Hughes & Kettner TubeMeister 18 Combo im Test

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E-Gitarren-Verstärker von Hughes & Kettner, schwarz
(Bild: Dieter Stork)

 

Vor wenigen Monaten erst, zu Beginn dieses Sommers – der in weiten Teilen Deutschlands leider keiner war – bewies das Projekt „TubeMeister“, dass es seinen Namen ganz zu Recht trägt. Der Test in unserer Juni-Ausgabe zeigte, dass der kleine Vollröhren-Amp auf mehreren Hochzeiten tanzen kann, egal ob live, im Studio oder als Practice-Amps. Nun schlägt der Gong zur nächsten Runde: Mal sehen wie fit der besonders kompakte 1×10″-Combo ist.

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Konstruktion des Hughes & Kettner TubeMeister 18 Combo

Rufen wir uns die Features in Erinnerung, was aufgrund des recht aufwendigen Konzepts ein paar Takte dauert. Zwei Kanäle für Clean und Lead, jeweils mit Gain und Master-Volume ausgestattet, greifen auf eine gemeinsame Dreibandklangregelung zurück. Im Lead-Kanal sorgt eine Boost-Schaltung für zwei unterschiedliche Grund-Sounds. Diese und der Kanalwechsel können per (optionalem) Fußschalter gesteuert werden. Ferner steht ein serieller Einschleifweg zur Verfügung.

Die technische Basis des Verstärkers bilden in der Vorstufe zwei Röhren vom Typ 12AX7B, in der Gegentaktendstufe zwei EL84. Wie der Name schon sagt, leistet der TubeMeister damit maximal 18 Watt. Eine der drei Besonderheiten des Amps ist, dass ein Power-Soak das Verringern der effektiven Leistung ermöglicht, auf fünf und ein Watt, plus Mute-Funktion zum Stummschalten. Special #2 ist die integrierte Red-Box, Hughes&Kettners seit Jahren bewährtes Speaker-Simulation-Tool für D.-I.-Anwendungen. Drittens verfügt der TubeMeister über ein intelligentes Elektronikmodul zum Schutz, zur Überwachung und Einmessung der Endröhren. Das TSC-System (Tube Security Control) zeigt defekte Röhren an, ebenso ungleiches Matching und regelt selbsttätig den Ruhestrom: Der Wechsel der Endröhren kann vorgenommen werden, ohne dass man dazu (zwangsläufig) einen Techniker beauftragen muss. Sollte der „worst case“ eintreten – Röhrenexitus live auf der Bühne – kann man den TubeMeister schnell wieder zum Leben erwecken: Die oberen Schrauben der hinteren Metallecken entfernen, die Schrauben an der Rückwand lösen, schon kann man das Chassis herausziehen. Federklammern an den EL84 abheben, neue Röhren rein, remontieren, einschalten, TSC arbeiten lassen … nach höchstens fünf Minuten ist man wieder am Start. Das ist auch etwas wert, nicht wahr, es zählt nicht nur der Sound.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Der Combo ist also technisch weitestgehend mit dem Topteil identisch. Einziger Unterschied neben der geänderten mechanischen Konstruktion – hängendes statt stehendes Chassis – ist die Integration einer digitalen Reverb-Sektion. Um dem Combo außerdem einen „großen“ Ton anzuerziehen, gibt Hughes&Kettner an, ein Thiele-Small-Gehäuse entworfen zu haben. Aahh, Bassreflex mit abgestimmten Luftaustrittstunneln!? Ja, daran denkt man immer gleich, wegen entsprechender HiFi-Boxen oder des renommierten 1×12-Cabinets von Mesa/Boogie. Thiele/Small heißt aber erst einmal nur, dass man auf den Berechnungsgrundlagen der Forschungsergebnisse der beiden Herren Albert Neville Thiele und Richard H. Small konstruiert (hat). Und dabei muss nicht zwangsläufig ein Bassreflexsystem anvisiert werden. Hier beim Tubemeister-Combo beschränkt sich das Thiele/Small-Elaborat denn auch – ab von den Gehäusedimensionen – auf einen schmalen Ventilationsspalt an der Rückseite unten.

 

Der Hughes & Kettner TubeMeister 18 Combo in der Praxis

Nachdem das Topteil bzw. das 1×12″-Stack im Test eine bravouröse Vorstellung gegeben hat, geht es hier hauptsächlich darum, ob der doch sehr klein gebaute Combo das Niveau halten kann. Die Aufgabenstellung ist für den 10″-Custom-Speaker nicht leicht zu erfüllen. Der Amp arbeitet detailreich mit sehr gesunder Dynamik. Sein Clean-Sound ist voluminös brillant in den Höhen, aber doch weich und unaufdringlich, kennt man so von H&K, liegt eine Art Hi-Fi-Geschmeidigkeit darin, und schon das alles fordert reichlich Energie. Der Clean-Channel produziert aber auch wunderbar harmonischen, eher dezenten als offensiven Overdrive.

Ohne Boost steht im Lead-Kanal moderater Crunch zur Verfügung, der markant retropuristische Anwandlungen erzeugt und ausgesprochen harmonisch mit Akkorden umgeht. Aktiviert man den Boost wird massiv Gain nachgeladen, der Klangcharakter ändert sich dramatisch. Es entfaltet sich ein moderner, britisch angehauchter, aber wenig aggressiver Lead-Ton mit einiger jedoch noch gesunder Kompression, extrem obertonfreundlich, lebendig und Sustain-unterstützend.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Der Amp deckt also u. a. mit Hilfe seiner wirkungsvollen Klangregelung ein ziemlich breit gefächertes Sound-Spektrum ab. Keine leichte Aufgabe für eine kleine Lautsprecherkammer, in der 10″-Speaker sich gerne unausgewogen in den Mitten suhlen und kein Fundament bilden. Nein, auch H&K kann die Physik nicht überlisten und aus einem Fast-Nichts an Gehäusevolumen ein korpulentes Klangbild zaubern, aber gemessen an den (widrigen) Gegebenheiten ist das Ergebnis nur erfreulich. Der Kleine hat durchaus Bässe im Angebot, wenngleich nicht üppig, und artikuliert sich äußerst kultiviert, sprich die Wiedergabe erweist sich als ausgewogen, ohne nervige Frequenzspitzen. Das Klangbild zeigt außerdem eine feine Auflösung von Details und ist – mit einer deutlichen Tendenz zum Schönfärben – in der Lage, den Charakter des angeschlossenen Instruments gut darzustellen. Mehr kann man von so einer Konstruktion wohl kaum noch erwarten. Die Leistungsausbeute ist für nicht zu laut aufspielende Bands durchaus ausreichend. Was vielleicht gar nicht das entscheidende Kriterium ist. Weil man sich den Combo eher als Wollmilchsau zulegt, um eben z. B. zu Hause einen richtig gut klingenden Practice- und Recording-Amp parat zu haben, der wenig Platz in Anspruch nimmt und sich zudem bei Sessions bewährt, ihn aber im richtig ernsten Falle, in der Band und auf der Bühne, an einer größeren Box betreibt. Ohne den Zehnzöller, versteht sich, es ist nämlich nur ein Speaker-Out vorhanden.

Bleibt noch der Reverb zu bewerten. Im Kontext der insgesamt, auch bei Distortion, doch eher defensiv freundlichen Wiedergabe steuert der Hall eine angenehm natürliche Raumsimulation bei. Gut dosierbar und im Grunde frei von Shatter-Anteilen, wie sie bei elektro-mechanischen Federsystemen nicht selten der Fall sind. Als sinnvoll und in der Praxis günstig schlägt sich außerdem nieder, dass die Effektdosierung im cleanen Kanal etwas intensiver ist.

 

Resümee

Quadratisch, praktisch, gut. Nein, sehr gut: Hughes und Kettner hat aus dem handlichen 1×10″-Format ein Optimum an Wiedergabequalität herausgekitzelt. Im Verbund mit dem souveränen Multitasking des üppigen Konzepts ergibt sich ohne Wenn und Aber ein lukratives Verhältnis von Preis und Leistung.

 

Übersicht

Fabrikat: Hughes & Kettner

Modell: TubeMeister 18 Combo

Gerätetyp: E-Gitarren-verstärker, zwei Kanäle

Herkunftsland: China

Technik: Vollröhrenbauweise, Siliziumgleichrichtung

Röhrenbestückung: Class-A/BGegentaktendstufe m. 2x EL84; Vorstufe 2x ECC83; alle NoName/China

Leistung: ca. 18 Watt

Lautsprecher: 1 x Celestion Custom, 10″, 8 Ohm

Gehäuse: Schichtholz (ca. 13 mm), Vinyl-Bezug, hinten/unten schmale Reflexöffnung, Gummifüße, Tragegriffe a. d. Oberseite

Chassis: Stahlblech (ca. 1,4mm), Röhren mit Federklammern gesichert

Anschlüsse: Front: Input; Rückseite: 1 Speaker-Output (8-16 Ω ), FX-Loop-Send (250 Ω/+6 dBV), -Return (500 k Ω/-3 dBV), Footswitch (Channel-Select, Lead-Boost), D.-I.-Out (Red Box: XLR, symmetrisch, 1360 Ω/+6 dBV), Netzbuchse

Regler: Front: Clean-Gain, -Master, Lead-Gain, -Master, Bass, Mid, Treble; Rücks.: Reverb

Schalter/Taster: Front: Channel-Select, Lead-Boost, Power, Standby; Rücks.: Power-Soak (18, 5, 1 Watt, stumm)

Effekte: keine

Einschleifweg: ja, seriell

Besonderheiten: Tube Status Monitor m. Auto-Bias-Funktion

Gewicht: ca. 10,3 kg

Maße: ca. 390 x 335 x 254 BHT/mm

Vertrieb: Music & Sales

66606 St. Wendel

www.hughes-and-kettner.com

Zubehör: Netzkabel, Schutzhülle, mehrsprachige Bedienungsanleitung

Preis: ca. 699

 

Plus

  • Sound, Variabilität
  • Dynamik/Transparenz
  • Zerrverhalten sehr harmonisch
  • Ausstattung (u. a. Power-Soak)
  • Tube Safety Control
  • sehr geringe Nebengeräusche
  • sehr gute Bedienungsanleitung
  • Verarbeitung/Qualität der Bauteile

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo zusammen,
    mein Name ist Bernd Körner.
    Meine Frage: Ist der Verstärker für eine Akustikgitarre mit Tonabnehmer geeignet? Gibt es Erfahrungen von Euch?

    Gruß B.K.

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