Guitar Guru: Aria und Höfner
von Guitar Guru, Artikel aus dem Archiv
Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie auf dieser Seite. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Aria EA200-Gitarre und eine Höfner-Archtop.

Ich habe mir neulich diese schöne Schraubhals-Interpretation einer ES 335 gekauft: Soweit ich weiß, handelt es sich dabei um eine Aria EA 200 aus den 70ern. Nach einem Saitenwechsel sowie einer Graphit-Schmierung des Sattels lässt sie sich gut stimmen und spielen. Die Elektronik funktioniert auch tadellos. Sie hat ein paar Lackfehler und vor allem auf der Kopfplatte ein paar Lackabplatzer. Ansonsten schaut sie altersgemäß aus. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir etwas mehr über sie erzählen könntet. Ich habe 500 Euro dafür bezahlt und es fühlt sich wie ein guter Kauf an.
Bernhard
Bei deiner Gitarre handelt es sich um das Modell EA-200 von Aria. Aria war eine Marke der Arai Corporation aus Japan (offiziell angemeldet ist heute nur Aria Pro II). Seit den 1960er-Jahren ließ Arai die Aria-Gitarren und -Bässe in der Regel im Matsumoku-Werk herstellen – bis ca. 1986, danach ging die Produktion nach Korea. Ich gehe bei deiner Gitarre von einem Baujahr nach 1978 aus, eventuell 1980 gemäß der Seriennummer auf der Halsplatte. Denn die Kopfplatte ähnelt offensichtlich nicht mehr der Open-Book-Kopfplatte von Gibson, die die japanischen Hersteller ab 1977 für Exportmodelle nicht mehr verwendeten.
Das 1978er Modell lässt sich in Katalogen auffinden und hat erkennbar eine andere Kopfplatte, so dass deine jünger sein muss. Die spitz zulaufende Kopfplatte ist seitdem auch typisch für Aria. Mit 500 Euro hast du nichts falsch gemacht, aber auch nicht unbedingt ein Schnäppchen. Sofern du happy bist, ist alles gut. In diesen Gitarren waren oft „Fakebucker“, also Singlecoils in Humbucker-Gehäusen. Frühere Modelle der EA-200 wurden mit Fakebuckern ausgeliefert und sind komplett hohl, also wie eine ES-330.
Guitar Guru

Hallo zusammen! Ein Freund aus Ungarn hat mir dieses Foto geschickt, mit der Frage, was das wohl für eine Gitarre sein könnte: eine seiner ersten Gitarren, deren Details aus dem Gedächtnis verschwunden sind. Nur das Foto existiert. Ich habe ihm geschrieben, dass wahrscheinlich Hilfe naht. Danke im Voraus!
Hans-Werner
Bei der Gitarre deines Freundes handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Höfner 450 Archtop-Gitarre aus den mittleren 1960er-Jahren, zumindest nach dem, was man erkennen kann. Es könnte auch Modell 449 sein, allerdings unterscheidet sich diese von der 450 nur durch geringfügig kleinere Maße, die ich von dem Bild schlecht abschätzen kann. Da die 450 das geläufigste preisgünstige Höfner-Modell war, gehe ich mal davon aus, dass es sich um eine 450 handelt.
Das Logo auf der Kopfplatte ist erkennbar noch das aufgeklebte aus Plastik, welches bis in die zweite Hälfte der 1960er-Jahre Verwendung fand. Zudem hat die Gitarre einen einstellbaren Halsstab, erkennbar an der Abdeckung auf der Kopfplatte, muss also aus den 1960er-Jahren sein. Die Saitenaufhängung ist wohl nicht original, ganz ausschließen lässt sich das aber nicht.
Definitiv nicht original ist das Framus „Soundboard“ mit den Pickups, das nachträglich an der Gitarre angebracht wurde. Dieses Soundboard wurde von Schaller für Framus hergestellt und kam wohl von woanders her. Ausgeschlossen ist, dass eine Höfner-Gitarre mit einem Framus-Soundboard ab Werk „elektrifiziert“ wurde – das wurde also entweder von deinem Freund vorgenommen, oder irgendwer hat es vorher angebracht.
Der mögliche Preis ist nicht so leicht einzugrenzen – an sich ist die 450 kein besonders gesuchtes Modell von Höfner, es handelte sich ja nicht um ein teures Topmodell, und in gutem spielbaren Zustand bewegt sich das Marktgeschehen so um die 300-350-Euro-Marke herum. Nochmal um die 150 Euro könnte man für das Framus-Soundboard veranschlagen.
Guitar Guru
(erschienen in Gitarre & Bass 12/2024)
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Bezüglich der Aria EA-200 Gitarre: ich besitze eine optisch sehr ähnliche Aria Semiakustikgitarre,die allerdings (nach meinen Recherchen) als Typenbezeichnung TA 50/made in Japan (Titan-Serie) bezeichnet wurde,und einen sehr edlen Sycamore Korpus hat. Sie wurde irgendwann leider aus dem Aria Programm genommen.
Ich bezahlte für sie in einem guten gebrauchten Gesamtzustand aber bereits vor zirka 12 Jahren runde 700,-€ mit einem perfekt passenden Hardshellcase.
Sie wird jetzt aktuell sogar für über 950,-€ angeboten,und scheint mittlerweile schon sehr selten zu sein. Die Klangqualität und die Verarbeitung ist absolut top. Ich habe es bisher auch noch nie bereut,mir diese besagte Aria Gitarre aus vergangenen Tagen (etwa aus den frühen 1980er-Jahren) gekauft zu haben!