Guitar Guru: Otwin & Höfner

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Otwin- und eine Höfner-Gitarre.

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Ich habe zwei Fragen. Die erste betrifft eine Otwin Flattop Schlaggitarre (Otto Windisch aus Schilbach). Kann man sie datieren und einen Wert schätzen? Ich vermute, dass solche Instrumente zwischen 1940 und 1950 gebaut wurden. Interessant ist hier auch das Binding, das irgendwie aus zwei farbigen Holzstücken zusammengesetzt ist.

Gunter

Otwin wurde 1888 in Schilbach (Vogtland) von Franz Otto Windisch gegründet – der Name ist eine Zusammensetzung des Gründernamens, nicht ungewöhnlich damals bei Gründungen in Deutschland bis deutlich in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der Betrieb wurde dann immer wieder an jüngere Familienmitglieder vererbt, bis er 1973 aufgelöst und in den VEB Sinfonia Markneukirchen übernommen wurde – wie damals alle noch unabhängigen Gitarrenbauer in der DDR.

Neben den allseits beliebten Archtops oder auch “Schlaggitarren” stellte Otwin auch viele andere Instrumente her, so auch Flattop Acoustics wie Deine. Typisch für viele Flattops dieser Zeit war, dass die Saitenaufhängung über ein trapezförmiges Tailpiece erfolgte und nicht wie bei amerikanischen Flattops durch den Steg in den Korpus.

Das nimmt natürlich Druck von der Decke, sorgt aber für einen sehr anderen Sound und kann bei diesen alten “Wandergitarren” für Probleme mit der Saitenlage sorgen, zudem verrutscht die aufgesetzte Brücke gern mal. Ich schätze dein Modell eher später, also aus den 50er- oder gar 60er-Jahren; mit viel Geduld und bei guter Bespielbarkeit könnte man zwischen € 200-300 dafür bekommen, aber es wird zäh.

Der zweite Fall ist ein Dachbodenfund eines Bekannten, eine Höfner Archtop. Das Instrument ist hochwertig gearbeitet, relativ groß, passt in keinen heutigen Gitarrenkoffer. Die Tonabnehmer sind vermutlich nachträglich eingebaut worden. Sie sind aber alt, ebenso wie das “Control Board”. Ich würde mich freuen, etwas über die Geschichte und den Wert zu erfahren.

Gunter

Nun zu der Höfner. Es handelt sich dabei nach meinen Recherchen um Modell 468, aus den frühen 1960er-Jahren (so um 1962-1964) – das kann man von der Wahl der Pickups ableiten. Die 468 kann man durchaus als gehobenes Modell in der ausufernden Höfner-Archtop-Modellvielfalt sehen:

wunderschöne Bindings vorne und hinten, massive Decke, tolle Griffbretteinlagen. Ich gehe davon aus, dass die Gitarre ab Werk mit dem Vibrato und den Pickups ausgestattet wurde – selten! Dieses Level an Höfner-Gitarrenkunst wird mittlerweile für deutlich über € 1.000 angeboten und erzielt Preise bis € 2.000

– immer angenommen, dass der Zustand gut ist und man die Gitarre international anbietet, denn gerade in UK und USA gibt es viele betuchte Fans. Ich würde den Preis bei einem Verkauf etwas nach oben pushen wegen des Vibratos und der Doppel-Pickup-Bestückung – das sind sehr attraktive Features für viele Interessenten!

Guitar Guru

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