Zeitlos modernisiert

Hochleistungsbass: Spector NS Ethos HP 5 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Sieht aus, als wolle die Spector-Crew Fleißsternchen sammeln. Seit die Firma zu Korg gehört, werden nicht nur weiter atemberaubende US-Bässe und Euro-Spectoren gebaut, es kommen auch immer neue Reihen und Varianten auf den Markt, ohne den Kern der Marke aus den Augen zu verlieren.

Aktuell wäre das die Ergänzung der Ethos-Serie. Statt spektakulär gemaserter Decken gibt es bei den neuen HP-Modellen deckende Lackierungen, aber auch an Hölzern für Body und Griffbrett sowie der Elektronik gab es Änderungen, die „High Performance“ bringen sollen. Was das konkret heißt, werden wir klären.

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ZEITLOS MODERNISIERT

Geblieben ist der durchgehende Hals aus Ahorn. Wie viele Streifen sich hier verbergen, ist unter der perfekten Lackierung nicht mal zu erahnen, drei sollen es laut Spec-Liste sein. Dagegen ist das Griffbrett klar als Ebenholz zu identifizieren, neben Punkteinlagen gibt es ein Spector-Logo im 12. Bund. Die Dots in der Flanke sind Luminlays, die nach kurzem „Aufladen“ im Licht noch nachleuchten, aber auch sonst gut ablesbar sind.

Auf Fotos sieht der Bass meist reinweiß aus, tatsächlich glitzert er mit feinem Sparkle, was in natura wirklich sehr hübsch und unaufdringlich edel rüberkommt. Angeleimt sind – ebenso unsichtbar unter dem Finish – Seitenteile aus massiver Erle. Eine leichte Wölbung hat die ganze Konstruktion, bleibt aber hinter der klassischen Spector-Curve zurück. Hm, ob die korrekte Kurve zu teuer würde? Auch bleibt der Body trotz abgerundeter Zargen eckiger als gewohnt und hat zur Kompensation ein Shaping für die Rippen bekommen.

Während Spector-Fünfsaiter aus US- und Euro-Produktion eine schmalere Kopfplatte haben, hat der Ethos die normale Viersaiter-Form, leicht vergrößert für die fünf Tuner. Damit fächert sich der Saitenzug etwas mehr auf, aber optisch gefällt es mir so sogar besser, und Nachteile beim Stimmen konnte ich auch nicht feststellen. Der Sattel ist aus Messing, so soll sichergestellt sein, dass die Leersaiten dem gegriffenen Ton möglichst nahekommen.

Die Brücke ist der Spector-Standard mit massiven Böckchen in einem ebenso massiven Rahmen, der Saitenabstand ist fest bei relativ schmalen 17 mm. Seitliche Madenschrauben fixieren die Reiter, die in ihrer Höhe eingestellt werden können und über Schräubchen in der Oktave. Letzteres ist bei Spector noch gar nicht so lange selbstverständlich, vorher mussten die Blöcke von Hand verschoben werden.

Die gekapselten Mechaniken im Gotoh-Stil tragen ebenfalls das Spector-Logo, der Gurt findet seinen Halt an großen, konventionellen Gurtpins an den üblichen Stellen, was im Falle Spector heißt: mittig am oberen Horn und am Korpusende nach oben aus der Mitte verschoben. Seit 1979 sind Spector und EMG so gut wie verheiratet.

(Bild: Dieter Stork)

Auch wenn es neben den DiMarzios der Anfangsjahre immer wieder alternative Bestückungen gab und gibt, greift der Ethos HP 5 wieder auf die bewährten EMG 40DC zurück. Die haben jeweils zwei Spulen um durchgehende Keramikmagneten und den aktiven Vorverstärker gleich eingebaut. Seit Korg auf seiner Einkaufstour nicht nur Spector, sondern auch Aguilar übernommen hat, sieht man deren Tonabnehmer und Elektroniken häufiger in Spectors eingebaut, zum Beispiel bei den von uns schon getesteten Euro RST, oder bei der Ethos-Reihe.

(Bild: Dieter Stork)

Beim Ethos HP kommt als Equalizer die „Tone Capsule“ zum Einsatz, deren finnischer Hersteller Darkglass Electronics seit letztem Jahr ebenfalls zu Korg gehört. Andere Modelle mit der Tone Capsule hatten das mittlere EQ-Band als Regler im E-Fach, hier gibt es ein Doppelpoti für Bass und das höhere Band, das mittlere hat ein Einzelpoti wie auch die Regler für Volume und Balance. Die für EQ und Pickups nötige Batterie steckt leider im E-Fach, die sechs zu lösenden Schrauben greifen immerhin in Gewinde.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

KLARE KRAFTENFALTUNG

Die üblichen Einstellarbeiten am schon gut justierten Ethos gehen gut von der Hand, einzig die Halsstababdeckung ist etwas mühselig abzuschrauben, da zwei der drei Schräubchen von den Saiten fast verdeckt werden. Die mittelflache Saitenlage lässt sich jedenfalls problemlos noch tiefer legen, ohne dass die sauberst bearbeiteten Bünde irgendwelches Scheppern von sich geben, außer wenn ich das mit meinem Anschlag provoziere.

Wie von einer extralangen 35”-Mensur nicht anders erwartet, muss ich die Finger in den tiefen Lagen mehr strecken, der korrekt gefeilte Sattel und das angenehme, flache und nicht zu dicke C-Profil des Halses machen es so entspannt wie möglich. Am anderen Ende des Halses könnte der Halsfuß etwas abgerundeter sein. Dass die allerhöchsten Bünde nur mit dezenten Verrenkungen zu erreichen sind, liegt allerdings eher am nicht ganz so tief ausgeschnittenen Cutaway. Im Stehen am Gurt entschwinden auch die tiefen Lagen …

Die Mensur macht sich doppelt bemerkbar, in Verbindung mit dem kompakten Korpus ergibt der lange Hebel eine verstärkte Kopflastigkeit und der linke Arm muss deutlich mehr gestreckt werden. Auch Stimmen ist gar nicht so einfach. Aber der Ton! Schon trocken kommt jede Note mit fettem und sehr spürbarem Punch, im Attack ist ein feines glockiges Ping zu hören, und das Sustain ist durch alle Lagen so lang und formbar, wie man das von einem durchgehenden Hals erwartet. Mit dieser großartigen akustischen Basis geht es an den Amp – und der Ethos lässt mich alle Unannehmlichkeiten in der Handhabung vergessen. Schon beim ersten Soundcheck an meinem kleinen Werkstattamp, einem Yamaha THR, klingt der Bass bombastisch groß. An der fetten Anlage natürlich umso mehr!

(Bild: Dieter Stork)

Bässe mit dieser Tonabnehmerbestückung kenne ich zur Genüge, da ist dieser Grundsound schon eingebaut, aber der Spector präsentiert das auch in neutraler Einstellung des EQs mit einem Mehr an Druck, Growl, und Attack. Stahlhart klingt das bei entsprechendem Anschlag, die Aggressivität ist gut zu steuern, und über die Darkglass Tone Capsule sehr gut zu manipulieren. Meine vorigen persönlichen Erfahrungen mit dem EQ mit seinen zwei Mittenbändern ohne echtem Höhenregler waren eher mäßig, beim Ethos passt es einfach.

Ob das an den anderen Hölzern und Pickups gegenüber dem vorigen von mir angespielten Gerät liegt oder an den speziell für Spector abgestimmten Frequenzen inklusive eines fest eingebauten Boosts bei 1 kHz – hier sitzt sie genau richtig. Punchig gibt sich der Bassregler, wovon vor allem der solo doch sehr knackig-trockene Steg-Pickup profitiert, der tiefere Mittenregler kommt mit einer Kelle Nervfrequenzen, die für Durchsetzungsfähigkeit sorgen oder eben mehr oder minder dezent rausgezogen werden können. Der hohe Mittenregler arbeitet knallig den Anschlag heraus, die ohnehin nicht eben höhenarmen EMGs geben die Brillanz dazu.

Nutzbar ist das je nach Neigung und Anlage in einem sehr weiten Bereich. Was der Ethos HP nicht wirklich hergibt, sind traditionelle weiche Sounds. Zwar kriege ich ihn unauffällig genug eingestellt, um sich in meiner Classic-Rock-Combo nicht ungebührlich in den Vordergrund zu spielen, aber eigentlich will der Bass genau das und glänzt dabei.

RESÜMEE

Nicht nur, aber sehr gerne wird der neue Spector NS Ethos HP 5 sein Zuhause in Metalbands finden. Seine exakt berechenbare und dosierbare Aggressivität macht ihn dafür bestens geeignet, die neue Kombination aus altbewährten EMGs und spectorisierter Darkglass Tone Capsule machen es möglich. Die gnadenlos gute Tonqualität bis in die tiefsten Lagen, die auch bei tieferen Stimmungen dank der extralangen Mensur nicht nachlässt, und die exzellente Verarbeitung stehen ebenfalls auf der Haben-Seite. Man sollte den Ethos vor dem Kauf aber unbedingt anspielen und selber auschecken, wie man mit Ergonomie, Bespielbarkeit und Balance klarkommt und dabei unbedingt ein wenig Zeit in den richtigen Gurt und dessen richtige Länge investieren. Ich finde, es lohnt sich!

PLUS

  • Sounds
  • Pickups und Elektronik
  • Optik
  • Verarbeitung


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

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