(Bild: Dieter Stork)
Fenders Effektpedale haben sich auf dem Markt etabliert, mit der neuen Hammertone-Linie richtet sich die US-Company an Budgetbewusste und präsentiert insgesamt neun Treter für den täglichen Bedarf. Vier davon stellen wir hier vor.
Als Erstes fällt natürlich die Optik auf. Mit ihrem rustikalen Hammerschlag-Design und dem Retro-Look hebt sich die Linie deutlich von der stylishen Eleganz ihrer größeren und älteren Geschwister ab. Dazu sind die Pedale vergleichsweise übersichtlich bestückt. Unsere beiden Drives kommen mit je vier Potis, Hall und Echo mit dreien sowie zwei kleinen Schaltern, die Optionen anwählen. Externe Steuerungs-Möglichkeiten sind bei der Serie generell nicht vorgesehen.
Die Potiknöpfe lehnen sich an die Amp-Designs des Hauses an, zu jedem Gerät gibt es farblich passend eine Typenbezeichnung, die den Effekttyp beschreibt. Zwar ist Optik stets Geschmacksache, aber originell ist dieser Ansatz allemal – auch wenn er in Sachen Ablesbarkeit nicht gerade die Optimal-Lösung darstellt. Drei unserer vier Probanden lassen sich im Inneren über Trim-Potis zusätzlich feinjustieren. Was, wie wir gleich sehen, auch durchaus sinnvoll ist.
(Bild: Dieter Stork)
OVERDRIVE
Beginnen wir mit dem Brot-und-Butter-Pedaltyp schlechthin – einen Overdrive hat wohl fast jeder Gitarrist auf seinem Board. Fender hat seiner jüngsten Version neben Standard-Reglern für Lautstärke, Zerrgrad und Tone auch zwei Zusatzfunktionen spendiert. Zum einen steht mit „Pre-Mid Boost“ eine vorgeschaltete Mittenanhebung – etwa für mehr Durchsetzungsfähigkeit beim Solospiel – zur Verfügung, die sich hinzuregeln (aber leider nicht zuschalten) lässt. Außerdem sitzt im Gehäuse ein Trim-Poti, das die Ansprache der oberen Frequenzen justiert.
Ab Werk klang das Pedal für meine Ohren deutlich zu dumpf, daher war das Poti im Test stets voll aufgedreht, was dem Sound den nötigen Biss verlieh. Das Ergebnis war ein universell einsetzbares Drive-Pedal für das breite Feld von Blues bis Hardrock. Der Mid Boost eröffnet dabei zusätzliche Optionen, allerdings muss man sich vorab entscheiden, wie stark man ihn in den Sound integriert.
Distortion im Test auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
DISTORTION
Eine Nummer deftiger wird es mit dem Distortion-Pedal. Im Vergleich zum Overdrive bietet Fender hier auch weiterreichende EQ-Optionen. Neben Potis für Bass und Treble sorgen im Inneren zwei Trimmer für zusätzliche Feinjustierung: „Midrange“ kann dem Namen entsprechend den Mittenbereich absenken oder anheben, über einen Low Pass Filter lässt sich das Signal dazu ab ca. 4 kHz absenken – etwa, wenn das Pedal vor einem höhenreichen Amp eingesetzt wird.
Mit Gain und Level zwischen 7 und 8 erklingt mit den beiden EQ-Potis in Stellung 5 ein ausgewogener Distortion-Ton, der sich etwa für Hardrock bis hin zu dezenteren Metal-Spielarten nutzen lässt. Optional lassen sich Overdrive und Distortion auch gut kombinieren, wodurch man für weniger als 140 Euro Ladenpreis ein flexibles Gain-Paket erwerben kann. Allerdings sollte man dabei mit der Zerr-Menge ein wenig haushalten, denn mit dem Drive steigt auch der Anteil der Nebengeräusche. An dieser Stelle noch eine erste Anmerkung zu den Trimmern: Zwar ist der Zugang zum Gehäuse-Inneren über eine Rändelschraube schnell erledigt, trotzdem dürften die Schrauben wohl eher einmal auf den Wunsch-Sound justiert werden und dann in dieser Position verbleiben.
Delay im Test auf Seite 3 …
(Bild: Dieter Stork)
DELAY
Auch das Standard-Echo der Linie (es gibt mit dem Space Delay eine weitere Ausführung) wartet mit bekannten Bedienoptionen auf. Time regelt die Verzögerungszeit bis zu einem Maximum von einer Sekunde, Level die Lautstärke der Wiederholungen von 0 bis 1:1. Über das Feedback-Poti lässt sich die Anzahl der Wiederholungen steuern, ab dem letzten Drittel des Regelweges steigt dann auch deren Pegel sowie der Zerranteil an, wodurch sich ab diesem Grenzbereich sehr gut mit Selbstoszillation experimentieren lässt. Feedback ist da in der Tat der richtige Begriff.
Zwei kleine Schalter erweitern die Möglichkeiten des Pedals noch einmal deutlich. Der Type-Switch stellt drei verschiedene Sound-Optionen zur Verfügung: In der oberen Stellung ertönen höhenhaltige Digital-Echos, dazu gibt es zwei Simulationen eines Analog Delays, der untere liefert dabei einen erhöhten Mittenanteil. Der Mod-Schalter stellt den Grundklängen auf Wunsch ein simuliertes Leiern an die Seite, wie man es etwa von Bandechos kennt. Die Intensität sowie die Geschwindigkeit lassen sich im Innern über die beiden Trimmer Speed und Depth regulieren. Ab Werk klang es mir subjektiv ein wenig zu intensiv. Und damit ein zweites Wort zu den Trimmern: Man sollte beim Justieren ein wenig vorsichtig agieren, denn der Kunststoff ist recht weich und empfindlich.
Die Delay-Zeit des Pedals sollte für die meisten Standard-Anwendungen völlig ausreichen, mit einer Bandbreite vom klinisch-reinen Digital-Echo bis zur modulierten Analog-Simulation, die je nach Setting bis in psychedelische Gefilde reichen kann, deckt es zudem ein weites Feld an Einsatzgebieten ab. Für Solosounds haben mir die Analog-Simulationen gut gefallen, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Alles in allem bietet Fenders Delay sinnvolle und praxisgerechte Optionen für relativ wenig Geld.
Reverb im Test und Resümee auf Seite 4 …
(Bild: Dieter Stork)
REVERB
Für den Hall gilt Ähnliches wie für das Delay: Drei Potis steuern die wesentlichen Eckdaten, zwei Kippschalter stellen zusätzliche Optionen zur Verfügung. Time regelt die Abklingzeit, Level die Lautstärke des Effekts. Hinsichtlich der Arbeitsweise des Damp-Potis hat man im Fender-Lager offensichtlich nicht gescheit kontrolliert, denn hier beschreiben verschiedene Versionen der Bedienungsanleitung unterschiedliche Wirkungen.
Der beiliegende Ausdruck sowie das herunterladbare deutsche PDF sprechen da von der Dauer der Nachhallzeit (was ja eigentlich das Time-Poti macht), im offensichtlich korrigierten englischen PDF liest man passender von der Kontrolle über den „High-End Shimmer“, also den Höhenanteil des Effekts – je offener, desto stärker wird er bedämpft. Damit korreliert „Tone“, der rechte der beiden Minischalter, der im unteren Setting generell einen höhenärmeren Halleffekt anwählt, in der oberen der beiden Positionen bleibt jener „normal“, also unbeeinflusst. Der zweite Mini-Switch wählt wie schon beim Echo einen von drei Grundsounds an, hier Hall, Room oder Plate.
Dass gerade Fender auf die Simulation eines Federhalls verzichtet, überrascht ein wenig, aber auch in diesem Fall gilt: Die Mini-Schalter erweitern die Möglichkeiten deutlich, für einen Ladenpreis von 85 Euro liefert Fenders neues Reverb-Pedal eine Vielzahl an Sound-Optionen vom dezenten Hall-Tupfer bis zum sphärischen Klangraum, die sich allesamt gut einpassen lassen und budgetbewussten Gitarristen damit eine recht günstige Abrundung ihres Tons bieten. Als einziges Pedal unserer Auswahl verzichtet es dabei auf interne Trim-Optionen.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Mit unseren Probanden bietet Fender für relativ kleines Geld vier wesentliche Effekte eines Effektboards auf. Die Sounds können, vor allem in Anbetracht der Preise, überzeugen, zudem bieten speziell der Hall und das Delay mit ihren Zusatzfunktionen eine Bandbreite, mit der sich die Pedale für zahlreiche Zwecke einsetzen lassen. Die beiden Zerrer machen ihre Sache nach kurzem Optimieren ebenfalls gut und eignen sich dabei auch als kostengünstiges und flexibles Drive-Duo als Klangzentrale auf dem Board. Mit der Hammertone-Serie wird sich Fender definitiv weiter auf dem Effektmarkt etablieren – jetzt also auch in der gehobenen Einsteiger-Kategorie.
Internet: fender.com
Preise (Street): Overdrive & Distortion ca. € 68, Delay & Reverb ca. € 85
PLUS
- auch für kleine Geldbeutel
- ansprechende Drive-Sounds (Overdrive & Distortion)
- Ausstattung (speziell Delay & Reverb)
- breite Palette der Linie
MINUS
- Ablesbarkeit
- Werkseinstellung Overdrive (s. Text)
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)