sie sich neben anderem auch bestens für spontan setzbare musikalische Stimmungswechsel.
Resümee
Mit dem Modell FR320 stellt Ibanez ein bewegliches, elektrisch kraftvolles Instrument vor, das mit flexibel praxisgerecht angelegten Sounds antritt, die nicht zuletzt Spieler mit dem Bedürfnis nach stilistischer Abwechslung im Auge haben. Die Handhabung ist problemlos, bestens liegt die Gitarre am Spieler, der Zugang auch zu den letzten Bünden des 2-Oktavenhalses ist dank tief gesetzter Cutaways optimal gewährleistet und der flache Wizard-III-Hals lässt sich klaglos leicht spielen. Die verbauten Humbucker bieten achtbare Einzel-Sounds, in der Mittelstellung und in den Zwischenpositionen des Klingenschalters attraktive Klangalternativen dazu. Auch diese Gitarre ist zwar keine eierlegende Wollmilchsau, aber mit ihrem gut gestaffelten Klangrepertoire lässt sich wirklich flexibel operieren. Der Preis für die gebotene Qualität geht mehr als in Ordnung, darum: Daumen hoch!
Übersicht
Fabrikat: Ibanez
Modell: FR320
Typ: Solidbody-E-Gitarre
Herkunftsland: Idonesien
Mechaniken: Die-Cast
Hals: Ahorn, dreistreifig, aufgeschraubt
Sattel: Kunststoff
Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Punkt-Einlagen
Radius: 430 mm
Halsform: flaches Wizard III-Profil
Halsbreite: Sattel 42,8 mm; XII. 52,8 mm
Halsdicke: I. 19,0 mm; V. 19,5 mm; XII. 20,7 mm
Bünde: 24, Medium Jumbo
Mensur: 648 mm
Korpus: Mahagoni
Oberflächen: Black oder White, Hals matt versiegelt