Halbleiter auf Steroiden

Evolution Amber 40 + 2×12 DIAG Cabinet im Test

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Brandneu auf dem Markt, mit einem gleichermaßen aufwendigen wie mutigen Konzept: Laut Hersteller ist der Amber 40 in einer speziellen Halbleitertechnik aufgebaut, die das Verhalten von Röhrenschaltungen nachbildet. Obendrein speichert das ultrakompakte Topteil sogar Sound- Presets und kommuniziert via MIDI.

(Bild: Marlon Stork)

Wer auf der Homepage von Evolution- Amps nach Hintergrundinformationen stöbert, wird nicht so recht fündig. Das „About us“ preist die Meriten des Entwicklers, ohne allerdings Namen zu nennen. Ominös, nicht wahr? Das Unternehmen hat seinen Sitz in Polen, so viel – oder so wenig – ist bekannt. Die Fertigung erfolgt in China, das Cabinet kommt aus Polen. Nana, damit gibt sich unsereiner nicht zufrieden, das muss recherchiert werden. War dann auch gar nicht sooo schwierig nähere Infos zu bekommen. Und siehe da, was zunächst so „geheimniskrämerisch“ aussieht, entpuppt sich plötzlich eher als Understatement. Das technische Mastermind ist uns allen eigentlich kein Unbekannter. Waldemar Glomb. Nein, es klingelt nicht, noch keine Idee, um wen es geht? G-Lab, jetzt besser?! Also, Pan Glomb, das ist der Chef dieser Firma, die damit bekannt und erfolgreich wurde, dass sie auf dem Effektesektor auffallend fortschrittliche Geräte und Lösungen realisiert hat. Nach seinen eigenen Aussagen benutzen Kollegen wie Warren Haynes, John Scofield, Joe Bonamassa, Robben Ford, John Petrucci, Mark Tremonti, Steve Stevens, Slash usw. seine Erfindungen.

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Waldemar Glomb ist ein umtriebiger Ingenieur und kann – kein Wunder – inzwischen auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Er ging 2012 nach England und arbeitete für Marshall und Blackstar Amplification. Z. B. ist er derjenige, der Blackstars FLY 3-Amp entwickelte (eine Art Luxus-Practice-Combo) und dessen Produktion in China auf die Beine stellte. Und nun Evolution, wieder sein eigenes Projekt. Neben dem hier vorgestellten Guitar-Stack, das erst im Sommer 2016 herauskam, hat die junge Firma noch keine weiteren Produkte auf dem Markt. Man wartet vermutlich erst einmal ab, welche Resonanz der Amber 40 und das 2×12″-Cabinet haben werden. Okay, ich verrate schon einmal, dass die Zeichen günstig stehen, darin schlummert tatsächlich Potential.

Valve clipping

Es gab in der Vergangenheit schon viele verschiedene Ansätze, die Röhre mit Halbleitertechnik nachzubilden, lange lange, bevor das digitale Modeling aufkam. Ach ja, „warum überhaupt das Ansinnen?“, darf der technisch Unbedarfte fragen. Nun, die Kosten in der Fertigung sind ein ganz wesentlicher Faktor. Analoge Halbleiterschaltungen sind im Aufbau wesentlich anspruchsloser und deswegen einfacher, sprich billiger herzustellen.

(Bild: Marlon Stork)

Allein schon, weil sie in der Regel in der Endstufe ohne Ausgangstrafo auskommen. Dem steht allerdings entgegen, dass Transistoren gemeinhin nicht weich klingen, wenn sie in die Übersteuerung kommen, sondern hart und unangenehm kratzen/knacken. Man muss sich also schon einige Kniffe einfallen lassen, um einer Halbleiterschaltung die gewünschten Manieren anzuerziehen. Und z. B. zu Transistortypen wie MosFets greifen, die in ihrem Verhalten eben doch in die gewünschte Richtung gehen. Ziel ist dabei immer, die hochgeschätzte Dynamik und Ansprache nachzubilden, die eine adäquate Röhrenschaltung entwickelt. Aufgrund der sich ständig verändernden Spannungsverhältnisse interagieren dort alle Baugruppen miteinander, bilden quasi einen „lebenden“ Organismus. Dem gleichzukommen ist für die Halbleitertechnik die große Herausforderung, neben der anderen, nicht minder anspruchsvollen Aufgabenstellung, gefällige Verzerrungen zu erzeugen.

Sehr fortschrittlich und technisch ausgefuchst hatte die US-amerikanische Firma „Gallien-Krueger“ schon um 1980 das Thema angepackt – mit den Combos 210G und 212G, die für den „richtigen“ Röhren-Sound einen Limiter und eine Halbleiterendstufe mit Ausgangstrafo besaßen! (Sinnigerweise war in den damaligen Werbeanzeigen eine zerbrochene 6L6-Röhre zu sehen, mit dem Kommentar: „Bevor du ein weiteres Mal Röhren tauscht, bist du es dir schuldig einen von diesen Combos zu spielen.“) Interessant waren die GK-Combos auch, weil sie zwei absolut unabhängige Kanäle für Clean und Distortion zu bieten hatten Das hatte zuvor auch schon der IC100S von H|H-Electronics (erschienen ca. 1972), den z. B. der Gitarrist von Thin Lizzy, Eric Bell, benutzte. Ja, man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber die Zwei- Kanal-Halbleiter-Amps haben damals gar manchen – auch prominenten Heroe – dazu verleitet, seinen (einkanaligen) Marshall, Orange usw. aufzugeben. Es war ja auch zu verlockend, Clean- und Distortionsounds separat und unabhängig von der Lautstärke zur Verfügung zu haben.

Beim Amber 40 spielt sich (den Herstellerangaben nach) der „Röhren-Simul-Voodoo“ nicht nur in der Vorstufe ab, sondern auch in der Endstufe. Die offizielle Bezeichnung der speziellen, wohlgemerkt analogen Technik: VASA (Valve Architecture Semiconductor Amp). Verständlicherweise gibt Evolutions-Amps keine Details zur Funktionsweise preis. Klar, wer möchte schon sein sauer erarbeitetes Geistesgut gratis vor der Konkurrenz ausbreiten. Aber etwas Entscheidendes kann man auch so erkennen. Wir sehen eben/oben Beschriebenes: Der Amber 40 hat einen Ausgangstrafo der offensichtlich die Signale einer Gegentaktendstufe umformt. Grundsätzlich arbeitet der Amber 40 an dieser Stelle schon einmal so nahe an der Röhrentechnik wie eben möglich.

Der Blick auf die Frontplatte suggeriert, dass wir es mit einem normalen Zweikanal- Konzept zu tun haben. Trifft auch zu, was die Regelmöglichkeiten angeht. Im Clean-Kanal: Gain, Treble, Bass, desgleichen im Overdrive-Kanal plus einen Mittenregler. Aber fehlt da nicht mindestens ein Volume-Poti?! Nun, in den Kanälen selbst hat der Amber 40 keine. Den Job macht der Master-Regler, rechts außen, unterstützt von der Level-Schaltfunktion, die die maximale Ausgangsleistung von 40 Watt in fünf Stufen absenkt auf bis zu 45%, entsprechend 4,5 Watt. Diese Funktion steht natürlich vor dem Hintergrund, dass das Röhrensättigungsverhalten in reduzierten Lautstärken verfügbar sein soll. Wirkt bis hierhin alles noch recht harmlos, oder?! Ja, mag sein, nun gibt es da in den Kanälen aber noch die Mode- Taster, und die sprengen die üblichen Normen. Denn jeder ruft sechs verschiedene Grundeinstellungen auf, die sich im Overdrive-Kanal im (Gain-) Boost und der Kompression unterscheiden, desgleichen verhält es sich im Clean-Channel, wo noch ein dritter, der Contour-Parameter hinzukommt, der die Mitten absenkt. Insofern verheißt das Konzept reichlich Sound-Vielfalt. Bleibt an der Frontplatte nur noch das Reverb-Poti zu erwähnen, das einen digital erzeugten Halleffekt kontrolliert.

(Bild: Marlon Stork)

An der Rückseite sind fünf Lautsprecherausgänge zugänglich, in der üblichen Konstellation 2x 4 Ohm, 2x 8 Ohm und 1x 16 Ohm. Ferner ein serieller, im Pegel umschaltbarer Einschleifweg (-10/+4dB), MIDI-In und MIDI-Thru/Out, sowie die Klinkenbuchse für das mitgelieferte Fußschaltpedal EFS-1. Dieses verfügt über vier Taster, die unterschiedliche Funktionen ausüben können. Es stehen sechs Modes zur Wahl: 1. Preset-Abruf in vier Bänken mit je sechs Presets, 2. 4 Bänke mit je vier Presets, 3. sechs Presets, 4. Vier Presets, 5. Vier Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status, 6. zwei Kanäle/Sounds plus FX Loop-Status und Solo-Lautstärke. Mag jetzt etwas verwirrend wirken, ist aber mit dem (leider nur in Englisch vorliegenden) Manual nicht schwer zu durchschauen.

Kurz noch zur Substanz und Fertigungsqualität des Amber 40. In seinem grundsoliden Stahlblechchassis verbirgt sich moderne Technik, industriell bestückte Platinen mit SMD-Bauteilen. Klar, nur so kann die aufwendige Schaltung auf kleinstem Raum untergebracht werden. Das Lüftungsgitter an der Rückwand wirkt etwas fragil, abgesehen davon heimst der Aufbau qualitativ die Note „sehr gut“ ein.

Fliegengewicht

Die Überschrift sagt alles: Die mit zwei diagonal angeordneten Vintage-30-Chassis von Celestion bestückte Openback-Box ist so leicht wie (derzeit) kaum ein anderes 2×12″-Cabinet. Nur 18,5 kg zeigt die Waage an. Geringe Wandstärken um 15 Millimeter und ein besonders leichtes (weiches) Sperrholz machen dies möglich. Die Ausstattung ist schlicht, es sind keine Schutzkappen angebracht und es steht für den Transport nur oben ein einzelner ergonomisch günstiger Schalengriff zur Verfügung. Innen ist das Gehäuse mattschwarz lackiert. Ein klassischer „Salz und Pfeffer“-Bespannstoff schützt die Speaker- Membranen an der Front. Leider ist der bei unserem Testexemplar etwas „schlabbrig“ aufgezogen, davon abgesehen ist die Verarbeitung der Box einwandfrei.

Ganz nah dran?

In Anbetracht der offiziellen Produktbeschreibung, die über die Klangeigenschaften des Amber 40 in hohen und höchsten Tönen schwärmt, baut sich beim interessierten Klientel natürlich eine entsprechende Erwartungshaltung auf. Die aber bitte Realismus bewahrt. Eine wahre Deckungsgleichheit mit hochwertiger Röhrensignalbearbeitung kann es mit Halbleitern aber nicht geben, die Gesetze der Physik verhindern es. Das ist die eine Seite. Die andere bereitet Freude und kann durchaus Jubel auslösen. Denn der Amber 40 eifert der Röhren-Sound- Kultur letztlich ziemlich erfolgreich nach. Die kraftvolle Dynamik und feinfühlige Ansprache bilden für die Sound-Formung ein gesundes Fundament. Der Amber 40 erzeugt zugleich ein angenehmes, weil wohldosiert nachgiebiges Spielgefühl, ohne dass Kompression die Wiedergabe aufweicht. In der Klangformung prägen zwei Komponenten die Resultate. Zum einen die gut entwickelte Transparenz, zum anderen ein tendenziell stets warmes Grundtimbre. Nein, ganz so luftig und fein wie ein hochwertiger Röhren- Amp kann er nicht auftrumpfen, aber der Amber 40 hat letztlich doch viel Charakter, Verbindlichkeit im Ton. Eine leichte Aufdringlichkeit in den Hochmitten ist unverkennbar, bleibt aber dezent, viel unauffälliger als es bei vielen Modeling- Produkten der Fall ist. (Andererseits, gemessen am rigorosen Sound eines Matchless DC30 u. ä. wirkt der Amber 40 in den oberen Frequenzen schon wieder defensiv.)

Mit diesen Anlagen schwingt sich der Clean-Kanal zu höchst gepflegten Klangeigenschaften auf. Wenn Fender-Blackface ein Maßstab ist, dann kann er klanglich auf seine Art qualitativ damit durchaus mithalten, und erreicht auch eine sinnvolle Bandbreite an Tonfarben. Die verdankt er in bedeutendem Maße den sechs Modes, denn die Klangregler Treble und Bass allein arbeiten recht dezent. Die Modes verändern vordergründig die Konturen in den Mitten, während die Ansprache leicht in der Kompression variiert und das Gain-Niveau stufenweise absinkt. Zum Tragen kommt dies vornehmlich bei hohen Gain-Stellungen (eben wie man es von einem Röhren-Amp erwarten würde). Wie auch immer, die tonalen Veränderungen sind insgesamt letzten Endes eher moderat als drastisch.

Der Name Overdrive-Kanal beschreibt präzise, wohin hier die Reise geht. Kräftige Anzerrungen mit angriffslustiger britischer Note, so in etwa Richtung JCM800-Marshall, das ist hier das Thema, High-Gain nein danke, aber bei hohen Aussteuerungen sättigt der Amp geschmeidig und kippt gerne in Obertöne um. Das berührt die wichtigste Frage: Wie gut ist der Klangcharakter im Sinne der Röhrenideale getroffen? Überzeugend kann man nur sagen. Wer es nicht weiß, käme vielleicht gar nicht auf die Idee, dass er es mit Halbleiterverzerrung zu tun hat. Aber seien wir ehrlich. Im mittleren Gain-Bereich wirken die Verzerrungen zuweilen schon etwas harsch, und wenn man sehr hohe bzw. absolute Maßstäbe anlegt, fehlt es, wie schon gesagt, etwas an Luftigkeit im Ton. Was den Amber 40 allerdings nicht daran hindert im Retro-Rock, Blues und Artverwandtem eine gute Figur zu machen. Er reagiert sensibel auf die Spielweise und die Handhabung des Guitar-Volume-Reglers und sorgt so für eine schöne musikalische Ausdrucksstärke. Akkorde kommen ziemlich harmonisch zu Ohr, Sololinien haben Kraft bis in die obersten Lagen (so es denn das Instrument hergibt). Leistungsschwache Singlecoil-Pickups tun sich schwer dabei, tragfähige Verzerrungen zu erzeugen, von Humbuckern gefüttert klingt der Amber 40 deutlich satter.

Eine besondere Eigenheit seiner Klangformung ist, dass er bei harten Attacks einer Vintage-Strat einen Biss in den Höhen bekommt, den man mit der Klangregelung kaum dosieren/reduzieren kann. Sein Ton wirkt bei moderatem Anschlag sofort geschmeidiger. Der potentielle Interessent sollte beim Antesten darauf achten, wie ihm das behagt. Soweit stehen die Zeichen für den Amp eigentlich rundum günstig. Doch es gibt eine Eigenart, die problematisch sein kann. Es rächt sich sozusagen, dass für die beiden Kanäle – oder zumindest die Overdrive-Sektion – kein Volume-Regler vorhanden ist. Der Bereich, in dem die Lautstärkebalance der Kanäle untereinander für den Live-Einsatz praxisgerecht ist, bleibt dadurch schmal. Schnell gerät der Clean-Kanal ins Hintertreffen. Skeptisch stimmt auch die Funktion der Level- Umschaltung. Die Abstufungen sind gering, und am Minimum von 3 Watt (Master am Linksanschlag) ist der Amp noch immer recht laut – zumindest grenzwertig in einer Mietwohnung im Mehrfamilienhaus. Absolut unauffällig arbeitet wiederum der Effektweg. Die Pegel stimmen und die Signalqualität ist objektiv bewertet hervorragend. Heißt, wenn hier Klangeinbußen entstehen, dann liegt es an den angeschlossenen Geräten und nicht am Amber 40 selbst.

(Bild: Marlon Stork)

Die Möglichkeit, Schaltkombinationen abzuspeichern und Presets zur Verfügung zu haben, erhöht natürlich massiv den Gebrauchswert. Zumal schon mit dem mitgelieferten Schaltpedal viel Freiraum im Abruf geboten ist. Klar, noch komfortabler wird der über MIDI. Der Transmit- Channel kann frei gewählt werden, der direkte Zugriff auf die Schaltparameter z. B. über CC-Daten ist allerdings nicht implementiert.

Die beschriebenen Klangeigenschaften beziehen sich primär auf die Verwendung des Amber 40 in Kombination mit dem 2×12 DIAG Cabinet. Sieh an, trotz seiner Tendenz zu Schärfe ergeben sich nicht überakzentuierte Ergebnisse in Kombination mit den Vintage-30-Speakern? Das ist bezeichnend für die Performance der Box, die nämlich in den Höhen gar nicht so offensiv klingt, wie man es angesichts des Speaker-Typs erwartet – wie angenehm. Außerdem produziert sie ein großes Klangvolumen, das zwar nicht wirklich an 4×12-Boxen heranreicht, wie es der Hersteller in seiner Beschreibung suggeriert, aber doch in den unteren Frequenzen nachdrücklich Energie freimacht. Damit ist sie vielen anderen 2×12- Cabs auf dem Markt überlegen.

Alternativen

Der Amber 40 ist als Gesamtpaket in seiner Kategorie „Analoge Transistorverstärker“ derzeit konkurrenzlos. Alternativen kommen erst in Sicht, wenn man Modeling-Produkte in die Betrachtung mit einbezieht. Die sind dann allerdings in Ihren Eigenschaften nur bedingt mit dem Amber 40 deckungsgleich. In Bezug auf das 2×12 DIAG Cabinet stellt sich die Sachlage ähnlich dar. Es gibt zwar von DV-Mark ein leichtes Open-Back-Cab (ca. 13 kg), das allerdings mit hauseigenen Neodym-Speakern bestückt ist. Mit Vintage 30 sind in der Preisklasse eher geschlossene Cabs im Angebot, solche mit diagonaler Anordnung der Chassis schon (so gut wie) gar nicht. Aus klanglicher Sicht käme aber zumindest die sehr empfehlenswerte, weil voluminöse Box „2×12-Standard“ von Kunz Custom Cabinets in Frage, anders konstruiert, aber auch leicht im Gewicht, doch mit einem Preis von nahe € 900 weit über der Evolution DIAG angesiedelt.

Resümee

So eine gepflegte Tonkultur aus einem Transistorverstärker, das ist mindestens sehr beachtlich. Aber wie einordnen auf dem Markt? Tatsächlich gibt es zwei Betrachtungswinkel, aus denen man die Bewertung vornehmen kann. Zum einen absolut, uneingeschränkt, ohne auf Preise zu achten. Unter der Prämisse lässt der Amber 40 Federn, ganz klar, denn so gut er seinen Job als „Röhrenemulator“ macht, die klangliche Übermacht an austrainierten Röhrenverstärkern ist einfach zu groß. Das Blatt wendet sich aber gewaltig, wenn man das Preissegment ins Kalkül einbezieht. Andere analoge Transistor- Amps und erst recht die digitalen Modeler sind in der Regel nicht so lebendig wie der Amber 40 und haben nicht seine Röhrenchuzpe, Tiefe und Kultur im Ton. Rechnet man noch die Programmierbarkeit und den Lieferumfang hinzu, steht der Amber 40 im Grunde sehr konkurrenzfähig da. Etwas mehr Variabilität in den Klangregelungen wird sich mancher vielleicht wünschen, und die Kompromisse in der Volume-Regelung dämpfen die Freude auch etwas. Das Preis-Leistungsverhältnis muss man insgesamt trotzdem als unkritisch betrachten. Das im Sound ausgewogene und voluminöse 2×12 DIAG Cabinet ist preislich im mittleren Segment der 2×12-Boxen angesiedelt und somit uneingeschränkt empfehlenswert.

Plus

  • Klangbild, markant, kultiviert
  • „Rohren“-Dynamik
  • reaktives Sattigungsverhalten
  • Konzept, Ausstattung, Programmierbarkeit, Preset-Fusschalter gehort zum Lieferumfang
  • 212 Cabinet: voluminose ausgewogene Wiedergabe
  • geringe Nebengerausche
  • Verarbeitung/Qualitat der Bauteile

Minus

  • Volume-Regelung d. Amps

Soundfiles

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis als Raum-Mikro und ein C414 von AKG, nahe platziert vor der Evolution-Box.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine PRS-Mira/Korina (zwei Humbucker).

Die Clips #1 bis #4 stellen den Clean-Kanal vor. Warmes Grundtimbre, Kraft, Volumen, schöne Präzision in den Details.  Clip 4 zeigt, dass der Kanal auch fein gezeichneten Overdrive liefert.

 

Die Clips #4 bis #7 präsentieren den Overdrive-Channel. Der seinem Namen alle Ehre macht bzw. eben auch nicht mehr Gain vorrätig hat, als der Begriff beschreibt.  Für fette, gesättigte Distortion müsste man das Gitarrensignal vor dem Input boosten oder ein Distortion-Pedal zu Hilfe nehmen.

Der Kanal reagiert lebendig und antwortet facettenreich auf spieltechnische Feinheiten, sprich er unterstützt den musikalischen Ausdruck. Die Seele der Klangfarben ist rauchiges Clipping mit dem Touch von Fuzz-Distortion.

Im  Clip #8 hören wir den digitalen Reverb/Hall des Amber 40. Der Clip #9 verdeutlicht wie markant die fünf TA-Positionen der Vintage-Strat vom Amber 40 abgebildet werden.

 

Clip #10 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

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