Guitar Guru: Hoyer & Hopf

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Rodebald-Hoyer- und eine Hopf-Silver-Star-Gitarre.

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Eine Freundin von mir hat nach dem Tod ihres Mannes eine alte Gitarre gefunden – ich vermute eine Rodebald Hoyer. Da ich schon seit 30 Jahren Gitarre spiele, hat sie mich gefragt, ob ich ihr helfen könnte. Ich habe nur herausgefunden, dass sie vermutlich aus den Jahren 1960 bis 1965 stammt. Jetzt stellt sich die Frage: lohnt es sich wirklich, die Gitarre aufzuarbeiten, und was wäre sie dann ungefähr wert?

Uwe

Es handelt sich hierbei tatsächlich um eine Rodebald-Hoyer-Gitarre, vermutlich aus den frühen 1960er-Jahren. Rodebald Hoyer stammte wie so viele deutsche Gitarrenbauer dieser Zeit aus Böhmen und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland nieder, genauer gesagt in Kochel am See. Dort betrieb er einen Betrieb kleiner bis mittlerer Größe. Man würde heute nicht unbedingt von Boutique sprechen, aber die Größe von Framus oder Höfner erreichte er nie. Seine Gitarren unterscheiden sich deutlich von den doch oft recht ähnlichen Modellen anderer deutscher Gitarrenbauer aus dieser Zeit. Eine Verwandtschaft mit dem anderen großen deutschen Hersteller Arnold Hoyer bestand nicht.

Rodebald Hoyer starb 1964, danach wurde sein Betrieb noch bis 1966 von seiner Ehefrau weiterbetrieben und dann eingestellt. Das limitiert schon mal die Datierung. In der Regel lassen sich Rodebald-Hoyer-Gitarren aber noch genauer datieren, dann befindet sich im Inneren des Korpus, auf der Innenseite des Bodens unter dem Steg, in der Regel ein Jahresstempel. Das Modell heißt übrigens ‚Alabama‘.

Rodebald Hoyer stellte auch viele Gitarren für die Hausmarke des Münchner Musikgeschäfts Lindberg her, das heute noch existiert. Zum Wert: Ich spreche immer sehr ungern von Wert, weil der Wert einer Gitarre letztlich dadurch bestimmt wird, was ein Käufer bereit ist, dafür zu bezahlen. Und nicht von der Seltenheit, dem Alter oder irgendwelchen gefühlten Faktoren. Sagen wir es so: In dem gezeigten Zustand ist noch viel zu tun und es ist fraglich, ob die Ideal-Tonabnehmer noch funktionieren.

Außerdem müsste man schauen, ob der Hals gerade ist und ob er aus der Halstasche herauskommt. Ich kenne keine Rodebald Hoyer, die einen verstellbaren Halsstab hatte, und so hat auch diese keinen. In dem Zustand, wie er hier gezeigt wird, würde ich nicht mehr als 250 € bezahlen, mit dem Risiko, dass der hintere Tonabnehmer nicht mehr zu retten ist, weil der Bobbin nicht mehr ersetzt werden kann. Im restaurierten Zustand sind das an sich recht wertige und brauchbare Gitarren mit viel Charme, für die damalige Zeit etwa Mittelklasse.

Guitar Guru

Ein Freund hat eine Gitarre auf dem Dachboden gefunden, könnt ihr mir nähere Informationen zu dem Modell geben? Es handelt sich um eine Hopf Silver Star, die sein Schwiegervater in den 1960er-Jahren gespielt hat. Wie ist die Qualität von Gitarren aus dieser Zeit und werden sie noch gehandelt? Die Gitarre hat einen Schaden am Binding. Kann so etwas repariert werden?

Johannes

Bei deiner Gitarre handelt es sich, wie du richtig recherchiert hast, um eine Hopf Schlaggitarre, Modell ‚Silver Star‘. Sie hat bereits einen verstellbaren und Halsstab, der in Deutschland erst ab 1960 verwendet wurde, weshalb wir deine Gitarre in die frühen 1960er-Jahre datieren können. Hergestellt wurde sie nicht direkt bei Hopf, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit von Helmut Hanika (Soli). Da Hopf verschiedene Gitarrenbauer mit der Herstellung von Archtops beauftragte, ist das leider manchmal nicht eindeutig identifizierbar. Gustav Glassl käme auch in Frage, hier müsste man noch genauer in die Details einsteigen.

Das Modell ‚Silver Star‘ ist recht selten und definitiv am oberen qualitativen Ende des Hopf-Line-Ups einzuordnen. In gutem, spielfertigem Zustand kann man einen Preis zwischen 500 und 1.000 € erzielen, wenn man die Gitarre international anbietet. Das Soundboard ist übrigens von Schaller.

Das Binding ist vermutlich im Lauf der Jahrzehnte durch Umwelteinflüsse geschrumpft, und lässt sich nur sehr schwer reparieren. Die wohl einzige erfolgversprechende „Hausmethode“ wäre, es mit einem Fön zu erhitzen, so dass es wieder etwas elastischer wird, und dann mit Klemmen und Leim am Korpus zu fixieren. Ansonsten kann man es auch aufschneiden und die Enden wieder anleimen, dann bleibt aber eine kleine Lücke. Die dritte und sicherlich aufwendigste Methode ist ein kompletter Tausch des Bindings. Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

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