Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Harmony-Gitarre aus den 60ern und eine 70er-Jahre-Ibanez …
Mein Vater spielte in den Sechzigern in einer Rhythm-&-Blues-Band. Wie er erzählte, bestellte er sich damals aus einem Katalog diese schöne Harmony H74 aus den USA. Eine Seriennummer kann ich an dem Instrument leider nirgendwo entdecken. Nach seinem Tod erbte ich die Gitarre, die über die Jahre einige Reparaturen und Veränderungen über sich ergehen lassen musste.
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So weiß ich, dass die Poti-Knöpfe nicht original sind und auch die Stimmmechaniken sowie der Steg (teils recht unschön und erst viel später als die Knöpfe) ausgetauscht wurden. Das Pickguard scheint auch zu fehlen. Außerdem muss die Gitarre mal von jemand anderem als Linkshänder-Instrument verwendet worden sein, wie die Bohrung am Cutaway verrät. Vielleicht weiß der Guru ja noch mehr über diese Gitarre!
Moritz
Zur Firma Harmony nur ganz kurz: Sie wurde 1892 in den USA gegründet und bereits 1916 vom Versandhaus Sears & Roebuck gekauft. Harmony entwickelte sich bis in die 1960er-Jahre zum größten Hersteller von Instrumenten in den USA; neben Gitarren wurden auch allerlei andere Instrumente gebaut, und unter anderen Markennamen vertrieben – am bekanntesten davon Silvertone. Die Firma bestand bis 1975, seit 2018 gibt es die Marke wieder, sie gehört heute aber einer Firma aus Singapur.
Bei deiner Gitarre handelt es sich um die Harmony H74 Meteor. Sie wurde 1961 eingeführt und war ein weiterentwickeltes Modell der Meteor H70 (die übrigens niemand Geringerer als Keith Richards in der Frühzeit der Rolling Stones ab 1963 spielte), mit DeArmond „Double Mustache Goldfoil-Singlecoils“ und Bigsby B3, sowie dem „halben Cutaway“ oben. Vor allem diese Goldfoil-Pickups haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype erfahren.
Wie du richtig bemerkt hast, ist nicht mehr alles an deiner original: Die Brücke war zwar ursprünglich auch aus Holz, allerdings nicht längenkompensiert und mit einem Plastiksteg als Saitenauflage. Bei den Original-Mechaniken handelte es sich um offene Waverly-Farbrikate mit 8-mm-Achsen. Um die gekapselten Klusons auf deiner aufzunehmen, mussten Bohrungen vorgenommen werden. Auch wenn die Klusons sicherlich stimmstabiler arbeiten als die Waverlys, beeinträchtigt so eine Modifikation erstens die Gewichtsbalance des Halses und zweitens den heiklen „Vintage“-Charakter und damit Wert der Gitarre, zumal das nicht so einfach reversibel ist.
Die Brücke dagegen ist keine beeinträchtigende Modifikation – wer wirklich ein nicht-längenkompensiertes Original will, kann sich eines besorgen und einfach wieder austauschen, die Brücke ist ja auf der Decke nicht fixiert. Ich schätze deine Harmony auf frühe 1960er-Jahre. Ich habe eine ähnliche in etwas besserem Zustand für ca. 1900 Euro gesehen. Das erscheint mir etwas hochgegriffen, aber die alten „billigen“ US Brands haben in den vergangenen Jahren vor allem wegen Bands wie den White Stripes oder Black Keys wieder etwas mehr Interesse erfahren. So um die 1000 Euro sollten in dem Zustand drin sein, solltest du sie verkaufen wollen – sofern da nicht noch mehr Probleme zu finden sind.
Vielleicht kann der Guru mir etwas mehr an Informationen zu meiner vor gut fünf Jahren ersteigerten Ibanez CN 200 (Concert Guitar Serie, made in Japan) zukommen lassen. Ich fand diese relativ schwergewichtige alte E-Gitarre als Sofortkauf für runde 800 Euro im Internet und konnte bisher leider noch nichts Konkretes bezüglich ihres aktuellen Marktwertes und Herstellungsdatums finden.
Lediglich die Tatsache, dass es sich bei dieser besagten Gitarre um ein recht frühes Ibanez-Modell handelt, das nur für sehr kurze Zeit bei Fujigen Gakki in Japan gefertigt wurde, und irgendwann später in einer stark abgespeckten Version – und zu einem weitaus günstigeren Verkaufspreis – unter dem Label „Cimar“ wieder aufgelegt wurde. Mir wurde von Seiten der Verkäuferin versichert, dass sich die Gitarre zu 100% im Originalzustand befindet und kaum bespielt wurde.
Britta
Du weißt ja im Prinzip bereits alles zu der Gitarre. Der Knackpunkt bei diesen alten japanischen Gitarren ist – wenn man denn Wert auf den Originalzustand legt – die Frage, ob die Pickups tatsächlich original sind. Da sind die Kenner und Sammler eigen – es müssen Ibanez Super 80 sein. Gebaut wurde die Gitarre laut Seriennummer im August 1978 – das lässt sich eben von „H78“ ablesen. Gebaut wurde sie – wie so viele Ibanez-Gitarren – von Fujigen Gakki, wie übrigens auch die Greco-Gitarren.
Greco war eine Marke von Kanda Shokai, die später ein Joint-Venture mit Fender eingingen – Fender Japan – und die Fender/Squier-Gitarren aus Japan der 1980er auch von Fujigen bauen ließen. Interessant wäre es, die Cimar-Variante auszuchecken – mir ist aber noch keine untergekommen. Cimar-Gitarren wurden in der Regel von Chushin gebaut, und zwar schon in durchgehend etwas schlechterer Qualität als die Ibanez-Modelle. Das trifft natürlich nicht auf alle zu – es gibt auch sehr hochwertige Cimar-Gitarren – aber auf viele eben schon.
Zum Beispiel haben Cimar-Les-Paul-Kopien die berüchtigten Fake-Humbucker, also Singlecoils in Humbucker-Gehäusen. Wäre interessant, ob das bei der Cimar CN auch so war. Dazu müsste man aber erst einmal ein Exemplar finden. Ich denke, mit den 800 Euro, die du für diese Gitarre investiert hast, hast du nichts falsch gemacht. Das kriegst du auch jederzeit wieder für dieses gut erhaltene Instrument.
Eine wirklich sehr schöne Gitarre,die es in den 1978/79er-Jahren auch noch in den Farben Ivory,dark Olive und Sunburst gab. Das Modell der Ibanez CN-200 Doublecut tendierte klangtechnisch wahrhaftig in Zielrichtung der berühmten Gibson Les Paul Black Beauty,kostete jedoch wesentlich weniger als das letztgenannte amerikanische Modell. Der bei der CN-200 verwendete vollmassive Mahagonikorpus und die originalen ab Werk montierten bekannten Ibanez „Flying Fingers“ Humbucker trugen hier wesentlich zum kräftigen Sound dieser relativ schwergewichtigen,aber sehr edlen Ibanez bei.
Wer heute noch stolzer Besitzer von einer dieser besagten extrem seltenen Ibanez CN-200 in unverbasteltem Zustand ist,der gibt sie garantiert nicht mehr her. Bekanntlich wurde sie leider nur knapp ein Jahr lang gebaut.
Sie ist und bleibt aber zweifellos eine echte Schönheit unter den japanischen Gitarren Raritäten der vergangenen Zeit!
Eine wirklich sehr schöne Gitarre,die es in den 1978/79er-Jahren auch noch in den Farben Ivory,dark Olive und Sunburst gab. Das Modell der Ibanez CN-200 Doublecut tendierte klangtechnisch wahrhaftig in Zielrichtung der berühmten Gibson Les Paul Black Beauty,kostete jedoch wesentlich weniger als das letztgenannte amerikanische Modell. Der bei der CN-200 verwendete vollmassive Mahagonikorpus und die originalen ab Werk montierten bekannten Ibanez „Flying Fingers“ Humbucker trugen hier wesentlich zum kräftigen Sound dieser relativ schwergewichtigen,aber sehr edlen Ibanez bei.
Wer heute noch stolzer Besitzer von einer dieser besagten extrem seltenen Ibanez CN-200 in unverbasteltem Zustand ist,der gibt sie garantiert nicht mehr her. Bekanntlich wurde sie leider nur knapp ein Jahr lang gebaut.
Sie ist und bleibt aber zweifellos eine echte Schönheit unter den japanischen Gitarren Raritäten der vergangenen Zeit!