Guitar Guru: Fine & Fame

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Fine-Gitarre und eine Fame-Bass.

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Ich hatte vor kurzem die Gelegenheit, für 165 Euro eine Fine FS kaufen zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Marke gar nicht. Im Internet findet sich auch recht wenig zu diesem Modell – eigentlich gar nichts, außer dass die Gitarre aus den 90ern stammt und in Korea gebaut wurde. Könnt ihr mir vielleicht etwas mehr dazu erzählen?

Rainer

Bei deiner Gitarre handelt es sich um eine Fine FS, hergestellt von der Fine Corporation in Incheon, Korea. Die Firma wurde 1994 gegründet, da die Webseite aber mittlerweile offline ist, gehe ich davon aus, dass sie nicht mehr existiert – ein letztes Lebenszeichen gab es 2003. Lange Zeit beherrschten die beiden großen Hersteller Samick und Cort den Gitarrenbau in Südkorea. In den späten 1980er- und 1990er-Jahren kamen dann allerdings andere dazu – Fenix, Unsung, und eben auch Fine. Viele sind allerdings heute auch nicht mehr im Geschäft.

Deine Gitarre ist eines der typischen Designs der 1990er-Jahre, als Gitarrenhersteller überall die Zeit gekommen sahen, neben den üblichen Formen (Tele, Les Paul, Strat) Alternativen auf den Markt zu bringen, nachdem das Interesse an Superstrats/Metal-Gitarren in der Grunge-Zeit nachließ. So richtig von Erfolg beschieden war das meist nicht, denn all diese Designs aus den 1990ern sind heute wieder verschwunden – und dementsprechend auch nicht gesucht. Deshalb hast du die Gitarre trotz sehr ordentlicher Qualität zu einem günstigen Preis bekommen.

Viel ist da einfach nicht drin, weil es heute keine Nachfrage auf dem Gebrauchtmarkt dafür gibt – während zum Beispiel um koreanische Fenix- oder Cheri-Strat-Kopien der frühen 1990er-Jahre ein kleiner Kult entstanden ist, der die Preise treibt. Ein anderes Beispiel für 1990er-Designs sind die teilweise sogar in den USA gefertigen Starfield-Gitarren von Hoshino/Ibanez: eigenständige Designs, mit denen Hoshino versuchte, abseits des Metal-Markts frischen Wind in der Gitarrenwelt zu etablieren – und auch das scheiterte nach einigen Jahren.

Freu dich an dem wohl recht ordentlichen Instrument, das du für einen guten Preis bekommen hast. Falls du mal Zeit und Lust hast, schraub sie hinten auf und schau, ob der Korpus aus Massivholz oder Sperrholz ist – die Koreaner bauten bis in die 1990er hinein die meisten Gitarren aus Sperrholz. Aufwerten könnte man die Gitarre sicherlich noch durch einen Tausch des Tremolosystems. Viele koreanische Gitarren aus dieser Zeit haben da nur einen ganz dünnen Zinkblock, wenn nicht sogar nur ein gebogenes Blech unter der Haube. Da kann man tonal noch einiges rausholen, z. B. mit einem preiswerten, aber guten Wilkinson-Ersatz.

Guitar Guru

Ein Kollege von mir hat mir eine Gitarre von Fame zur Begutachtung gegeben, in Powerstrat-Form, mit HSH-Bestückung und einem Tremolo in Floyd-Rose-Bauweise. Ein Poti ist ein Push-Pull, wahrscheinlich zum Splitten. Da aber der 5-Wege-Schalter hinüber ist, lässt sich das so nicht feststellen. Ich habe die Internetseite von Fame durchsucht aber keinerlei Gitarren in dieser oder ähnlicher Bauform entdecken können. Könnt ihr mehr dazu herausfinden und ungefähr einen Wert feststellen?

Yannick

Bei Fame handelt es sich um die Hausmarke des Musikhändlers Musicstore in Köln. Die Gitarre ist das Modell SK1065, welches mit einer HSH-Bestückung ausgestattet war. Das Schwester-Modell hieß FC1000 und kam mit HSS, beide mit einer lizensierten Floyd-Rose-Variante und Gold-Hardware. Im Programm waren diese Modelle 1996-1997 und kosteten seinerzeit 555 DM. Nähere Angaben – z. B. welches Korpusmaterial verbaut wurde – kann ich leider nicht machen, da es laut Musicstore keine weiteren Aufzeichnungen mehr gibt. Allerdings wurde in Werbemaßnahmen von einem Massivholzkorpus gesprochen.

Die Fernost-Fertigung legt nahe, dass es sich um Hardwood, also Laubholz handeln muss. Ich vermute: Linde. Leider ist diese Art von Gitarren heute nicht besonders nachgefragt, und diese älteren Fame-Modelle haben auch nichts mit den hochwertigen, in Polen gefertigten Forum-Modellen zu tun. Deshalb sehe ich den erzielbaren Preis, wenn man sie denn verkaufen wollte, unter 200 Euro.

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2021)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Bezüglich der damaligen „Chevy“,“Chery“, und später dann auch „Cheri“ genannten koreanischen Strat-Kopien, handelt es sich um durchaus sehr sauber verarbeitete und gut klingende E.-Gitarren,die bekanntlich im gigantischen Cort-Werk in Süd-Korea hergestellt wurden.Der deutsche Vertrieb war damals wohl „GEWA“ .Es existierten sogar Deutsch/Englisch-sprachige Info-Broschüren mit allen darin aufgelisteten E.-Gitarren.
    „Chery“,“Chevy“,und „Cheri“ waren namentlich faktisch also gar keine eigenständigen Markenlabel.Den Namen „Chevy“ durfte der besagte Gitarren-Gigant aus Korea wegen eines heftigen Firmennamen-Rechtsstreits mit dem amerikanischen Automobilhersteller „Chevrolet“, im Kürzel: als „Chevy“ benannt,folglich nicht mehr benutzen.Der Rechtsstreit ging also vor Gericht,und zugunsten des U.S.-Autofabrikanten „Chevrolet“ aus.Wer hätte denn auch ernsthaft vermutet,daß hinter dem Namen „Chevy“ eine gut klingende Elektrische Stratocaster-Copy vom Autofabrikanten „Chevrolet“ gebaut wurde?!? Die alten „Chevy“,“Cheri“ und „Chery“ Gitarren besitzen heute mittlerweile einen gewissen Kultstatus unter Sammlern.

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  2. Nicht unerwähnt bleiben,bezüglich der „Starfield/ Made by Ibanez Gitarren,sollte hier die Tatsache,daß diese sehr hochwertigen „Starfield Altair“ Gitarren vornehmlich wegen ihres damalig recht hohen,aber zu Recht aufgerufenen Verkaufspreises nach knapp 2 Jahren wieder vom damals weltweit heiß umkämpften Markt von der Bildfläche verschwanden!
    Die „Starfield“ Gitarren im guten,unverbastelten Originalzustand,sind heute unter Insidern als Gebrauchte wieder sehr gesucht,und erzielen derzeit mitunter Höchstpreise von bis zu 1.700,-€uro und (inklusive eines originalen „Starfield“ Hardshellcases/ Made in England!) teils sogar auch noch höher!
    Die damaligen,leider extrem kurzlebigen „Starfield“ Gitarrenmodelle,die teilweise bei Fujigen in Japan gebaut,und in den U.S.A. endgefertigt wurden,wurden folglich bis dato nie wieder von Ibanez aufgelegt.

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  3. Hallo, mein Name ist Michael Otto, und ich möchte gerne wissen welches die
    lauteste deutsche Archtop-Gitarre ist, da im Netz unterschiedliche Gitarren genannt werden, zumeist aus Online-Foren. Angeblich soll es die Klira Triumphator sein. Könnt ihr mir weiterhelfen – ich bin für jede Info dankbar.
    Herzlichen Gruß Michael Otto

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