Frag den Guru!

Guitar Guru: Fender Elite Stratocaster & GIMA-Gitarre

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(Bild: G&B Leser)

Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Fender Elite Stratocaster und eine GIMA-Gitarre.

Frage: Ich komme die Tage bei einem Musikerkollegen durch die Tür und der Anblick verblüffte mich arg. Bei all den Metern an Literatur zu alten Gitarren, Vintage-Raritäten und Geschichten zum Instrumentenbau war mir das Strat-Schätzen so noch nicht untergekommen.

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Ich habe dem Kollegen vorgeschlagen, euch einmal zu konsultieren. Prototyp, untypische Modifikation, Custom Experiment …. ich wird nicht schlau daraus. Lasst mich mal eure Meinung wissen.

Tom

(Bild: G&B Leser)

Antwort: In den frühen 1980er-Jahren ging es Fender, immer noch in Besitz des CBS-Konzerns, ziemlich schlecht (wie übrigens auch den anderen großen US-Herstellern).

Deshalb wurde die Produktion radikal umgestellt: Statt Hunderten von Gitarren sollten in den USA nur noch wenige gebaut werden, die Massenproduktion übernahm das neu gegründete Label Squier zunächst mit dem japanischen Outsourcer FujiGen.

Bei der Gitarre deines Bekannten handelt es sich um eines der modernisierten Modelle aus der damals neuen US-Serie – und zwar genauer gesagt um die sogenannte Fender Elite Stratocaster. Sie wurde nur circa ein Jahr lang gebaut, von 1983 bis 1984, und sollte Fender ins neue Zeitalter der High-Speed-Shredder bringen, was allerdings nicht gelang.

Das Modell hatte einige modernisierte Features, z.B. ein Griffbrett mit einem 12-Zoll-Radius und Jumbo-Bünden – bis dahin hatten alle Strats 7,25-Zoll-Griffbrettradien und dünne Bünde. Die Alnico 5-Pickups sehen zwar nach aktiven Modellen aus, sind es aber nicht. Die Gitarre hat aber einen per Batterie betriebenen 12-dBBoost sowie eine aktive Ton-Regelung an Bord.

Den Boost nutzte Fender kurz darauf auch für das Eric-Clapton-Signature-Modell. Statt eines 5-Wege-Switches verbaute Fender drei Druckknöpfe – die erlauben mehr Schaltungsoptionen als bei einer normalen Schaltung (alle drei Pickups gleichzeitig sowie Neck und Bridge zusammen).

Ihr größter “Mangel” war die Vibrato-Einheit. Um Kosten zu sparen, wurde bei der Elite nur von oben in den Body eine Fassung für die neue Bridge gefräst, sodass die Saiten auch nicht mehr durch den Stahlblock des Vibratos von hinten gesteckt wurden.

Das kam nicht besonders gut an, und insgesamt erscheint die Elite heute wie der eher halbherzige Versuch, in ein neues Zeitalter aufzubrechen, dabei aber gleichzeitig Kosten zu sparen und doch bloß nicht zu weit zu gehen… Damit erklärt sich, warum die Produktion auch schnell wieder eingestellt wurde.

Besonders gesucht ist die Elite heute nicht mehr, weshalb ich den Wert trotz ihrer Seltenheit nur so bei um die € 1.000 sehe. Der bekannteste User ist übrigens Ty Tabor von King’s X.

(Bild: G&B Leser)

Frage: Hab bei einer Online-Auktion dieses schöne alte Stück ergattert, und frage mich jetzt, was ich da eigentlich gekauft habe – klingt und spielt sich sehr gut!

Frank

Antwort: Da hast du ein kleines Stück deutscher Instrumentengeschichte ergattert. Es handelt sich um eine der sehr seltenen GIMA-Gitarren. Die Abkürzung steht für „Gitarrenbau Massen“, heute in Esterwegen ansässig.

Gegründet wurde das Unternehmen 1957 von Heinrich Friedrich, die Gitarren wurden von ihm zusammen mit dem Geigenbauer Rolf Meinel aus Markneukirchen gebaut.

GIMA-Gitarren sind selten und individuell, das heißt, sie folgen nicht so deutlich den Ähnlichkeiten, die andere westdeutsche Gitarren aus jener Zeit miteinander hatten.

Deine Gitarre dürfte aus den mittleren bis späten 1960er-Jahren stammen. Sie scheint gut erhalten zu sein. Ungewöhnlich ist die Saitenaufhängung (es handelt sich, wie bei den Pickups, um Hardware von Schaller), die es in dieser Form auch mit Vibrato gibt – deine hat aber keins!

Habe ich so noch nicht gesehen. Leider ist GIMA heute kaum noch bekannt, weshalb sich auch Sammler nicht gerade um die noch existierenden Exemplare raufen. Unter € 350 würde ich das schöne Stück allerdings nicht hergeben.

Guitar Guru

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2018)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Die geniale Idee des „Guitar Guru“, der in Gitarre & Bass seit etlichen Jahren sämtliche Leserfragen zu alten,außergewöhnlichen und merkwürdigen Gitarren ausführlich beantwortet,sollte zukünftig bitte mehr als nur eine Seite in Gitarre & Bass beinhalten,denn es gab und gibt auf dieser Welt einfach immer noch so viele Gitarren,die leider häufig bis heute (zu Unrecht!) unbekannt geblieben sind,weil sie teils bizarr in ihrer Optik,oder gar aufgrund einer geringen Stückzahl bei der Herstellung den Lesern bisher verborgen blieben.Die beliebte Rubrik „Guitar Guru“ sollte deshalb zukünftig in jeder Ausgabe von Gitarre & Bass um mindestens zwei Seiten erweitert werden,denn hier schlummert garantiert genügend Potential zu Fragen und Antworten hinsichtlich entlegener- bzw. seltener Gitarren,egal ob es sich dabei um elektrische- oder semi-akustische Saiteninstrumente handelt.Somit wären hier alle Leser dazu aufgerufen,diesbezüglich Fotos und Fragen zu diesem Thema an die Redaktion zu senden,um sich an dieser Aktion der erweiterten „Guitar Guru“ Rubrik zu beteiligen.Vorausgesetzt,der „Guitar Guru“ wäre damit einverstanden,verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und besten Dank im Voraus. Pitti.?

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