Kennt man aus dem Tennis: Deuce – Einstand. Aber der Begriff ist doppeldeutig, meint einerseits die Zwei beim Würfel, steht andererseits aber auch für Teufel. Nee, ne? Diese Hagstrom Deuce sieht doch ganz lieb und nett aus in ihrem Vintage-Look, will sicher nur ihren Einstand mit uns feiern. Na, dann mal Prost!
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Der Begriff Deuce meint hier natürlich die zwei symmetrisch geschnittenen Cutaways – soviel Klarheit muss sein. Das alternativ angebotene Modell Deuce F verfügt bei identischem Aussehen über einen Korpus mit Hohlkammer und f-Loch.
Konstruktion der Hagstrom Deuce
Das Modell Deuce ist, wie die ihr eng verwandte Swede aus gleichem Haus, im Wesentlichen aus Mahagoni gebaut. Das abgewandelte Design von klassischem Appeal unterscheidet sich vornehmlich durch das doppelte Cutaway. Die dem Korpus aufgesetzte massive Decke von 10 mm Stärke aus Ahorn finden wir z. B. auch auf dem Modell Super Swede. Diese sanft gewölbte Ahorndecke ist von einem Mehrfach-Binding in Creme/Schwarz eingebunden. Der, wie die gesamte Rückseite, deckend schwarz lackierte Boden wurde plan belassen, ist aber mit gut verrundeten Rändern versehen. Der eingeleimte Hals aus Mahagoni trifft der beiden Cutaways wegen erst in Höhe des 20. Bundes auf den Korpus. Das eingebundene Griffbrett besteht wie bei allen Hagstrom-Electrics aus dem sogenannten Resinator Wood, einem homogenen Verbundmaterial dem Klangeigenschaften zugesprochen werden, die jenen von Ebenholz ähneln sollen. 22 Bünde im Medium-Jumboformat zeigen saubere Verarbeiteten und glänzende Politur; Blockeinlagen kennzeichnen die Lagen. Der charaktervolle, im Art-Déco-Stil gestaltete Kopf ist mit stilgerechten, gekapselten Stairstep-Mechaniken ausgestattet. Hinter dem Sattel aus Kunststoff (Black Tusq) liegt unter einer kleinen Plakette mit Modellnamen der Zugang zum Halsstab verborgen. Dieser spezielle, patentierte „H-Expander Truss Rod“ sorgt nicht nur für ultimative Stabilität und beste Spieleigenschaften des Halses, sondern soll auch auf das Tonverhalten der Gitarre dergestalt Einfluss nehmen, dass Sustain und Anschlagsverhalten einem möglichen Optimum zugeführt werden. Die „Long Travel Tune-o-matic Bridge“ ist mit einem „Hagstrom Individual Brass String Block Tailpiece“ kombiniert, das unter der Chromabdeckung versetzt angeordnete kleine Blöcke aus Messing vorhält, durch welche die Saiten von hinten eingefädelt werden. Die Mensur der Deuce umfasst lange 648 mm.
Zwei in schwarze Rähmchen montierte, hauseigene Custom 58 Humbucker mit Chromkappen sorgen für die elektrische Tonwandlung. Für jeden Pickup steht ein eigenes Volume- und Tone-Poti zur Verfügung; geschaltet werden die Humbucker mit einem 3-Wege-Toggle. Als Extra steht in der Deuce eine zweite Klangebene zur Verfügung. Die lässt sich über die Tone-Potis mit Push/Pull-Splitfunktion, also über eine Spulentrennung der Humbucker aktivieren.
Lackiert ist das Testmodell in geschmackvollem Tabacco Sunburst. Black und Desert Haze sind weitere lieferbare Farben. Über die Verarbeitung der Gitarre gibt es keine Klagen.
Die Hagstrom Deuce in der Praxis
Hagstroms Deuce-Modell ist im Grunde eine Super Swede mit doppelten Cutaways. Die verschaffen der Gitarre natürlich einen großen Freiraum, was den Zugang zu den hohen Lagen angeht. Für den Gurt kommt das obere Horn nun aber nicht mehr in Frage, also wandert der Gurtpin in die Korpusmitte vorn am Halsansatz, was der Gitarre mit ihrem Gewicht von etwa 3,5 kg eine leichte Kopflastigkeit verschafft. Die ist aber mit aufgelegtem Arm ganz gut zu kompensieren. Die Gitarre verfügt über einen angenehm profilierten Hals, eher flach und breit ausgebaut, aber bestens zu spielen. Der akustische Höreindruck ist geprägt von einem recht hellen, dabei aber schwinglebendigen Akkordverhalten. Klare Saitentrennung und ein silbriges Timbre treten im Ensemble mit achtbarem Sustain auf. Bei den Custom 58 Humbuckern handelt es sich um Pickups von mäßigem Output (Widerstände: Hals 7,4 kOhm; Steg 8,2 kOhm). Die orientieren sich prinzipiell an den guten alten Vintage-Sounds. Voll und rund in der allgemeinen Darstellung erreicht der Hals-Pickup natürlich nicht die ausgeglichene leichte Eleganz richtig guter PAF-Typen, dafür erscheint das Klangbild etwas zu bassbetont und ist auch nicht mit letzter Konturschärfe ausgestattet. Dennoch bietet die Gitarre über ihn ordentliche Tonwandlung mit durchaus angenehmen Höhen. In klaren Verstärkerpositionen geht die Akkordarbeit damit gut von der Hand. Mehrklänge werden transparent übertragen, die rhythmische Aktion ist mit dem Plektrum pointiert zu steuern. Gehen wir in die Zerrposition, so ist ein klaglos fest stehender Ton zu loben. Wiederum etwas stark im Bass ausgebaut, lässt sich Melodiespiel dennoch mit santanaeskem Sustain ins Leben rufen. Die Tonfarbe ist etwas glasig, aber alles in allem durchaus von solider Substanz.
Der Humbucker am Steg punktet mit kompaktem Akkord-Sound, nettem Höhenbiss und dynamischer Beweglichkeit. Damit geht die rhythmische Arbeit locker vom Hocker, denn auf das Plektrum reagiert die Gitarre in dieser Schaltstellung durchaus wendig und schnell. Eine recht schmissige Klangoffensive lässt sich nun im Overdrive eröffnen. Akkorde pumpen prächtig, Leads haben Biss und Kraft. Das respektable Sustain kommt getragenem Melodiespiel entgegen, dennoch sind auch im akzentuierten Powerplay schneller Linien keine Verluste zu beklagen. Der Anschlag wird gut herausgestellt, das Instrument reagiert präzise und schnell.
Beide Tonabnehmer zusammengeschaltet bringen dann noch ein leicht hohles, dabei offen und hell tönendes Klangbild für vielerlei Anwendung zu Gehör. Auch damit ist also gut arbeiten.
Eine zusätzliche Klangebene lässt sich jenseits der Standardschaltung nun noch über die Push/Pull-Funktionen der Tone-Regler aufrufen. Die Humbucker werden geteilt, lediglich die Spulen mit den Polschrauben sind bei gehobenen Schalterknöpfen aktiv. Bestens funktioniert diese alternative Schaltstellung beim Hals-Pickup. Der verliert prompt seine Bassschlacke und kommt mit einem netten drahtigen Ton an den Start, der sich mindestens für die rhythmische Akkordarbeit bestens eignet; Bonus ist dann noch der etwas dünn tönende Klang der Einzelspule des Steg-Pickups. Lästige Kleinigkeit noch zum Schluss: Die Push/Pull-Potiknöpfe lassen sich wegen ihrer glatten Oberfläche mit feuchten Fingern kaum heben.
Resümee
Gute Idee und naheliegend dazu: Hagstrom hat sein Gitarrenprogramm um eine Double-Cutaway-Variante des Super-Swede-Designs erweitert. Das Modell Deuce liefert mit den hauseigenen Custom-58-Pickups Sounds, die sich an der klassischen elektrischen Tonkultur der End50er-Jahre orientieren. Natürlich können die nicht mit dem heiligen Odem aufwarten, den viele Spieler bei den Originalen spüren wollen, denn wir haben es bei diesen Hagstroms mit richtiggehenden Funktionsgitarren zu tun und das ist nun wirklich keine Schande. Als Bonus in der soliden elektrischen Ausstattung gibt es sogar noch eine Splitfunktion für die Pickups oben drauf. Also: Die Deuce macht optisch was her, klingt richtig ordentlich, lässt sich mit bestem Griffbrettzugang manierlich spielen und wartet gemessen am Preis mit einem guten Leistungsverhältnis auf. Anregung genug? Nun, alles andere liegt selbstredend wie immer in und entscheidet sich an deiner Hand. Hau rein!