Die Wucht!

Hochleistungsfächer: Spector NS Dimension HP 5 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Den Spector Ethos in der HP-Version – kurz für High Performance – hatten wir gerade schon im Test. Ist der Dimension HP einfach nur das gleiche Modell, nur als Fanned-Fret-Bass? Fühlen wir dem Dimension mal auf die gefächerten Bünde!

Gleichzeitig kann ich dabei gucken, wie es bei dem neuen Modell um die Schwachpunkte steht, die die allerersten Fächer-Spectoren plagten, weil das Magnetfeld der Abnehmer nicht breit genug für eine gleichmäßige Wiedergabe aller Saiten war.

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AUFBAU

Die grundlegenden Ingredienzien sind erst mal gleich: Der durchgehende Hals ist dreistreifig aus Ahorn gebaut, die Korpusflügel sind aus Erle. Sehen kann man davon aufgrund der deckenden Lackierung nichts, auch nicht eventuelle Nahtstellen, das glänzend schwarze Finish ist absolut perfekt gemacht. Der Umriss des Bodys ist typisch Spector, aber subtil anders als der des Ethos. Die Wölbung, die Spector-Bässe so bequem spielbar macht, ist ausgeprägter als beim Ethos, weshalb auch auf eine zusätzliche Aussparung für die Rippen verzichtet werden kann. Die Kopfplatte hat die schmalere Form der US- und Euro-Fünfer, fünf gekapselte Mechaniken verrichten hier ihren Dienst und ziehen die Saiten in ordentlichen Winkeln über den Graphitsattel. Der wurde natürlich schräg eingesetzt, die gefächerte Mensur geht ja von regulären 34” für die G-Saite auf ultralange 37” für die tiefe H-Saite. Entsprechend wurden die 24 Bünde im Ebenholzgriffbrett eingesetzt, der neunte Bund ist rechtwinklig zum Hals. Die Dots im Griffbrett sind von der Mitte aus nach außen an die H-Saite herangerückt, den 12. Bund markiert ein eingelegtes Spector-Logo.

Seitlich sind noch Luminlay-Punkte in der Griffbrettflanke eingesetzt, die nachleuchten, wenn man sie vorher hellem Licht aussetzt. Für die notgedrungen schräge Brückenkonstruktion eignen sich Monorails wie kaum eine andere Lösung. Sie ermöglichen ein Einhängen der Ball-Ends und können in Oktave und Saitenhöhe justiert werden, wobei für die Oktave die arretierende Madenschraube gelöst und das Böckchen von Hand verschoben werden muss, bevor man die Fixierung wieder anzieht – fast wie bei der alten Spector-Brücke.

(Bild: Dieter Stork)

Bei den Tonabnehmern fiel für die HP-Serie die Wahl auf EMGs, seit Jahrzehnten ein Standard bei Spector-Bässen. Um keine Probleme mit der Magnetfeldbreite zu bekommen, sind in beiden Positionen 45 DC verbaut, 4,5 Zoll breite Pickups, die eigentlich für reguläre Sechssaiter-Bässe gedacht sind. Wie beim Ethos fiel bei der Elektronik die Wahl auf Darkglass. Naheliegend, gehört die Marke doch wie Spector auch zum Elektronikgiganten Korg. Da werden auch Sonderwünsche erfüllt, denn die Tone Capsule kommt mit einer eigenen Abstimmung. Die Bässe wandern mit 150 Hz recht hoch, die Mitten sitzen wie gehabt bei 500 Hz, das höhere Band ist mit 3,5 kHz mehr den Höhen statt dem üblichen Hochmittenbereich zuzuordnen.

Um die Vier-Knopf-Attitüde beizubehalten, sind Höhen und Bässe in einem doppelstöckigen Poti zusammengefasst, die Mitten stehen für sich. Regelbar sind sie von der rastenden Mittelstellung aus mit plus/minus 12 dB. Neutral ist die Mittelstellung bei der Spector-Capsule nicht wirklich, denn es ist ein fester 6 dB-Boost bei 1 kHz eingebaut, dazu später mehr. Volume- und Balance-Potis komplettieren das Regelwerk. Da sowohl Pickups als auch Elektronik permanent aktiv sind, muss immer ein einigermaßen voller 9V-Block an Bord sein. Hatte ich beim Ethos noch bemängelt, dass die Batterie ihren Platz im bei beiden Instrumenten sauber und aufgeräumt bestückten E-Fach hat, ist sie beim Dimension in ein separates Fach ausgelagert, das ohne Werkzeug für einen schnellen Wechsel geöffnet werden kann.

(Bild: Dieter Stork)

Da freut sich das Testerherz! Per Zargenbuchse geht es an den Amp, konventionelle Gurtpins mit recht großen Tellern komplettieren die Ausstattung. Das einzige, was ich an der Ausstattung bis hierhin vermisse, ist ein Gigbag. Das, finde ich, sollte bei der Preisklasse definitiv inklusive sein. Einen Bass für gut 2.400 Euro UVP in Plastikfolie aus einem Pappkarton zu ziehen, ist wenig satisfying.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

DIE WUCHT!

Sehr befriedigend finde ich es dagegen immer wieder, Bässe möglichst optimal einzustellen. Schon als Anfänger hatte ich großen Spaß daran, an meinem Bass zu schrauben, inspiriert von den Kolumnen von Dirk Groll, zuerst im Musiker Magazin, das dann zu Gitarre & Bass wurde. Also ist auch der Dimension HP fällig, auch wenn die Bespielbarkeit schon ab Vertrieb gut ist. Die Brücke, die in der Oktave perfekt eingestellt ist, aber noch etwas Luft nach unten in der Saitenlage hat, habe ich ja schon beschrieben. Dazu hätte ich gerne noch die Halskrümmung flacher, was gar nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Nicht nur werden alle drei Schrauben, die die Abdeckung halten, von den Saiten verdeckt, wobei die A-Saite wie oft bei Fünfsaitern auch noch den Zugang zur Halsstabmutter abdeckt, zudem ist noch der Niederhalter, der quer über alle Saiten gezimmert wurde, mit im Weg. Gut, dass der Hals sich, einmal eingestellt, im Verlauf des Tests als unempfindlich erweist. Der Niederhalter wäre, wie z.B. der Ethos zeigt, angesichts der abgewinkelten Kopfplatte gar nicht nötig, um ausreichend Druck der Saiten auf den Sattel zu erzeugen.

Er ist aber bei Einzelbrücken die einfachste Lösung, um alle Saiten zu erden, wenn nicht jedes Element separat an Masse gelegt werden soll. So richtig elegant ist das dennoch nicht, und eine Lösung zum Einhängen wäre definitiv besser. So, nun aber in medias res! Die gute Nachricht: Der Multiscale-Dimension hängt genauso gut am Gurt wie der extralange Ethos-Fünfer. Die schlechte: Er hängt auch genauso schlecht am Gurt wie der Ethos. Beim Ethos mit seinen 35 Zoll muss die linke Hand schon ziemlich weit nach außen, um in die tiefen Lagen zu kommen. Beim Dimension muss sie trotz 37 Zoll auf der H-Saite immerhin nicht noch weiter raus, aber einfacher wird’s auch nicht. Das lässt sich etwas lindern, wenn der Bass tiefer hängt und der Hals mehr nach oben zeigt – wofür er aber etwas Nachhilfe braucht, die natürliche Ruheposition ist eher die Waagerechte. Das gehört zum Spielgefühl der langen Fünfsaiter von Spector dazu, genauso präsent ist aber auch die grundsätzliche Bequemlichkeit durch den gewölbten Korpus.

Was die gefächerte Mensur selbst angeht, kann ich mich nur wiederholen: Nicht so viel gucken, einfach spielen! Was (mittlerweile vielleicht gar nicht mehr so) ungewohnt aussieht, spielt sich erstaunlich selbstverständlich. Einziger Wermutstropfen ist, dass der Sattel sich scharfkantig bemerkbar macht, wenn ich zu enthusiastisch in die erste Lage rutsche. Das haben andere Hersteller schon besser hinbekommen. Kurze Eingewöhnungszeit braucht auch die Ablage des Daumens auf den Pickups, die sich dank des schrägen Einbaus nicht so selbstverständlich anfassen, aber die Umstellung geht genauso schnell vonstatten wie die auf das engere String Spacing. Ist die H-Saite schon beim Ethos HP über jede Kritik erhaben, legt der Dimension HP noch einen drauf. So massiv und trocken, so definiert und differenziert – das gehört in die Referenzklasse.

Die EMGs setzen das mit der ihnen eigenen Souveränität am Amp um, die modifizierte Tone Capsule sorgt für das i-Tüpfelchen. Naja, eher für einen veritablen, fetten Tupfen. Speziell der eingebaute Boost bei 1 kHz gibt dem Ton aggressiven Biss, der dafür sorgt, dass man im Bandkontext definitiv gehört wird. Aber auch zahmere Anwendungen sind möglich, mit Betonung des Halstonabnehmers und einem Cut in den Höhen, deren höhere Ansetzung mir wieder wirklich gut gefällt. Maximale Durchsetzung verspricht dagegen der knochentrockene Steg-Pickup mit Boost in Bässen und Mitten, da sind treibende Finger-Funk-Linien drin. Lässt man beide Abnehmer gleichberechtigt arbeiten, sind vor allem mit dem Plektrum und/oder härterem Anschlag stahlharte, metallische Sounds drin, die das Herz aller Metaller:innen höher schlagen lassen. Das knallt mächtig! Auch zarten Slap-Versuchen ist der Dimension nicht abgeneigt und klingt dabei fantastisch, nur ist es nicht leicht, zwischen Griffbrettende und Halspickup Platz zu finden.

RESÜMEE

Damit ist der Dimension HP 5 geradezu prädestiniert für die Metal-Band, wird aber nicht nur da zum Einsatz kommen. Neben offensiver Aggressivität punktet der Spector mit Druck, Growl und Attack, auch in tiefen Stimmungen. Auch traditionellere, tragende Sounds sind drin, aber nicht unbedingt die Kernkompetenz des Dimension, der sich eher modern gibt und mit den gar nicht so fetten Werkssaiten selbst deutlich tiefer gestimmt noch knackig und konkret bleibt. So ausladend der Bass beim Spielen wirkt, ist er doch kaum länger als ein gewöhnlicher Jazz Bass und passt so in ein gängiges Gigbag – das man sich leider dazukaufen muss. Das, und der etwas bissige Sattel, sind dann aber auch die einzigen Punkte, die es zu bemängeln gibt. Ansonsten: klare Antestempfehlung! Bei der Gelegenheit sollte im Laden auch gleich ein Gurt in richtiger Länge erstanden werden. Ob es dann der Ethos oder der Dimension wird, ist Geschmackssache.

PLUS

  • Sounds
  • Pickups & Elektronik
  • Optik
  • Verarbeitung

MINUS

  • Sattel scharfkantig
  • kein Gigbag


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2024)

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