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Guitar Guru: Hopf-Gitarre und Höfner-Bass

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Hopf-Gitarre und einen Höfner-Bass.

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Ich würde gerne mehr über diese Archtop-Gitarre erfahren. Es wäre schön, wenn Sie mir den Hersteller und das ungefähre Baujahr nennen könnten, außerdem würde ich gerne wissen, ob ich die Gitarre bedenkenlos überarbeiten kann oder ob es sich um ein seltenes Stück handelt, das möglichst im Originalzustand bleiben sollte. Das Griffbrett scheint nicht aus Holz zu sein, sondern sieht nach Kunststoff (Verbundstoff?) aus, was eher für ein Billigmodell spricht? Das Griffbrett wurde an den Seiten weiß lackiert, was ich ebenfalls ungewöhnlich finde. Der Saitenhalter ist von Hopf. Es wäre schön, mehr über diese Gitarre zu erfahren. – Michael

Bei deiner Gitarre handelt es sich um eine von Hopf vertriebene „Schlaggitarre“, wie dieser Gitarrentyp damals genannt wurde, da er im Gegensatz zur klassischen Gitarre „geschlagen“ und nicht gezupft wurde. Der traditionsreiche Instrumentenbauer Hopf baute die Archtops allerdings nicht selbst, sondern ließ sie von verschiedenen Manufakturen herstellen. Das Bakelit-Griffbrett habe ich so noch nicht gesehen – sehr selten. Nach einem A/B-Vergleich mit anderen Modellen vermute ich, dass es von Gustav Glassl gebaut wurde. Glassl war ein kleiner, aber feiner Gitarrenbauer, der Gitarren in eigener Regie oder auch für Hopf gebaut hat.

Ich gehe von einem Baujahr um 1960 aus. Gegen die anderen Gitarrenbauer von Hopf Archtops, Helmut Hanika und Manfred Pletz, sprechen verschiedene Baudetails wie z.B. die Form der Kopfplatte. Etwas unklar ist mir, ob die weiße Farbe original ist oder ob jemand die Gitarre nachträglich weiß lackiert hat. Denn in der Regel gab es die Lackierung „weiß“ damals einfach nicht – weder bei den großen noch bei den kleinen Herstellern. Ich gehe davon aus, dass das nicht original ist, wofür auch die Klecksel-Spuren am Halsfuß sprechen. In jeden Fall handelt es sich aber nicht um ein absolutes Topmodell, sondern eher Einsteiger- bis mittleres Qualitätslevel. Ich persönlich rate dennoch immer von weitgehenden und nicht reversiblen Modifikationen ab, sondern eher zum Kauf eines Instruments, das schon weitgehend so ist, wie man es sich vorstellt. Denn ich habe leider so manches altes Instrument auf meiner Werkbank gehabt, das absolut verschlimmbessert wurde und nicht mehr in den Originalzustand zurückversetzt werden konnte.

Aus der Sicht der 1960er- und 1970er-Jahre waren Modifikationen einigermaßen verständlich – es gab einfach nicht so viel Auswahl und auch nicht so viele Möglichkeiten, zu einem vernünftigen Preis an das Instrument mit der präferierten Konfiguration zu kommen – siehe z.B. Eddie Van Halen. Doch heutzutage ist das ja nur noch einen Mausklick entfernt, insofern entfällt die Notwendigkeit, ein altes und „historisches“ Instrument umzubauen. Zudem muss man aufpassen, dass man das Instrument dabei nicht zerstört – zum Beispiel ist das Bracing dieser alten Archtops nicht dafür gedacht, dass man die Decke für versenkbare Pickups aufsägt oder gar einen Steg mit versenkten Postings installiert. Was beliebt, ist auch erlaubt, würde jedoch Wilhelm Busch sagen – und dabei belassen wir’s! Marktpreis übrigens um die 250-300 Euro, würde ich sagen.


Das bin ich mit meinem zweiten E-Bass um 1979. Danach sind noch viele andere Bässe in mein Leben getreten, aber bei diesem hier kann ich nicht mehr rekonstruieren, um welchen Typ es sich handelt. Wer weiß mehr? Ich habe ihn ca. 1978 in einem Musikgeschäft in Hof / Oberfranken gekauft und, wenn ich mich recht erinnere, 480 DM dafür bezahlt. Vielleicht ein Höfner? Den Originalaufkleber eines Fender Precision auf der Kopfplatte habe ich damals übrigens einfach schriftlich beim Fender-Vertrieb angefragt – und ohne weitere Fragen kostenlos zugeschickt bekommen. Stefan

Bei deinem Bass auf dem Bild handelt es sich um das Höfner Modell 183, allerdings ohne Pickguard – ob dieses auf einigen Modellen weggelassen wurde oder bei deinem Bass eine Modifikation vorgenommen wurde, lässt sich wohl nicht mehr feststellen – die Potis sind alle an der richtigen Stelle. Theoretisch wäre auch Klira noch in Frage gekommen, allerdings ist die Kopfplattenform mit der leicht abfallenden „Nase“ schon sehr eindeutig Höfner. Der 183 wurde ca. zwischen 1975 und 1983 hergestellt und ist gar nicht mal mehr so leicht aufzutreiben. Es handelte sich bei der Serie (es gab von der Modellreihe auch zwei Gitarrenmodelle mit jeweils 2 und 3 Pickups) in den mittleren und späten 1970er-Jahren um die Einsteiger-Solidbody-Modelle von Höfner; und an dem von dir erinnerten Preis von 480 DM, was damals ja noch eine ganz ordentliche Kaufkraft hatte, sieht man, dass Höfner schon mit den Einsteigermodellen in einem respektablen Preissegment unterwegs war. Heute würde man vermutlich in komplett originalem Zustand zwischen 350 und 500 Euro für den 183 bekommen. ●


guru@gitarrebass.de


(erschienen in Gitarre & Bass 03/2025)

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